Linn G-Selekt DSM
Verfasst: 27.01.2020, 16:59
Liebe G-Fans,
von Linn gibt es seit Ende 2018 einen neuen Streamer, der preislich zwischen die Majik- und die Akurate-Serie eingepasst ist. Der hat den Weg sowohl in meinen Hörraum wie in meine Werkstatt gefunden. Zunächst darf er in den Hörraum. Die Bedienung ist über Kazoo gewohnt gut, und er kann auch mit dem Rad oben komfortabel direkt am Gerät bedient werden. Das sieht außerdem ziemlich schick aus. Musik reinladen geht aber nur über einen sog. Controlpoint wie eben z. B. Kazoo.
Ich habe mir inzwischen eine zweite Lichtwellenleiterstrecke geleistet und ein zweites Musigo PC3 für den Strom, so dass ich zwei Geräte unter gleichen Bedingungen gleichzeitig laufen lassen kann und nicht abwechselnd neu booten muss.
Nach dem üblichen Pegelabgleich höre ich ein bisschen Tord Gustavsen, natürlich die Misa Criolla, ein bisschen Orgel und Klavier, und den Finalsatz "Aus der neuen Welt". Ich muss sagen, der Selekt klingt gar nicht so übel. Klar, der G-DAC ledert ihn ab, was Präzision betrifft, er stellt schärfer, hat die größere Bühne und Übersicht, aber wenn ich das vergleiche mit dem ADSM3 mit seinem Katalyst-DAC, der kürzlich hier war, gefällt er mir eher besser. Er ist nicht so dunkel und verhangen abgestimmt wie der Katalyst-Akurate. Ehrlich gesagt hatte ich ein etwas müdes, verwaschenes und eher unsauberes Klangbild erwartet, wie es für den alten Majik DS im Originalzustand typisch war. Weit gefehlt. Eventuell könnte das eine gute Basis darstellen für eine weitere Modifikation.
Den Selekt kann man mit verschiedenen Modulen bestücken. Ich schraube ihn mal auf:
Man kann den Deckel ganz einfach abschrauben und das Display nach vorne wegklappen, das ist sehr schön gemacht. In der normalen Ausführung gibt es diverse Digitaleingänge:
2x S/PDIF Koax
2x Toslink
1x USB
1x HDMI ARC
Außerdem finden sich da auch noch drei Analogeingänge:
Das Blech links oben kann man rausschrauben und dort noch eine HDMI-Platine reinmachen, die man zudem mit einem Surroundmodul für Dolby, DTS & Co. aufbohren kann. Wozu Surround? Nun, es gibt drei Steckplätze für DA-Module:
Hier ist das Stereo-Line-Out-Modul, das vorher drin war, rausgezogen. Ganz ohne ein solches DA-Modul funktioniert der Selekt auch, liefert sein Signal aber nur an den Exaktausgängen für speziell dafür vorbereitete Linn-Lautsprecher oder die Exakt-Box ab. Es gibt diese Einschübe entweder als Line-Out oder mit eingebauten Endstufen. Und wenn man drei Einschübe reinmacht, kann man bis zu sechs Kanäle wandeln und damit eine Surround-Installation füttern. Schauen wir uns den rausgezogenen Line-Out-Einschub mal genauer an:
In der Mitte, mit der Plexiglasabdeckung, steckt das DAC-Modul. Es gibt zwei verschiedene, das DAC-Modul 1 und 2. Das 2er hat den sog. Katalyst-DAC drin, das 1er ist einfacher gestrickt. Das hier in meinem ist das Modul 1, und das klingt schon gar nicht schlecht. Man kann es einfach rausziehen:
Am Ende des Einschubs sieht man die Anschlüsse, Cinch und XLR:
Das DAC-Modul 1:
Haube runter:
Jetzt wird's interessant. Der Katalyst verwendet den DAC-Chip AK4497EQ, und das ganze Geheimnis des klangvollen Namens "Katalyst" ist dieser Chip. Nun gibt es im Sortiment von AKM auch einen etwas einfacheren Chip, der aber fast das gleiche kann, den AK4493EQ. Und den finde ich im Modul 1. Mein Verdacht ist, dass der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Modulen, die sich im Preis immerhin durch einen deutlich vierstelligen Eurobetrag unterscheiden, nur zu einem geringen Teil durch die unterschiedlichen DAC-Chips bedingt ist, sondern hauptsächlich durch den bei Linn so oft zu findenden Unterschied zwischen den verschiedenen Baureihen: In der Stromversorgung. Da der Line-Out-Einschub aber als Basis die gleiche ist für Modul 1 und 2, kann der Unterschied dort nicht zu finden sein. Schauen wir trotzdem mal rein:
