Misa Criolla - Jose Carreras oder Mercedes Sosa?

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Heule
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Misa Criolla - Jose Carreras oder Mercedes Sosa?

Beitrag von Heule »

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Diese CD von Jose Carreras finde ich wunderbar. Sie ist sehr gut aufgenommen, und manchmal denkt man die Trommler würden neben einem stehen. :D Sehr verblüffend!

Misa Criolla gibt es auch noch in einer tollen Version von Mercedes Sosa. Auch diese Aufnahmen sind sehr sehr gut gemacht, halt ein wenig anders. Bei Mercedes Sosa ist meines Erachtens sogar noch mehr Gänsehaut im Spiel. Aber beide muss/sollte man mal gehört haben.

Dachte, ich erwähne dies hier mal.
Gruß Oliver.
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Eusebius
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Beitrag von Eusebius »

Ja Oliver, die Aufnahme ist ein Klassiker.

Carreras hatte nach seiner Krebserkrankung zwar nicht mehr die ganz große Stimme von früher - aber die braucht er hier auch nicht.

Der gute Klang ist allerdings auch Fake: Soweit ich weiß haben sich Chor und Solist nie gesehen, sondern sind getrennt aufgenommen und zusammengemixt worden. Leichte Intonationsschwächen des (Laien-)Chors nimmt man gerne in Kauf. Dafür singen sie sehr ehrlich und inbrünstig.

Wer Carreras im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte singen hören will, dem empfehle ich die von mir schon erwähnte grandiose Aufnahme von Verdis "Simon Boccanegra" aus dem Jahr 1977 unter Claudio Abbado (auch er war damals noch nicht erkrankt):

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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Mir geht es mit den beiden ebenso, kann mich nicht entscheiden, höre mal die eine, mal die andere. Meine Sosa Aufnahme (Decca 2894670952) ist allerdings invertiert und ich spiele eine gerippte und korrigierte Version. Da hat die Sosa emotional die Nase vorn... aber die Stimmung und räumliche Abbildung der Carreras Aufnahme (Philips 420955-2) ist auch umwerfend.

Und dann habe ich noch eine frühere Philips Aufnahme mit Carreras auf Vinyl, die wird nur bei Kerzenlicht aufgelegt...

Grüße Hans-Martin
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Oliver,

dem kann ich nur zustimmen, was Du von der Misa Criolla mit Mercedes Sosa schreibst. Das geht mir genauso. Mir gefällt diese Fassung besser als die mit José Carreras (eben wegen dem Gänsehaut-Effekt). Und die große Felltrommel im ersten Stück ist für mich der Testfall für eine saubere Bass-Wiedergabe.

Grüße
Fujak
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Heule
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Beitrag von Heule »

Hallo Jungs,

freut mich, dass ich nicht so ganz daneben liege mit meinem Musikgeschmack. Bin da nur durch Zufall darauf gestoßen, und war danach ganz hin und weg.

Gruß Oliver.
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Heule
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Beitrag von Heule »

Eusebius hat geschrieben:Wer Carreras im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte singen hören will, dem empfehle ich die von mir schon erwähnte grandiose Aufnahme von Verdis "Simon Boccanegra" aus dem Jahr 1977 unter Claudio Abbado (auch er war damals noch nicht erkrankt):

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Hallo Eusebius,

sehr interessant deine Informationen. Werde mir mal diese "Simon Boccanegra" über Groofshark anhören.

Gruß Oliver.
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Oliver,
Heule hat geschrieben:freut mich das ich nicht so ganz daneben liege mit meinem
Musikgeschmack.
genau genommen kann man mit dem eigenen Musikgeschmack ja nie danebenliegen, weil er ja subjektiv ist; daneben liegen würde man m.E. nur dann, wenn man sich Musik anhört, die einem nicht gefällt. :wink:

Grüße
Fujak

P.S.: Wir sind offenbar heute in den gleichen Foren und Threads unterwegs. :wink: :cheers:
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Heule
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Beitrag von Heule »

Fujak hat geschrieben:P.S.: Wir sind offenbar heute in den gleichen Foren und Threads unterwegs. :wink: :cheers:
Ja Fujak,

man sieht/liest sich immer wieder. :cheers:
Die Welt ist schon klein!

