Doctor Gradus ad Parnassum - Gehörtes und Unerhörtes

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Allen hier im Forum möchte ich ein fröhliches Weihnachtsfest wünschen! :D

Wer noch einen Geschenkgutschein einzulösen hat, als Tip:

Mozart-Klavierkonzerte (Decca 2 CDs) mit Alicia de Larrocha und Sir Georg Solti - zwei davon in diesem Jahr erstmals veröffentlicht.

Schumanns Symphonien in der Orchestrierung von Gustav Mahler. Aufnahme Ricardo Chailly mit dem Gewandhausorchester Leipzig. Darüber werden ich im Januar schreiben!

Mit den besten Weihnachtsgrüßen
Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Händels "Messias" in der Leipziger Nikolaikirche

Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Diesmal haben wir den berühmten „Rutsch“ ins neue Jahr musikalisch vollzogen: mit einem Silvesterkonzert in Leipzig – und zwar in der Nikolaikirche, die spätestens seit 1989 mit den Montagsdemonstrationen jedem in Deutschland ein Begriff ist. Die – inzwischen gründlich restaurierte – Kirche ist wahrlich aufregend schön, ein klassizistischer Innenausbau mit Säulen, die als Palmenzweige gestaltet sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikir ... Leipzig%29

Es gab Händels „Messias“, eine Aufführung mit dem Bach Chor Leipzig (er gehört zur Nicolaikirche) mit ihrem Kantor Jürgen Wolf. Das musikalische Niveau war ganz ausgezeichnet – da bekommt man von der deutschen Kultur wirklich Respekt! Was mich besonders beeindruckt hat war die Leichtigkeit, barocke Lebensfreude nicht mit einer „Massigkeit“ des Klanges, sondern einem eigentlich sehr „weltlichen“ Suitengeist, sehr tänzerisch und flexibel in der Darstellung der Charaktere. Ich bin auch nicht derjenige, der ausgiebig dieses barocke Repertoire hört. Die meisten Musikfreunde haben das berühmte „Haleluja“ im Ohr, mit dem der zweite Teil abschließt. Da gibt es die volle Besetzung – Chor, Gesangssolisten mit Pauken und Trompeten. Das ist aber überhaupt nicht typisch für das Oratorium! Händel setzt besonders die Trompeten äußerst sparsam ein – im großen ersten Teil praktisch überhaupt nicht! Das ist ein ungemein schlanker, fast schon kammermusikalischer Klang. Gerade das hat mir gefallen – Barockmusik leicht, schlank, durchsichtig, fernab vom Barockklischee opulenter Klangfülle. Die Besetzung enthält als Stimme einen „Altus“, einen Countertenor, die höchste männliche Stimmlage. Da hat zu Händels Zeiten ein Kastrat gesungen! Zur Interpretation würde ich sagen – obwohl ich wie gesagt kein Kenner auf diesem Gebiet bin – dass es Händel war im Bachschen Geiste. Streng, transparent, sehr fundiert, die historische Aufführungspraxis refelktierend. Für meinen Geschmack war die Fuge am Schluss ein bisschen zu akkurat und sorgfältig, etwas zu langsam, so dass sie keinerlei „Rauschwirkung“ entfaltete im Sinne einer Schlussapotheose – Händel war ja ein Genießer, seine Londoner Orgien was das Essen angeht zu Lebzeiten berüchtigt. In Leipzig klingt das mehr deutsch protestantisch denn englisch-sinnenfreudig. Das kann aber auch zum nicht unerheblichen Teil ein Problem der Saalakustik sein. Wir haben oben auf der Empore gesessen – der Dirigent unten hat das Tempo vielleicht anders empfunden. Es kann auch sein, dass er etwas langsamer dirigierte als in der Probe und wie geplant – das Konzert dauerte nämlich über zwei Stunden, war erst eine Minute nach dem Jahreswechsel zuende! So etwas kann man bei einer Live-Aufführung nicht planen. Als Zugabe gab es noch einmal das „Haleluja“. Für mich war dieser Silvesterabend auch deshalb so schön, weil er mich an meine Schulzeit erinnerte, wo ich im Deutschunterricht ein Referat über Händel halten musste! So schließt sich der Kreis! Da störten auch die Böller nicht – die Leipziger sind etwas verrückt mit dem fast schon unzivilisierten Umgang mit Krachern – fast nur „Kanonenschläge“. Leipzig ist wirklich eine Reise wert, eine Stadt mit viel Charme, nicht zuletzt wegen der Bausubstanz aus dem Jugendstil. Neujahr haben wir uns dann im arabischen „Coffe Baum“ vergnügt, dem ältesten in Europa erhaltenen Kaffeehaus mit Kaffeemuseum – nicht weit von der Thomaskirche. Der Kaffee ist Spitze und der Kuchen auch! An den Wänden hängen Portraits von Wagner, Berlioz, dem Geiger Joseph Joachim, Mahler, Reger – Richard Wagner war hier regelmäßig zu Gast. Als Gebäck gibt es dort zum Kaffe u.a. eine „Schumann-Torte“ (ein Baumkuchen!) und die „Leipziger Lerche“. Die armen Vögel hat man ursprünglich massenhaft gefangen und auf dem Mittagstisch serviert. Irgendwann bekamen die Leipziger ein schlechtes Gewissen und die Vögel wurden durch dieses Zuckergebäck aus Mandeln ersetzt.

