Hallo Nicolas,
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Wie bereits angedeutet habe Ich aktuell den PPP eines guten Freundes (mit beeindruckender Linn/Tannoy-Kette) auf meinem Labortisch, der sich meinen Wiederbelebungsversuchen zumindest teilweise widersetzt.
oh viel Vergnügen wünsche ich, ist es ein 1er oder 2er?
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Als Ich das Gerät geöffnet habe, hat sich zunächst ein ähnliches Bild gezeigt wie im Eröffnungsbeitrag von Gert Volk: Der Bereich um das Ende des Spannungsverstärkers herum war schon mal gut warm geworden (wenn auch nicht komplett verbrannt) und R43 hatte sich in die Hochohmigkeit verabschiedet, also offenbar zuviel Strom gesehen.
Wenn R43 durch ist, heißt das in aller Regel, dass die komplette Treiber-Mannschaft von Q9 bis Q14 im Eimer ist. Ich tausche die aber immer sowieso alle, denn die damals verwendeten Transistoren sind nach meiner Erfahrung schlechter als die heute erhältlichen, auch wenn sie den gleichen Namen tragen. Außerdem tausche ich dann auch die Leistungs-Darlingtons aus. Wenn man die nur so misst, dass man die Durchlassspannung B-E/B-C anschaut und ob der Rest sperrt, findet man einen oft vorhandenen Fehler nicht: Die internen Widerstände zwischen B-E1-E2 sind oft durch. Alle raus, mache ich ebenfalls immer beim Upgrade. Und R11 bis R14 ebenfalls, die sind oft auch durch, wenn die Endstufe defekt war. R39 bis R44 sind ebenfalls Tauschkandadidaten, C24 tausche ich gegen 47µF/16V Keramik und ich füge wie in den letzten Versionen vorhanden R89/90 ein, nämlich jeweils 100K zwischen B-C von Q13/14. Dioden D13/14 ok? Da habe ich auch schon Defekte gesehen. Sind in der vorhandenen Version D21-26 vorhanden? Wenn nicht, nachrüsten, wenn vorhanden, checken. Wenn einer der Darlingtons durchging, ist meist mindestens eine der Dioden defekt. Damit wir vom gleichen Schaltplan sprechen:
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Es stellte sich dann schnell heraus, dass auch Q13 defekt war, ebenso die Spannungsversorgungen des Geräts falsche Werte lieferten. Die Spannungsregler für +12V und -25V hatten jedenfalls satte Kurzschlüsse.
Schlechtes Zeichen. Bitte mach das so, wie in den zuletzt gebauten Geräten:
U13 und U14 raus und einfach alle drei Anschlüsse mit einer Brücke versehen. D17 bis D20 ebenfalls auslöten und draußen lassen. So wird die Treiberstufe von der gleichen Versorgung gespeist wie die Endtransistoren. Ist besser in Stresssituation, wenn das fest gekoppelt ist. Falls es ein 2er ist: Schau bitte mal, ob nicht die Leiterbahn durchgebrannt ist vom negativen Versorgungsanschluss der drei kleinen Käbelchen, die von der Slave-Platine kommen, auf der die anderen zwei Darlingtons sitzen.
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Auch eine der beiden Zenerdioden, die zwischen C24 und dem Endstufenausgang nachträglich aufgelötet wurden (wie im Gerät in der Threaderöffnung) war zerschossen. Ich habe die Zeners mangels Ersatz zunächst weggelassen, die waren vor der ersten Revision ja nicht dabei und sind damit offenbar nicht zwingend notwendig.
Würde ich beide wieder reinmachen, ist hilfreich, um erneute Defekte zu verhindern. 1N5228 ist nicht notwendig, ich verwende dafür ZD3,9, gibt's bei Reichelt.
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Nach getauschten Spannungsreglern, neuen Elkos für die 12V und 25V Versorgungen, Q10, Q11, Q12, Q13, Q14...
Ich tausche immer C7, 8 (330/50), C9,10,11 (10/50), C5, 17, 18, 28, 31, 32 (47/63). C5 ist fast immer defekt oder zumindest gefärdet, denn er sieht einen enormen Ripple wegen der Spar-Gleichrichterschaltung davor. Ich ersetze D5/6 deshalb durch einen kleinen Brückengleichrichter.
