lieber Uli,
liebe Forenten,
ok, das
überzeugt mich. Das ist konsequenter Schichtbau, bei dem die Schichtung um 90° gedreht wird und damit überhaupt erst in die Schichtbauidee integriert wird.uli.brueggemann hat geschrieben: ↑28.01.2021, 17:10 Bei den Schichten werden aber hier nun Dämpfungsschichten dazwischen verspannt. Es ist also ein gezielter Aufbau von steifen Elementen plus Elementen mit innerer Reibung machbar.
Ergebnis: da resoniert praktisch nichts mehr. Es macht nur noch Tok.
Nachteil: aufwendiger Materialeinsatz = Kosten.
Grundgedanke: Vorspannung
Wenn man eine plastische Masse vorspannt, also zum Beispiel eine Bitumenbahn zwischen zwei Holzbrettern einklemmt, durch Schrauben zum Beispiel, ist das immer noch die beste aller möglichen Dämpfungen. Ich hatte schon überlegt, vorzuschlagen, die Hartfaserplatte in einem, sagen wir 10 cm-Raster oder enger auf die Seitenwände zu schrauben, mit der Bitumenbahn dazwischen. Das erst müsste richtig Wirkung entfalten.
Aber dafür brauche ich keinen Schichtaufbau, da tun es auch einfache, also klassische Aufbauten. Erst mit dem Gedanken, die plastische, also dämpfende Masse nicht auf die Oberfläche, sondern zwischen die Schichten zu bringen, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: ich brauche mir keine Gedanken über die Befestigung der plastischen Masse auf der Gehäuseinnenwand mehr zu machen, sondern erledige das gewissermaßen nebenbei, wenn ich die Schichten unter Spannung -- also mit Gewindestangen -- miteinander verbinde und dabei die Dämpfungsmatten dazwischenlege.
Nun weiß ich nicht, wie gut sich Bitumenbahnen fräsen lassen. Da bin ich wirklich gespannt, hoffe aber, dass man sich damit nicht seinen Fräsautomaten versaut. Oder, wenn man es tut, sich die Bahnen aber dennoch gut bearbeiten lassen, für die Lautsprecherlinie eben einen ausgemusterten, aber noch funktionsfähigen Fräsautomaten nimmt, den man nicht zu tränentreibenden Preisen verkauft, sondern weiterbenutzt. Nur so ein Gedanke, aber ich wollte signalisieren, dass mir schon klar ist, dass sich das auch in der Praxis umsetzten lassen muss, so schön die Idee sich in der Theorie auch immer anhören mag.
Dieser Gedanke ist Schichtbau in Konsequenz, was weitere Folgen hat. So etwas
ist dann nicht mehr möglich. Die elastischen Zwischenschichten -- die Bandscheiben gewissermaßen -- sind nicht ausreichend formstabil, als dass das Furnier nicht reißen könnte. Ganz abgesehen davon finde ich die "Lesbarkeit" von Gegenständen nicht unwichtig.Lauscher hat geschrieben: ↑29.01.2021, 08:48 Falls ich im Schichtaufbau verschiedene Holzarten verwende könnte ich mir vorstellen die Außenseiten mir einer dünnen Gummischicht und darauf zum Beispiel Biegesperrholz aufzubringen damit nicht auffällt das die verschiedenen Materialien sich unterschiedlich verhalten. Oder die Streifen nach außen versetzt anordnen? damit ich damit angeben kann?
Schön wäre auch lackiert oder foliert.
Ihr seht schon - für die Außenansicht habe ich noch keine genauere Vorstellung. Aber das kommt noch.
