Bewertung von Maßnahmen zur Verbesserung der HiFi-Kette

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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Diese Bilder von M.C. Escher illustrieren für mich mögliche Zustände vor oder nach "relativen Veränderungen", in die man sich durch reine "Kombinationsjonglage" und "ständiges Werten" auch im HiFi-Bereich begeben kann ...

Relative Perspektiven und Veränderungen:

http://www.mcescher.com/gallery/lithograph/relativity/


Wer hier im Uhrzeigersinn - in der richtigen Richtung - geht, bei dem geht es klanglich (Schritt für Schritt) immer weiter hinauf: "Neues Kabel, neuer Verstärker, neuer DAC, Nachbearbeitung der Tonträger mit Software 'X', ..."

http://www.mcescher.com/gallery/lithogr ... escending/
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Wir sehen m.E. schnell, wo hier das Problem liegt: Es fehlt meist der äußere Bezugsrahmen, der es ermöglicht festzustellen, ob in einem System aus

Zuspielkette - Lautsprecher - Raum

(evt. auch im Zusammenhang mit einem bestimmten "DRC"-System, welches dann als Teil der Zuspielkette zu werten ist, denn in die Raumakustik selbst greift es nicht ein, sondern führt "raumakustisch motivierte Modifikationen mit Bezug auf einen bestimmten Hörplatz" durch ... )

sich tatsächlich eine Verbesserung ergeben hat.

Eine abschließende Bewertung dessen ist allein durch Forendiskussionen nicht möglich, denn es werden in der Regel nur "individuelle Eindrücke" geschildert. Dabei ist es ganz gleich, ob es um Raumakustikelemente (objekiv messbare Veränderung mit Qualitätsauswirkung sehr wahrscheinlich) oder Line-Level Kabel (objektiv messbare Veränderungen mit Qualitätsauswirkung eher unwahrscheinlich) geht. Die subjektiven Äußerungen bewegen sich aber in beiden genannten Bereichen oft auf dem gleichen Niveau: "Qualitätssprung", "bessere räumliche Abbildung", etc.

Abgesichert werden - im Sinne eines Qualitätsurteils oder eines Trends - können solche Effekte jedoch nur rein messtechnisch, wenn nach Stand der Technik gemessen wird, oder durch vergleichende intersubjektive Tests, die es mindestens erfordern, daß man sich regelmäßig gegenseitig besucht und Veränderungen intersubjektiv bewertet.

Wenn aber kein "Maß für eine Gesamtqualität" vorhanden ist, dann wird es auch sehr schwer, "Verbesserungen" auf einzelne Schritte herunterzubrechen und ihnen z.B. prozentuale Gewichtungen zuzusprechen.


Ein konstruiertes Beispiel:
Angenommen, jemand verwendet einen Class-D Amp, der am konkreten LS einen leichten Hochtonabfall verursacht. Zufällig passt das in der Tendenz gerade zu LS und Raumakustik, die hier im Hochton etwas Bedämpfung vermissen lässt.

Jetzt wird die Nachhallzeit im Raum aufwändig auf einen einigermaßen frequenzunabhängigen Wert gebracht und evt. die auch die Absorption im Hochton etwas erhöht ...

Ist der genannte Verstärker jetzt immer noch OK ?

Nein ist er nicht. Er war es jedoch auch vorher schon nicht: Das wird m.E. gerne vergessen ...

Die Crux ist nur, daß alle Komponenten der Kette immer nur einen "relativen" Bezug zueinander gestatten, dessen tonale Bewertung immer maßgeblich von den dominanten Faktoren abhängt:

Lautsprecherwahl und Raumakustik sowie die Aufstellung der Lautsprecher und die Wahl des Hörplatzes.
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Oliver,

stimme Dir zu.

Die verkürzte Formel für "mein setup" bei Schilderung eines Hörtests lautet:

x und x sowie x und x (Lautsprecherwahl und Raumakustik sowie die Aufstellung der Lautsprecher und die Wahl des Hörplatzes)

Gruß

Bernd Peter
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

O.Mertineit hat geschrieben:Wer hier im Uhrzeigersinn - in der richtigen Richtung - geht, bei dem geht es klanglich (Schritt für Schritt) immer weiter hinauf: "Neues Kabel, neuer Verstärker, neuer DAC, Nachbearbeitung der Tonträger mit Software 'X', ..."
http://www.mcescher.com/gallery/lithogr ... escending/
Hallo Oliver
Auf musikalischer Ebene beschreibt Diana Deutsch eine Analogie in Tönen dazu.

Betrachten wir es mal aus der Sicht eines HiFi-Hobbyisten: Der Weg ist das Ziel.
Wäre Musikwiedergabe nicht so facettenreich und voller individuell geprägter Aspekte, hätten wir keine Vielfalt und nur geringe Motivation zur Steigerung, weil diese schwer zu erreichen scheint.
Die von mir so verhasste Dynamikkompression macht Musik "rockiger", eine Reduktion der Basisbreite verbessert die Fokussierung für ein müheloses Hören, Raumtiefe gegen Breite, Obertonreichtum mit Räumlichkeit gegen angenehmes ausgewogenes greifbares Klangbild, die richtige Lautstärke für die beste Ausgewogenheit der jeweilige Aufnahme gegen das, was vom Tonträger kommt und beim Mix im FG für richtig befunden wurde.
Weder gibt es ein Messverfahren für Lebendigkeit, wie wir sie empfinden, noch hat es jemand bisher geschafft, Räumlichkeit in skalierbaren Messwerten auszudrücken.
Ob ich das Gefühl habe, dass die Sängerin für mich singt, mich anspricht, mich beim Singen anzuschauen scheint, all solche Eindrücke vermittelt werden, oder aber vom Blatt zu lesen scheint, nicht auf den Ausdruck beim Singen zentriert, dazu fehlt noch eine Messmethode.

Gerard Hoffnung hat vor über 40 Jahren seine Cartoons in Buch und Film, und seine sehr speziellen Musikzusammenstellungen auf Schallplatten veröffentlicht, unter anderem war da die Rede von den Deutschen, die ihre Musik komponieren, "wiss ruler and spanner", also mit Lineal und Schraubenschlüssel.
Seine Cartoons waren von Absurditäten gespickt, einen gewissen Humor konnte man wahrlich nicht verleugnen. War ja auch für Leute mit Humor gemacht.
Den braucht man auch, wenn Messtechniker erklären, welche Produkte optimale Messwerte haben und demnach optimal klingen müssten (zumindest nach meinen Erfahrungen mit solchen Ergüssen). Man braucht ihn auch, wenn man Tonträger kauft, die das Abbild eines Symphonieorchesters im Konzertsaal liefern sollen, erstellt von diplomifizierten Tonmeistern ihres Fachs.
Offenbar sind alle von der Vielfalt der Aspekte überfordert.
Da kann es doch nur noch aufwärts gehen... und das schon stetig seit 1959 (Einführung der Stereoschallplatte) :mrgreen:
Grüße Hans-Martin
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