Wer sich für die Aufführungen in der Nikolaikirche interessiert:

http://www.nikolaikirche-leipzig.de/con ... ry/38/112/

Noch ein Tip von mir: Wer nach Leipzig kommt, sollte auf keinen Fall einen Besuch im Mendelssohn-Haus versäumen (etwa 10 Minuten Fußweg vom Gewandhaus): Eine schön eingerichtete Biedermeier-Wohnung, wo u.a. Mendelssohns Aquarelle ausgestellt sind von seiner Alpenreise 1847, kurz vor seinem Tod. Beiendruckend! Die Leute dort sind sehr rührig und nett und es gibt schöne CDs und Bücher zu erwerben – die Eintritt ist zudem sehr niedrig!

http://www.leipzig.de/de/buerger/kultur ... ndelssohn/

Ein frohes neues Jahr und beste Grüße! :cheers:

Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Mahlers 2. Symphonie mit Bernstein

Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Als „Vorbereitung“ für die Aufführung von Mahlers 2. Symphonie hier in Bielefeld am Sonntag habe ich mir Bernsteins Aufnahme (DGG, mit dem New-York PO) zu Gemüte geführt, die ich vor urlanger Zeit gehört und als „kitschig“ in Erinnerung behalten habe. Nach so vielen Jahren ist man natürlich auch „gereift“ und ich war selbst gespannt, wie mir „Lenny“ nun gefallen würde. Auffallend sind seine wirklich sehr breiten Tempi! Was hat er sich dabei gedacht? Der erste Satz ist ursprünglich als „Symphonische Dichtung“ unter dem Titel „Totenfeier“ veröffentlicht worden. Will Bernstein also eine „feierliche“ Stimmung verbreiten, das „Musikalisch-Erhabene“ beschwören mit einer Vergrößerung der zeitlichen Ausdehnung? Er braucht für den ersten Satz 25 Minuten – Vaclav Neumann ist 6 Minuten „schneller“ – im folgenden Andante moderato drei Minuten eher zuende als Bernstein.

Ich muss sagen: Über Bernsteins Interpretation kann man diskutieren, aber sie ist großartig! Die Leistung des Orchesters: hervorragend! Bernstein schafft es trotz der epischen Breite, die dramatische Spannung niemals zu verlieren. Er versteht einfach, dass sich mit dem Tempo die Art der Dramaturgie ändert. Hegel charakterisierte mal das klassische Drama durch das „zügige Fortschreiten zur Endkatastrophe“. So ist es etwa bei Neumann: dieser unglaubliche „Zug“, der alles mitreißt. Bei Bernstein dagegen nähert sich die Dramaturgie der Oper. Carl Dahlhaus bemerkte sehr treffend, dass die Oper zur offenen und nicht geschlossenen Form des Dramas neigt: Statt des zielgerichteten „Fortschreitens“ gibt es die vereinzelten dramatischen Augenblicke als Kulminations- und Verdichtungspunkte des Ganzen. Genau so gestaltet Bernstein den Satz: Da werden die Höhepunkte des Geschehens zu intensiven Momenten gesteigerter Spannung und Dramatik. Wie immer schärft Bernstein die Kontraste, die gegensätzlichen Stimmungen: Die Ruhe wird ausgekostet in aller Süße und im Kontrast dazu treten die hässlichen Fratzen auf. Auffallend ist seine Tempogestaltung: Die Tempowechsel, die mit der dramatischen Intensität, dem Auf- und Ab der Bewegung, korrespondieren. Das mag altmodisch wirken, seit das einheitliche Grundtempo als Standard einer „modernen“ Interpretation gilt. Doch befindet sich Bernstein hier im Einklang mit Mahlers Dirigierstil, der stark von Richard Wagner geprägt wurde. Wie Wagner verabscheut Mahler ein starres Metrum – unter lebendiger Zeit versteht er eine „rhythmische“, wechselnde Gestaltung des Tempos. Bernstein dürfte also Mahler am Dirigentenpult in diesem Punkt sehr nahe kommen.

