Cameron Carpenter - Revolutionary (Orgelspiel enstaubt)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Uwe_1
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Cameron Carpenter - Revolutionary (Orgelspiel enstaubt)

Beitrag von Uwe_1 »

Hallo,

möchte hier mal jemanden vorstellen, der das Orgelspiel aus der bisherigen Ecke herausholen will.
Cameron ist höchst umstritten und er polarisiert. Von einigen wird er bereits als der Bach des 21. Jahrhunderts gefeiert. Unbestritten sind aber seine Fähigkeiten als Orgelvirtuose.

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Oder schaut euch einfach mal die Videos bei Amazon an um eine Idee zu bekommen, was gemeint ist.
Cameron Carpenter ist ein höchst virtuoser amerikanischer Organist und kontroverser Künstler, der die traditionelle Vorstellung von der Orgel in Frage stellt. 1981 auf dem Lande in den USA geboren und zuerst von seinen Eltern zu Hause unterrichtet, etablierte sich Carpenter als Wunderkind mit seiner vollständigen Au!ührung von J. S. Bachs Wohtemporiertem Klavier im Alter von elf Jahren und seinem europäischen Debüt mit dreizehn Jahren. Carpenter studierte an der Juilliard School in New York, wo er den Bachelor- und den Magister-Grad erhielt. Er spielt immer ohne Noten und ist ein leidenschaftlicher Improvisator.

Cameron Carpenters Einstellung zur Orgel ist säkular: sie umfasst nicht nur das Orgelrepertoire, sondern auch Klavier-, Pop- und Volksmusik sowie vielerlei Transkriptionen Seine Orgel-Ausgabe von Chopins Etudes, Op. 10, stellt die Grenzen der traditionellen Spielweise in Frage, besonders seine Revolutionsetüde und Etüde auf den schwarzen Tasten, in denen Chopins chromatische Läufe nur mit den Füßen gespielt werden. Er arrangierte die ganze 5. Sinfonie von Gustav Mahler für die Orgel, und er komponiert lebhafte originale Werke, wie zum Beispiel seine Suite in sieben Sätzen New York City Sessions (2005) und seine Homage to Klaus Kinski (2007). Er spielt die Orgel in Latein-Tanzschuhen und entwirft oft seine eigene Konzertkleidung.

TELARC® Digital nahm Cameron Carpenter im Jahr 2008 unter Vertrag. Sein erstes CD+DVD Album Revolutionary enthält unter anderem Musik von Bach, Liszt, Vladimir Horowitz, Chopins Revolutionsetüde. Carpenter ist Organist der Middle Collegiate Church in der Stadt New York, wo er seine selbst entworfene große virtuelle Pfeifenorgel spielt.

Der Einzelgänger Organist ... ein Talent ersten Ranges – The New York Times

Höchst bezaubernd – Los Angeles Times

Er ist ein großartiger Improvisator. Sollte er für die Orgel das tun, was das Kronos Quartet für Streichquartette tat, dann könnte die Orgel wohl ein Labor des Umschwungs sein. – The Philadelphia Inquirer

Wie ein Meteorit aus einem anderen Planeten ... Rock Star Organist Carpenter setzt alle Hebel in Bewegung mit seiner vorwärts denkenden Einstellung zum Instrument. - MUSO Magazine
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JOE
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Beitrag von JOE »

Ich bin auch hin und her gerissen. Werde mir mal am 14/11 in der Berliner Philharmonie ein eigenes Bild machen, wobei ich gestehen muss, dass ich ihn zunächst gar nicht gezielt buchen wollte, sondern nach vielen Jahrzehnten endlich mal die dortige Orgel ausführlich hören wollte.

Sonst gehe ich nur wegen des Musikwerks in Kombination mit dem Interpreten/Orchester zu Konzerten, aber das genannte Defizit musste einfach mal beseitigt werden ...

Gruß
Joe
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Uwe,

Deinen Sätzen kann ich mich nur anschließen; ein wirklich sehr faszinierender junger Organist, der zeigt, wie man Orgel auch spielen kann, und welche Farben man ihr entlocken kann.
Eine Youtube Aufnahme verdeutlich dies am Beispiel des meist gespielten Orgelwerkes Toccata und Fuge d-moll von Bach: http://www.youtube.com/watch?v=d5O8cHI-vPY.
Und seine atemberaubende Virtuosität kann man bei der Revolutionsetüde bewundern. Er spielt mit den Füßen so schnell wie andere mit ihren Händen und Fingern: http://www.youtube.com/watch?v=pQxyQktNFwc

Grüße
Fujak
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Christian
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Beitrag von Christian »

JOE hat geschrieben:Ich bin auch hin und her gerissen. Werde mir mal am 14/11 in der Berliner Philharmonie ein eigenes Bild machen,
Dann berichte bitte mal, ich höre ihn eine Woche später in Dortmund, allerdings mit einem etwas anderen Programm. Bin gespannt!

Viele Grüße
Christian
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Franz
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Beitrag von Franz »

Die Videos machen Lust auf mehr. Gibt es ein Konzertprogramm, wo man ihn einmal erleben könnte?

Gruß
Franz
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Christian
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Beitrag von Christian »

Hallo Franz,

Berlin ist wohl etwas weit für Dich. Ansonsten kannst Du ihn am 21.11.2010 um 18:00 in Dortmund sehen. Tickets (€20,-) scheint es noch zu geben.