Gruß Oliver.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Oute mich mal als Mercedes Sosa - Fan.

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Ihre Version ziehe ich der von Jose Carreras vor - wegen der damit verbundenen Emotionalität meinerseits.

Das geht mir unter die Haut.

Gruß
Franz
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Heule
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Beitrag von Heule »

Hallo Franz,

da geht einem das Herz auf. :cheers:

Was hältst du denn von dieser remasterten Version die es bei Amazon gibt? Vielleicht konnte die schon jemand/du vergleichen? Konnte jetzt auch schon mehrere CDs von Mercedes Sosa hören, aber diese CD scheint mir ihr Meisterstück zu sein. In dieser CD scheint sie sich gefunden zu haben.

Gruß Oliver.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Oliver,

die ursprüngliche Einspielung ist schon so gut, daß ich auf ein remastering verzichten würde. Oft wird da eher verschlimmbessert, kann aber im konkreten Fall nichts dazu sagen, weil ich sie nicht verglichen habe. Mir genügt die Klangqualität der ursprünglichen CD allemal, finde sie schon sehr gut.

Merceses Sosa hat noch viele anders, sehr gute und meiner Meinung nach auch interessantere Aufnahmen gemacht, sie lohnt eine Entdeckung.

Gruß
Franz
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Heule
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Beitrag von Heule »

Hallo Franz,

das mit dem Verschlimmbessern hört man ja immer wieder. Man sucht halt immer das noch Bessere/Schönere (mir geht es auf jeden Fall so :mrgreen: ).

Wenn du Anspieltips von Mercedes hast, dann immer her damit.

Gruß Oliver.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Oliver,

die mag ich von ihr am Liebsten:

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Mercedes Sosa Pacha Mama, Mutter Erde

Die Stimme Lateinamerikas ist ungebrochen / Von Jens Clüsing
Jens Clüsing hat geschrieben:Sie hat eine Stimme, wie geschaffen zum Eintauchen und Versinken; eine Stimme, die zum Träumen verfuhren und zu Tränen rühren kann, ohne einen süßlichen Nachgeschmack zu hinterlassen. Irgendwann, Anfang der achtziger Jahre, kam diese Stimme aus dem Radio, erhob sich über das musikalische Einerlei und setzte sich fest im Ohr: Mercedes Sosa sang.

Como la Cigarra", wie die Zikade, sang Mercedes Sosa damals; jene melancholischen Verse der argentinischen Dichterin Maria Elena Walsh, die 1982 zum Abgesang auf das Argentinien der Generäle wurden: „So oft töteten sie mich, so oft starb ich, dennoch bin ich hier und stehe wieder auf . Zu meiner eigenen Beerdigung ging ich allein und weinend. Ich machte einen Knoten ins Taschentuch, aber danach vergaß ich, daß es nicht das einzige Mal war, und ich sang weiter "

„Todavia cantamos" schallt es einige Jahre später auf dem Hamburger Rathausmarkt, „noch immer singen wir". Das Eröffnungskonzert des „Festivals der Frauen" strebt seinem Höhepunkt entgegen, in der Dunkelheit flammen die ersten Wunderkerzen auf. Mercedes Sosa wirbelt mit großen Schritten über die Bühne. Sie ergreift Hände im Publikum, rafft den wallenden Poncho zusammen und schleudert immer wieder diese Worte über die Köpfe der 12 000 Zuschauer: „Todavia cantamos!" Eine Stunde lang singen und tanzen die Menschen mit ihr in der kühlen Hamburger Sommernacht, dann holt sie die anderen Volkssängerinnen des Abends zum gemeinsamen Schlußrefrain auf die Bühne. Ein Fest ist zu Ende.

