Klein aber oho! - Aktivmonitore im Hörvergleich
Verfasst: 21.08.2010, 22:10
Erfahrungsbericht aktive Abhörmonitore
Einleitung
Mich hatte vor kurzem die Neugier gepackt, ob ich meine Wiedergabekette nicht noch weiter optimieren könnte. Nachdem ich mich lange Zeit intensiv mit der digitalen Seite (Zuspieler, Playersoftware, Acourate-Signalkorrektur, DAC) beschäftigt hatte, wollte ich dieses Mal das Thema Lautsprecher untersuchen - und zwar Aktivlautsprecher. Um nicht gleich astronomische Investitionen tätigen zu müssen, wollte ich mir mal 2 Aktiv-Monitore der Mittelklasse anhören, die man dann bei Bedarf im Bassbereich mit meinem bestehenden Subwoofer (Teufel M11000) ergänzen könnte.
Gleich vorneweg: Leider ging die Rechnung nicht auf. Um eine klangliche Steigerung meines bestehenden Lautsprecher-Setups zu erreichen, müsste ich wohl deutlich tiefer in dieTasche greifen.
Dennoch möchte ich Euch diesen Hörvergleich nicht vorenthalten, da er vielleicht doch für den ein oder anderen interessant sein könnte.
Die Test -Kandidaten
- Adam S3-X (1.555,- € pro Stück)
- Klein und Hummel O 300 (1.898,- € pro Stück)
Daneben im Kurzvergleich (weil sie da auch herumstanden):
- Adam A5-X (300,- € pro Stück)
- Adam A7-X (440,- € pro Stück)
Ort
Vorführraum (Laden für Recording/Studio-Equipment)
Wiedergabekette
Zuspieler (Netbook Asus EeePC 1001) mit cmp²
USB-Interface/DAC (RME Fireface UC)
Vorverstärker mit Lautsprecher-Umschalter
Konstruktion
Grundsätzliches unterscheidet beide Monitore schon in der Konstruktion voneinander:
K+H O300
Geschlossenes Gehäuse, Waveguide im Kalottenhochtöner, auffallend große Mitteltonkalotte kompaktere Abmessungen als der Adam S3-X, Einstellungen auf der Rückseite.
Frontseite:
Rückseite:
Adam S3-X
Bassreflex-System, AMT-Hochtöner, Hexacone Mittel- und Tieftöner, Einstellmöglichkeiten für TT und HT in Pegel und Frequenz abhängiger Absenkung auf der Front, deutlich voluminösere Gehäuse-Abmessungen.
Frontseite:
Rückseite:
Für nähere Angaben verweise ich auf die Homepages der Hersteller.
Aufstellung
K+H O300
Eher aufstellungskritisch. Steht dieser Monitor zu dicht an Umgebungswänden, macht er sich deutlich in einem topfigeren Klang bemerkbar. Man hört dann deutlich eine Box im-Musik-Geschehen heraus. Insofern:Auch wenn sich dieser Abhörmonitor aufgrund seiner kompakten Abmessungen geradezu für eine Platzierung im Regal anbietet (zumal er für den liegenden Betrieb konzipiert ist), so stellt dies für diesen Monitor eine klangliche Todsünde dar. Ein Ständer, der die Hochtöner in Ohrhöhe platziert und etwa 1 m von der Wand, offenbart erst seine wirklichen Qualitäten.
Adam S3-X
Ganz im Gegensatz zum K+H O300 ist dieser Monitor deutlich gutmütiger in puncto Aufstellung. Den kann man tatsächlich ins Regal stellen, ohne dass sich dadurch eine Überhöhung des Bass- oder Grundtonbereiches ergibt. Möglicherweise hängt dies auch mit den nach vorne zeigenden Bassreflex-Öffnungen zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass ein Regal der ideale Platz ist, denn dadurch verliert er etwas an Räumlichkeit. Also auch hier auf einen Ständer, allerdings kann dieser deutlich wandnäher stehen als bei der K+H O300.
Abhör-Entfernung
Sie betrug bei beiden Lautsprechern etwa 2,50 m, bei einer Basis von ebenfalls 2,50 m. Bei einer Entfernung auf 3,50 m und Stereobasis von ebenfalls 2,50 m (mehr ging wegen der Nähe zur Seitenwand nicht) geht zwar ein Teil der Räumlichkeit verloren, beide wirken aber weiterhin ausbalanciert und von ihrer Power kraftvoll genug, um auch einen Raum mit solchen Hörentfernungen zu meistern.
