Hallo Ralph,
Ralph Berres hat geschrieben:Irgendwie bin ich ein wenig altmodisch eingestellt.
jo macht ja nix.
Ralph Berres hat geschrieben:]Ich kann mich weder mit Klass D Endstufen noch mit diesen ganzen Endstufenics anfreunden.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass Du Dich mit den beiden Genannten noch nicht so richtig auseinander gesetzt hast, vermute ich einfach mal.
Ralph Berres hat geschrieben:]Solche Endstufen bevorzuge ich lieber zu Fuss aufgebaute Schaltungen, eventuell sogar mit bipolare Transistoren.
Klar, mit Bipolaren und mit Mosfets habe ich jahrzehntelang Endstufen gebaut, angefangen in den 70ern mit 2N3055 und dann 2N4347 oder so ähnlich, bis dann mit SK134/SJ49 die ersten brauchbaren Mosfetverstärker dran waren. Irgendwie waren das aber immer ganze Gräber voller Transistorstufen, und, wenn man genauer hinschaut, eigentlich Leistungs-OPs, diskret aufgebaut. Mit all den Tricks, die in OPs angewandt werden wie unzählige Stromquellen und Stromspiegel, die den diversen Differenzverstärkerstufen auf die Sprünge halfen. Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass Entwickler, die sich viele Jahre mit diskreten Endstufen beschäftigt haben wie z. B. Friedrich Müller oder ich, heute schlicht zu den TDAs greifen. Wie BM übrigens auch, oder Manger. Die Erfahrung aus der Zeit der Diskreten hilft aber entscheidend, die Außenbeschaltung und das Layout so zu gestalten, dass daraus eine gute Endstufe wird. Meine Endstufen mit zwei TDA7293 im Master-Slave-Betrieb lassen beispielsweise die guten alten BM-Endstufen der V-MOS-Sorte doch recht alt aussehen.
Ralph Berres hat geschrieben:]Klass D Endstufen haben den Nachteil, das bei hohen Frequenzen gerne Artefakte erzeugen, weil sie ja getaktet sind. Es sind in der Regel pulsbreitemodulierte Endstufen, die am Ausgang natürlich ein Rechtecksignal mit voller Amplitude rauswerfen. Sie haben zwar eine Frequenz von einigen hundert Kiloherz , günstigenfalls von einigen Megaherz, aber genau da liegt ein Problem von vielen. Man muss diese Frequenz mit einen Tiefpass höherer Ordnung wieder rausfiltern. Bei hohen Frequenzen entstehen gerne Intermodulationen.
Sicher, aber auch da gibt's Spezialisten, die das Prinzip zur Perfektion getrieben haben (z. B. Hubert Reith). Ich glaube, es ist weniger das Prinzip als das Knowhow im Detail entscheidend über die Performance eines Leistungsverstärkers.
Ralph Berres hat geschrieben:]Endstufenics haben oft eine ziemlich kleine Fläche zur Kühlung, und die Eingangsstufe, weil sie sich auf dem gleichen Chip befindet erwärmt sich sehr stark mit. Daraus können auch massive Probleme bedingt durch die Arbeitspunktverschiebungen entstehen. Zudem sind sie nicht in jeder gewünschte Leistung erhältlich.
Nun, wenn die 200W zweier TDA7293 nicht reichen, kann man die auch noch in Brücke schalten und noch mehr Slaves dran hängen. So versorgt Friedrich Müller seine Subwoofer mit Doppelschwingspule an jeder Spule mit zwei gebrückten TDA7293-Master-Slaves, was insgesamt 800W sinus an die Schwingspulen liefert. Ich finde, das reicht dann für ein einzelnes Chassis doch meist aus. Oder in der AGM8.4, da sind in jedem Böxlein 8 solche 200W-Endstufen drin - 3,2kW Sinusleistung ist doch schon was. Ok, Rainer, ich weiß, man sich kann auch 9,6kW hinstellen, aber dann stellt sich schon die Frage der geeigneten Stromversorgung. Aber auch 9,6kW könnte man locker mit Endstufen-ICs machen.
