Hallo Jochen,
sorry, dass ich jetzt erst dazu komme, auf Deinen überaus interessanten Beitrag zu antworten. Zunächst leuchtet mir ein, was Du bzgl. der Kollektorschaltung sagst - sie stellt eine Stromquelle dar. Ein Transistor ist in Kollektorschaltung eine stromgesteuerte Stromquelle, deshalb hat er auch eine "Stromverstärkung". Und der knallhart in sich selbst spannungsgegengekoppelte Emitterfolger verstärkt zwar den Strom, aber seine Ausgangsspannung am Emitter folgt der Eingangsspannung - daher der Name. Soweit, so gut.
Eines verstehe ich aber noch nicht ganz:
Joachim Rieder hat geschrieben:Mein Verstärkerprinzip benutzt nun die Kollektoren zur Stromlieferung. Es ist also ein Transkonduktanzverstärker. Mit einer relativ einfachen Gegenkopplung wird aus diesem gesteuerten Ausgangsstrom dann tatsächlich ein Spannungsverstärkung. Entscheidend dabei ist, dass der veränderliche Ausgangsstrom keinen Einfluss auf die Ausgangsspannung hat. Diese wird ja durch die UGK auf dem vorgegebenen Wert gehalten.
Die Stromquelle wird nun per UGK dazu gezwungen, den Strom zu liefern, der für die geforderte Ausgangsspannung notwendig ist. Es ist im Endergebnis also eine Spannungsquelle, wenn auch ein sehr gute, der eine Verzerrungsart genommen wurde (die von Dir erwähnten "Emitterverzerrungen"). Sie hat damit also einen Innenwiderstand nahe Null - das zeichnet eine gute Spannungsquelle aus. Und damit wird
Joachim Rieder hat geschrieben:Die vom Lautsprecher immer auch erzeugte Gegen-EMK wird der Ausgangsspannung überlagert, und so entsteht durch entsprechende Ansteuerung der Ausgangstransistoren ein perfekter Regelkreis.
die EMK eben nicht ausgeregelt, sondern sie tobt ihr Unwesen ungehindert aus. Gerade durch den Innenwiderstand Null schließt sich ja erst der Stromkreis, so dass die EMK einen Strom bewirken kann - der nur und genau nur zur Bedämpfung der Grundresonanz taugt, ansonsten aber
sehr unschöne Dreckeffekte bewirkt.
Joachim Rieder hat geschrieben:Es ist nach diesem Prinzip nicht notwendig, einen getrennten Regelungsaufnehmer am Chassis zu befestigen. Tatsächlich gibt es ja keinen besseren Aufnehmer als die Schwingspule selbst. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn der Verstärker in der Lage ist, die Gegen-EMK von der Ausgangsspannung zu unterscheiden.
Wie schon erwähnt, ist die Gegen-EMK lediglich von Nutzen, wenn es darum geht, die Grundresonanz zu bedämpfen. Aber ansonsten ist die Schwingspule selbst ein denkbar schlechter Sensor. Welcher Anteil der Spannung, die an seinen Enden abzugreifen ist, hat sich durch den Ansteuerstrom am komplexen Widerstand Lautsprecher gebildet, und welcher durch die Geschwindigkeit der Membran im Magnetfeld? Selbst wenn der Verstärker das trennen könnte und damit die Membrangeschwindigkeit proportional zur Eingangsspannung des Verstärkers geregelt würde - das hätte nicht den gewünschten Schalldruck zur Folge, denn der ist proportional zur ersten Ableitung der Membrangeschwindigkeit nach der Zeit - der Membranbeschleunigung.
Joachim Rieder hat geschrieben:Selbstverständlich könnte das die UGK oder IGK an einem Emitterfolger auch. Aber eine Gegenkopplung funktioniert eben nur perfekt, wenn der Verstärker die Ausgangstransistoren nicht als Emitterfolger (Kollektorschaltung) betreibt. Der Early-Effekt wirkt sich in der Kollektorschaltung nicht aus.
Das mit den Emitterverzerrungen würde mich etwas genauer interessieren. Könntest Du bitte erklären, welcher Art die sind? Warum wirkt sich der Early-Effekt bei Kollektorschaltung nicht aus? Das habe ich noch nicht verstanden. Early-Effekt heißt doch, dass sich (aufgrund der Basisweitenmodulation) der Ausgangsstrom (Kollektorstrom) mit der Kollektor-Basis-Spannung ändert - deshalb ist ein Transistor (gerade in Kollektorschaltung!) keine ideale Stromquelle, sondern hat einen begrenzten Innenwiderstand. Bei Kollektorschaltung ist doch die Änderung der Kollektor-Basis-Spannung ziemlich genau gleich der Änderung der Kollektor-Emitter-Spannung, wenn wir mal näherungsweise konstante 0,7V oder so für Basis-Emitter ansetzen. Deshalb sehe ich beim Early-Effekt keinen Unterschied zwischen Kollektor- und Emitterschaltung - wo liegt mein Denkfehler?
Viele Grüße
Gert