hannes hat geschrieben: ↑15.01.2020, 11:09wie anfänglich beschrieben möchte ich mich meine Lautsprecher T+A Criterion TR 450 auf einfachem Wege aktivieren. Es sind sehr gute Boxen mit sehr wertigen Lautsprechern. Ideal wäre ein Modul mit der aktiven Weiche+2 Endstufen. Die Trennfrequenzen und Filterordnung kann ich rausbekommen. Zu aufwendig will ich es nicht treiben, mit DSP habe ich im Moment noch wenig Erfahrung.
Hallo Hannes,
du möchtest sicherlich, dass das Ergebnis nicht schlechter ausfällt als der jetzige Zustand bietet.
Den Verlustwiderstand der passiven Weiche kannst du durch einen (mal angenommen) 0,3 Ohm Widerstand simulieren. Der verschlechtert die Kopplung an den Verstärker, erlaubt aber, die Bassreflexabstimmung sowie die Gehäusegröße beizubehalten.
Die Auswahl der Chassis hat T+A schon durch Auswahl zueinander passender Komponenten erledigt, da wirst du nichts ändern, auch das Gehäuse ist darauf schon mit Fräsungen abgestimmt.
Jetzt kommt die Entwicklungsabteilung zum Zuge und konstruiert eine Frequenzweiche, die mit Hochpass (Trennfrequenz, Flankensteilheit) die Belastbarkeit des HT gewährleistet und ggf. entzerrenden Netzwerken Feinheiten ausbügelt. Diese Entwicklungsarbeit wirst du nun wiederholen. Einfach die vom Hersteller angegebene Trennfrequenz zu übernehmen, kann eventuell nur als Notbehelf angesehen werden, denn ein Testbericht zeigt per Impedanzkurve oder per Rundstrahlverhalten manchmal deutlich auf, dass der angegeben Wert nur ungefähr stimmen kann, manchmal ist die Frequenz des TT-Tiefpass eine andere als die des HT-Hochpass, welche von beiden wurde dann genannt? Um die Frequenzweiche zu konfigurieren, ist eine DSP-basierte Lösung erheblich flexibler als eine Analogtechnik-Hardwarelösung, wo man den Lötkolben bemühen muss, um bestimmte Werte zu ändern.
Und eine DSP-Version bietet meist Polaritätswahl und neben einfachen parametrischen EQs auch Delay, mit dem man beide Chassis zeitlich koordinieren kann (Kompensation der mechanischen Position und der Gruppenlaufzeit der Filter).
Wenn es gelingen könnte, mit wenig Aufwand den zugrundeliegenden T+A Lautsprecher deutlich zu verbessern, stellt das T+As (warum wohl bisher erfolgreichen?) Ingenieuren ein schlechtes Zeugnis aus.
Ich denke, das wahre Ausmaß des erforderlichen Aufwands wird dir bewusst, wenn du nach dem Umbau die ersten Hörtests machst und noch ein paar Tage Musik damit gehört hast.
Ich halte eine DSP-basierte Lösung für hilfreich, den Klang dorthin zu bringen, wo man ihn eigentlich haben wollte.
Als erstes würde ich die Chassis in nur einer Box ablöten und mit Kabeln durch die Reflexöffnung nach draußen führen, zum Aktivmodul. Stehen beide LS nebeneinander, müssten bei Ansteuerung mit Monosignal alle Töne zwischen den Boxen lokalisiert werden (außerhalb entspricht phasendrehung). Das funktioniert nicht mit der DSP-Version, die prinzipbedingt eine unvermeidbare Durchlaufverzögerung mitbringt, schnell sind 6ms (entsprechend fast 2m Distanz) mit im Spiel.
Ich zweifle nicht daran, dass es möglich ist, die vorgegeben Box durch Aktivierung zu verbessern, allerdings geht das erfahrungsgemäß nicht mit einem Fingerschnipps.
Die Sprungantwort kann man schon mit Audacity/PC und einem einfachen Mikrofon erfassen, da sieht man die (relative) Polarität der Chassis und das zeitliche Zusammenspiel (wo der HT höchstvermutlich vorausläuft). Mit DSP Delay am HT ist das schnell ausgeglichen.
Ein Messystem selbst mit nicht-kalibriertem Elektretmikrofon ist im entscheidenen Frequenzbereich meist hinreichend linear, um die Weiche abzustimmen. Darauf würde ich nicht verzichten wollen.
Grüße
Hans-Martin