Viele Grüße
Christian
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Aktivboxer
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Beitrag von Aktivboxer »

Hallo Uwe,

auf Cameron Carpenter hat mich ein Händler eines gut sortierten Musik Geschäftes aufmerksam gemacht.

Ich habe die Scheibe nach kurzem Hineinhören dann gekauft und bin begeistert. Auch aufnahmetechnisch liefert TELARC gute Qualität ab.

Der TELARC Ausgabe liegt übrigens eine DVD mit drei Titeln bei.

Grüße

Lutz
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JOE
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Beitrag von JOE »

Hallo zusammen,

ich versteh' nicht, warum Ihr als Internetnutzer nicht gleich in seinen Konzertkalender schaut, wenn's Euch interessiert! Da sind doch einige Auftritte in D vorgesehen.

Da braucht man doch nicht extra vom Forum an die Hand genommen zu werden ... :oops:

Gruß
Joe
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Orgelspiel mit seiner besonderen Wirkung auf den Menschen ins Hörzimmer zu bringen, ist leider auch mit Top-HiFi-Equipment nicht möglich.

Wer dieses Instrument und die dafür geschriebenen Stücke liebt, geht dazu in die Kirche.

Natürlich sind auch hier die Orgeln nicht mehr so gebaut wie zu Bachs Zeiten.

Albert Schweitzer hat dazu ein lesenswertes Buch geschrieben, das man uneingeschränkt empfehlen kann.

Zur Interpretation von Cameron Carpenter fällt mir nur auf, daß sehr stark mit Effekten gearbeitet wird.

Der tief religiöse Inhalt der Bachwerke wird durch ein anderes Spiel vermittelt, was auch nicht entstaubt werden muss.
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Bernd Peter hat geschrieben: Zur Interpretation von Cameron Carpenter fällt mir nur auf, daß sehr stark mit Effekten gearbeitet wird.

Der tief religiöse Inhalt der Bachwerke wird durch ein anderes Spiel vermittelt, was auch nicht entstaubt werden muss.
Dem kann ich nur uneingeschränkt beipflichten.

Grüße Andreas
JOE
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Beitrag von JOE »

Bernd Peter hat geschrieben:Zur Interpretation von Cameron Carpenter fällt mir nur auf, daß sehr stark mit Effekten gearbeitet wird.Der tief religiöse Inhalt der Bachwerke wird durch ein anderes Spiel vermittelt, was auch nicht entstaubt werden muss.
Hallo zusammen,

beides ist einerseits zutreffend, andererseits damit eben noch längst nicht das gesagt, was geschrieben wurde:
  • Wieso sollte man nicht mit Effekten arbeiten? Gerade die Orgel ist doch gleich in doppelter Hinsicht ein, historisch gesehen, das Effektinstrument: Es werden ja nicht nur andere Instrumente simuliert, sondern durch Registrierung obendrein die jeweiligen Klangfarben variiert.
  • Die Werke Bachs lassen sich angesichts ihrer herausragenden Qualität ja durchaus auch von Atheisten und Agnostikern mit hohem ästhetischen Genuss anhören.
  • Historisch ist die Orgel ja als Profaninstrument entstanden und so richtig erst mit der Gotik (hochgradig auf den Effekt abzielende Architektur!) zu einem eben wegen seines Effektes in Kirchen installierten "liturgischen Standardinstrument" geworden. Dies so sehr, dass aus heutiger Sicht die Verkürzung, die sich auch hier gerade gefunden hat, das allgemeine Bewusstsein prägt.
Worauf ich gespannt bin, ist, ob ich das Ganze eher als "billige Effekthascherei" empfinde oder als eigenständig einzuordnende Präsentation, wobei dies wohl noch mehr als sonst bei Musik eine sehr subjektive Angelegenheit sein wird.

Gruß
Joe
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Franz
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Beitrag von Franz »

Ja Joe, das sehe ich genau so. Die katholische Kirche hat ganz bewußt die Orgel als Musikinstrument in Kirchen eingesetzt. Es sollte Ehrfurcht erzeugen. Und das gelingt ja auch. Diese Ehrfurcht stabilsierte die Kirche als Machtfaktor, bewirkte bei den Untertanen Demut und Ergriffenheit. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite schlägt sich solcher Klang auf die Seele nieder. Wer Orgel hört, rebelliert nicht. :roll:

Was mich neugierig macht, ist das Spiel von Carpenter, also die Frage, ob er das Orgelspiel wirklich "entstaubt", sozusagen auch mal gegen den Strich bürstet. Darauf will ich mich gerne mal einlassen. Sein Gezappel werde ich ja nicht sehen, wohl aber die Auswirkungen seiner Spielweise hören können. Bin also gespannt, was es bei mir auslöst.

Gruß
Franz
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Joe,

die Spannung kann ich dir nehmen, es ist eine eigenständig einzuordnende Präsentation, ohne wenn und aber.

Hallo Franz,

ich denke auch, daß wir am Thema vorbeireden, wenn wir nicht über Kirchenmusik sondern über das Thema Kirche selbst sprechen.

Das sollte außen vor bleiben, zumindest hier in diesem Forum.

Gruß

Bernd
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Franz
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Beitrag von Franz »

Ja, hast Recht Bernd. Hier sollte es nur über Orgelmusik gehen, alles andere führt in einem HiFi-Forum zu weit weg. :cheers:

Gruß
Franz
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Freunde,

ich habe das Thema von den Beiträgen befreit, die nicht mehr in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Thematitel standen. Sie sind jetzt hier nachzulesen.

Viele Grüße
Rudolf
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