engineer hat geschrieben: ↑21.07.2022, 02:40Ich bin vorwiegend außerhalb Audio tätig kann da aber sagen, dass dort sehr viel Augenmerk auf die Bodenunterstützung gelegt wird - gerade in Sachen Stabilität und eben auch Klang im Sinne von "möglichst leise und keine Resonanzen". In 2 Fällen habe ich mich diesbezüglich um die Reduktion von Schwingungen des Gehäuses gekümmert, in einem Fall mit Gegenkompensation. In zumindest einem Fall eines Audioherstellers war ich ebenfalls involviert und der hat sehr wohl mit einer balancierten Verteilung der Massen dafür gesorgt, dass es keine Resonanzbevorzugung gibt.
Hallo Jürgen,
für mich ist das 19" Gehäuse und Rack-Mount ein typisches Merkmal von professioneller Elektronik. Da hängt die Bodenplatte oft in der Luft, samt der Füße.
HiFi-High-End-Geräte verlangen nach einzelnen Plattformen oder gut gemachten Rackböden, Stapeln ist ein Nogo, da das Deckblech eines Gerätes ein schlechter Untergrund ist, weil zu sehr resonanzbehaftet.
Bei Röhrengeräten ist mir bisher bei allen verschiedenen getesteten Geräten die Entfernung eines Deckblechs eindeutig positiv vorgekommen, da ist die Mikrofonie der Röhren als Eigenschaft aber auch bekannt.
Bei CD-Playern kann man per Klopftest den Eigenklang des Deckblechs erleben, mit Antidröhnmasse (3mm Bitumen, Teroson selbstklebend) wird der helle Eigenklang stark reduziert und man gibt sich zunächst zufrieden, bis man am Gesamtklang in der Kette eine Verlagerung zum sumpfigen, glanzlosen feststellt. Dann kommen Gedanken auf wie: die zusätzlich aufgeklebte Masse verlagert die Grundresonanzfrequenz nach niedriger, wenn sie nicht zur Steifigkeit beiträgt, außerdem ist jegliche Dämpfung sowieso mit niedrigerer Resonanzfrequenz verbunden (Physik, Mechanik). Dann hat man die höherfrequenten Biegewellen bedämpft, aber die Grundfrequenz nicht.
Beschäftigt man sich mit akustischen schwarzen Löchern in Kombination mit Constrained Layer Damping, findet man auch dort die Wirkung konzentriert auf höhere Frequenzen, die erheblich schneller abklingen, während daran gemessen eine Wirkung für tiefe Frequenzen kaum zu Buche schlägt.
Apropos Buch wenn man ein Buch auf das Deckblech eines Gerätes legt und eine hörbare Veränderung wahrnimmt, kann man sich denken, dass entweder der Hersteller diesen Bereich vernachlässigt hat oder bewusst in sein Konzept miteinbezogen hat, je nach Klangtendenz.
Das ist richtig, weil die Verstärker z.B. eigentlich keinen Klang produzieren (sollen), den es zu unterdrücken gilt. Jetzt wissen wir aber alle um das Vorhandensein fetter Netztrafos und deren Brumm kann durchaus ins Gehäuse gehen. Ein Blick auf die Reso-F der Wände lohnt also. Und dann wäre eben die Frage, inwieweit sich das Gerät als solches von lautem Schall anregen lässt. Mitbrummende Bleche braucht eigentlich niemand. Mir reicht im Studio schon die Heizung, die tönt.
Heizung kann man abstellen. Gegen Trafobrummen hilft ggf. ein DC-Filter. Dass Verstärker unterschiedlich klingen, hängt auch von vielen anderen Faktoren mit ab, die hier OT wären.
Wenn man jemand fragt, welche Anlage er betreibt, wird gern der Hersteller des Verstärkers zuerst genannt. Dabei ist nach meiner Erfahrung das der am wenigsten aussagefähige Baustein der Kette, weil er der einzige ist, wo Eingang und Ausgang sich in derselben Ebene bewegen, nur auf unterschiedlichem Spannungs- und Stromniveau. Alle anderen Gerätschaften wandeln von der einen Ebene zur anderen (Beispiele: CD-Player von optischer zu elektrischer, LS: von elektrischer zu Luftschall).
Hans-Martin hat geschrieben: ↑20.07.2022, 22:51
Einfacher wäre es, diese Maßnahme äußerlich anzuwenden, denn eine Bodenplatte ist üblicherweise der Träger der Elektronik, was innerlich eine Veränderung erheblich erschwert.
Sicher, aber dann sieht man es. Wenn es nur um Dämmung geht, reicht auch die Bitumenmatte und für die ist meist noch Platz.
Man wird praktisch erst äußerlich das geeignete Medium experimentell bestimmen, um dann mit einem einmaligen Umbau die Maßnahme nach innen zu verlegen. Schließlich muss das Gerät dazu weitgehend zerlegt werden, und wem gelingt es schon beim ersten Versuch, das perfekte Ergebnis zu erreichen? Bitumen wird auf Blechflächen gern überbewertet, kann auch unschöne Nebenwirkungen haben.
Bei Stabilisation ist es aber ärgerlich, wenn es eine ungleichmäßige Massenverteilung hat und die Unterstützung nicht passt. Dafür gibt es eigentlich Simulationsprogramme bzw die einfache Regel, die Masse dezentral aus der Mitte zu platzieren, damit keine eindeutiger Resonator entsteht. Das ist auch für das Tragen angenehmer. Mein Yamaha Amp hat z.B. den Trafo in einer Ecke, die gesamte Masse auf dem linken Arm. Ich habe bei mir einen kleinen Dämpfer genau dort drunter.
Ich trage schwere Gerät sinnvoll hochkant, weil möglichst nahe der Wirbelsäule. Es ist ja schließlich kein Tablett mit Kaffeekanne und Geschirr.
Der Trafo ist bei den meisten Geräten an mindestens einer Gehäusekante, weil dort die größte Gehäusestabilität gefunden werden kann und weil damit zugleich der größtmögliche Abstand zur streufeldempfindlichen Elektronik gewährleistet ist. Ich kenne nur sehr wenige Geräte mit internem Netzteil, die achsensymmetrisch aufgebaut sind, darunter einer meiner Verstärker, wo aufgrund des Aufbaus L und R symmetrisch gleichbehandelt werden.
Netztrafos sind meist die massebehaftesten Bauteile in Geräten, gefolgt von Netzteilelkos oder Kühlkörpern. Wenn die Resonanzen eine Rolle spielen, dürfte man dann davon ausgehen, dass zur Vermeidung von Resonanzstellen rechteckige Leiterplatten keine zu den Gehäusekanten parallelen Schraubbefestigungen haben?
Ich habe schon seeehr viele Geräte von innen gesehen, aber eine solche Beobachtung wäre bei mir nicht vergessen worden.
Wer mit 3 ausgesuchten Füßen unter seiner Komponente ein für seine O'hren besseres Ergebnis erzielt als der Hersteller bereitstellte, hat entweder einen etwas ausgefallenen Geschmack oder liefert den Beweis, dass der Hersteller selbst das Optimum nicht gefunden und ausgeliefert hat.
Grüße
Hans-Martin