Ralph Berres hat geschrieben:]Zu Fuss aufgebaute Endstufen mit Ics am Eingang. Schon besser. Aber man muss Kunstschaltungen anwenden, weil die ICs selber die hohen erforderlichen Betriebsspannungen nicht aushalten. Das heist, man muss hinter dem Eingangsverstärkeric noch eine weitere Spannungsverstärkerstufe schalten um den erforderliche Ausgangshub zu erzielen. Das kann zu massiven Problemen bezüglich Schwingneigung führen.
Ja, ist eine Krücke, finde ich auch.
Ralph Berres hat geschrieben:]Ich persöhnlich bevorzuge Endstufen, bei welcher auch die Eingangsstufen zu Fuss aufgebaut sind, mit entsprechend spannungsfeste Transistoren. Die Endstufen müssen auch nicht bis in den Mittelwellenbereich funktionieren. Gegen TIM Verzerrungen hilft ein simpler Tiefpass 1. Ordnung am Eingang mit einer Grenzfrequenz von sagen wir 30KHz. Jedenfalls kann man dann genügend Endtransistoren parallel schalten, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten.
Wie gesagt, habe ich lange auch gemacht, aber meine bisher besten Endstufen sind die in den AGM, und die laufen mit ICs.
Ralph Berres hat geschrieben:]Mosfettransistoren haben den Nachteil , das sie unheimlich hohe Gatespannungen brauchen um durchzuschalten. Das hat zu Volge , das die Endstufe 4 Betriebsspannungen benötigt. Für die Eingangsstufe ca 10Volt höher als für die Endstufe. Weiterhin hat sie den Nachteil. das Mosfets Eingangskapazitäten im Nanofaradbereich besitzen. Dadurch steigt die benötigte Treiberleistung mit höhere Frequenzen kontinuierlich an. Dafür haben sie im Gegensatz zu bipolare Transistoren eine quadratische Kennlinie.
Das war früher so, weil die Mosfets nicht steil genug waren, so dass bei Volllast gerne mal 8V oder 10V zwischen Gate und Source liegen mussten. Da gibt's heute aber doch viel knackigere Teile zu kaufen, bei denen man nur ein bisschen über 0V am Gate wackeln muss, und schon fließen am Drain 10A.
Ralph Berres hat geschrieben:]Gute Endstufen , egal ob mit Mosfet oder bipolare Transistoren versehen, haben Klirrfaktoren weit unterhalb des Promillebereiches auch bei hohen Frequenzen. Eigentlich dürfte der Klirrfaktor kein Thema sein.
Ja, weit drunter.
Ralph Berres hat geschrieben:]Was den Wirkungsgrad betrifft, arbeiten die allermeisten Endstufen ( abgesehen von Class D ) im AB Betrieb.
Das heist bei kleinen Leistungen ( so ca 1Watt ) arbeiten sie im A-Betrieb und gehen mit zunehmender Aussteuerung in den B-Betrieb über. Mit der Höhe des Ruhestromes kann man den Punkt festlegen, ab wann sie in den B-Betrieb übergleiten. Klass AB Endstufen egal wie sie ausgelegt sind kommen kaum über einen Wirkungsgrad von 50% . Mit ein paar Kunstgriffe wie gestapelte Betriebsspannungen ( nennt sich glaube ich H-Betrieb, weil Hitachi das mal angewendet hat, kann man eventuell etwas an Wirkungsgrad gewinnen.
Ah das ist aber auch eine Krücke. Den Übergang kriegt man nicht sauber genug hin. Da holt man sich unnötig neue Probleme. Ich nehm' dann halt lieber einen entsprechenden Trafo und ein paar hundert mF, dann kann man sich das Theater sparen.
Viele Grüße
Gert
P.S. Würde mich freuen, Dich beim Forumstreffen zu sehen!