Das Andante moderato sehr langsam – es passt in das Gesamtkonzept und ist sehr nachdrücklich expressiv, der Ausdruck Bernstein-üblich mit Ausrufezeichen. Die symphonische Version der Fischpredigt (das Scherzo) grandios. Er versteht etwas von Mahlers Gefühlswelt wie in einer Art Wahlverwandtschaft: Das Wiegenlied als „Durchbruch“ des Schönen eben nicht zu schnell wie bei vielen und der Zorn Gottes (die zornigen Engelstrompeten!) wirklich niederschmetternd. Das Urlicht singt Christa Ludwig, sehr bemüht im Ausdruck. Gut! Aber leider sentimentalisiert auch sie wie fast alle. Bernstein hat nicht mehr die vorzügliche Janet Baker zu Verfügung wie in der älteren CBS-Aufnahme, die das Urlicht wirklich episch singt und nicht sentimental, wie Mahler es übrigens wollte!

Das Finale ist grandios! Auch hier kommt der Dramaturgie das breite Tempo zugute. Ruhe und Bewegung werden kontrastierend gegenübergestellt, wie es dem Geiste Mahlers entspricht: Erst die armen Sünder, die in einem schrecklichen wild-bewegten Marsch auf das „Ixionsrad der Erscheinung“ gebunden dem Weltgericht entgegenziehen, vom Zorn Gottes (das Dies irae-Motiv!) begleitet. Doch dann bleibt das Gericht überraschend aus. Das jüdische Schofa-Horn ausgerechnet kündigt die christliche Auferstehung an (das erläutert Bernstein sehr schön in einer seiner Seminare, die als Filmdokumente erhalten sind!): Das „jüngste Gericht“ fällt aus und es kommt die Auferstehungs-Ode von Klopstock: kein Ixionsrad mehr, alles ist aufgelöst in Ruhe und Sein. In keiner anderen Aufnahme wirkt das apotheotische Finale dieser Symphonie-Kantate so feierlich-besinnlich wie bei Bernstein! Eine unverzichtbare Aufnahme! :D

Beste Grüße
Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Mahlers 2. Symphonie in der Bielefelder Oetkerhalle

Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Heute (23.1.2011) gab es – zur Begrüßung des neuen Jahres mit dem neu angestellten neuen Generalmusikdirektor von Bielefeld Alexander Kalajdzic – Mahlers monumentale 2. Symphonie. Ein Novum: Die Matinee-Aufführung begann mit mehr als einer halben Stunde Verspätung – um 11 Uhr probte noch das Orchester. Der Grund: Wegen der Witterung (Schnee bzw. Schneeregen) wollte man sicherstellen, dass alle Musiker und Chorsänger des Aufgebots Bielefeld pünktlich erreichen.