Exkurs Lesbarkeit
Der Gedanke der Lesbarkeit kommt ursprünglich aus der Architektur, wo es Gang und Gäbe ist, alte Gebäude umzubauen und ggf. für eine Umnutzung umzubauen. Eingriffe, wie man sie in den 70er-Jahren vorgenommen hat, dass Altbauten anschließend aussahen wie Neubauten, macht man schon seit den ausgehenden 80er-Jahren nicht mehr. Nicht umsonst gibt es die Formulierung, etwas sei bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Bestand bindet man heute in neue Nutzungen (auf Beraterdeutsch: Revitalisierungen) in der Weise ein, dass er erkennbar bleibt, das neue Gebäude für den des Lesens Kundigen also lesbar, sprich verstehbar bleibt: man kann dann erkennen, dass das Gebäude oder ein Teil davon schon älter ist als die Lichtschalter oder die Fenster, dass es früher ggf. eine ganz andere Funktion hatte, auch, dass man erahnen kann, welche das war und so weiter. Letztlich kommt diese Diskussion aus der in Deutschland alles überstahlenden Frage, wie mit den Kriegsfolgen umzugehen (gewesen) ist. (1) Abriss und Neubau (viele Profanbauten in Deutschland), (2) Restitution (z. B. Frauenkirche Dresden) oder (3) behutsame Neuinterpretation alter Bausubstanz (z. B. Reichstags-Umbau mit Reichstagskuppel-Neubau). Die Diskussion ist unter Fachleuten längst ausgestanden: (3). (1) kann wirtschaftlich geboten sein (Neubau ist immer billiger als Sanierung), aber völlige Wiederherstellung macht heute keiner mehr ernsthaft, es sei denn, er ist so verunsichert und geschichtsvergessen wie die Berliner mit ihrem Stadtschloss.
Ende Exkurs
Als Lautsprecherbauer kann man da befreiter aufspielen. Dazu möchte ich Dich, Jens, ermutigen. Zeige den Schichtaufbau offen als Struktur, als gestalterisches Element durch absichtliches Weglassen jedweder Verkleidung, die -- selbst wenn sie technisch möglich wäre -- auch Kaschierung genannt werden könnte, welche sie auch wäre. Von so etwas bin ich inzwischen ziemlich ab. Ich bin kein Freund von nacktem Industriedesign im Wohnbereich, also durchgängig, großflächig, aber ich finde, als Akzente sind sie nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, denn technische Geräte dürfen auch wie solche aussehen.
Wenn Du Sorge hast, dass das nicht gefallen könnte, möchte ich ein Beispiel zu Bedenken geben. Mehr und mehr rückt die Küche ins Wohnzimmer, was ich in der praktizierten Form etwas seltsam finde, aber ich möchte Dich auch nicht gleich wieder verwirren: wenn man das -- das mit der Küche im Wohnzimmer -- gut macht, also im besten Sinne elegant löst, finde ich die Idee bestechened: man spart eine Wand (Baukosten) und gewinnt Raumgröße, weil man, statt entweder in der kleinen Küche oder dem kleinen Esszimmer zu sein, nun plötzlich immer in der großen Wohnküche ist.
Zurück zum Thema
Wie schon gesagt, die von Uli vorgebrachte Idee finde ich genial einfach und damit einfach genial. Mehr ist dazu von meiner Seite nicht zu sagen. Die Elastizität verbietet Kaschierungen, was ich eher als Vorteil empfinde. Ich würde die einzelnen Segmente mit Klarlack überziehen (ich würde wohl Multiplex-Schichtholz nehmen, dann löst sich die Fläche mit den Dämpfungsscheiben dazwischen endgültig ins amorphe auf, was ich sehr überzeugend finde). Stichwort: Industrieparkett, das auf diesem Effekt des amorphen, der sich in der Fläche auflöstenden Einzelbauteile, basiert. Das ist ein Stück weit eine Frage von Vertrauen und Mut: einfach weitermachen, mit der Fläche wächst die Ruhe in der Fläche, die am Anfang noch ganz furchtbar aussah. Das funktioniert immer, und zwar so sicher wie das Amen in der Kirche.
