AcourateDRC Anwendung
Hallo,
da ich bisher im Internet oder unserem Forum praktisch keine Nutzererfahrungen zur Raumkorrektur mit AcourateDRC gefunden habe, stelle ich hier mal einen Bericht über meine (ersten) Erfahrungen ein.
Zu den Vorkenntnissen vielleicht so viel, dass ich Acourate schon seit gut 2 Jahren zur Korrektur meiner Hauptanlage mit einem Audio-PC (und JRiver) nutze, mit äußerst positiven Erfahrungen. Zudem habe ich letztens Erfahrungen mit einem miniDSP Nano AVR mit Dirac Live gesammelt, den ich für die Mehrkanal-Raumkorrektur in meinem WoZi benutzen will (und der im Moment noch an der Hauptanlage getestet wird).
1. Hintergrund
Aus beruflichen Gründen nutze ich in einer anderen Stadt ich ein kleines Apartment, für das ich eine Möglichkeit schaffen wollte, Musik zu hören. Im ersten Schritt hatte ich mir hierfür Abacus C2 LS besorgt, die ich auch im Büro im Nahfeld mit absoluter Begeisterung (und Acourate-Korrektur) nutze.
Allerdings zeigte sich schnell, dass die C2 stand-alone für eine Nutzung als LS bei größerer Hörentfernung (ca. 1,50m) zu klein sind, es war (vermutlich auch durch Raumeinfluss) kaum Bass vorhanden. Entsprechend habe ich kürzlich einen Abacus ABass 10 Subwoofer dazugestellt, was zwar das Problem mit der Basslautstärke behebt, allerdings zu einer kaum erträglichen Raummode von rund 18db bei 63 Hz führt – damit kann man keine Musik hören (und schon gar nicht mit Nachbarn).
Da ich keinen PC in diesem Apartment haben wollte (und auch den finanziellen Aufwand begrenzen wollte), habe ich einen miniDSP OpenDRC DA gekauft, der mir nunmehr als Vorverstärker zur Lautstärkeregelung und Quellenwahl dient (fernbedienbar), gleichzeitig aber über AcourateDRC die Möglichkeit bietet, eine FIR-basierte Raumkorrektur stand-alone (d.h. ohne PC) vorzunehmen. Die Frequenzweichenfunktion für die Einbindung des Subwoofers wird vom den ABass übernommen, da der MiniDSP nur zweikanalig ist. Die Korrektur erfolgt dann „über-alles“, d.h. für das gesamte C2/ABass 10-System. (Die Limitation auf zwei Kanäle liegt auch bei den vergleichbaren miniDSP Dirac Live Systemen vor, d.h. den DDRC 22, und auch beim neuen Abacus Convolver).
Der miniDSP ist in der DA-Version, d.h. es gibt nur digitale Eingänge und zwei analoge Ausgänge. Als Soundkarte für den Anschluss eines Laptops (selten) oder meines iPads (Standardfall) nutze ich eine ifi Nano DSD, die ASIO-fähig ist. Als Messmikrofon verwende ich ein kalibriertes miniDSP UMIK 1, das über USB an den Rechner angeschlossen wird. Für die Messung mit AcourateDRC muss man dann ASIO4All verwenden, welches sowohl das UMIK als auch die ifi-Soundkarte (über den ASIO-Treiber) ansprechen kann.
Wie die Dirac-miniDSP Geräte ist der OpenDRC auf eine Abtastrate von 48kHz beschränkt, was durch eine Konversion (sample rate conversion) erreicht wird. Grundsätzlich sind hiermit die „audiophilen“ Ansprüche des Geräts vermutlich schon limitiert, allerdings dürfte diese Einschränkung in ihrer Auswirkung überhaupt nicht vergleichbar zu der katastrophalen Klangwwirkung durch die 18db Mode sein…
Eine Besonderheit bei AcourateDRC ist, dass das Programm seit Version 2 die (max.) 14 parametrischen Equalizer des openDRC mit nutzt. Diese werden (vermutlich) in einem ersten Schritt zur Abbildung der Zielkurve benutzt. Im zweiten Schritt werden dann FIR-Filter mit einer Auflösung von max. 6144 Taps auf diesen schon IIR-korrigierten Frequenzgang angewendet. Da bei einer Abtastrate von 48kHz die 6144 Taps einer Auflösung von rund 7,8 Hz pro Tap (zu interpretieren als Korrekturstelle) entsprechen, verspricht die Kombination von IIR- und FIR-Filterung eine bessere Raumkorrektur (insbesondere Modenkorrektur), da die PEQ-Filter zielgenau durch ADRC auf die Moden gesetzt werden, unabhängig von der FIR-Auflösung.
2. Workflow
Für Nutzer die mit Acourate vertraut sind, ist der Workflow für die Erstellung von Filtern vertraut, wenn auch wesentlich einfacher gehalten als in Acourate – insbesondere gibt es kaum Parameter die man beeinflussen kann (oder wählen müsste), also bspw. nicht die frequenzabhängige Fensterung und keine Preringing-Korrektur.
Hat man die ASIO-Einbindung geschafft, werden im nächsten Fenster die Frequenzgänge durch drei Logsweeps gemessen, wobei mir nicht klar ist, wofür genau der dritte Messdurchgang genutzt wird (hier scheinen aber die PEQ-Filter angewendet zu sein).
Im nächsten Schritt kann man dann die Zielfunktion bestimmen, wobei der Editor im Prinzip wie bei Acourate aufgebaut ist. Man kann sich im selben Graphen auch die Impuls- und Sprungantwort sowie RT60 der Messungen ansehen.
Die folgende Abbildung zeigt den gemessenen FG an:
Im nächsten Schritt werden die Filter für die Korrektur erstellt und automatisch als xml-Datei gespeichert. Dieses xml-File kann dann in den OpenDRC importiert werden, wodurch sowohl die PEQ- als auch die FIR-Filter programmiert sind. (Das OpenDRC ist nicht auf Acourate-Filter beschränkt).
3. Klangeindruck
Beim Klangeindruck muss ich zunächst zurückhaltend sein, da ich bisher nur eine Messung gemacht habe und hierbei immer wieder Probleme durch das hohe Grundgeräusch in dem Apartment aufgetreten sind. Zudem ergibt sich für den linken Kanal ein ausgeprägtes Preringing in der Sprungantwort, für das ich erstmal rausfinden muss, ob man dies irgendwie reduzieren kann (bspw. durch die Verwendung weniger PEQ-Filter?).
Trotzdem ist es fast trivial von einer erheblichen Verbesserung des Klangs zu sprechen. Diese resultiert alleine schon aus der Elimination der Raummode bei 63Hz, d.h. aus dem IIR-Filter. Mit der Mode war Musikhören praktisch unerträglich.
Ferner kann man beim OpenDRC per Fernbedienung den FIR-Filter abschalten, so dass man sehr leicht Phasenkorrektur mit reiner Frequenzgangkorrektur vergleichen kann. Der Effekt auf den Klang ist schon beim ersten Versuch wie man das grds. von Acourate kennt – ein präziserer Bassbereich, klarere Ortung und bessere Räumlichkeit („Bühne“).
Ein Update mit entsprechenden Messungen kommt dann nächste Woche.
Viele Grüße
Ralf