Es war wirklich ein beeindruckendes Konzerterlebnis – wir hatten die idealen Plätze: Rang 1. Reihe in der Mitte. Wie zu erwarten begann der 1. Satz in zügigem Tempo. Kalajdzic verstand es sehr gut, den dramatischen Zug zu wahren. Das Orchester war hervorragend ausbalanciert, die Bläser sehr gut (die kleinen Fehler der Hörner, die sehr schwer anzublasen sind, sind bei einer Aufführung normal). Es gab wirklich sehr intensive Stellen bei den idyllischen Varianten des Seitenthemas – wenn dieses selbst bei seinem ersten Auftauchen auch etwas bieder im Ausdruck wirkte. Das gewisse mehr einen Spitzenorchesters, was man z.B. in Chicago erleben kann, die Feinheit und Präzision im Detail. Allerdings muss man sagen: Bei den großen Orchestern ist vieles zur Routine geworden, hier merkt man noch die Probenarbeit und ihre Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit! Das Andante moderato gut! Die „Fischpredigt“ war für meinen Geschmack zu schnell – etwas gemächlicher im Tempo hätte die Sprechmelodien noch „sprechender“ gewirkt. Nach den Engelstrompeten das Mahlersche Wiegenlied wie bei vielen Dirigenten etwas zu zügig. Nach dem zweiten „Durchbruch“ – die Engelstrompeten sind zornig, dass der himmlische Segen die Welt doch nicht verändert hat – kommt jene schwebend irritierende Stelle, Ausdruck der Ratlosigkeit, wo die Motive der plappernden Predigt und die Seligkeit des Trio übereinandergeblendet werden. Das war eindeutig zu blass – die Kontrabässe zu brav, keine Irritation zu spüren! Das Urlicht (Zdravka Ambric) gut gesungen und vom Orchester begleitet. Die Symphonie-Kantate zum Schluss eigentlich hervorragend. Es ist schon beeindruckend, den elementaren, den Hörer wirklich „anfallenden“ Trommel- und Paukenwirbel zu hören, der das schreckliche Weltgericht ankündigt, welches dann schließlich doch nicht kommt, so etwas kann man mit keiner CD nachvollziehen! Dazu Mahler selbst (NBL 40) – das konnte man wirklich hautnah erleben: „Hör´ dir den Trommelwirbel an, und die Haare werden dir zu Berge stehen!“ Der Bielefelder Opernchor: ganz ausgezeichnet! Ganz zum Schluss hätte ich mir gewünscht, dass die Rücknahme ins Piano vor der Schlussapotheose etwas bewusster gestaltet worden wäre. Insgesamt aber eine wunderbare Aufführung ohne erkennbare größere Schwächen. Hut ab für diese Orchesterleistung und souveräne Leitung des Dirigenten!

Beste Grüße
Holger
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Hallo Holger!

Ich habe mich heute hier angemeldet und habe soeben Deine Besprechung der Mahler Symphonie Nr. 2 unter Bernstein und Deines Konzertes gelesen. Die Einspielung mit Bernstein habe ich auch, höchste Zeit diese wieder zu hören, mir gefiel sie zunächst auch weniger, es dauerte bis ich mit ihr warm wurde, jetzt schätze ich sie sehr. Die mit der Aufnahme einhergehende Werkbesprechung von Dir war für mich wieder sehr lehrreich, vielen Dank dafür. Passt gut zu meiner Lektüre des Mahler Eggebrecht Buches, das ja ebenfalls auf eine Empfehlung von Dir zurück geht.

Das Konzert muss sehr beeindruckend gewesen sein, Deine Konzertbesprechug vermittelt einen sehr guten Eindruck davon. ich habe die 2. Mahler leider noch nie live gehört - ich kenne sie von Platte. Wird höchste Zeit, das zu ändern.

Ich freue mich wirklich ungemein, von Dir wieder solch interessante Beiträge zu lesen und mit Dir über diesen Weg in Kontakt zu bleiben.

Herzlichste Grüsse!

Gerhard
zatopek
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Beitrag von zatopek »

Hallo Holger,

auch von mir ein herzliches Dankeschön für deinen Bericht.

Ich habe ja immer noch gewisse Schwierigkeit mit Gustav Mahler. Früher, als ich noch bedeutend jünger war :wink: , habe ich ihn geliebt. Vor allem die 2. Symphonie mit den Wienern unter Gilbert Kaplan hatte es mir damals sehr angetan. Das war so eine Art "Erweckungserlebnis".

Heute sehe ich das ein wenig kritischer und die Kaplan - Aufnahme gefällt mir gar nicht mehr so gut. Aber auch insgesamt finde ich Mahler doch recht eklektizistisch und manieristisch. Da sind mir zuviele Hörner, zuviel Pathos, zuviel Jugendstil. Ich höre ihn nicht mehr gerne. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Solche Live-Erlebnisse ralativieren immer auch die Einstellung zu Aufnahmen auf der Konserve. Vielleicht hatte Celibidache mit seiner strikten Weigerung, Aufnahmen zu machen, doch recht. Musik ist ein unwiederholbares Erlebnis.

Viele Grüße, Bernd
Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Hallo Gerhard, hallo Bernd!