Rechts finden sich Regler für drei Spannungen, +9V und -9V für die Analogstufen und 3,3V für die Digitalversorgung des DAC-Moduls:
Da fehlt doch was? Richtig, wo wird denn eigentlich die klangentscheidende Referenzspannung für den DAC-Chip gemacht? Auf dem DAC-Modul selbst. Und wenn die nicht im Katalyst-Modul aussieht wie geschleckt und im Modul 1 recht lieblos mit einem Standardregler gemacht wird, würde mich das ziemlich wundern, so wie ich Linn kenne. Links im Einschub finde ich die analoge Ausgangsstufe:
Die kommt mir ziemlich bekannt vor aus dem Katalyst-Akurate, es werden auch die gleichen OPs (Burr Brown OPA1612) verwendet. Die erste Filterstufe jedoch sitzt noch auf dem DAC-Modul. Ganz hinten findet man das, was mich an den Linnausgängen schon immer stört: Satte 600 Ohm Innenwiderstand bei XLR und 300 Ohm bei Cinch. Sicher, so spart man Treiber für jeden Ausgang, weil man bei den hohen Innenwiderständen einfach Cinch und XLR+ gemeinsam aus einem OP füttern kann, aber meinen Geschmack trifft das nicht.
Ich schraube den Einschub wieder zusammen und schaue mich im Rest des Geräts noch ein bisschen um. Das Analogboard mit AD-Wandler ist recht aufwändig gemacht und hat gleich zwei ordentliche Phonoverstärker für MM und MC drauf:
Wo sitzt denn die Audioclock eigentlich? Die müsste auf dem Mainboard sein, denn sowohl der ADC wie die DACs werden davon getaktet. Ich finde eine alte Bekannte, die sehr gute SiLab Si570:
Deren Versorgungsspannung ist ganz essentiell für den Klang eines DACs. Und ich wette, dass ich genau da noch erhebliches Verbesserungspotenzial finde. An dieser Stelle waren immer schon die größten Unterschiede zwischen Majik, Akurate und Klimax festzustellen.
Viele Grüße
Gert
von Linn gibt es seit Ende 2018 einen neuen Streamer, der preislich zwischen die Majik- und die Akurate-Serie eingepasst ist. Der hat den Weg sowohl in meinen Hörraum wie in meine Werkstatt gefunden. Zunächst darf er in den Hörraum. Die Bedienung ist über Kazoo gewohnt gut, und er kann auch mit dem Rad oben komfortabel direkt am Gerät bedient werden. Das sieht außerdem ziemlich schick aus. Musik reinladen geht aber nur über einen sog. Controlpoint wie eben z. B. Kazoo.
Ich habe mir inzwischen eine zweite Lichtwellenleiterstrecke geleistet und ein zweites Musigo PC3 für den Strom, so dass ich zwei Geräte unter gleichen Bedingungen gleichzeitig laufen lassen kann und nicht abwechselnd neu booten muss.
Nach dem üblichen Pegelabgleich höre ich ein bisschen Tord Gustavsen, natürlich die Misa Criolla, ein bisschen Orgel und Klavier, und den Finalsatz "Aus der neuen Welt". Ich muss sagen, der Selekt klingt gar nicht so übel. Klar, der G-DAC ledert ihn ab, was Präzision betrifft, er stellt schärfer, hat die größere Bühne und Übersicht, aber wenn ich das vergleiche mit dem ADSM3 mit seinem Katalyst-DAC, der kürzlich hier war, gefällt er mir eher besser. Er ist nicht so dunkel und verhangen abgestimmt wie der Katalyst-Akurate. Ehrlich gesagt hatte ich ein etwas müdes, verwaschenes und eher unsauberes Klangbild erwartet, wie es für den alten Majik DS im Originalzustand typisch war. Weit gefehlt. Eventuell könnte das eine gute Basis darstellen für eine weitere Modifikation.
