Neil Young: Behaltet euren Dreck

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
realperfekt
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Neil Young: Behaltet euren Dreck

Beitrag von realperfekt »

Süddeutsche Zeitung, Ausgabe vom 2./3.Juni 2012, Seite 15

In einem Interview mit Neil Young, unter der Überschrift „Behaltet euren Dreck“ Neil Young über die Rockmusik der Gegenwart, MP3-Dateien und Amerika

ist auszugsweise zu lesen:
Süddeutsche Zeitung hat geschrieben:SZ: „Americana“ erscheint auch als Blue-Ray-Disc. Für die die digitalen Daten nicht komprimiert werden. Warum?
Young: Eben deshalb. Weil es die einzige Möglichkeit ist, die Musik wirklich zu hören.
SZ: Wie bitte?
Young: Die vollständige Musik lässt sich nur auf Vinyl und eben auf Blue Ray hören. Andere digitale Medien bieten dagegen nur einen Bruchteil der Daten, die wir aufgenommen haben. CDs 15 Prozent, MP3 sogar nur 5 Prozent. Insofern sind es auch nicht die illegalen Downloads, die die Industrie bedrohen, sondern die technische Qualität des Produkts, das sie anbietet. Minderwertige Trägermedien wie MP3 und CD ruinieren das ganze Hörerlebnis. Wer zwei gesunde Ohren hat, sagt sich: Da mache ich nicht mit. Behaltet euren Dreck. Ich gehe lieber fischen.
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GUSMaster
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Beitrag von GUSMaster »

Genau so ist es Neil !!!!!
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

GUSMaster hat geschrieben:Genau so ist es Neil !!!!!
Prima,

jetzt würde mich aber interessieren, was enn die 85% genau sind, die bei der CD im Gegensatz zur Schallplatte verlorengehen. Was es genau ist und wie man auf den Wert von 85% kommt. Welche Bewertung liegt da zugrunde?

Bitte dabei das Rumpeln, Eiern, Knistern, Rauschen, Kanalübersprechen der Platte, Impedanzfehler Tonabnehmer, Entzerrerkurven etc. aus der Bewertung rausnehmen, das gehört ja alles nicht zum Originalereignis.

Grüsse
Uli
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realperfekt
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Beitrag von realperfekt »

uli.brueggemann hat geschrieben: Bitte dabei das Rumpeln, Eiern, Knistern, Rauschen, Kanalübersprechen der Platte, Impedanzfehler Tonabnehmer, Entzerrerkurven etc. aus der Bewertung rausnehmen, das gehört ja alles nicht zum Originalereignis.
... drinlassen und einfach hinhören, es lohnt sich trotzdem!
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play-mate
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Beitrag von play-mate »

Der Artikel der Süddeutschen Zeitung beruht auf einer sehr kontroversiellen Diskussion über Neil Young & Steve Jobs (ehm. Apple MacIntosh) Wunsch eine neues Audioformat zu gründen.

Dabei ist diese Diskussion entstanden: http://people.xiph.org/~xiphmont/demo/neil-young.html

Liest man den Artikel durch, so wird man feststellen, dass es viel um Glauben und Politik geht. Ein Artikel der mit der These anfängt, dass 24/192 "inferiör" zur CD ist, kann ich jedenfalls nicht ernst nehmen ...

LG. Leif
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realperfekt
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Beitrag von realperfekt »

Leif, danke für den Querverweis.

Beim SZ-Interview, geführt von Marcel Anders, ist o.g. Thema nur eines von vielen (habs halt fürs Forum rausgetrennt).