Was lese ich da gleich so Schönes von Euch am Morgen! :lol: Ich muß Euch leider noch ein bisschen vertrösten - da ich wieder mal unterwegs bin die nächsten zwei Tage und gleich los fahre! Spätestens Mittwoch kommt die Antwort - Mahler ist ja mein Lieblingsthema! :D

Beste Grüße
Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Gerhard hat geschrieben:Ich habe mich heute hier angemeldet und habe soeben Deine Besprechung der Mahler Symphonie Nr. 2 unter Bernstein und Deines Konzertes gelesen. Die Einspielung mit Bernstein habe ich auch, höchste Zeit diese wieder zu hören, mir gefiel sie zunächst auch weniger, es dauerte bis ich mit ihr warm wurde, jetzt schätze ich sie sehr. Die mit der Aufnahme einhergehende Werkbesprechung von Dir war für mich wieder sehr lehrreich, vielen Dank dafür. Passt gut zu meiner Lektüre des Mahler Eggebrecht Buches, das ja ebenfalls auf eine Empfehlung von Dir zurück geht.
Hallo Gerhard,

es freut mich auch sehr, daß Du diese sehr freundliche Forums-Insel gefunden hast und wir uns hier in Ruhe austauschen können! Die Interpretation der "Fischpredigt" in dem Eggebrecht-Buch ist wirklich sehr gut! Kennengelernt habe ich die 2. in der Aufnahme mit Claudio Abbado und dem Chicago SO - wahrlich eine gute Aufnahme. Aber Neumann ist eindeutig besser! Sonst habe ich noch die wirtklich aufrüttelnde, extreme alte (!) Solti-Aufnahme mit dem London SO, sehr expressionistisch und extrovertiert. Die muß ich mir nach diesem Konzerterlebnis auch nochmals anhören. Hörenswert natürlich Bruno Walter, auch Klemperer mit Kathleen Ferrier. Interessant finde ich auch Chailly mit dem Concertgebouw-Orkest - Mahler im Geiste von Bruckner dirigiert. Auch Caplan ist natürlich nicht schlecht.

Interessant sind auch die Notizen von Natalie Bauer-Lechner über Mahlers Aufführung der 2. in Wien 1899. Bemerkt wird da erst einmal die üble antisemitische Hetze in der Presse (!) im Vorfeld. Sehr lustig die Probenanekdote: Der Paukist hat Angst, das Paukenfell würde reißen und Mahler sagt immer wieder: Noch kräftiger, noch kräftiger schlagen! Die Aufführung war ein großer Erfolg, der zweite Satz gefällt am besten (die Philister sanktionierten die „schönen Melodien“, bemerkt NBL ironisch), das Scherzo (Fischpredigt) mit dem „grauenvollen Humor“ war den Leuten offenbar am Unverständlichsten. Das Urlicht wurde so begeistert aufgenommen, daß es Mahler wiederholen mußte, was er aber auch deshalb tat, damit keine Unterbrechung zwischen den Sätzen entstand.

„Der letzte Satz mit seinem furchtbaren Aufschrei als Einsatz und dem Angst- und Schreckenslauten aller Seelen; der Marsch, mit welchem ihre Scharen zum Jüngsten Gericht von allen Seiten wimmelnd herbei ziehen, und die aller Erwartung widersprechende Lösung und Erlösung in dem sublimsten, über alle Höhen sich erhebenden Chor „Auferstehen“: das alles machte auf den größten Teil des Publikums die gewaltigste Wirkung.“

Beste Grüße
Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

zatopek hat geschrieben:Ich habe ja immer noch gewisse Schwierigkeit mit Gustav Mahler. Früher, als ich noch bedeutend jünger war :wink: , habe ich ihn geliebt. Vor allem die 2. Symphonie mit den Wienern unter Gilbert Kaplan hatte es mir damals sehr angetan. Das war so eine Art "Erweckungserlebnis".

Heute sehe ich das ein wenig kritischer und die Kaplan - Aufnahme gefällt mir gar nicht mehr so gut. Aber auch insgesamt finde ich Mahler doch recht eklektizistisch und manieristisch. Da sind mir zuviele Hörner, zuviel Pathos, zuviel Jugendstil. Ich höre ihn nicht mehr gerne. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Solche Live-Erlebnisse ralativieren immer auch die Einstellung zu Aufnahmen auf der Konserve. Vielleicht hatte Celibidache mit seiner strikten Weigerung, Aufnahmen zu machen, doch recht. Musik ist ein unwiederholbares Erlebnis.
Hallo Bernd,

ja, meiner Frau ging es ähnlich wie Dir. Das sei nicht "ihre" Musik - zu viel Extrovertiertheit und Leidenschaft. Das ist natürlich letztlich eine Frage der Musizierhaltung und ein grundsätzliches ästhetisches Problem: Was soll oder will Musik ausdrücken? Mahler zeigt hier ganz offen die Zerrissenheit des Mernschen, das ist sehr modern, hat existenzialistische Züge und geht in Richtung Expressionismus. Wobei man sagen muß, daß Mahler selbst verschiedene Kunststile unterscheidet. In der 3. und 4. Symphonie, deren Grundhaltung nach Mahler der "Humor" ist, gibt es diese extremen Kontraste nicht: da ist alles "ununterschiedenes Himmelsblau". Das ist das Tolle bei Mahler, wie ich finde: Jede Symphonie ist unvergleichlich, eine Welt für sich.