Klangeindruck
Gleich vorneweg: Es gibt für mich keinen qualitativen Gewinner oder Verlierer. Sie sind für mich beide ebenbürtig, wenn auch grundverschieden im Charakter - eben mit individuellen Stärken und Schwächen. Wer sich mit den folgenden detaillierten Beschreibungen nicht befassen möchte (Achtung Schwurbel-Alarm!), kann auch gleich an das Ende zum Fazit blättern.
Höhenbereich
Die Höhen werden beim K+H O300 feingezeichnet, ohne dass ich sie bei irgendeinem Stück als lästig empfunden hätte. Selbst Aufnahmen, auf denen Stimmen extrem höhenbetont abgemischt sind, wie z.B. Katie Melua (CD „Piece by Piece“ - hier vor allem die Zischlaute), Norah Jones (CD „Come Away“) sind angenehm zum hören. Es gibt auch einen sehr homogenen, natürlichen Übergang zum Mittenbereich des MT.
Anders beim Adam S3-X: Auch hier der Höhenbereich überragend. Er neigt allerdings auch zu einer gewissen Härte bei Zischlauten, bei Frauenstimmen, Violinen oder höhenbetonten Instrumenten wie Becken. Insgesamt ist dieser Aktivlautsprecher vom Charakter analytischer, ohne allerdings Insgesamt in das schrille, scharfe oder kalte zu gehen. Manchmal fehlt den Stimmen ein wenig Resonanzkörper, was für mich einen nicht ganz so gelungenen Übergang zumMittenbereich markiert (auch wenn dies im Frequenzschrieb nicht ersichtlich ist). Durch die vielfältigen tonalen Einstellmöglichkeiten lässt sich hier einiges korrigieren: Wenn man den Pegel des HT ein wenig absenkt, dann verschwindet die Härte, die Brillianz aber bleibt bestehen. Und in höher bedämpften (Wohn-)Räumen kann die originale 0-Stellung durchaus passen. Die Hochtonbereiche beider Monitore sind wirklich eine Geschmacksfrage, die ich nicht qualitativ bewerten kann.
Noch ein Wort zum Klein+Hummel-Waveguide des HT: er ist zwar aufgrund seiner ovalen Ausformung für die liegende Position konstruiert worden, doch auch in stehender Position bildet er hervorragend ab, sofern man zwei Bedingungen erfüllt: erstens sich nicht zu sehr am Hörplatz nach links oder rechts bewegt (50cm Toleranz sind in jedem Falle drin) und zweitens Decke aber vor allem der Boden an den akustischen Spiegelflächen raumakustisch behandelt wird (Dicker Teppich am Boden z.B.). Denn in stehender Position ist der Öffnungswinkel zu den Seiten kleiner und zum Boden bzw. zur Decke größer.
Mittenbereich
Bei der K+H O300 liegt die große Stärke in der Körperhaftigkeit, mit der dieser Monitor Stimmen und Naturinstrumente rüberbringt - gerade Frauenstimmen bekommen eine angenehme Wärme und Präsenz. Allerdings liegt hier z.T. auch ein gewisser Nachteil. Bei komplexen Musikpassagen, neigt dieser Monitor für meinen Geschmack etwas zur Unübersichtlichkeit im Geschehen. Zudem kann der Monitor ein wenig zum topfigen Klang neigen - z.B. bei den Hörner (1. Brandenburgisches Konzert, 1. Satz) oder bei Männerstimmen wie z.B. bei Livingston Taylor (Isn‘t she lovely). Man hört ein bißchen „Box“ durch. An die Grenzen kam dieser Monitor bei Eugene Gigout - Grand choeur dialogué, einer 88.2 KHz Aufnahme mit Orchester und Kirchenorgel (HD-Tracks.com). Zwar waren die untersten Orgel-Register klar und wuchtig, aber das Orchester verschwand ein wenig dahinter.
Hier behielt die Adam S3-X mehr die Übersicht, und es klang dadurch mehr so, wie man es live hören würde. Ein etwas zurückhaltender Mittenbereich ist hierfür verantwortlich. Es ist allerdings sehr stark von der Abmischung abhängig, ob man bei dem zurückhaltenden Mittenbereich eher den Vorteil der Durchhörbarkeit und Übersicht schätzt oder den Nachteil bemängelt, dass er manchmal wenig Korpus besitzt, wie bei den Frauenstimmen aber auch bei Streich- und Holzblasinstrumenten. Ja nachdem gefiel mir das Klangbild, oder ich empfand es als künstlich/steril.
