Hallo zusammen,
der Extreme ist nun seit ausreichender Zeit bei mir, Zeit also für ein erstes Feedback.
Zunächst eine kleine Impression, der regulär große Bricasti wirkt ziemlich winzig neben seinem neuen, schwergewichtigen Nachbarn
Die Verarbeitung ist wie erwartet großartig, die knapp 50kg müssen ja irgendwo herkommen! Ich habe mich für die silberne Variante entschieden, da sie auf mich etwas filigraner wirkt (sofern man hier von filigran sprechen kann...).
Für den Anfang habe ich auf mein bestehendes Ethernet-Setup gesetzt, eine Fiber-Strecke steht aber schon bereit für nachfolgende Tests. Das Laden der ca. 3000 Alben / 2,5 TB ging in knapp 3 Std erfreulich schnell, mit Basen und Füßen habe ich bisher noch nicht experimentiert.
Für meine ersten Tests habe ich Roon gewählt (natürlich habe ich brav gewartet, bis Roon alle Cover Art gesaugt hat, bevor gehört wird!). Einzig der neue Taiko-USB-Treiber v5.0 hat die Aufgaben vom Bricasti-Treiber übernommen, welcher über zusätzliche klangverbessernde Goodies verfügt (Als Extreme-Besitzer schickt man den USB-Description-Dump seines DACs an Taiko, der DAC wird dann als unterstütztes Gerät hinzugefügt).
Erstes Lied: Anouar Brahem, the astounding eyes of Rita. Seit ich ihn in der Kölner Philharmonie live gesehen habe, bin ich ein großer Fan - wow, bin fast zusammen gezuckt vor Schreck! Das Anreißen der Oud-Saiten kam mit so viel Attacke, aber gleichzeitig Schmelz, wie ich es noch nie gehört hatte. Die Saiten schwingen unglaublich lange nach und wabern in der Luft. Als der erste Schock vorbei war, kam der nächste - Anouar startet sein Signature-Summen und zum ersten mal 'sehe' ich ihn über der Oud anstatt irgendwie wolkig darin platziert - ganz schwer zu beschreiben, aber die Illusion war perfekt! Es war fast so, als könnte ich sein Gesicht wirklich sehen mit Haut und Haaren - erstes Lied, erste Minute, erster Gänsehautmoment! Die Bassklarinette, die später links einsetzt, hatte etwas enorm körperhaftes, kraftvolles, wirkte dabei aber nicht aufgeblasen oder zu dick, das Mehr an Attacke half auch hier den Realismus zu steigern - toll.
Weiter ging's mit You look good to me auf We get Requests vom OPT, ein Lied, welches ich seit Jürgen's Vorstufen-Workshop kennen und lieben gelernt habe. Gänsehautmoment Nummer 2, ich sehe wie der Bogen über den Kontrabass gezogen wird und merke wie fest Oscar Peterson jede Taste drückt um Spannung aufzubauen. Das Lied baut sich immer weiter auf und zieht einen in seinen Bann, erzeugt eine Art Surround-Effekt, den ich so nicht kannte - stillsitzen unmöglich! Ich ertappe mich, wie ich breit grinsend den Kopf schüttle vor Freude und Erstaunen.
Ein ähnliches Spiel ergab sich praktisch mit jedem neuen Album und ich realisiere, dass ich vom "Zapper" zum "Albumdurchhörer" in kürzester Zeit mutiert bin.
Nächster Vergleich war TAS gegen Roon.
Ich würde gerne zunächst folgendes Blockdiagramm zeigen, welches die Architektur visualisiert und hoffentlich so manche Frage erübrigt:
https://www.whatsbestforum.com/threads/ ... ost-707368
Ich fasse mich kurz: alles was mich zuvor begeistert hat, ist nochmal intensiviert worden, insbesondere 3 Aspekte möchte ich aber besonders hervorheben: Der Bass wirkt mit TAS viel straffer, konturierter und präziser, als wäre der Bassist vor dem Spielen ins Fitness Studio gegangen und hätte ein paar Pfund abgenommen. Die Bühne wirkt auch deutlich tiefer und dreidimensionaler, was in meinem kleinen Raum sehr schwer darzustellen ist. Am deutlichsten ist aber eine größere Klarheit wahrzunehmen, als wären die Fenster geputzt worden.
Wenn ich den Extreme "Klang" irgendwie in mir bekannte Komponenten übersetzen müsste, dann wäre es wohl am ehesten ein Hybrid aus Gryphon Antileon Signature (Bühnengröße, Kontrolle, scheinbar unerschöpfliche Power) und Wavac EC300B (Klangfarben, Räumlichkeit, "Magie").
Ein Paar interessante Entdeckungen habe ich auch gemacht:
Meine italienische Endstufe hat eine Low (50W Class A) und eine High (100W Class A) Position. War Low vor dem Extreme für mich immer ein Kompromiss, empfinde ich das jetzt nicht mehr so. Das Mehr an Kraft, Dynamik und Ruhe schlägt irgendwie durch, meine Stromrechnung freut's (wird sich jedoch in meinem neuen, größeren Raum wahrscheinlich erübrigen).
Weiterhin habe ich meine CJ ACT2 Vorstufe (nach Hong Kong
) verkauft. Hat mit dem SGM2015 die ACT2 noch mehr Raum, Klangfarben und Kontrolle gebracht (bei weniger Auflösung), klingt jetzt die direkte Anbindung an die Endstufe in fast allen Bereichen
deutlich besser.
Für mich bleibt die Erkenntnis, dass der Extreme das Gerät ist, welches nicht in einzelnen Aspekten besser ist als die alte Komponente, wie ich so oft erlebt habe. Er hat in jeder klanglichen Disziplin eine große bis sehr große Verbesserung gebracht, ohne irgendwo dafür etwas auf dem Altar zu opfern. Für mich hat sich der Kauf mehr als gelohnt, er ist bis jetzt das Gerät, dass mich näher an die Musik gebracht hat als alles zuvor. Source First!
Als nächstes auf der Agenda steht Glasfaser + ein paar Taiko Daiza Plattformen, die aktuell noch auf ihren Einsatz warten.
Musikalische Grüße
Christoph