Der Vorwurf des "Eklektizismus" ist Mahler in bezug auf seine "Themen" immer wieder gemacht worden, die bloße Zitate seien, "geklaut", unoriginell usw. Gerhard liest das Buch von Eggebrecht, der dieses Problem eigentlich sehr überzeugend behandelt: Mahler benutzt die Themen und Melodien wie ein Romanschriftsteller, als "Rohstoffe", die eine gewisse vorgeprägte Idiomatik haben und so mit einer bestimmten Bedeutung besetzt sind, die der Hörer gleich versteht. Mahler will ausdrücklich keine "absolute Musik" schreiben im Sinne des Formalismus von Hanslick, sondern die Symphonie hat einen Weltbezug. Dieser Weltbezug wird eben u.a. durch diese "Vokabeln" gestiftet. Eggebrecht nennt das "Vokabel", weil das bezeichnend keine wörtlichen Zitate sind, sondern oft auf gleich mehrere Quellen verweisen. Die Verwendung dieser Vokabeln ist natürlich hochoriginell, Mahler ist ein unglaublich "strenger" Kompomist, hat selbst eine ganz neue Gattung der Symphonie geschaffen. Z.B. das Finale der 2., die "Symphonie-Kantate", ist eine musikgeschichtlich einmalige Neuschöpfung. Darüber gibt es einen lesenswerten Aufsatz von Carl Dahlhaus.

Der Vorwurf des "Manierismus" hängt mit dem Problem der musikalischen Rhetorik zusammen. Mahler ist sehr stark von Richard Wagners musikalischer Hermeneutik geprägt, also den "Neudeutschen", die Musik nicht als bloße Form, sondern Form als Ausdruck eines Inhalts verstehen. Das Schlüsselerlebnis für Liszt und Wagner war Berlioz, die "Fantastische Symphonie". Mendelssohn, der mit Berlioz eng befreundet war, schreibt in einem Brief, was für ein wunderbarer Mensch Berlioz sei, aber diese Symphonie sei einfach abscheulich! Mendellssohn ist von Goethe geprägt, dieser Ausdrucksrealismus mit seinen Exzessen und Übertreibungen war ihm einfach widerlich. Liszt verteidigt Berlioz in einer seiner Schriften. Bei Liszt und Wagner entwickelt sich daraus der Begriff der "charakteristischen Melodie", die muß immer einen ganz bestimmten, "sprechenden" Ausdruck haben. Nicht zuletzt deshalb ist Mahlers oberstes Gebot bei der Orchestrierung die "Deutlichkeit" - auch das kommt von Wagner. Das ist ein eindeutig antiromantischer Zug. Die "charakteristische Melodie" will Ausdruck und nicht Schönheit, deswegen "übertreibt" sie. Das kann man freilich als manieristisch empfinden, die Frage ist, ob man dem Phänomen damit gerecht wird. (In der Diskussion um die musikalische Rhetorik findet man das immer wieder!) Mahler sagt selbst einmal zu seiner Orchestrierung, daß er die Bläser Töne blasen läßt, die sie nur mit Mühe und nicht bequem hervorbringen können, um ihnen diesen gepreßten Ausdruck abzutrotzen. Die gewisse Forciertheit und Übertreibung gehört also zur Ausdrucksgebärde, sonst - das ist die Wagner-Tradition - wird die Melodie als unverbindlich glatt, als eben "nur" oberflächlich schön und nicht bedeutungsvoll empfunden. Wirklich beeindruckend im Finale der 2. finde ich die Dramaturgie, wo Mahler Wagners Aufassung von Musik und Sprache in Musik gewissermaßen wörtlich umsetzt. Wagner spricht von der "Erlösung der Musik durch das Wort". Mahler läßt erst ein Lied ohne Worte erklingen, die Auferstehungsode sehr sprechend, aber wortlos. Und dann "realistiert" der Chor das, was das Orchester schon durch seine Sprechmelodie vorformuliert hat, "erlöst" damit die Sehnsüchte der Musik, indem die Wortmelodie nun nicht mehr nur wie eine Sprache spricht, sondern selber Sprache ist.

