Verfasst: 19.02.2012, 16:49
Hallo,
zu Serpent und Zink Zitate aus C. Sachs "Reallexikon der Musikinstrumente" (Berlin 1913, reprographischer Nachdruck Hildesheim, New York 1979):
Serpent - frz. Schlange, ein vom 16. bis zum 19. Jh. gebauter Baßzink, der zur Ermöglichung der Deckung seiner sechs Tonlöcher die Form einer Schlange erhielt. Die auf Abbé Lebeuf zurückgehende Überlieferung schreibt seine Erfindung dem Kanonikus Edme Guillaume in Auxerre zu und verlegt sie in das Jahr 1590. Indessen sind die ältesten erhaltenen Exemplare noch älter und von italienischer Faktur, so daß Guillaume wohl nur das Verdienst der Einführung in Frankreich hat. Als Material diente in älterer Zeit Metall oder Nußbaumholz, das aus zwei übereinandergepaßten, ausgestochenen Hälften zusammengeleimt und zum Schutz gegen Temperatur und Stoß mit Leder überzogen wurde; die erste Biegung, an der man das Instrument hielt, war mit Rindersehnen umwunden, um ein Brechen zu verhindern. Die Gesamtlänge der Röhre betrug 2 Meter, die Weite anwachsend 4 - 10 Zentimeter.
Zum Anblasen diente ein Baßposaunenmundstück, 6 Grifflöcher gaben die Möglichkeit, einen natürlichen Umfang D - a', ja A - d'', nach Lilienthal sogar C2 - c'', mit seinen chromatischen Zwischenstufen - durch Halbdeckung - zu erzielen. Mersenne rühmt als besonderen Vorzug des Serpent, daß der Spieler es ohne Anstrengung mit zwanzig von den stärksten Sngern aufnehmen könne. daß er aber auch in der sanftesten Kammermusik mitzublasen imstande sei, ohne auf Verzierungen und Diminutionen verzichten zu müssen.
Freilich teilten spätere Generationen diesen Enthusiasmus nicht mehr; obgleich noch Hilfsklappen angebracht wurden, war es doch um die Reinheit der meisten Halbtöne schlecht bestellt, man vermochte wohl nicht mehr Spieler von der erforderlichen Güte und Übung aufzubringen. Immerhin hat sich der Serpent als Begleitinstrument in den Kirchen lange gehalten, ja, hier und da noch heute diesem Zweck dienen (...)
Dieses vorwiegend französische Instrument (...) hat sich in Deutschland keinen Platz erobert. (...) Noch nachher hat man sogar Versuche gemacht, vervollkommnete Serpente zu bauen, ohne indessen dem Instrument aufhelfen zu können, das den neuen Harmoniebässen wie den Ophikleïden, Tuben usw. hatte weichen müssen.
In der Orgel ist Serpent 16' eine sanfte, einschlagende, dem 8'-Bassetthorn entsprechende Pedalzungenstimme.
Zink - ein gerades oder gebogenes, außen meist achtkantig zugerichtetes Horninstrument aus Holz oder Elfenbein mit 6 Grifflöchern auf der Vorder- und einem 7. auf der Rückseite; ein Schalltrichter fehlt fast stets. Zum Anblasen diente ein Trompetenmundstück, das entweder aufgesetzt wurde oder bereits eingedreht und in diesem Falle außerordentlich eng war. In der älteren Literatur wird der Zink bisweilen als Rohrinstrument bezeichnet. Das ist in dieser Form freilich nicht richtig; doch haben sich Exemplare von geraden Zinken mit kleinen Aufsätzen erhalten, die zweifellos bezeugen, daß hier und da Stadtpfeifer, die aus irgendeinem Grunde den Hornansatz zu vermeiden wünschten, die Zinken als Oboen behandelt haben. Die Familie, die zeitlich aus dem frühen Mittelalter, örtlich offenbar aus Osteuropa stammt, vermochte als Ersatz für die durch strenge Zunftgesetze den meisten Musikern verbotene Trompete eine hervorragende Bedeutung zu erlangen, verlor sie aber im Laufe des 18. Jhs. in dem Maße, als die Trompete vulgarisiert wurde und das allgemeine Niveau der Stadtpeifereien sank; nachdem sie zuletzt nur noch in den deutschen Institutionen dieser Art ein Scheinleben geführt hatte, starb sie im 19. Jh. aus.
In der Orgel verstand man unter Zink zwei verschiedene Orgelstimmen, einmal das Diskanthornett, dann die Sesquialtera. Der Name bedeutet Hörnchen.
Soweit die Zitate. Meine Bitte: Hört Euch mal (buchstäblich) in der Alten Musik um - da finden sich unglaublich viele Instrumente, eines klanginteressanter als das andere. Und die Aufnahmequalität war in der Regel überdurchschnittlich gut (1967 - 1985).
