chriss0212 hat geschrieben: ↑03.03.2020, 23:45
... was ein DSP wirklich ist.
Hi,
ich finde es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Interpretation und die "key takeways" der einzelnen Forenten sind.
Ohne ins DSP-Details zu gehen, versuche ich meine "Leseart" und "Analyse" darzustellen.
Ich finde den Artikel interessant, informativ und mit einer klaren Botschaft. Die steht in dem letzten Satz "In
this respect ATC have no equal". Und in dem ganzen Artikel wird sehr geschickt darauf gearbeitet und hingewiesen, was sich hinter dem "
this respect" verbirgt.
Die storyline ist einfach
1. Was wir in unseren Räumen hören, setzt sich aus einem Direktschall und einem reflektierten Schall
2. Entscheidend für die qualitative Beurteilung ist der Direktschall
3. Die wichtigsten Qualitätsmerkmale sind der Frequenzgang, Abstrahlverhalten und vor allem der Phasengang (zeitliches Verhalten)
4. Wichtiger FG-Bereich ist 100-10000Hz
5. Ausschlaggebend für die oben genannten Aspekte ist der Lautsprecher selbst
und dann
6. DSPs können nur den Direktschall aber nicht den reflektierten Schall korrigieren
7. und DSP verhunzen dabei den Phasengang
8. Die meisten FG-Überhöhungen in dem 100-10000 sind dicht und gleichmäßig verteilt (also braucht man sie nicht zu korrigieren -> Hintergedanke: da reicht die Linearität des Lautsprechers)
9. Die einzigen DSP-Korrekturen, die sinnvoll sind, sind die Korrekturen der Bass Peaks (da sie schmalbändig und diskret verteilt sind)
also
10. Die meisten Probleme bzw. Qualitätsmerkmale werden abgehackt, wenn man für einen guten Direktschall sorgt und sich auf das wesentliche konzentriert, in dem man anstatt mit dem DSP nachhilft/verschlimmbessert einfach gleich zu ATC Lautsprechern greift (mit deren angepriesenen Phasen- und Frequenzgang)
Das ist alles (fast) richtig aber nur eine "Halbwahrheit" -> die zweite Hälfte fehlt. Und jetzt komme ich zu dem Zitat oben "... was ein DSP wirklich ist."
In dem Artikel wird es so dargestellt, als ob sich die Rolle des DSPs auf eine Raumakustik-bedingte Korrektur des Direktschalls einschränken würde. Aber DSP kann und macht (zumindest nach meinem Verständnis) deutlich mehr. Und das ist die fehlende zweite Hälfte zu dem "...was ein DSP wirklich ist":
- stellt aktive Frequenzweichen zur Verfügung, die z.T. ein deutlich besseres Phasen-/Zeitverhalten haben, als die passive (ATC) Lösungen
- ermöglicht die Umsetzung von den in dem Artikel genannten und empfohlenen "Active Absorber" (also z.B. Double Bass Arrays, Soundfield Management Systemen, ... u.ä), die ebenfalls einen DSP voraussetzen.
Also, wie immer, mit den "voreiligen" Schlüssen schön aufpassen und die "Intention" solcher Artikel nicht vergessen
Ich bin sicher dass wir noch ein paar weitere sinnvolle Aufgaben eines DSPs finden würden
PS1
Was ich in solchen Betrachtungen wie in dem genanten Artikel vermisse ist (ich nenne es so) eine "Gesamtbilanz". Es ist unbestritten, das bestimmte DSP-Korrekturen für bestimmte Merkmale/Parameter nicht "verlustfrei" sind. Was aber für mich zählt, ist das Gesamtergebnis -> z.B. ein großer Gewinn an Qualität bei einem Parameter wiegt auf/kompensiert einen kleinen Verlust bei einem anderen Parameter. Wichtig ist, dass es am Ende als Ganzes besser klingt. Und das würde ich nicht an einzelnen isolierten und hervorgehobenen Parametern messen.
PS2
Man kann die Meinungen auch ohne "zu lügen" manipulieren/beeinflussen, in dem man geschickt/gezielt nur bestimmte "Wahrheiten" erwähnt
Grüsse,
Alwin