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
...neuen Emitterwiderständen für die Endstufe und testweise getauschten Darlingtons zeigt sich nun folgendes Bild:
- Beim Einschalten mit gesteckten Darlingtons und verbundenem Gleichrichter für die Versorgung der Endstufe entbrennt ein Todesrennen zwischen den Q13, Q14 und den Darlingtons in der Endstufe --> keine gute Idee
]/quote]
Dann ist meist die komplette Mannschaft wieder zum Tausch fällig. MMBTA06/56 kaufe ich deshalb immer im 100er-Pack
.
- Beim Einschalten mit gesteckten Darlingtons und ohne verbundenem Gleichrichter passen die Hilfsspannungen zumindest, außer natürlich die, die vom Gleichrichter abhängen. +-12V und +-5V sind also stets dort, wo sie sein sollen. Aus diesem Grund war es für mich auch zunächst naheliegend, mich das ein oder andere Mal in die Zertörungsreise des ersten Spiegelstrichs zu geben
-5V gibts nicht, ist sicher ein Tippfehler. Ich kenne das, das ist bitter, wenn die gesamte Endstufe hochgeht.
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
- Beim Einschalten mit verbundenem Gleichrichter, aber ohne Darlingtons kann man wenigstens in Ruhe und zerstörungsfrei messen. Dabei zeigt sich folgendes Bild: Die Hilfsspannungen passen weiterhin alle, die +-25V liegen allerdings eher bei +-30V (wobei die Testpunkte auf dem Board auch mit +-30V beschriftet sind, das verbuche ich also unter Fehler im Schaltplan).
Korrekt.
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Nun fallen vor allem zwei Dinge auf: Die +20V Versorgung liegt betragsmäßig immer circa 3V tiefer als die -20V Versorgung (unabhängig von der insgesamten Niveaulage, die scheint vom Poti R10 abhängig). Der Punkt ist, dass der Spannungsverstärker offenbar keine Balance hinbekommt: Die +25V Versorgung liegt mit nur geringen Abschlägen an Testpunkt 8, also dem "Mittelpunkt" zwischen den Spannungsverstärkerausgängen an. Daraus schließe ich (das kann also auch ein Trugschluss sein), dass Q14 nicht durchsteuert. Es zeigt sich auch, dass am Kollektor von Q14 zwar die -25V Versorgung zu beobachten ist, am Emitter aber dann eben fast +25V. Verfolgt man das ganze zurück, so zeigt sich ein äquivalentes Verhalten auch an Q12 (natürlich mit den beobachtenen Spannungen an Emitter und Kollektor vertauscht). Somit scheint also auch Q12 nicht zu "öffnen". Davor liegt nun ja aber nicht so besonders viel, woran kann das also liegen?
D13/14 ok? Irgendwo eine Leiterbahn im Treiber durch? Folgender Gedanke kommt mir noch: Die nominal +-25V werden doch dadurch erzeugt, dass jeweils ein 5V-Regler die +-20V als Fußpunkt hat. Also müssen ziemlich zwingend die 25V-Spannungen betragsmäßig 5V höher sein als die 20V-Spannnungen. Taucht dort der 3V-Versatz genauso auf? Ist vielleicht irgendwo eine Masseverbindung im Netzteilbereich unterbrochen? Oder eben die -20V-Leitung, wie oben bereits gefragt?
Nicolas hat geschrieben: ↑30.03.2022, 13:13
Alle Widerstände und Dioden im Spannungsverstärker sind für gut befunden, C24 ist getauscht...es macht sich also Ratlosigkeit breit.
D13/14 also ok. Ich hatte auch mal so einen Fall und ich konnte keinen Fehler finden, da hing auch die Treiberstufe am Anschlag, allerdings ohne "Todesrennen". Nachher war es eine winzige Lötbrücke irgendwo... Bedenke aber bitte auch, dass die gesamte Endstufe erst dadurch in die gegengekoppelte Balance kommt, wenn die Darlingtons mitspielen dürfen, denn sonst ist die Gegenkopplung über R9 (unterhalb des oben abgedruckten Bereichs, deshalb nicht sichtbar im Bild) nicht aktiv, die das ganze Kunstwerk erst DC-mäßig in die Mitte zieht. Ich würde also erstmal der Sache mit dem 3V-Versatz nachgehen, das ist verdächtig. Dass der Versatz auch noch vom Poti abhängt, spricht ebenfalls für eine fehlende Verbindung irgendwo.
Weiter viel Erfolg bei der Reparatur!
Viele Grüße
Gert