„Ich steige nicht auf das Podium, um die Menschen zu erobern. Aber wenn der Funke nicht überspringt, gehe ich", hatte Mercedes Sosa vor dem Konzert gesagt.

Bisher hat sie noch nie gehen müssen.

1982 kletterten die Menschen in Argentinien auf Lichtmasten und Bäume, um sie bei ihrem ersten Konzert nach der Rückkehr aus dem Exil zu sehen; Zehntausende jubelten ihr in einem Fußballstadion von Buenos Aires zu. Als die lange Nacht der Diktatur zu Ende ging, brach Mercedes Sosa als eine der ersten die Friedhofsruhe in dem ausgebluteten Land „In diesem Moment wurden wir alle wiedergeboren", erinnert sie sich, „doch wie können wir vergessen, was in den sechs Jahren davor geschah? Wir lebten, sangen und aßen, während in unserer Heimat gefoltert und gemordet wurde. Ich habe viel gewußt, aber das ganze Ausmaß der Gewaltherrschaft zeigt sich erst jetzt "

Mercedes Sosa stammt aus Tucumän, jener Provinz im Nordwesten Argentiniens, in der der „schmutzige Krieg" gegen die Guerilla am unbarmherzigsten geführt wurde. Bolivien ist hier näher als Buenos Aires, die Armut größer als im Rest des Landes. Ihre Eltern arbeiteten auf den Zuckerrohrfeldern in der Umgebung „Sie versuchten, ihre finanziellen Probleme vor uns zu verbergen, doch ich konnte oft vor Hunger nicht einschlafen", erinnert sie sich. Mercedes verkaufte Blumen in den trockenen, tristen Straßen Tucumäns.

Quelle: http://www.zeit.de/1986/37/pacha-mama-mutter-erde

Gruß
Franz
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Konnte es nicht lassen und musste in Youtube schnell mal reinhören. Muss zugeben - sehr beeindruckend.

Es ist interessant, auf was man dann per Zufall immer stösst (oder drauf gestossen wird !). Am rechten Rand erschien auch ein Vorschlag mit "Gracias a la Vida" ebenfalls mit Mercedes Sosa. Nun, ich kenne diesen Song an sich und da kam mir in denn Sinn, dass ich einmal im Plattenladen eine CD von einem Sänger (dessen Name ich nicht mehr wusste) zusammen mit Elena Ledda angehört hate, wo dieser Song ebenfalls drauf war - in einer sehr schönen Version.

Ich dachte man könnte ja mal danach suchen und ich fand auch:

http://www.youtube.com/watch?v=aPzs0Z8eYcs

Dies ist nicht die Studioproduktion, welche ich im Kopf hatte - dafür aber eine, welche um Grössenordnungen eindrücklicher ist. Der Mann singt, vom Tod gezeichnet (er starb drei Wochen nach diesem Abschiedskonzert an Krebs) und mit gebrechlicher Stimme und einer Ausstrahlung, die seinesgleichen sucht. Gänsehaut ist garantiert. Und ja Elena Ledda singt auch und das erst noch excellent und mit Herzblut - aber Sie geht fast ein wenig unter.

Sorry, war jetzt etwas OT aber ich musste es loswerden.

Gruss

Charles
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Heule
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Beitrag von Heule »

Franz hat geschrieben:Hallo Oliver,

die mag ich von ihr am Liebsten:

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Hallo Franz,

danke für den Tip. Fantastisch die Stimme und die Trommeln. Einfach klasse, voller Dynamik, pure Musik! Ich wiederhole den Trommelteil immer wieder, weil er so geil gemacht ist. :cheers:

Dieses Lied gibt es auch von anderen Sängern, aber da schlafen dir die Füße und das Gesicht ein bei deren
Versionen/Interpretationen!

Gruß Oliver
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