Hallo Florian,
Messen würde ich in verschiedenen Abständen, um den Raumeinfluss zu erkennen.
Die Zielkurve ist nur erforderlich, wenn du eine Korrektur vornehmen willst.
Da Raumresonanzen oft Gütefaktoren über 10 haben, wäre eine 1/3 Oktav-Glättung völlig unpassend, es lässt sich überschlägig rechnen, dass selbst 1/6 Oktave schon zuviel wegbügelt.
Einbrüche im Frequenzgang haben meist Ursachen in Reflexionen des Schalls, dieser mechanische Ursprung lässt sich nicht durch Manipulation des Signals aufheben, also ein Equalizer oder Korrektursystem kompensiert es bestenfalls ansatzweise, aber nie vollständig.
Peaks hingegen kann man per EQ wegfiltern (im Signal vorausentzerren).
Da es nur ein Signal gibt, welches durch den Verstärker zum LS gelangt, wird jegliche Manipulation den Direktschall, aber auch den Diffusschall/Nachhall/reflektierten Schall beeinflussen.
Wenn die Messung nur als Grundlage für eine Korrektur dienen soll, ist neben der Zielkurve natürlich das Wissen um die Frequenzauflösung des Equalizers erforderlich.
Nimmt man einen üblichen Terzequalizer, also 3 Einsteller pro Oktave, so ist das ein probates Mittel, um in der Bandbreite zu arbeiten, die unserem Gehör für seine Wahrnehmung zugeordnet wird. Nimmt man einen Terz-Equalizer mit seinen genormten Frequenzen, die jetzt mal angenommen: symmetrisch neben einer Raumresonanz liegen, ist ein solches Gerät völlig unzureichend, um eine Verbesserung herbeizuführen.
Also entweder ein angepasster parametrischer Equalizer oder ein System mit feiner Auflösung, welches besser differenziert als die Messung.
Und die Messung? Wir hören mit 2 Ohren, die räumlich getrennt sind, hingegen hat das Mikrofon mit seiner 6mm Kapsel einen sehr fixierten Platz, der beiden Ohren nicht zugleich gerecht werden kann. Wir bewegen unseren Kopf und werten Muster aus, während das Mikrofon seinen Standort nicht ändert.
Laut Eberhard Sengpiel beträgt der Ohrabstand 21,5cm, die den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Angenommen, die genannten 21,5 cm sind maximal 1/4 Wellenlänge, dann müssen alle Frequenzen über 400 Hz besonders behandelt werden. Mit dem Mikrofon in der angenommenen Mitte, korrigiere ich auf 800 Hz für jedes Ohr.
Wir bewerten die erste Wellenfront anders als den später eintreffenden Schall, von vorn anders als von der Seite (LS unter 30°, Seitenwandreflexionen, Pinna-Einfluss), das Mikrofon kann es nicht.
Der Mensch unterliegt akustischen Täuschungen, Mikrofone nicht. Der Mensch kann räumlich trennen, Mikrofone nicht annähernd.
Wenn LS und Raum durch Messung und Korrektur auf bestmögliche Symmetrie und Neutralität getrimmt wurden, bleibt die Frage nach der verfügbaren Musik, deren Aufnahmequalität. Die beste Wiedergabe taugt nichts, wenn die Aufnahme schlecht ist, und da gibt es mindestens 2 widersprüchliche Auffassungen allein bei Stereo,
https://www.stereophile.com/content/tel ... remembered
Alle Telarcs sind polaritätsinvertiert, aber bei der akzeptierten Diffusität kommt es darauf auch nicht mehr an...
Was ist wichtiger: Laufzeitdifferenz (bei Kugelcharakteristik der Mikrofone mit guter Basswiedergabe) oder Intensitätsunterschied (Richtcharakteristik durch Druckdifferenzempfänger, deren FG mit dem Abstand sich ändert), wenn unsere Ortung von Schallereignissen unter 1kHz auf Laufzeit-, oberhalb auf Pegeldifferenz basiert?
Der eine will scharfe Ortung der (Phantom-)Schallquellen, der andere will "Räumlichkeit".
1 Mikrofon an einem Punkt, 1 Lautsprecher mit bester Linearität könnten einen authentischen Klang reproduzieren, bei Stereo wird es erheblich schwieriger, andere Dimensionen kommen hinzu.
Was willst du?
Grüße
Hans-Martin