Bassbereich
Bei beiden Monitoren hat mich der Bassbereich erstaunt. Immer wieder war ich versucht nachzuschauen, ob nicht doch irgendwo ein Subwoofer heimlich mitläuft. In einem meiner bevorzugten Teststücke (Mercedes Sosa - Kyrie) wird eine sogenannte Rahmentrommel gespielt, die einerseits einen deutlich knackigen Anschlag hat, aber dann in einem sehr tieffrequenten Klang mündet (bis ca. 25Hz), der das Auditorium sanft erzittern lässt. Darüber erklingt ein mehrstimmiger Chor. Das beides sauber zur gleichen Zeit abzubilden, ist eine echte Herausforderung für jeden Lautsprecher. Die K+H O300 hat das gut hinbekommen, allerdings kommt der knackige Anschlag der Trommel nicht so deutlich wie auf meiner Anlage gewohnt rüber, das macht die Adam S X-3 besser: Sowohl der knackige Anschlag als auch das tieffrequente Ausrollen der Fell-Schwingung bringt sie authentischer rüber. Darüber konnte sie auch den Chor räumlicher und strahlender abbilden.
Der ultimative Bass-Test ist für mich eine Aufnahme der Alpensinfonie (R.Strauss) in der Einspielung mit dem Cleveland Orchestra (Dir.: Vladimir Ashkenazy), und zwar der Abschnitt „Gewitter", eine gelungene Imitation eines Gewitters mit klassischen Instrumenten. Die Auslenkungen der Bass-Treiber beim Anschlag der großen Trommel sind eine Grenzerfahrung für jeden Lautsprecher. Hier spielte die Adam noch sauberer und tiefer bei hohen Pegeln, während ich bei der K+H O300 Verzerrungen und leichte Schwammigkeit wahrnahm.
Verglichen mit meiner Wiedergabekette zuhause, bei der zwei Standboxen mit jeweils zwei Basstreibern spielen sowie für die letzte Oktave ein Teufel M11000 bis 18Hz, fehlt dann doch noch einiges an Homogenität, Fundament und auch Körpergefühl.
Aber: für die Größe dieses Monitors finde ich die Basswiedergabe wirklich faszinierend. Ich habe bislang noch keinen passiven Kompaktlautsprecher gleicher Mensur gehört, der das auch nur annähernd so überzeugend schafft. Man könnte durchaus auf einen Subwoofer verzichten.
Impulstreue
Das ist das Fachgebiet für Musik, in der energiegeladene Impulse abgefeuert werden, z.B. Drums und Percussion. Hier nahm ich z.B. den „Drum-Boogie“ von „Live at the Pawnshop“. Bereits beim Einsatz der ersten Becken, konnte ich bei beiden Lautsprechern ein sehr präzises Ping erleben. Das Becken stand im Raum mit Körper. Es mach nicht nur Ping sondern es klingt auch ein Grundton mit, wie es live in nächster Nähe von Becken zu hören ist. Sehr realistisch! Aber nun zu den Impulsen: Sehr knackig und direkt, als stünde das Drumset im Hörraum. Auch bei anderen Drum-Aufnahmen (Billy Cobham, Alphonse Mouson, Pete York) war kein Nachwummern oder ähnliches zu vernehmen, selbst wenn das ganze Set im Einsatz war. Die kleinen Membran-Durchmesser der TT beider Monitore spielen hier hörbar ihre Stärken aus.
Räumlichkeit
Der Raum wird bei beiden Monitoren klar und differenziert abgebildet; da gab es für mich keine Irritationen, wo welche Instrumente stehen. Allerdings fehlte mir bei der K+H O300 etwas die Bühnenbreite und die Tiefenstaffelung - sowohl im Vergleich zu meiner eigenen Anlage als auch im Vergleich zur Adam S3-X, die hier ganz klar vor der K+H O300 punkten kann. Die Bühne ist bei der Adam S3-X deutlich breiter und in der Tiefenstaffelung differenzierter. Es schwingen mehr Rauminformationen mit. Das Klangbild ist luftiger. Wer genau wissen will, in welchem Abstand Instrumenten zueinander stehen, hat es bei dieser Aktivbox m.E. sicherlich leichter.
