Richard Strauss: Elektra

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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alcedo
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Richard Strauss: Elektra

Beitrag von alcedo »

Hallo Opern-Freunde,

in den letzten Wochen habe ich mich mal wieder durch eine Oper durchgehört. Diesmal „Elektra“ von Richard Strauss.

Wer diese Oper noch nicht kennen sollte, findet hier eine pragmatische kurze Einführung inkl. Hörbeispielen und Plattentipps:
https://opera-inside.com/elektra-von-ri ... /?lang=de

Gehört habe ich verschiedene Interpretationen, beginnend mit der Aufnahme von Karl Böhm aus dem Jahre 1955 (sehr gut – mit Christel Goltz ist hier eine der besten Elektra-Sängerinnen überhaupt zu hören) bis zu neueren Alben wie Barenboim (1995), Sinopoli (1995) oder Thielemann (2014).
Neben den guten Aufnahmen von Karl Böhm (vor allem das 1961er Album mit den Wiener Philharmonikern und der auch in dieser Aufnahme sehr glaubhaft singenden Inge Borkh – trotz teilweise schriller Töne) haben mich 2 Interpretationen begeistert:

Zum einen natürlich die immer wieder als Referenz zitierte Aufnahme von Georg Solti aus dem Jahre 1967:

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Birgit Nilsson in der Titelrolle, Regina Resnik als Klytämnestra und Leonie Rysanek als Chrysothemis waren die legendäre Elektra-Besetzung der sechziger Jahre. Für die Studioaufnahme unter Solti musste Rysanek aus vertraglichen Gründen durch die Australierin Marie Collier (nach einem Unfall 1971 früh verstorben) ersetzt werden. Der Orchesterpart der Wiener Philharmoniker wird von Solti gewohnt dramatisch mit permanenter Hochspannung gestaltet – mag man, oder eben auch nicht. Das ist hier ähnlich wie bei seinem „Ring“ ;-)

Die andere Aufnahme entstand bereits 1957 unter Dimitri Mitropoulos live bei den Salzburger Festspielen:

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Hier werden vom Dirigenten sehr feinfühlig und psychologisch klug aufeinander abgestimmte Top-Sängerinnen wie die Schweizerin Inge Borkh und Lisa della Casa nuancenreich begleitet. Wahnsinn und Schönheit sind hier zum Greifen nah. Mitropoulos (vielleicht ist dies überhaupt sein bestes Dirigat?) bringt die Wiener zum Leuchten und vereint kraftvolle leicht mit lyrischen Passagen. Die Holzbläser klingen wunderbar!

Welche Aufnahmen haben euch gut gefallen?

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

viel habe ich dazu nicht beizutragen. Ich fand die Solti-Aufnahme auch beeindruckend, als ich mal einen Pressungsvergleich diverser LP-Ausgaben gemacht habe. Den Böhm habe ich auch nicht als schlecht in Erinnerung, aber nur eher nebenher gehört.

Bin gespannt auf Mitropoulos. 1957 könnte der vielleicht auch schon klanglich einigermaßen goutierbar sein, zumal deine Anmerkungen darauf hinweisen. Das obwohl es sich ja wohl um einen Live-Mitschnitt handelt, oder?

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Moin Jochen,

ja, es ist ein Live-Mitschnitt der Salzburger Festspiele vom 7. August 1957 und der Klang ist recht gut. Natürlich hört man die Bewegungen auf der Bühne - was mich jedoch nicht stört. Ich wurde direkt in den Bann einer knisternden spannungsgeladenen Atmosphäre gezogen.

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo,

eine kleine Ergänzung zur Solti-Aufnahme:

neugierigerweise habe ich mir noch den Hires-Download (96/24) bei Qobuz angehört - und war baff erstaunt. Offenbar ist dies die Download-Version des Remastering, das bereits früher auf CD

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erschienen (und m.E.n. derzeit nicht mehr erhältlich) ist. Diese klingt um einiges frischer und plastischer, der Dynamikumfang ist fast gleich (15 bzw. 16). Wer noch keine Solti-Version besitzt, sollte zu dieser greifen.

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Interessierte,

kleiner Schlenker: Das gilt meiner Erinnerung nach auch für die Solti-Salome. :cheers:

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jörg,

Richard Strauss trifft leider überhaupt nicht meinen.Musikgeschmack und seine Opern kann ich erst recht nicht hören. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Das wollte ich einfach loswerden :oops: .

Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Horst-Dieter

um ehrlich zu sein: so ging es mir auch 30 Jahre lang :cheers:

Seine Orchesterwerke mochte ich schon lange, aber erst über den "Rosenkavalier" bekam ich den Zugang zu seinen Opern, die ich mir nun Werk für Werk aneigne. Vielleicht probierst du es auch mal mit dem Rosenkavalier?
Ansonsten: man muss ja nicht alles kennen oder mögen - es gibt jede Menge gute Musik und gute Komponist(inn)en ;-)

Beste Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

alcedo hat geschrieben: 28.11.2023, 18:20 um ehrlich zu sein: so ging es mir auch 30 Jahre lang :cheers:

Seine Orchesterwerke mochte ich schon lange, aber erst über den "Rosenkavalier" bekam ich den Zugang zu seinen Opern
Hallo ihr beiden,

wie sich die Bilder doch gleichen. :cheers: Ob's am Jahrgang liegt? Jedenfalls kann man nach dem Rosenkavalier gerne auch zur Ariadne greifen, bevor man sich auf zu den dramatischen Werken Salome und Elektra macht. Aber erlaubt ist, was gefällt. Nur sollte man offen sein für neue Eindrücke. Das ging mir auch so mit der sog. Neuen Musik. Die wollte meine Ohren auch erst in fortgeschrittener Lebensphase goutieren.

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo ihr beiden,

ja, der musikalische Kosmos ist wirklich sehr groß. Jochen gibt mir auch noch eine Steilvorlage bezüglich Richard Strauss, der immerhin fast noch die ganze erste Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. In meinem (exzellenten) Musikunterricht, Anfang der 70er, waren die bekanntesten Orchesterwerke des Komponisten (Alpensymphonie, Till Eulenspiegel) so das modernste, was wir im Unterricht hörten und besprachen.

Wir Teenies hatten damals ein großes Interesse an Neuer Musik und so kam es, dass wir 18-jährige, unseren Lehrer mit Giörgy Ligeti (Label Wergo, https://www.schott-music.com/de/brands/wergo) bekannt machten, der damals, selbst in Berlin nicht, praktisch nie vor großem Publikum aufgeführt wurde. Was es bereits gab, waren spezielle Veranstaltungen für Neue Musik, etwa die Donaueschinger Musiktage oder die musica viva in München. Bei dieser Gelegenheit kam ich auch einmal ins Gespräch mit John Cage und David Tudor, denn der Zuhörerkreis war sehr überschaubar. Heute hat bei mir die Neugier für Neue Musik nachgelassen, ich meide sie aber auch nicht. Meine Herangehensweise ist aber auch hierbei sehr simpel: mag ich oder mag ich nicht. Meist ist das nicht der Fall, aber für manche Kompositionen zeitgenössischer Musik kann ich mich durchaus begeistern.

Was mich immer wieder überrascht ist, dass nach meinem Eindruck, wie offen die mir nachfolgende Generation, sowohl unter reinen Zuhörern, als auch bei Musikstudenten, gegenüber Neuer Musik ist. Also doch eine Frage des Alters, aber anders als in unserer Generation?

Viele Grüße
Horst-Dieter
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