Liebe Forumsfreunde,
"eigentlich" (mein Lieblingswort, wenn es um Ausreden geht) wollte ich ja schon längst etwas über meine veränderten Audioketten geschrieben haben. Ich wollte euch davon berichten, dass ich zwar im Grundsatz vieles gleich gelassen habe, dass aber viele substanzielle Verbesserungen eingeführt wurden. Vor allem ist die Stromversorgung (bis auf die AGM 5.4 Lautsprecher sowie die Gegenbässe incl. Steuerung) alles auf Akku umgestellt. LiFePO4 Akkus mit großer Kapazität und sehr kleinem Innenwiderstand. Und ich wollte davon berichten, wie sich die Masseführung verändert hat. Des weiteren hat sich einiges im Netzwerk getan und schließlich habe ich die Namensgebung meiner Audiokomponenten umgestellt. Die hören jetzt alle auf Namen der griechischen Mythologie noch bevor Zeus das Regime übernommen hat. Aber um all das gut zu beschreiben müsste ich ein Schaubild machen von meinem Equipment. Kommt alles noch. Hier und heute meine aktuelle Stereo-Abhörkette in aller Kürze: AGM 5.4 Stereo-LS mit AGM Gegenbässen und Gegenbass-Steuerung, Musik kommt vom G-Hub Streamer, der einen arfi-system193 DAC-VV speist. Dahinter das Netzwerk (Umsetzer G-UMC, Glasfaser, G-Switch) und als neue Quelle: ein Roon PC anstelle der Synology NAS und um den soll es jetzt gehen.
Der Roon PC hört auf den Namen Menmosyne (kurz Mnemo) Beta. Menmosyne ist in der griechischen Mythologie eine Titanin, Fluss der Unterwelt, dessen Wasser zu Erinnerung führt und Mnemosyne ist Mutter der neun Musen. Da eine Erinnerung ohne Mnemosyne nicht möglich ist, habe ich mir gedacht, dass das ein guter Name ist für einen Audio-PC. Und Menmo Beta, weil Mnemo Alpha bereits belegt ist durch meinen ersten Audio-PC, den ich vor allem zu Aufnahmen und zum Mischen und fürs Mastering verwende.
Mnemo Beta ist ein NUC i7 PC, wie er von Roon unterstützt wird. Mnemo Beta bekommt Akkustrom aus vier in Reihe geschalteten LiFePO4 Zellen à 105 Ah. Darauf läuft ein "Roon Optimized Core Kit" mit Rock als Betriebssystem (Roon-eigenes abgespecktes Linux). Roon braucht dann noch eine Festplatte, auf der die Musikdateien abgelegt sind. Hier bin ich auf eine 8TB SSD gegangen im 2,5 Zoll Format. Die Festplatte bekommt ihren Strom dann nicht direkt über den USB-Ausgang von Mnemo Beta sondern dieser wird separat eingespeist über zwei in Reihe geschaltete LiFePO4 Akkus. Damit die 5V nicht überschritten werden, habe ich einen 5V Regler dazwischen. Gert hat mich dabei freundlicherweise unterstützt. Damit ist in diesem Bereich alles G-regelt.
Außer, dass ich hier mit Akkus arbeite anstelle von hochwertigen Netzteilen, ist das für viele von euch sicher alles nichts Ungewöhnliches. Nun aber kommt eine ganz entscheidende Verbesserung, die ich euch einfach nicht länger vorenthalten kann. Ich habe mich daran erinnert, dass Frank (frankl) vor ca. 10 Jahren ein Verfahren entwickelt hat, mit dem er die Dateien vor dem Abspielen auffrischt und durch langsames, gleichmäßiges und kontrolliertes Schreiben auf den Datenträger optimiert. Meine Idee: wenn ich schon einen neuen Rechner aufsetze, dann möchte ich dieses Verfahren irgendwie integrieren!
Das Verfahren ist
hier beschrieben. Die Sourcen sind frei verfügbar. Über die Wirkungsweise gab es vor langer Zeit
diese Hinweise. Und bei unserem Treffen in
Pommelsbronn 2017 haben viele von uns das auch hören können.
Ich bin nun wie folgt vorgegangen: Ich habe mir ein Linux Live-System (Ubuntu) besorgt, das von einem Stick gebootet wird und das nur auf diesem Stick "lebt". D.h. alle Daten, die in dem Linux-System abgespeichert werden, landen auf dem Stick. Es sei denn ich sage im Rahmen eines Befehls explizit, dass auf andere Datenträger geschrieben werden soll. Frank hat mich dabei unterstützt, das Improvefile-Verfahren auf diesem Stick für die Intel-HW ans Laufen zu bekommen.