Fazit
Welcher von beiden klanglich der bessere ist, kann ich so nicht sagen. Jeder von beiden hat bestimmte Stärken und Schwächen beziehungsweise einen anderen Charakter. Beide bieten für den Preis einen Klang, den man von keinem passiven Lautsprecher (erst recht nicht passiven Kompaktlautsprecher) erhält - vor allem wenn man noch entsprechende Verstärker und Kabel hinzurechnet. Da beide Lautsprecher so gut aber auch so unterschiedlich klingen, würde ich jedem empfehlen, der den Kauf in Erwägung zieht, beide im direkten Vergleich zu Hause zu hören.
Die Stärken und Schwächen der K+H O300 sind in meinen Augen/Ohren:
+ Sehr rundes, homogenes und natürliches Klangbild
+ Absolut impulstreu
+ sehr natürlich klingender Höhenbereich
+ Körperhafte Frauenstimmen und Streichinstrumente
+ Tiefreichender Bassbereich, der fast einen Subwoofer ersetzt
+ Sehr kompakte und harmonische Abmessungen
- Braucht eine genaue raumorientierte Aufstellung
- klingt manchmal nach „Box“
- Einstellungen an den Treiber-Pegeln ist durch die Positionierung an der Rückseite schwieriger (kann für manchen auch aus optischen Gründen ein Vorteil sein)
Die Stärken und Schwächen der Adam S3-X sind in meinen Augen/Ohren:
+ Sehr breite und in der Tiefe differenzierte Bühne mit viel Luft
+ sehr übersichtlich gehaltenes Klangbild vor allem bei komplexen Passagen
+ Absolut impulstreu
+ Äußerst gutmütig in der Aufstellung bezüglich Bassbetonung und Räumlichkeit
+ Sehr sauberer und tiefreichender Bassbereich, der fast einen Subwoofer ersetzt
+ Äußerst gutmütig in der Aufstellung bezüglich Bassbetonung und Räumlichkeit
+ Einstellungen der Pegel auf der Front (kann für manchen auch aus optischen Gründen ein Nachteil sein)
- bei manchen Aufnahmen fehlt der Körper bei Frauenstimmen, Streichinstrumenten, Holzblasinstrumenten, Mittenbereich manchmal zu zrückhaltend
- bei manchen Aufnahmen und in wenig bedämpften Räumen neigen Höhen zu unnatürlicher Härte
Übrigens: Auch wenn man mit beiden Moitoren sehr glücklich werden kann: Wenn ich persönlich die Wahl zwischen den beiden hätte, würde ich mich für die Adam S3-X entscheiden - vor allem wegen der besseren Räumlichkeit und der weniger kritischen Aufstellung.
Kurztest Adam A5-X und A7-X
Adam A5-X
Front-Ansicht:
Rückseite:
Adam A7-X
Front-Ansicht:
Rückseite:
Beides zwei Monitore für kleines Geld im absoluten Nahfeld. Da beide Modell auch dort herumstanden, wollte ich die Gelegenheit nutzen und habe sie mir auch gleich im Vergleich angehört. In aller Kürze mein Klangeindruck:
Besonders bei der kleinen A5-X war ich sehr fasziniert, welche Qualität an Klang zu diesem Preis und bei dieser Größe herauskommt. Beide sind ideale Desktop-Hifi-Lautsprecher, die klanglich allerdings rein gar nichts gemeinsam haben mit den üblichen „PC-Klanghupen“ á la Logitech und Konsorten. Ein sehr differenziertes Klangbild, das für meinen Geschmack bei der A5-X natürlicher klingt als bei der A7-X, die dafür einen kräftigeren und tieferen Bass aufweist.
Natürlich kann keine der beiden auch nur annähernd mit den zuvor beschriebenen Monitoren mithalten, das wäre aber auch Äpfel mit Birnen vergleichen. Während die A7-X ca. nur ein Viertel und die A5-X ca. nur ein Fünftel des Preises der o.g. Monitore kosten, kann man das vom Klangunterschied keinesfalls behaupten. Und beide kann man mit einem Subwoofer entsprechend abgestimmter Leistung gut nach unten erweitern und damit eine ausgewachsene Box für wenig Geld bekommen. Aber auch ohne einen Subwoofer kann man mit beiden wirklich Musik hören und seine Freude daran haben. Absolut empfehlenswert.
Damit bin ich am Ende meines Berichtes über meine Hörvergleiche. Ich hoffe, es war für Euch ebenso informativ, wie es für mich war, diese Monitore im Vergleich zu hören..
