Gustav Mahler - Symphonie Nr. 5

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Kienberg
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Gustav Mahler - Symphonie Nr. 5

Beitrag von Kienberg »

Hallo Freunde,

die brandneue Aufnahme der fünften Symphonie von Gustav Mahler ist jetzt bei Acousence verfügbar:

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Habe eben den DVD+FLAC192 "Comparison Kit" bestellt und werde nach Erhalt/Hören über die Einspielung hier berichten.

Reinhören wie immer hier, bei Acousence Records.
Ganz Eilige, die nicht die hervorragenden Comparison Kit's sammeln, können die Symphonie auch sofort bei Linn Records downloaden.

Freue mich schon auf ein, sicher wieder ganz vorzügliches, Hörerlebnis in der gewohnten Acousence-Qualität. :D


Gruss
Sigi
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Ulli,

habe diese Aufnahme jetzt seit Dienstag fünf bis sechsmal in 24/192 angehört und bin höchst begeistert, was Ralf Koschnicke hier abgeliefert hat.
Das ungemein plastische, fast holographische, Kangbild dieser grossen Partitur stellt nochmals eine Verbesserung gegenüber der Sechsten dar....unglaublich :D

Auch die Interpretation ist auf einem sehr, sehr hohen Niveau, habe den 3.Satz, das Scherzo, mit 10 anderen Aufnahmen verglichen und sie kann allen "das Wasser" reichen, auch meiner Stereo-Referenzeinspielung

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mit L.Bernstein und den Wienern, aber auch der hervorragenden SACD

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des Concertgebouw Orchesters unter Mariss Jansons.

Schon im 1. Satz komme ich zum selben Ergebnis wie Du
modmix hat geschrieben:Gemessenen Schrittes beginnt der Trauermarsch mit einer tollen Trompete herrlich aufgenommen im Raum, die vom Orchster herrlich vielschichtig durchhörbar 'eingefangen' wird...
Nach wenigen Minuten genieße ich nur noch - wenn doch jedes Konzert so klasse wäre!
Die Blechbläser der Duisburger Philharmoniker brillieren mit wunderschön vollem, eleganten, strahlendem Ton.
Das Orchester ist hervorragend gestaffelt, sowohl in der Breite wie in der Tiefe, man kann die einzelnen Musiker fast "sehen", die Abbildungsgenauigkeit ist sogar besser wie auf der SACD der Amsterdamer.
Die Abhörlautstärke war bei mir in diesem Satz max. 92 dB (ungewichtet), was in meinem Raum etwa Live-Lautstärke entspricht und wo ich die ppp-Stellen noch recht deutlich hören kann. Bei diesen
ppp-Stellen fällt auf, dass die Durchzeichnung und Staffelung des Orchesters erhalten bleibt, selbst die Schlagwerker, Pauken und Gran Cassa, dringen bei den leisen Stellen sehr deutlich durch.

Im zweiten Satz, Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz, stieg die Spitzenlautstärke auf 95 dB und selbst bei den fff-Stellen, wie hier

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blieb die Transparenz voll gewahrt, man kann auch die tiefen Instrumente, Contrafagott, Posaunen, Tuba, die Contrabässe und natürlich auch die Gran Cassa und das Tamtam deutlich vernehmen. So habe ich das noch auf keiner meiner anderen 5.ten gehört, BRAVO !!!
modmix hat geschrieben:bei diesen massiven Tutti wirkt das in den Mitten schnell breiig, geht die Übersicht flöten - grad so, wie ich es von meinen geliebten Polyprop in der Spendor kenne...
Vielleicht ist es doch etwas zu viel erwartet, daß meine kleinen Kistchen bei solchen Pegeln noch kontrolliert spielen... Da habe ich wohl ein Stück, daß ich gerne mal auf einer geregelten Box hören möchte. Sigi, Du hast diese 'Probleme' vermutlich nicht...
Ja, ich habe diese Probleme nicht, grossorchestrale Werke benötigen ab Forte schon grosse Lautsprecher, die bis deutlich über 100 dB nicht an ihre Grenzen kommen....genau dafür habe ich mir die Silbersand FM 701 angeschafft. :D
Besonders hat mich aber der dritte Satz, das Scherzo beeindruckt, hier liefen die Hörner, besonders aber das Solohorn (Corno obligato) im folgenden Bild

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zu Höchstform auf. Nun, die Wiener Hörner in der Bernstein-Aufnahme klingen hier nochmals etwas "schöner", obertonreicher, aber das CD-Format kann das nicht ganz so rüberbringen, wie es Acousence hier schafft. Die Horngruppe (siehe Bestzungsliste)

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verdient einen Sonderapplaus...leider gibt das sehr schöne Booklet keine Auskunft, wer das Solohorn spielte, es könnte aber durchaus Maria Teiwes gewesen sein. Sie war nämlich mal in Kallischt, dem Geburtsort Gustav Mahlers und hat sich dort die Kirchenglocken angehört und meinte, dass Mahler das Ausklingen dieser Kirchenglocken, das er ja seit frühester Kindheit im Ohr hatte, in vielen Hornsolis festschrieb.
Auch die Pizzikatis der Streicher sind im Scherzo wunderbar "eingefangen", es entsteht dabei sofort der "Dabeisein-Effekt", man kann hier sehr gut die Sitzordnung der Streicher erkennen.
Was Bernstein und die Wiener aber nach wie vor besser machen, ist der 3/4-Takt....merkt man am besten beim Mitlesen der Partitur, keine der anderen Orchester bringt da diesen gewissen "Drive" rein...das "Walzerspielen" lässt grüssen und Mahler hat das sicher auch so gewollt.

