moin Einar
--> Hier <-- kann man reinhören. Die erste der beiden CDs scheint mir weniger der "Schublade Free Jazz" zu entsprechen. Die Disc 2 darunter einzuorden wäre meiner Meinung nach aber OK. Leider habe ich von Jimmy Giuffre nur
eine einzige LP und die ist sicher kein Free Jazz, sie swingt aber sehr gut. Free Jazz LPs habe ich aber eine große Menge, nur nicht aus allen Ecken wo er gespielt worden ist oder immer noch dazu anregt die Musiker zu verführen aus sich heraus zu gehen.
Man sollte sich unbedingt anhören, was zur Zeit des Erscheinens dieser Jimmy Giuffre Aufnahmen sonst an Free Jazz gespielt worden ist. Paul Kuhn und Bill Ramsey aus dem Nachbarthread bieten auch eine gute Möglichkeit zu verstehen, wie sich die musikalischen Verfassungen der Musiker in den 60ern differenzieren. Auf der einen Seite Neugier, Interesse, Wagemut, kreative Ausdrucksformen, auf der anderen Seite bildet sich ein musikalisch unspektakulärer Ausdruck der Sicherheit ab, die sich darin gefällt keinerlei Experimente zu wagen und dabei dem Zuhörer keineswegs die Seele des Jazz zu vermitteln, sondern nur ein so-als-ob, oder ein so-wie-es-sein-könnte. Aber nicht ist. FreeJazz hat genau diese Haltung aufgebrochen.
Das meine
Jimmy Giuffre Aufnahmen auf 'ner LP kein FreeJazz sind kann man auch an der Besetzung erkennen. Das ist auf der oben erwähnten ganz anders! Diese Begleitmusiker, Paul Bley und Steve Swallow bieten eben beide nicht den Blick auf das schon 1000 mal abgenudelte, sondern ihren eigenen, damals neuen Blick auf die Musik, das was Jazz ist und sein kann. Man vergleiche jetzt nur mal Paul Kuhn und Paul Bley. Das sind zwei Welten die sich darauf beziehen, was Jazz ist oder sein kann.
Paul Kuhn hat im deutschen Samstagsabends TV viel Zeit verbracht,
Paul Bley hat auch selbst komponiert.
Was Free Jazz werden wird, wie sich Free Jazz möglicherweise entfalten wird, dazu sollte man sich Aufnahmen anhören, die v o r der Zeit der ersten Free Jazz Aufnahmen gemacht worden sind. Also beginnt man v o r 1960-1958. Im Grunde könnte man, so gehts mir, schon im Bebop den Free Jazz entdecken. Natürlich nicht in kompletten Tracks, aber in den Soli der Musiker. Ihre Auffassung der Musik, der sie auch in kurzen Passagen in komponierten Stücken in wenigen Augenblicken, oder in wenigen Beats, Ausdruck verleihen. Paul Kuhn in den 60ern ist weniger aufregend als seine Vorgänger in den 40ern, denen er sicher auch mit Begeisterung gelauscht haben dürfte.
Will man im Jazz auf Piano fixiert erleben und hören, was sich da so in den 50ern v o r dem
Free Jazz getan hat, sollte man meiner Meinung nach zumindest Cecil Taylor, Thelonious Monk, Sun Ra, Lennie Tristano, Bud Powell mal die Ohren leihen.
Neben Gimmy Giuffre, der nun ja kein Piano spielt sondern bläst, bieten sich im Free Jazz noch eine Menge Musiker an. Zu dieser Zeit auf jeden Fall Ornette Coleman, Archie Shepp, Albert Ayler, Coltrane auf Atlantic und sicher noch ein paar andere. Die Genres Bebop, Hard Bop, Cool Jazz Free Jazz können sich auch in den Stärken des Ausdrucks der Persönlichkeiten meiner Meinung nach vermischen oder überschneiden.