Grüße
Fujak
Einleitung
Mich hatte vor kurzem die Neugier gepackt, ob ich meine Wiedergabekette nicht noch weiter optimieren könnte. Nachdem ich mich lange Zeit intensiv mit der digitalen Seite (Zuspieler, Playersoftware, Acourate-Signalkorrektur, DAC) beschäftigt hatte, wollte ich dieses Mal das Thema Lautsprecher untersuchen - und zwar Aktivlautsprecher. Um nicht gleich astronomische Investitionen tätigen zu müssen, wollte ich mir mal 2 Aktiv-Monitore der Mittelklasse anhören, die man dann bei Bedarf im Bassbereich mit meinem bestehenden Subwoofer (Teufel M11000) ergänzen könnte.
Gleich vorneweg: Leider ging die Rechnung nicht auf. Um eine klangliche Steigerung meines bestehenden Lautsprecher-Setups zu erreichen, müsste ich wohl deutlich tiefer in dieTasche greifen.
Dennoch möchte ich Euch diesen Hörvergleich nicht vorenthalten, da er vielleicht doch für den ein oder anderen interessant sein könnte.
Die Test -Kandidaten
- Adam S3-X (1.555,- € pro Stück)
- Klein und Hummel O 300 (1.898,- € pro Stück)
Daneben im Kurzvergleich (weil sie da auch herumstanden):
- Adam A5-X (300,- € pro Stück)
- Adam A7-X (440,- € pro Stück)
Ort
Vorführraum (Laden für Recording/Studio-Equipment)
Wiedergabekette
Zuspieler (Netbook Asus EeePC 1001) mit cmp²
USB-Interface/DAC (RME Fireface UC)
Vorverstärker mit Lautsprecher-Umschalter
Konstruktion
Grundsätzliches unterscheidet beide Monitore schon in der Konstruktion voneinander:
K+H O300
Geschlossenes Gehäuse, Waveguide im Kalottenhochtöner, auffallend große Mitteltonkalotte kompaktere Abmessungen als der Adam S3-X, Einstellungen auf der Rückseite.
Frontseite:
Rückseite:
Adam S3-X
Bassreflex-System, AMT-Hochtöner, Hexacone Mittel- und Tieftöner, Einstellmöglichkeiten für TT und HT in Pegel und Frequenz abhängiger Absenkung auf der Front, deutlich voluminösere Gehäuse-Abmessungen.
Frontseite:
Rückseite:
Für nähere Angaben verweise ich auf die Homepages der Hersteller.
Aufstellung
K+H O300
Eher aufstellungskritisch. Steht dieser Monitor zu dicht an Umgebungswänden, macht er sich deutlich in einem topfigeren Klang bemerkbar. Man hört dann deutlich eine Box im-Musik-Geschehen heraus. Insofern:Auch wenn sich dieser Abhörmonitor aufgrund seiner kompakten Abmessungen geradezu für eine Platzierung im Regal anbietet (zumal er für den liegenden Betrieb konzipiert ist), so stellt dies für diesen Monitor eine klangliche Todsünde dar. Ein Ständer, der die Hochtöner in Ohrhöhe platziert und etwa 1 m von der Wand, offenbart erst seine wirklichen Qualitäten.
Adam S3-X
Ganz im Gegensatz zum K+H O300 ist dieser Monitor deutlich gutmütiger in puncto Aufstellung. Den kann man tatsächlich ins Regal stellen, ohne dass sich dadurch eine Überhöhung des Bass- oder Grundtonbereiches ergibt. Möglicherweise hängt dies auch mit den nach vorne zeigenden Bassreflex-Öffnungen zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass ein Regal der ideale Platz ist, denn dadurch verliert er etwas an Räumlichkeit. Also auch hier auf einen Ständer, allerdings kann dieser deutlich wandnäher stehen als bei der K+H O300.
Abhör-Entfernung
Sie betrug bei beiden Lautsprechern etwa 2,50 m, bei einer Basis von ebenfalls 2,50 m. Bei einer Entfernung auf 3,50 m und Stereobasis von ebenfalls 2,50 m (mehr ging wegen der Nähe zur Seitenwand nicht) geht zwar ein Teil der Räumlichkeit verloren, beide wirken aber weiterhin ausbalanciert und von ihrer Power kraftvoll genug, um auch einen Raum mit solchen Hörentfernungen zu meistern.