Auf meiner SSD, von der Roon die Dateien bezieht, habe ich auf oberster Ebene drei Ordner angelegt:
- A_Input
- B_Putput [nicht sichtbar für Roon]
- C_Improved
Alle Alben liegen normalerweise in A_Input. Wenn mir ein Album sehr wichtig ist, dann kopiere ich es nach B_Putput mit der Idee darauf das Improvefile-Verfahren anzuwenden. Dabei tagge ich das Album in B_Putput etwas anders als das Album im Ordner A_Input, damit die verschiedenen Versionen später in Roon unterscheidbar bleiben.
Zur Bearbeitung habe ich ein kleines Linux-Skript geschrieben, das unter Ubuntu läuft. Es liest meine Musikdateien aus B_Putput aus und kopiert sie via Improvefile nach C_Improved langsam und kontrolliert. Bei HighRes Alben mit 192 kHz Samplingrate kann das durchaus gut 2 Stunden dauern. Nachdem die Dateien mit Improvefile bearbeitet sind, fasse ich sie nicht mehr schreibend an (auch kein Tagging mehr). Roon liest die Dateien sowieso nur und schreibt alles, was zu schreiben ist, in die eigene Datenbank.
Nun kann ich also vergleichen A (nicht improved) vs. C (improved). Das ist bei guten Aufnahmen ein riesiger Unterschied. Ja, ich höre euch sagen, das kann doch nicht sein! Sind die nicht bitidentisch? Doch sie sind bitidentisch, klingen aber unterschiedlich. Reproduzierbar. Ich mache ein Beispiel. Aus diesem Album
Polarity vom Hoff Ensemble, in HighRes verfügbar z.B.
bei 2L, höre ich zu Vergleichszwecken gerne das Stück Polarity (das war ein sehr guter Tipp von Gert).
Klavier links Schlagzeug in der Mitte und gezupfter Bass rechts. Kurz nach dem Start des Stücks kommt beim Schlagzeug ein Besen zum Einsatz. Unter Improvefile ist das deutlich besser und entspannter lokalisierbar, besitzt mehr Räumlichkeit und eine deutlich bessere Differenzierung (vergrößerte Phantom-Zahl der Besenhaare). Ist die Datei nicht improved, fällt die feine Räumlichkeit weg und ein Großteil der Besenhaare "klebt" zusammen. Das Schlagzeug wirkt verwaschen und undifferenzierter. Der Effekt ist deutlich hörbar (ausdrücklich kein Ohrenbrechen) und blindtesttauglich. Das Schönste daran ist: die Langzeithörtauglichkeit steigt (nochmals). Wie immer, wenn es deutlich besser wird: es kommt völlig unprätentiös daher und zurückschalten möchte man nicht mehr, wenn man es mal gehört hat.
So deutliche Unterschiede zwischen nicht-improved und improved gibt es nur bei sehr guten Aufnahmen. Aber ich habe keine Aufnahme gefunden, bei der mich der Effekt gestört hätte. Nun bin ich nicht der einzige, der das gehört hat: Frank, der mir bei der Einrichtung des Verfahrens geholfen hat, hat das bei mir vor einigen Wochen gehört und bestätigt (wobei er nichts anderes erwartet hatte). Gert konnte das bei sich mit einer Kopie meines Sticks nachvollziehen und hat den Effekt auch auf seiner Kette gehört. Mein Sohn konnte die Varianten sofort deutlich unterscheiden. Christoph und Winfried aus Köln waren neulich bei mir zu Besuch und haben die Unterschiede beide gehört, zu ihrem großen Erstaunen!
Auch mich hat erstaunt, dass es bei mir an dieser Stelle noch so viel zu holen gibt. Mnemo Beta (Roon PC) liest die Daten und generiert draus einen Netzwerk-Datenstrom. Das Netzwerk besitzt das mittlerweile bei vielen von uns übliche Reclocking beim Switch, dann beim Glasfaser-Umsetzer (G-UMC) und beim Eingang in den G-Hub. Der G-Hub generiert den eigentlichen digitalen Datenstrom, den der DAC dann in ein Analog-Signal transformiert. So viele Schritte von der Festplatte bis zum analogen Signal. Und doch macht es einen entscheidenden Unterschied, ob die Dateien improved sind oder nicht.
Noch ein Schmankerl am Rande: ich habe mir verschiedene Rips angehört, die von einer CD mit jeweils verschiedenen Laufwerken gemacht wurden. Manchmal meint man Unterschiede zwischen den Ripps zu hören manchmal nicht. Für mich war das immer zum Ohrenbrechen (aber ein legitimer Test natürlich). Nach Behandlung mit dem Improvefile-Verfahren klingen für mich alle Rips verbessert und alle gleich!
Fazit: Das Improvefile-Verfahren refresht und schreibt die Dateien langsam, gleichmäßig und kontrolliert. Das Verfahren lässt sich über den Ubuntu Stick im Prinzip auf jedem Intel-Rechner anwenden. Gute Aufnahmen (besonders HighRes) klingen klarer lokalisiert, räumlicher und ruhiger. Bei guten Aufnahmen ist der Verbesserungseffekt ziemlich deutlich.
Viele Grüße
Harald