Beste Grüße: Winfried
zu Serpent und Zink Zitate aus C. Sachs "Reallexikon der Musikinstrumente" (Berlin 1913, reprographischer Nachdruck Hildesheim, New York 1979):
Serpent - frz. Schlange, ein vom 16. bis zum 19. Jh. gebauter Baßzink, der zur Ermöglichung der Deckung seiner sechs Tonlöcher die Form einer Schlange erhielt. Die auf Abbé Lebeuf zurückgehende Überlieferung schreibt seine Erfindung dem Kanonikus Edme Guillaume in Auxerre zu und verlegt sie in das Jahr 1590. Indessen sind die ältesten erhaltenen Exemplare noch älter und von italienischer Faktur, so daß Guillaume wohl nur das Verdienst der Einführung in Frankreich hat. Als Material diente in älterer Zeit Metall oder Nußbaumholz, das aus zwei übereinandergepaßten, ausgestochenen Hälften zusammengeleimt und zum Schutz gegen Temperatur und Stoß mit Leder überzogen wurde; die erste Biegung, an der man das Instrument hielt, war mit Rindersehnen umwunden, um ein Brechen zu verhindern. Die Gesamtlänge der Röhre betrug 2 Meter, die Weite anwachsend 4 - 10 Zentimeter.
Zum Anblasen diente ein Baßposaunenmundstück, 6 Grifflöcher gaben die Möglichkeit, einen natürlichen Umfang D - a', ja A - d'', nach Lilienthal sogar C2 - c'', mit seinen chromatischen Zwischenstufen - durch Halbdeckung - zu erzielen. Mersenne rühmt als besonderen Vorzug des Serpent, daß der Spieler es ohne Anstrengung mit zwanzig von den stärksten Sngern aufnehmen könne. daß er aber auch in der sanftesten Kammermusik mitzublasen imstande sei, ohne auf Verzierungen und Diminutionen verzichten zu müssen.
Freilich teilten spätere Generationen diesen Enthusiasmus nicht mehr; obgleich noch Hilfsklappen angebracht wurden, war es doch um die Reinheit der meisten Halbtöne schlecht bestellt, man vermochte wohl nicht mehr Spieler von der erforderlichen Güte und Übung aufzubringen. Immerhin hat sich der Serpent als Begleitinstrument in den Kirchen lange gehalten, ja, hier und da noch heute diesem Zweck dienen (...)
Dieses vorwiegend französische Instrument (...) hat sich in Deutschland keinen Platz erobert. (...) Noch nachher hat man sogar Versuche gemacht, vervollkommnete Serpente zu bauen, ohne indessen dem Instrument aufhelfen zu können, das den neuen Harmoniebässen wie den Ophikleïden, Tuben usw. hatte weichen müssen.
In der Orgel ist Serpent 16' eine sanfte, einschlagende, dem 8'-Bassetthorn entsprechende Pedalzungenstimme.
Zink - ein gerades oder gebogenes, außen meist achtkantig zugerichtetes Horninstrument aus Holz oder Elfenbein mit 6 Grifflöchern auf der Vorder- und einem 7. auf der Rückseite; ein Schalltrichter fehlt fast stets. Zum Anblasen diente ein Trompetenmundstück, das entweder aufgesetzt wurde oder bereits eingedreht und in diesem Falle außerordentlich eng war. In der älteren Literatur wird der Zink bisweilen als Rohrinstrument bezeichnet. Das ist in dieser Form freilich nicht richtig; doch haben sich Exemplare von geraden Zinken mit kleinen Aufsätzen erhalten, die zweifellos bezeugen, daß hier und da Stadtpfeifer, die aus irgendeinem Grunde den Hornansatz zu vermeiden wünschten, die Zinken als Oboen behandelt haben. Die Familie, die zeitlich aus dem frühen Mittelalter, örtlich offenbar aus Osteuropa stammt, vermochte als Ersatz für die durch strenge Zunftgesetze den meisten Musikern verbotene Trompete eine hervorragende Bedeutung zu erlangen, verlor sie aber im Laufe des 18. Jhs. in dem Maße, als die Trompete vulgarisiert wurde und das allgemeine Niveau der Stadtpeifereien sank; nachdem sie zuletzt nur noch in den deutschen Institutionen dieser Art ein Scheinleben geführt hatte, starb sie im 19. Jh. aus.
In der Orgel verstand man unter Zink zwei verschiedene Orgelstimmen, einmal das Diskanthornett, dann die Sesquialtera. Der Name bedeutet Hörnchen.
Soweit die Zitate. Meine Bitte: Hört Euch mal (buchstäblich) in der Alten Musik um - da finden sich unglaublich viele Instrumente, eines klanginteressanter als das andere. Und die Aufnahmequalität war in der Regel überdurchschnittlich gut (1967 - 1985).
Beste Grüße: Winfried