Klangeindruck
Gleich vorneweg: Es gibt für mich keinen qualitativen Gewinner oder Verlierer. Sie sind für mich beide ebenbürtig, wenn auch grundverschieden im Charakter - eben mit individuellen Stärken und Schwächen. Wer sich mit den folgenden detaillierten Beschreibungen nicht befassen möchte (Achtung Schwurbel-Alarm!), kann auch gleich an das Ende zum Fazit blättern.
Höhenbereich
Die Höhen werden beim K+H O300 feingezeichnet, ohne dass ich sie bei irgendeinem Stück als lästig empfunden hätte. Selbst Aufnahmen, auf denen Stimmen extrem höhenbetont abgemischt sind, wie z.B. Katie Melua (CD „Piece by Piece“ - hier vor allem die Zischlaute), Norah Jones (CD „Come Away“) sind angenehm zum hören. Es gibt auch einen sehr homogenen, natürlichen Übergang zum Mittenbereich des MT.
Anders beim Adam S3-X: Auch hier der Höhenbereich überragend. Er neigt allerdings auch zu einer gewissen Härte bei Zischlauten, bei Frauenstimmen, Violinen oder höhenbetonten Instrumenten wie Becken. Insgesamt ist dieser Aktivlautsprecher vom Charakter analytischer, ohne allerdings Insgesamt in das schrille, scharfe oder kalte zu gehen. Manchmal fehlt den Stimmen ein wenig Resonanzkörper, was für mich einen nicht ganz so gelungenen Übergang zumMittenbereich markiert (auch wenn dies im Frequenzschrieb nicht ersichtlich ist). Durch die vielfältigen tonalen Einstellmöglichkeiten lässt sich hier einiges korrigieren: Wenn man den Pegel des HT ein wenig absenkt, dann verschwindet die Härte, die Brillianz aber bleibt bestehen. Und in höher bedämpften (Wohn-)Räumen kann die originale 0-Stellung durchaus passen. Die Hochtonbereiche beider Monitore sind wirklich eine Geschmacksfrage, die ich nicht qualitativ bewerten kann.
Noch ein Wort zum Klein+Hummel-Waveguide des HT: er ist zwar aufgrund seiner ovalen Ausformung für die liegende Position konstruiert worden, doch auch in stehender Position bildet er hervorragend ab, sofern man zwei Bedingungen erfüllt: erstens sich nicht zu sehr am Hörplatz nach links oder rechts bewegt (50cm Toleranz sind in jedem Falle drin) und zweitens Decke aber vor allem der Boden an den akustischen Spiegelflächen raumakustisch behandelt wird (Dicker Teppich am Boden z.B.). Denn in stehender Position ist der Öffnungswinkel zu den Seiten kleiner und zum Boden bzw. zur Decke größer.
Mittenbereich
Bei der K+H O300 liegt die große Stärke in der Körperhaftigkeit, mit der dieser Monitor Stimmen und Naturinstrumente rüberbringt - gerade Frauenstimmen bekommen eine angenehme Wärme und Präsenz. Allerdings liegt hier z.T. auch ein gewisser Nachteil. Bei komplexen Musikpassagen, neigt dieser Monitor für meinen Geschmack etwas zur Unübersichtlichkeit im Geschehen. Zudem kann der Monitor ein wenig zum topfigen Klang neigen - z.B. bei den Hörner (1. Brandenburgisches Konzert, 1. Satz) oder bei Männerstimmen wie z.B. bei Livingston Taylor (Isn‘t she lovely). Man hört ein bißchen „Box“ durch. An die Grenzen kam dieser Monitor bei Eugene Gigout - Grand choeur dialogué, einer 88.2 KHz Aufnahme mit Orchester und Kirchenorgel (HD-Tracks.com). Zwar waren die untersten Orgel-Register klar und wuchtig, aber das Orchester verschwand ein wenig dahinter.
Hier behielt die Adam S3-X mehr die Übersicht, und es klang dadurch mehr so, wie man es live hören würde. Ein etwas zurückhaltender Mittenbereich ist hierfür verantwortlich. Es ist allerdings sehr stark von der Abmischung abhängig, ob man bei dem zurückhaltenden Mittenbereich eher den Vorteil der Durchhörbarkeit und Übersicht schätzt oder den Nachteil bemängelt, dass er manchmal wenig Korpus besitzt, wie bei den Frauenstimmen aber auch bei Streich- und Holzblasinstrumenten. Ja nachdem gefiel mir das Klangbild, oder ich empfand es als künstlich/steril.