Celibidaches Vorbehalt bezieht sich auf das "Tempo". Für ihn ist das Tempo "absolut" - d.h. nur in einer realen Aufführung kann man es wirklich verstehen, d.h. als "richtig" empfinden. Das ist natürlich ein spannendes Thema!

Beste Grüße
Holger
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Hallo Holger!

Recht herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort zu Mahler, da habe ich wieder etwas gelernt. Sehr interessant! Ich habe Deine Beiträge ausgedruckt und mehrmals gelesen, mit einem einzigen Mal ist es ja nicht getan.

Ich persönlich habe sehr rasch Zugang zu Mahler gefunden und die Zuneigung dauert bis heute an.

Aber selbstverständlich ist das individuell. Wir nehmen ja die Musik primär emotional wahr und wenn sie nicht und nicht gefällt, kann man halt nichts dagegen tun.

Beste Grüsse

Gerhard

P.S.: Exkurs, Claudio Arrau: Ich habe gesehen, dass im Februar auf EMI in der ICON Serie eine Arrau Box erscheint, sehr interessant. Ich stelle einmal den link mit den Details ein:
http://www.emi-icons.com/5099991843227.php
Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Gerhard hat geschrieben:P.S.: Exkurs, Claudio Arrau: Ich habe gesehen, dass im Februar auf EMI in der ICON Serie eine Arrau Box erscheint, sehr interessant. Ich stelle einmal den link mit den Details ein:
http://www.emi-icons.com/5099991843227.php
Hallo Gerhard,

das ist ja super! Schönen Dank für den "heißen Tip"! Das scheinen die kompletten EMI-Aufnahmen zu sein! Mal zur Abwechslung etwas wirklich Erfreuliches! Die Box besorge ich mir natürlich gleich wenn sie erscheint! :D

Ich überlege, einen Liszt-Thread aufzumachen zum 200. Geburtstag des Meisters. Das hat er wahrlich verdient! Mal sehen, ob ich diese Woche dazu komme!

Beste Grüße
Holger
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Hallo Holger!

Ja, ich freue mich auch schon auf die EMI Icon Box mit Claudio Arrau, zumal es ja auch auf Philips leider zur Zeit sehr wenig mit ihm gibt.

Ein Liszt Thread wäre interessant, es ist für einige - auch für mich - ja schwer zugänglich.

Eine andere Frage an Dich: Kannst Du für das Klavierwerk von Satie eine Einspielung empfehlen?

Besten Dank für Deine Mühe!

Gerhard
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Gerhard hat geschrieben:Ein Liszt Thread wäre interessant, es ist für einige - auch für mich - ja schwer zugänglich.

Eine andere Frage an Dich: Kannst Du für das Klavierwerk von Satie eine Einspielung empfehlen?
Hallo Gerhard,

der Liszt-Thread kommt, vielleicht schon morgen! :D Satie ist eine der Lücken in meiner Sammlung, da bin ich mehr als mickrig bestückt. Spontan würde ich empfehlen: Aldo Ciccolini. Aber da gibt es bestimmt noch andere gute Aufnahmen.

Beste Grüße
Holger
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Mahler Konzert in der Bielefelder Oetker-Halle 1.4.2011

Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Alexander Kalajdzic, seit letzten Sommer Generalmusikdirektor in Bielefeld, scheint eine besondere Affinität zu ihm zu haben das Mahler-Jahr auf 2011 erweitern zu wollen. Nach der 2. im Januar gab es nun ein zweites Mahler-Programm: Beethovens Streichquartett f-moll op. 90, von Mahler für Streichorchester bearbeitet sowie Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“. Nach der Pause dann: die 3. Symphonie, die „Rheinische“, von Robert Schumann. Ein beachtliches Programm, weil es Mahlers Tätigkeit als Dirigent und Bearbeiter von klassischen Werken mit einbezieht. Konsequenter Weise gehörte deshalb auch die 3. Schumann in Mahlers Orchestrierung aufgeführt. Doch darauf wurde leider verzichtet. Warum eigentlich? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht war es auch eine Kostenfrage – die Partituren müssen schließlich angeschafft und bezahlt werden.