Zitierenswert find ich auch folgendes:
Süddeutsche Zeitung hat geschrieben:SZ: Auf Ihrem mittlerweile 34 Album haben Sie berühmten Protestlieder und Folk-Balladen die Typische Neil-Young-Behandlung verpasst. Sie klingen extrem rau und improvisiert. Warum ist ungeschliffener Rock besser?
Youg: Heute kann doch wirklich jeder ein Album machen – einfach wegen der ganzen technischen Hilfsmittel, die es so gibt. Selbst ein Schoßtier würde das hinkriegen. Und insofern gibt es keinen Grund, denselben polierten Mist zu machen wie allen anderen. Das lenkt doch nur von dem ab was wirklich wichtig ist.
Anmerkung: Er hat sich aber durchaus auch positiv über z.B. Usher, the Givers u.a. geäußert - nicht dass die Ansicht aufkommt, es handelt sich hier um einen Rundschlag.
Peter
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

uli.brueggemann hat geschrieben: jetzt würde mich aber interessieren, was enn die 85% genau sind, die bei der CD im Gegensatz zur Schallplatte verlorengehen. Was es genau ist und wie man auf den Wert von 85% kommt. Welche Bewertung liegt da zugrunde?
Das Interview habe ich auch mit großem Vergnügen gelesen. Wie sehr ich ihm zustimmen mag ... Bei den Zahlen habe ich jedoch auch zunächst etwas gestutzt. Ich würde die nicht unbedingt so verwenden. Der Zusammenhang zwischen Datenrate und Klang ist dann ja doch nicht so einfach proportional wie es diese Rechnung suggeriert. Aber rein mathematisch hat er Recht, zumindest ungefähr, denn er sagt ja wörtlich "Andere digitale Medien bieten dagegen nur einen Bruchteil der Daten, die wir aufgenommen haben."

Diese Aussage stimmt definitiv:
Datenrate Stereo 24/192: 24*2*192000=9216kBit/s
Datenrate CD: 16*2*44100=1411,2kBit/s
Das sind bei CD 15,3125 % vom 24/192

Was MP3 angeht, war er mit 5% ja noch nett. Bei den im heutigen Rundfunk- und Fernsehsektor weitverbreiteten 256kBit sind es dann nur noch 2,77% ...

Die für mich zentrale Zeile war aber diese: "Nur dann hört man wirklich, was ich da mache" (zu Bluray und Vinyl). Diese Aussage kann ih sehr gut nachvollziehen und genauso bestimmt jeder Schallplattenliebhaber. Die künstlerische Ebene ist die entscheidende. Die ganze technische Seite ist doch nur Mittel zum Zweck. Und so schlecht die technischen Daten der Schallplatte auch auf dem Papier erscheinen mögen. Die für die künstlerische Ebene wirklich entscheidenden Dinge macht das Medium - warum auch immer - einfach besser als die CD. Was für andere 24/192 Downloads sind, ist für ihn eben die Bluray, ich nehme an auch mit 24/192 Audio; eben das mit der Schallplatte in diesen Belangen mindestens gleichziehende Format, nur ohne deren Schwächen.


Viele Grüße
Ralf
realperfekt
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Beitrag von realperfekt »

Ralf Koschnicke hat geschrieben: Die künstlerische Ebene ist die entscheidende. Die ganze technische Seite ist doch nur Mittel zum Zweck. Und so schlecht die technischen Daten der Schallplatte auch auf dem Papier erscheinen mögen. Die für die künstlerische Ebene wirklich entscheidenden Dinge macht das Medium - warum auch immer - einfach besser als die CD. Was für andere 24/192 Downloads sind, ist für ihn eben die Bluray, ich nehme an auch mit 24/192 Audio; eben das mit der Schallplatte in diesen Belangen mindestens gleichziehende Format, nur ohne deren Schwächen.
Ralph, Du sprichst mir aus der Seele.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass viele Digitalos nur noch auf technisches Gedöns achten und dass, was Musik eigentlich ausmacht und bewirken kann, ins Hintertreffen gelangt.

Nebenbei bemerkt, wenn Young Vinyl macht, so ist das kein billiges Vergnügen, da kostet Qualität richtig Kohle, aber Du kannst ja auch ein Lied davon singen, dass gute handwerkliche Machart eben auch nicht aus der Matrize purzelt. 24 bit-Auflösung empfinde ich auf vergleichbarer Ebene.