Quelle: https://www.bembe.de/produkte/industrieparkett/
Im einzelnen würde ich also auf die Langlöcher, wie auch auf Quarzsand oder Bleischrot verzichten und stattdessen auf mindestens 6 Gewindestangen -- 3 pro Seite -- erhöhen. Verstrebungsschichten jeder 3. "Wirbel", kein aerodynamischer Kasperkram. Die Dämpfungsschichten natürlich ohne Streben. Das wäre ja widersinnig.
Ein großes Problem wird die Befestigung von Schall- und Rückwand, da die nicht arbeiten dürfen. Die Seitenwände sind also ordentlich vorzuspannen, die Muttern also ordentlich festzuknallen, damit möglichst wenig Spiel ins Spiel kommt. Als Befestigung kommt dann nur Verschraubung infrage, Leimfugen könnten reißen. Verschraubungen sind da weniger empfindlich, obwohl sie auch fest ausgeführt werden müssen, aber das ist schon ok. Man muss sich jetzt auch nicht verrückt machen und etwa damit anfangen, sich über Dehnungsfugen oder ähnliches Gedanken zu machen. Was bei Hängebrücken nötig ist, muss nicht auch bei Boxen nötig sein. Guckst Du hier:
Wie wahr, wie wahr. Bernd ist Architekt und von daher bezüglich Gestaltung nicht unbeleckt.
Soviel für heute. Bitte entschuldigt meine langatmigen Ausführungen, aber ich bin ganz angetan von dem Gesprächsstrang hier, bei dem es endlich mal wieder um Boxen geht. Ich denke schon, dass sich beim Gehäusebau Mühe lohnt, wiewohl man auch keine Wunder erwarten sollte. Aber es geht dabei nicht nur um den Klang, Nichtklang hier, sondern um ein schlüssiges Konzept, das eine innere Ästhetik ausstrahlt. So, wie von mir hier angedacht, könnte das in meinen Augen funktionieren: eben klar und wahr. Und die Eigenschaften des Schichtbaus konsequent genutzt: wenn man sich schon die Arbeit macht, sollte man das Ergebnis auch möglichst umfassend nutzen können, finde ich. Das erscheint mir hier ganz gut gegeben.
Ich erhöhe auf mindestens 8 Gewindestangen, da wäre mir wohler. Vor allem aber bedeutet dies, dass Boden- und Deckelplatten auch geschraubt ausgeführt werden sollten, damit man an die Muttern wieder rankommt. Und damit der Druck der Gewindestangen nicht auf den beiden Platten lastet. Das würde ich jedenfalls bei meinem jetzigen Überlegungsstand vermeiden wollen.
Wenn man schon mal dabei ist, würde ich die Gewindestangen nach unten möglicherweise gleich in ein Fußplattenkonzept einbeziehen. Wenn die Boxen sehr schlank und hoch werden, würde ich sie auf kreisrunde Stahlbleche ordentlicher Dicke stellen, wobei die Verbindung nicht über Rampamuffen, sondern warum nicht gleich über die Gewindestangen hergestellt werden könnte. Ich weiß, es geziemt sich nicht, sich selbst zu zitieren, aber ich hatte für Gerts (Fortepianus) AGM 9.4 mal einen Vorschlag für einen Fuß gemacht, der auch schon wieder ein paar Jahre alt ist, aber als Richtung auch heute noch dienen mag. Guckst Du hier:
Und dann lege ich los. Wie gesagt, ein Konzept, das ich auch heute noch für gelungen halte und den typischen Spikefüße-Sternsockelplatten klar den Vorzug geben würde, weil es klarer und weniger technisch aussieht. Lautsprecher sind Geräte und Möbelstücke in einem, sodass es sich lohnt, sich von allzu technischer Anmutung zu lösten, weil das schnell verspielt aussieht, unerwachsen, Bauteileporno eben, was man meiner Meinung nach besser vermeidet.musikgeniesser hat geschrieben: ↑01.10.2016, 00:32 Achtung: nur für Festinstallation! So etwas tut man sich im ambulanten Betrieb nicht an...
Danke für Euer Interesse
Peter