Bassbereich
Bei beiden Monitoren hat mich der Bassbereich erstaunt. Immer wieder war ich versucht nachzuschauen, ob nicht doch irgendwo ein Subwoofer heimlich mitläuft. In einem meiner bevorzugten Teststücke (Mercedes Sosa - Kyrie) wird eine sogenannte Rahmentrommel gespielt, die einerseits einen deutlich knackigen Anschlag hat, aber dann in einem sehr tieffrequenten Klang mündet (bis ca. 25Hz), der das Auditorium sanft erzittern lässt. Darüber erklingt ein mehrstimmiger Chor. Das beides sauber zur gleichen Zeit abzubilden, ist eine echte Herausforderung für jeden Lautsprecher. Die K+H O300 hat das gut hinbekommen, allerdings kommt der knackige Anschlag der Trommel nicht so deutlich wie auf meiner Anlage gewohnt rüber, das macht die Adam S X-3 besser: Sowohl der knackige Anschlag als auch das tieffrequente Ausrollen der Fell-Schwingung bringt sie authentischer rüber. Darüber konnte sie auch den Chor räumlicher und strahlender abbilden.
Der ultimative Bass-Test ist für mich eine Aufnahme der Alpensinfonie (R.Strauss) in der Einspielung mit dem Cleveland Orchestra (Dir.: Vladimir Ashkenazy), und zwar der Abschnitt „Gewitter", eine gelungene Imitation eines Gewitters mit klassischen Instrumenten. Die Auslenkungen der Bass-Treiber beim Anschlag der großen Trommel sind eine Grenzerfahrung für jeden Lautsprecher. Hier spielte die Adam noch sauberer und tiefer bei hohen Pegeln, während ich bei der K+H O300 Verzerrungen und leichte Schwammigkeit wahrnahm.
Verglichen mit meiner Wiedergabekette zuhause, bei der zwei Standboxen mit jeweils zwei Basstreibern spielen sowie für die letzte Oktave ein Teufel M11000 bis 18Hz, fehlt dann doch noch einiges an Homogenität, Fundament und auch Körpergefühl.
Aber: für die Größe dieses Monitors finde ich die Basswiedergabe wirklich faszinierend. Ich habe bislang noch keinen passiven Kompaktlautsprecher gleicher Mensur gehört, der das auch nur annähernd so überzeugend schafft. Man könnte durchaus auf einen Subwoofer verzichten.
Impulstreue
Das ist das Fachgebiet für Musik, in der energiegeladene Impulse abgefeuert werden, z.B. Drums und Percussion. Hier nahm ich z.B. den „Drum-Boogie“ von „Live at the Pawnshop“. Bereits beim Einsatz der ersten Becken, konnte ich bei beiden Lautsprechern ein sehr präzises Ping erleben. Das Becken stand im Raum mit Körper. Es mach nicht nur Ping sondern es klingt auch ein Grundton mit, wie es live in nächster Nähe von Becken zu hören ist. Sehr realistisch! Aber nun zu den Impulsen: Sehr knackig und direkt, als stünde das Drumset im Hörraum. Auch bei anderen Drum-Aufnahmen (Billy Cobham, Alphonse Mouson, Pete York) war kein Nachwummern oder ähnliches zu vernehmen, selbst wenn das ganze Set im Einsatz war. Die kleinen Membran-Durchmesser der TT beider Monitore spielen hier hörbar ihre Stärken aus.
Räumlichkeit
Der Raum wird bei beiden Monitoren klar und differenziert abgebildet; da gab es für mich keine Irritationen, wo welche Instrumente stehen. Allerdings fehlte mir bei der K+H O300 etwas die Bühnenbreite und die Tiefenstaffelung - sowohl im Vergleich zu meiner eigenen Anlage als auch im Vergleich zur Adam S3-X, die hier ganz klar vor der K+H O300 punkten kann. Die Bühne ist bei der Adam S3-X deutlich breiter und in der Tiefenstaffelung differenzierter. Es schwingen mehr Rauminformationen mit. Das Klangbild ist luftiger. Wer genau wissen will, in welchem Abstand Instrumenten zueinander stehen, hat es bei dieser Aktivbox m.E. sicherlich leichter.