Schade, dass hier seitens der Industrie die CD mit aller Macht weiter zum Brunnen getragen wird. Aber wir Interessenten sind ein kleines Segment, so dass sich diese Schiene wohl nicht rentiert. Und wenn der Trend anhält, werden wir immer exotischer!

Peter
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frmu
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Beitrag von frmu »

Moin,


also ehrlich, wer Neil Young live erlebt hat, vor allem mit Crazy Horse, der erwartet
auf CD auch keine klangliche Offenbarung, auch nicht von einer 24Bit Aufnahme.

Trotzdem mag ich den alten Kanadier und seine Musik.



Gruß
Frank
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ralf Koschnicke hat geschrieben:Diese Aussage stimmt definitiv:
Datenrate Stereo 24/192: 24*2*192000=9216kBit/s
Datenrate CD: 16*2*44100=1411,2kBit/s
Das sind bei CD 15,3125 % vom 24/192
D.h. also: glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst erstellst. Damit kann man dann beweisen was man will und das unbeleckte Publikum beeindrucken.

Meines Erachtens sind dann 24/192 eindeutig zuwenig. Das sind ja nur 12.5% von 48/768: 48*2*768000=73728kBit/s.

Ich mag das Mehr an Glücksempfinden beim Lauschen analoger Quellen nicht in Abrede stellen. Sei es so.
Aber so Killerphrasen mag ich nicht leiden.

Wenn ich von den 9216 kBit/s allein nur 50% nehme, nämlich alles was über 48 kHz spielt: wer weist mir bitte eindeutig nach, dass er die hört ? Ob sie da sind oder nicht.

Grüsse,
Uli
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo zusammen,

was will uns der Threadersteller mit diesem Interviewauszug, den er unkommentiert lässt, mitteilen?

Offensichtlich will er doch zum Ausdruck bringen, dass alles andere als bluray (nicht blue ray) oder verallgemeinert highres, Sch...e klingt, wegen der Datenreduktion. Hier soll dann eine Ikone wie NY Pate stehen. Der muss es ja wissen.

Vielleicht ist es i.d.Z. nützlich zu wissen, dass NY die bluray promotet, ähnlich so, wie er das vor Jahren mit der HDCD getan hat. NY ist mir nicht gerade als besonders "gut klingender" Künstler bekannt. Keine einzige seiner mir bekannten CD's würde ich als wirklich gut klingend bezeichnen. Und das liegt nicht am Format, sondern an der bescheidenen Aufnahmequalität.

Irgendwie erinnert mich das an Karajan Anfang der 80er, als er die CD promotete mit dem Zitat:"Alles andere ist Gaslicht."

Andreas
Franz
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Beitrag von Franz »

hornblower hat geschrieben:NY ist mir nicht gerade als besonders "gut klingender" Künstler bekannt. Keine einzige seiner mir bekannten CD's würde ich als wirklich gut klingend bezeichnen. Und das liegt nicht am Format, sondern an der bescheidenen Aufnahmequalität.
Das stimmt allerdings. Hab mir mal diese Live-Platte von ihm gekauft:

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Welch eine bescheidene Tonqualität, enttäuschend.

Gruß
Franz
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frmu
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Beitrag von frmu »

Franz hat geschrieben:Welch eine bescheidene Tonqualität, enttäuschend.
ja, wohl war ... auf einer Silbersand oder B&M wohl unhörbar ... :mrgreen:

Aber, z.B. Cowgirl in the Sand, Southern Man oder Words ist einfach geile Musik ...

Gruß
Frank
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Höhlenmaler
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Beitrag von Höhlenmaler »

moin moin

Bin zwar kein Neil Young Experte, man sollte aber 2 Sachen auseinanderhalten.

1. schlechte Produktion
2. Der Wunsch auf keinen Fall glattgebügelte, vom Wunsch nach Perfektion getrieben, Musik frei von allen Mängeln zu produzieren, also Fehler bewusst in Kauf zu nehmen.

