Ein italienischer Literaturwissenschaftler schreibt ein Buch über Syd Barrett. Das Besondere daran: Es ist keine Biografie. Es besteht (zumindest die 100 Seiten, die ich bisher gelesen habe und ich gehe davon aus, daß es so weitergeht) nur aus Zeugenaussaugen.
Es fängt an mit Pink Anderson und Floyd Council, die sich über den dreisten Gebrauch ihrer Vornamen beschweren, gefolgt von den Bandmitgliedern, Freunden, Bekannten, allen möglichen Leuten aus dem Musikgeschäft und allerlei Geistern. So darf z.B. Brian Jones sein verfrühtes Ableben in einem Seitenhieb erklären. Und Arnold Layne sich darüber beklagen, daß ein Song über eine Person mit seinem Namen und seinem Hobby geschrieben wurde (Unterwäsche stehlen), was ihm den Spaß an der Sache verdirbt (it's not the same). Köstlich
Das mag jetzt erstmal merkwürdig klingen, aber diese fiktiven Berichte haben durchaus ihren Reiz. Sie sind jeweils ca 1-2 Seiten lang und die wichtigsten Zeugen, soll heißen Bandmitglieder und co, kommen natürlich öfters zu Wort. Außerdem liegt dem ganzen eine Struktur zu Grunde, es ist nicht wild durcheinandergewürfelt, sondern folgt einem roten Faden (meist chronologisch). Gerade in der überspitzten Darstellung, im Spiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit, in den persönlichen und völlig subjektiven Meinungen liegt der Reiz dieses Buches.
Es lässt sich daher auch nicht mit Masons Bandgeschichte "Inside Out" vergleichen. Ein bisschen Vorwissen schadet aber nicht, die Personen stellen sich zwar jeweils kurz vor, aber es macht doch einfach mehr Spaß, wenn man weiß, welche Ereignisse wirklich und welche (wahrscheinlich, man kann es ja nicht überprüfen) nur im Kopf des Autors stattfanden.
Beispielsweise bei jpc kann man ins Buch reinlesen, der Buchladen meines Vertrauens hat's aber auch gehabt.
Jedenfalls eine klare Empfehlung für Freunde guter Musik und güter Bücher.
Liebe Grüße,
nils
