Hallo Gert,
vielen Dank für deinen Hörbericht. Gut finde ich generell, dass du technische Aspekte nicht außen vor lässt und auch für Nichttechniker nachvollziehbar erklärst. Und bei der DAC Architektur lerne ich täglich dazu. Ich finde es wichtig die Architektur zu verstehen, weil dadurch im eigenen Setup gezielt Verbesserungen möglich sind.
Ich habe zwar keine Linn Geräte mehr, aber die Themen sind übertragbar auf andere DACs. Nachfolgend meine Gedanken dazu. Ich würde mich über Anmerkungen von dir (und natürlich von anderen) freuen, wo ich richtig oder wo ich falsch liege.
Fortepianus hat geschrieben: ↑07.12.2023, 13:13Außerdem hat er das bekannte Line-Out-Modul drin, das man ausrüsten kann mit dem Level1-DAC (DAC-Chip AK4493) oder Level2-DAC (DAC-Chip AK4497), auch als Katalyst bezeichnet, ...
Wenn ich mir beispielhaft das Blockschaltbild des
AKM AK4493 Chips (PCM 768kHz, DSD512) ansehe, dann erfolgt die Verarbeitung nach meinem Verständnis wie folgt:
PCM wird zuerst in ein
Modul DATT (Dynamic Audio Transport Technology) geschoben. Soft Mute dürfte das Absenken der Lautstärke betreffen, vielleicht beim umschalten von Quellraten. Wichtiger ist der Weg zum Modul De-emphasis und Interpolator.
De-emphasis (Digitalfilter) soll Rauschen und Verzerrungen reduzieren und der
Interpolator rechnet die Quellrate auf die passende Frequenz für den Delta-Sigma-Modulator hoch. Das können zum Beispiel
11,2896 Megahertz = DSD256 sein.
Der
Modulator nimmt die Daten in Empfang und erzeugt den sogenannten Bitstream, welcher dann über einen
analogen Filter (SCF - Switched-Capacitor-Filter) von Digital zu Analog gewandelt wird. Dieses Verfahren kennen wir von der Super-Audio-CD (SACD). Gespeichert wird dabei der direkte Datenstrom eines Delta-Sigma-Modulators, der mit 2,8224 MHz arbeitet. Das entspricht dem 64-fachen (DSD64) der Abtastrate von 44,1 kHz (Audio-CD/Red-Book).
Das bedeutet, dass bei Linn und vielen anderen DACs Quelldateien im PCM Format zwangsläufig im Delta-Sigma-Chip auf DSD umgerechnet werden. Ladder DACs (R2R) sind hier zum Beispiel eine Ausnahme.
Bei
DSD ist eine
Umgehung eingezeichnet, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. In diesem Fall wird der
Bitstream direkt dem
analogen Filter zugeführt. Diese Umgehung konnte bei den bisherigen Linn-DACs jedoch nicht genutzt werden, da DSD als Quellrate nicht akzeptiert wurde. Denn Linn Akurate DSM/2 und 3 unterstüzen nur eine maximale Quellrate von 24 Bit/192 kHz.
Quelle:
AKM AK4493
Fortepianus hat geschrieben: ↑07.12.2023, 13:13... Upsampling - bei Linn immer alles auf 192kHz hochsetzen.
Das externe Upsampling kann dem DAC Chip Interpolator dabei helfen, die Abtastrate für den Modulator zu erreichen. Das DAC Oversampling erfolgt oft per Interpolation mit Festkommarechnung und recht einfach gehaltenen digitalen Filter. Leistungsfähige externe Upsampler dagegen haben oft mehr Rechenleistung zur Verfügung und verwenden Algorithmen mit Gleitkommarechnung und bessere Filter.
Linn selbst schreibt in den
Linn Docs, dass ein Upsampling mit einem leistungsfähigen Filter erfolgt. Vermutlich per FGPA noch vor dem DAC Chip.
Da so oder so in jedem Fall vor der Wandlung in Analog ein Oversampling im DAC Chip erfolgt, profitert dieser von einem hochwertigen externen Upsampling auf die maximale Quellrate von 192 kHz. Woraus sich die Klangsteigerung erklärt.
Fortepianus hat geschrieben: ↑07.12.2023, 13:13... und jetzt eben kann man da auch das Organik-DAC-Modul reinstecken.
Meines Wissens akzeptiert der Organik DAC Quellraten bis zu
DSD256 und
24 Bit/384 kHz. Insbesondere die DSD Sektion ist neu, obwohl dass ja die AKM Chips auch schon konnten. Nur halt nicht von Linn freigeschaltet.
Ich berichtete
hier, dass im selbst programmierten FPGA
alle digitalen Signale (PCM und DSD) vor der eigentlichen Wandlung auf 98.304 MHz =
DSD 2048 (x48) hochskaliert werden. Für die Wandlung werden 32 „sogenannte Flipflops“ (1-Bit Speicher) pro Kanal verwendet. Das ist mal eine Ansage!
Und nun komme ich zum springenden Punkt! Gert, wenn du den Hörtest nur mit 192 kHz machst, wirst du meines Erachtens die Vorteile des Organik DACs nicht voll ausschöpfen. Es könnte sich lohnen mit einem leistungsfähigen Rechner dem
Linn Organic DAC direkt DSD256 zuzuführen. Da die meisten von uns PCM Files haben, bietet sich eine externe Konvertierung von PCM in DSD zum Beispiel mit dem HQPlayer geradezu an, weil der Organik DAC und andere es intern sowieso machen. Die sehr guten Modulatoren und Filter vom HQPlayer (alternativ etwas abgespeckter in Roon) können den Linn in seiner Arbeit entlasten.
Das macht es sicher nicht einfacher, aber für den guten Klang könnte es sich lohnen.
Grüße Gabriel