Neil Young hat das schon vor Jahren in Interviews versucht zu beschreiben, weil er wegen seiner
"bescheidenen" Klangqualität darauf angesprochen worden ist. Das dürfte zur Zeit von Mirror Ball gewesen sein. Da hat er immerhin eine HDCD herausgebracht, um den "Sound" seinen Sound, der in den Ohren vieler "Saubermänner" grauslig klingt, in allen Details einfangen und wiedergeben zu können.
Neben dieser HDCD habe ich von Neil Young nur drei Platten. Rust Never Sleeps, After The Gold Rush und Déjà Vu.

Es gibt noch andere Musiker, die setzen Verzerrungen und "Unsauberkeiten" bewusst als Mittel der Gestaltung ein, um eben keinen sauberen, glattgebügelten, reinen Klang zu bekommen. Unter den pouläreren Musikern dürfte man da wahrscheinlich Tom Waits nennen und unter den weniger bekannten einen seiner mitmusizierenden Gitarristen, Marc Ribot (großartig!)

Weil ich nicht viel von Neil Young kenne kann ich nur wenig zu ihm sagen, aber mir scheint auch, seine "üble" Klangqualität ist eines seiner Stilmittel. Schlimmer als wirklich schlechte Produktionen sind in meinen Ohren glattgebügelte, uninspiriert produzierte, die sich wegen künstlerischer Einfaltslosigkeit am technisch machbaren, anstelle der Musik orientieren. Möglicherweise werden eine Menge Mittel da reingesteckt, um Versuche mit Hinweisen auf die ach so aktuelle State of The Art Hardware beschwören zu können und um am Ende doch nur in der Ramschkiste zu landen, weil kein Mensch mit Interesse an Musik sich den Mist mehr als zweimal anhören mag. Sowas gabs auch schon in der Vor-digital Ära.

Man könnte sagen, OK, wenn einem Musiker nix einfällt als schlechte klingendes Geplänkel zu produzieren, sollte er es einfach ganz sein lassen. Ein Musiker sollte aber nicht aufhören zu spielen, auch wenn das Publikum ihn zwischendurch mal ausbuht oder über ihn ablästert. Man erinnere sich an Bob Dylan als er elektrifizierte ... Was anderes ist das penetrante Hinweisen auf die Güte und Qualität der ach so guten Hardware als Alibi für nicht vorhandene Kreativität, um die so produzierten Machwerke, so sauber sie sich auch anhören mögen, verteidigen zu können.

Oh jaa - jetzt läuft eben auf der zweiten Seite von Rust Never Sleeps --> http://www.discogs.com/Neil-Young-Crazy ... ase/944143 <-- der letzte Track der zweiten Seite: Hey Hey, My My (Into The Black) oh das ist wahr, das ist echt stark verzerrt und Neil Young singt: Rock'n Roll Will Never Die .... :lol:

Gruß Ingo




Ich höre fast nur Platten und ab und zu jetzt in Sonos Spotify (weil dort alles verfügbar ist)
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Franz
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Beitrag von Franz »

Höhlenmaler hat geschrieben:seine "üble" Klangqualität ist eines seiner Stilmittel.
Gut möglich, Ingo, will auch gar nciht weiter darauf herum reiten. Aber es darf schon gesagt werden, daß die Tonqualität eher recht bescheiden bei ihm ist. Wenn er das absichtlich so will, soll mir das Recht sein. ich war jedenfalls von dieser Platte sehr enttäuscht, was den Klang angeht.

So könnte übrigens jeder argumentieren. Wenn´s nicht gefällt, falscher Geschmack oder bewußt so gewollt. Ist bei den Red Hot Chilli Peppers anscheinend auch so. Die tönen derart bescheiden (um es milde auszudrücken), daß man das schon als eine "Kunstform" anderen verkaufen kann. Es gibt immer verschiedene Sichtweisen.

Gruß
Franz
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