Die Holzklapper

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habe ich noch nie so deutlich raushören und lokalisieren können wie auf dieser Aufnahme.

Den 4. Satz, das berühmten Adagietto, das Mahler ja erst später einfügte (es war ja ursprünglich eine Liebeserklärung an Alma Schindler, seine spätere Frau), spielt Darlington wunderschön artikuliert, da kommt in keinem Takt Langeweile auf, wie in so vielen anderen Aufnahmen.

Im Finale dann geht's nochmals richtig zur Sache, die Duisburger legen da nochmals ca. 2db zu, trotzdem bleibt auch in den Fortissimo-stellen das Klangbild sauber durchgezeichnet. Die Geigen werden nie schrill, bleiben immer schön "seidig", so gut hört man das nur bei den HD-Aufnahmen.

Fazit: Ich halte diese Aufnahme für die derzeit beste Stereo-Einspielung in meinem Fundus.
Acousence gelang es mit dieser Aufname, ihre gewohnte, hohe Klangqualität nochmals zu steigern. Solche Aufnahmen sind es, die eine ständige Verbesserung der eigenen Anlage lohnen.

Gruss
Sigi
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

Ich finde aber auch etwas ältere Aufnahmen sehr schön. Klangtechnisch können die natürlich nicht mithalten. Interpretatorisch jedoch gibt es ebenbürtig wenn nicht sogar schlüssigere Herangehensweisen.

Wobei mir Walter manchmal zu emotional an die Dinge herangeht. Der andere Meisterschüler Mahlers Otto Klemperer finde ich trifft das Flair teilweise in meiner Mahlersichtweise besser (alles subjektiv) und die imense Kenntnis der Instrumente Mahlers und deren Klangfarben und Spieleigenheiten bringt er schön zur Geltung. Die 2. unter Klemperer war eines meiner symphonischen Erweckungssituationen neben Ludwigs 5. Symphonie natürlich. Aufnahmetechnisch waren die EMI und DECCA Leute damals den anderen weit voraus, das hier auch räumlich sehr gut gestaffelte Aufnahmen resultieren. Klar mit Rauschen aber eben auf sehr hohem interpretatorischem Niveau. Barbirollis viel gerühmte 5. Symphonie Mahlers ist ebenso (1970) eine Herausragende Leistung Mahlerscher Aufführungen.

Vorallem weil damals viele der legendären Tonmeister noch wussten was sie da so mit Microphonie anstellen. Und ganz gezielt lange tüftelten bis eine Ordentliche Räumliche Abbildung des Orchesters vorlag. Das Denon Konzept der Aufstellung der Microphone verdient noch erwähnung, wobei mir die Interpretation Eliahu Inbals nicht so gefällt. Sehr auf Effekt getrimmt.

Ich persönlich liebe noch Horenstein und auch Scherchen. Von den Neuen Einspielungen habe ich mir jetzt mal die Box mit Gielen geleistet. Die als Gesamt Konzept sicher ganzweit vorne mit dabei ist.

Richtig und Falsch gibt es natürlich auch hier nicht. Und wunderbarerweise ist ja die Hörempfindung nicht nur von den Interpreten abhängig die etwas anbieten, sondern auch von der Stimmungslage des Hörers.
Viel von der Furtwänglerschen Aura und Legende basiert auch darauf, dass eben Beethovens 5. sich anders anhört und anfühlt wenn um einen die Bomben einschlagen. Viele der damaligen Zeitzeugen erzählen von den 43er und 44er Konzerten und erzählen genau von diesen Eindrucksvollen Interpretationen. Heute kann man das nicht immer nachvollziehen, wenn man die Aufnahmen anhört.

Und so ist es für mich eben die Barbirolli Aufnahme, weil ich an die wunderbare Erinnerungen und das ausgerechnet noch an Venedig verbinde. Viele kennen halt das Adagietto aus den Mann-Schriften und dem Visconti Film "Der Tod in Venedig"
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Dr. Holger Kaletha
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Beitrag von Dr. Holger Kaletha »

Sigi, Du bist ja ein echter Mahler-Experte! Ein wirklich toller Beitrag! Die Aufnahme kenne ich gar nicht , habe eine ganze Reihe natürlich, Bernstein, Neumann (3 mal, 2 mit der Tschech. Philh., eine mit dem Gewandhausorchester), Inbal, auch Karajan ünrigens, der ansonsten überhaupt kein Mahler-Dirigent ist. Aber seine 5. ist hörenswert, wirklich gelungen. Die Aufnahme werde ich mir jedenfalls merken! :D

Beste Grüße
Holger
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