Hallo Forenten
Es wird an der Zeit, mal von meinem FLOW-Dipol-Prototypexperimenten zu berichten
Zum Bild: Hinter der 15cm starken akustischen Dämmplatte befindet sich, im Bild nicht sichtbar, eine Treppe nach unten. Die Lautsprecher stehen somit ca. 1.5m von der Rückwand (mit Balkenfachwerk) entfernt.
Habe also zunächst mal eine Galgenkonstruktion gemacht, in der Meinung, je nach Bedarf die Einzelchassis gegeneinander verschieben zu können. Das Ganze als Vierwegsystem aufgetrennt wie schon angekündigt bei 200Hz/640Hz/2000Hz, Filters by Acourate, Convolving by AcourateConvolver - what else? Der 12-cm-Hochmitteltöner von 640Hz-2kHz ist Mittenreferenz.
Der Hörtest offeriert eine Stereobühne, wie ich sie in meinen Selbstbauprojekten noch nie erlebt habe. Eine mir sehr vertaute Aufnahme (mittels Jecklin-Scheibe) einer Musikgesellschaft (Blech, Holz, Schlagwerke) tönt fast so dargestellt, wie ich besagte Musikgesellschaft aus dem Konzertsaal selbst kenne. Das "Atmosphärische" ist absolut authentisch. Laute Solostimmen in anderen Aufnahmen jedoch tönen gläsern - da stimmt was nicht.
Auf der Suche nach dem, was denn nicht stimmen könnte, checke ich zunächst mal einzeln die Hochtöner. Da fällt mir auf, dass in der Impulsantwort eine positive Zacke mitten in der Erholungsrampe nach dem Inintialimpuls zu sehen ist. Gehört dort nicht hin. Mittels der Cursoren in Acourate ermittle ich eine Laufzeit von 8.5cm. Easy. Nun bekommt der Hochtöner ein Segment (=kreisförmige partiale Schallwand) verpasst mit r=8.5cm. Schön. Die Zacke ist weg, die Impulserholung erscheint schön monoton. Als nächstes stören einige positive Buckel nach einer Laufzeit von 14.5cm. Also wiederum ein Stück Pappe an den Hochtöner hingepappt, mit r=14.5cm. Und so weiter, und so fort, iterativ ist es möglich, dem Hochtöner sehr hübsche Manieren angedeien zu lassen, mit einer Impulsantwort wie aus dem Bilderbuch. Die ganze Schallwand um den Hochtöner sieht zuletzt wie ein ovaloides Spiegelei aus, horizonal, der Dotter=Hochtöner dezentral. Und als Lohn der Angst ist der Schalldruck von 1.2kHz ... 20kHz auf etwas weniger als +-2dB linear.
Also alles Paletti? Pustekuchen. Was ich aus früheren entsprechenden Experimenten befürchtet habe, tritt nun ein. Bei einer Kontrollmessung aus einem horizontalen Winkel von ca. 30° habe ich Abweichungen vom zuvor mustergültigen Schalldruck von >+-5dB. Eigentlich logisch. Ein ovaloides Spiegelei, von der Seite her betrachtet, wird zum kreisrunden Spiegelei. Und ein kreisrundes Spiegelei ist bekanntermassen akustisch ungeniessbar. Somit ist der Ansatz des Systems mit individuell optimierten Minimalschallwänden doch nicht das gelbe vom Ei.
Der zweite Anlauf zum HW-FLOWglück ist aktuell im Staubstadium noch in der Werkstatt. Es wird wohl ein "Spinnersystem" geben, mit einer Riesenschallwand, welche möglicherweise nach innen im Stereodreieck kontinuierlich von Lautsprecher zu Lautsprecher durchgezogen wird. Und auf der Seite ca. 40cm über beide Tiefmitteltöner hinaus. Und in der Höhe ca. 1.50m messen wird, mit der Oberkante 50cm über dem Hochtöner. Nicht gedacht als operatives System für in die kleine Stube oder den Camper, sondern als experimenteller Prototyp, mit welchem die Theorie der hörphysiologischen Stereobabbild-Verirrungen bei Doppelimpulsen <0.7ms überprüft werden soll.
Bin mal gespannt, ob sich die Staubinhalationen bis zuletzt lohnen werden...
Grüsse
Simon
Ein PS noch für Rüdiger: Mach doch mal mit einem ausgestaubten Hochtöner und einigen Quadaratdezimetern Pappkarton eigene, kleine Experimente mit geometrisch einfachen Schallwänden.