Mahlers Orchestrierungen von klassischen Werken waren zu seiner Zeit in Wien sehr umstritten – nicht aber seine orchestrale Behandlung der Streichquartette Beethovens. Sie hatten schon damals großen Erfolg beim Publikum. Man kann dem nur recht geben: wunderbar! Das Streichorchester klingt äußerst filigran, Mahler verstand es, den kammermusikalischen Charakter symphonisch umzusetzen, wie Schönberg später eine Art „Kammersymphonie“ zu schreiben. Worum es Mahler ging, die vollständige Transparenz und Durchhörbarkeit aller Stimmen, man kann es wirklich erleben. Beethovens Musik ist zudem von starker Ausdruckskraft und auch von der formalen Struktur her höchst originell. Zu loben ist die Fähigkeit des Dirigenten vor allem bei den leisen Tönen, ihnen die nötige Intensität eines Klingens aus der Stille zu geben. Die Virtuosität stellte an die Bielefelder Streicher hohe Anforderungen, die sie souverän bewältigten – manchmal fehlte etwas die letzte Präzision.

Die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ schlossen sich organisch an: Wieder ein filigraner Orchestersatz, ein Gesangssolist mitten unter den Solisten des Orchesters. Beim dänischen Tenor Bo Skovhus merkte man, dass er von der Oper kommt. Die Phrasierung zu Beginn von „Wenn mein Schatz Hochzeit macht“ – und an manch anderen Stellen – war mir etwas zu sehr ausschwingend, mehr Arioso denn prägnanter, charakterisierender Liedgesang. Seine Stimme ist für einen Bariton eher silbrig hell, man vermisst so manchmal etwas von den Mahlerschen, dunklen Tönen. Insgesamt aber war das sehr einfühlsam gestaltet im Bemühen um Differenzierung der Stimmungen und Ausdruckscharaktäre.

Der Schumann nach der Pause stand dazu in jedem erdenklichen Kontrast. Das zeigte schon die Anordnung der Instrumentengruppen in Blöcken: die Posaunen und Trompeter hinten, getrennt von den Streichern, links die Tuben. Das war ein sehr kompakter Orchesterklang – nichts mehr von der Durchsichtigkeit von Mahlers Orchestrierung zu hören. Dass Mahler Schumanns Orchestrierung für altmodisch und wenig gelungen hielt – wollte Kalajdzic das etwa „beweisen“? Man vermisste wirklich Mahlers Bearbeitung – auf CD zu hören mit dem Gewandhausorchester Leipzig und Ricardo Chailly. Der Grund für diesen Eindruck des allzu Kompakten lag allerdings zum nicht unerheblichen Teil in der Interpretation des Dirigenten: So wie er es versteht, in den leisen Passagen zu differenzieren, so pauschal wirkt er manchmal bei den Orchestertutti. Er wollte wohl unbedingt rheinischen Frohsinn verbreiten – den Beifall ließ er gar nicht erst verebben und stürzte sich in den ersten Satz. Doch nur vitale Lebensfreude, das ist für Schumann einfach zu wenig! Gerade wegen des gefälligen „Rheinischen“ sollte man mit Schumanns 3. behutsam umgehen, den klassischen Aufbau sorgfältig herausarbeiten, sonst verliert die Musik zu viel von ihrer Vielschichtigkeit und dem, was eine klasisch-romantische Symphonie ausmacht: das Spielerische des Orchesterspiels, den Dialog der Instrumente. Insgesamt aber ein sehr gelungener Abend!

Ein schönes Wochende wünscht :cheers:
Holger
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Eine unbedingte Empfehlung:

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/ ... um/7360226

Mariss Jansons mit der 2. Mahler: Nicht nur gut, unglaublich gut! Da ist er über die Jahre zum ganz großen Dirigenten gereift. Er bringt wirklich alle Stärken des fabelhaften Concertgebouw-Orchesters zur Geltung. (Das beste Mahler-Orchester derzeit für mich!) Ungemein präsise und durchsichtig, perfekte Orchesterabstimmung und Organisation. Episch breite Tempi und trotzdem bleibt der dramatische Zusammenhang gewahrt mit klug gesetzten Höhepunkten. Sprechende Agogik, die Leidenschaften werden exzessiv ausgekostet, Grimm, Schmerz, der Schmelz der Streicher, ohne jemals aber rührselig zu werden. Der 2. Satz – so gut interpretiert habe ich ihn noch nicht gehört. Die DVD ist fast noch eindrucksvoller als die CD, wie er „mitgeht“ mit dem Orchester und motiviert, eine sehr ausdrucksstarke Schlagtechnik. Die Bildregie ist ein Kunstwerk, meisterhaft, die Einblicke in die „Arbeit“ der wirklich immer absolut engagierten Orchestermusiker. :)

Beste Grüße
Holger
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