Den Selekt kann man mit verschiedenen Modulen bestücken. Ich schraube ihn mal auf:
Man kann den Deckel ganz einfach abschrauben und das Display nach vorne wegklappen, das ist sehr schön gemacht. In der normalen Ausführung gibt es diverse Digitaleingänge:
2x S/PDIF Koax
2x Toslink
1x USB
1x HDMI ARC
Außerdem finden sich da auch noch drei Analogeingänge:
Das Blech links oben kann man rausschrauben und dort noch eine HDMI-Platine reinmachen, die man zudem mit einem Surroundmodul für Dolby, DTS & Co. aufbohren kann. Wozu Surround? Nun, es gibt drei Steckplätze für DA-Module:
Hier ist das Stereo-Line-Out-Modul, das vorher drin war, rausgezogen. Ganz ohne ein solches DA-Modul funktioniert der Selekt auch, liefert sein Signal aber nur an den Exaktausgängen für speziell dafür vorbereitete Linn-Lautsprecher oder die Exakt-Box ab. Es gibt diese Einschübe entweder als Line-Out oder mit eingebauten Endstufen. Und wenn man drei Einschübe reinmacht, kann man bis zu sechs Kanäle wandeln und damit eine Surround-Installation füttern. Schauen wir uns den rausgezogenen Line-Out-Einschub mal genauer an:
In der Mitte, mit der Plexiglasabdeckung, steckt das DAC-Modul. Es gibt zwei verschiedene, das DAC-Modul 1 und 2. Das 2er hat den sog. Katalyst-DAC drin, das 1er ist einfacher gestrickt. Das hier in meinem ist das Modul 1, und das klingt schon gar nicht schlecht. Man kann es einfach rausziehen:
Am Ende des Einschubs sieht man die Anschlüsse, Cinch und XLR:
Das DAC-Modul 1:
Haube runter:
Jetzt wird's interessant. Der Katalyst verwendet den DAC-Chip AK4497EQ, und das ganze Geheimnis des klangvollen Namens "Katalyst" ist dieser Chip. Nun gibt es im Sortiment von AKM auch einen etwas einfacheren Chip, der aber fast das gleiche kann, den AK4493EQ. Und den finde ich im Modul 1. Mein Verdacht ist, dass der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Modulen, die sich im Preis immerhin durch einen deutlich vierstelligen Eurobetrag unterscheiden, nur zu einem geringen Teil durch die unterschiedlichen DAC-Chips bedingt ist, sondern hauptsächlich durch den bei Linn so oft zu findenden Unterschied zwischen den verschiedenen Baureihen: In der Stromversorgung. Da der Line-Out-Einschub aber als Basis die gleiche ist für Modul 1 und 2, kann der Unterschied dort nicht zu finden sein. Schauen wir trotzdem mal rein:
Rechts finden sich Regler für drei Spannungen, +9V und -9V für die Analogstufen und 3,3V für die Digitalversorgung des DAC-Moduls:
Da fehlt doch was? Richtig, wo wird denn eigentlich die klangentscheidende Referenzspannung für den DAC-Chip gemacht? Auf dem DAC-Modul selbst. Und wenn die nicht im Katalyst-Modul aussieht wie geschleckt und im Modul 1 recht lieblos mit einem Standardregler gemacht wird, würde mich das ziemlich wundern, so wie ich Linn kenne. Links im Einschub finde ich die analoge Ausgangsstufe:
Die kommt mir ziemlich bekannt vor aus dem Katalyst-Akurate, es werden auch die gleichen OPs (Burr Brown OPA1612) verwendet. Die erste Filterstufe jedoch sitzt noch auf dem DAC-Modul. Ganz hinten findet man das, was mich an den Linnausgängen schon immer stört: Satte 600 Ohm Innenwiderstand bei XLR und 300 Ohm bei Cinch. Sicher, so spart man Treiber für jeden Ausgang, weil man bei den hohen Innenwiderständen einfach Cinch und XLR+ gemeinsam aus einem OP füttern kann, aber meinen Geschmack trifft das nicht.
Ich schraube den Einschub wieder zusammen und schaue mich im Rest des Geräts noch ein bisschen um. Das Analogboard mit AD-Wandler ist recht aufwändig gemacht und hat gleich zwei ordentliche Phonoverstärker für MM und MC drauf:
Wo sitzt denn die Audioclock eigentlich? Die müsste auf dem Mainboard sein, denn sowohl der ADC wie die DACs werden davon getaktet. Ich finde eine alte Bekannte, die sehr gute SiLab Si570:
Deren Versorgungsspannung ist ganz essentiell für den Klang eines DACs. Und ich wette, dass ich genau da noch erhebliches Verbesserungspotenzial finde. An dieser Stelle waren immer schon die größten Unterschiede zwischen Majik, Akurate und Klimax festzustellen.
Viele Grüße
Gert