Fazit
Welcher von beiden klanglich der bessere ist, kann ich so nicht sagen. Jeder von beiden hat bestimmte Stärken und Schwächen beziehungsweise einen anderen Charakter. Beide bieten für den Preis einen Klang, den man von keinem passiven Lautsprecher (erst recht nicht passiven Kompaktlautsprecher) erhält - vor allem wenn man noch entsprechende Verstärker und Kabel hinzurechnet. Da beide Lautsprecher so gut aber auch so unterschiedlich klingen, würde ich jedem empfehlen, der den Kauf in Erwägung zieht, beide im direkten Vergleich zu Hause zu hören.
Die Stärken und Schwächen der K+H O300 sind in meinen Augen/Ohren:
+ Sehr rundes, homogenes und natürliches Klangbild
+ Absolut impulstreu
+ sehr natürlich klingender Höhenbereich
+ Körperhafte Frauenstimmen und Streichinstrumente
+ Tiefreichender Bassbereich, der fast einen Subwoofer ersetzt
+ Sehr kompakte und harmonische Abmessungen
- Braucht eine genaue raumorientierte Aufstellung
- klingt manchmal nach „Box“
- Einstellungen an den Treiber-Pegeln ist durch die Positionierung an der Rückseite schwieriger (kann für manchen auch aus optischen Gründen ein Vorteil sein)
Die Stärken und Schwächen der Adam S3-X sind in meinen Augen/Ohren:
+ Sehr breite und in der Tiefe differenzierte Bühne mit viel Luft
+ sehr übersichtlich gehaltenes Klangbild vor allem bei komplexen Passagen
+ Absolut impulstreu
+ Äußerst gutmütig in der Aufstellung bezüglich Bassbetonung und Räumlichkeit
+ Sehr sauberer und tiefreichender Bassbereich, der fast einen Subwoofer ersetzt
+ Äußerst gutmütig in der Aufstellung bezüglich Bassbetonung und Räumlichkeit
+ Einstellungen der Pegel auf der Front (kann für manchen auch aus optischen Gründen ein Nachteil sein)
- bei manchen Aufnahmen fehlt der Körper bei Frauenstimmen, Streichinstrumenten, Holzblasinstrumenten, Mittenbereich manchmal zu zrückhaltend
- bei manchen Aufnahmen und in wenig bedämpften Räumen neigen Höhen zu unnatürlicher Härte
Übrigens: Auch wenn man mit beiden Moitoren sehr glücklich werden kann: Wenn ich persönlich die Wahl zwischen den beiden hätte, würde ich mich für die Adam S3-X entscheiden - vor allem wegen der besseren Räumlichkeit und der weniger kritischen Aufstellung.
Kurztest Adam A5-X und A7-X
Adam A5-X
Front-Ansicht:
Rückseite:
Adam A7-X
Front-Ansicht:
Rückseite:
Beides zwei Monitore für kleines Geld im absoluten Nahfeld. Da beide Modell auch dort herumstanden, wollte ich die Gelegenheit nutzen und habe sie mir auch gleich im Vergleich angehört. In aller Kürze mein Klangeindruck:
Besonders bei der kleinen A5-X war ich sehr fasziniert, welche Qualität an Klang zu diesem Preis und bei dieser Größe herauskommt. Beide sind ideale Desktop-Hifi-Lautsprecher, die klanglich allerdings rein gar nichts gemeinsam haben mit den üblichen „PC-Klanghupen“ á la Logitech und Konsorten. Ein sehr differenziertes Klangbild, das für meinen Geschmack bei der A5-X natürlicher klingt als bei der A7-X, die dafür einen kräftigeren und tieferen Bass aufweist.
Natürlich kann keine der beiden auch nur annähernd mit den zuvor beschriebenen Monitoren mithalten, das wäre aber auch Äpfel mit Birnen vergleichen. Während die A7-X ca. nur ein Viertel und die A5-X ca. nur ein Fünftel des Preises der o.g. Monitore kosten, kann man das vom Klangunterschied keinesfalls behaupten. Und beide kann man mit einem Subwoofer entsprechend abgestimmter Leistung gut nach unten erweitern und damit eine ausgewachsene Box für wenig Geld bekommen. Aber auch ohne einen Subwoofer kann man mit beiden wirklich Musik hören und seine Freude daran haben. Absolut empfehlenswert.
Damit bin ich am Ende meines Berichtes über meine Hörvergleiche. Ich hoffe, es war für Euch ebenso informativ, wie es für mich war, diese Monitore im Vergleich zu hören..
Grüße
Fujak