Untersuchungen zur Genauigkeit der DA-Wandlung

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Fortepianus
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Untersuchungen zur Genauigkeit der DA-Wandlung

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Digitalfans,

ich starte hier mal einen neuen Thread, denn hier geht das vermutlich ein wenig unter. Ich zitiere nochmal aus den zwei entscheidenden Beiträgen von Uli:
uli.brueggemann hat geschrieben:Ich habe mit Gert die Möglichkeit einer Testschaltung bei DA-Wandlern andiskutiert/angetestet, wir sind dabei aber noch nicht am Ende: man kann einem stereo DA-Wandler ja ein Signal zuführen, welches links/rechts bitidentisch, aber ein Kanal mit invertierter Polarität, ist. Achtung! Die Bitidentität ist logisch im Quellsignal gegeben, die bi-phase-mark Codierung ist völlig unterschiedlich. Wenn die Wandlung perfekt ist, dann müsste die Addition der Ausgangssignale Null sein. Kopfhörer angeschlossen, etwas nachverstärkt und es ist keine Stille !
Der unmittelbar kürzeste Zugriff ist direkt am Stromausgang des Wandlers. Da interessiert mich denn auch, was da der modifizierte Linn so tut.
Quelle: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 296#p54296
uli.brueggemann hat geschrieben:ich hab es vielleicht zu knapp beschrieben.
  1. spdif überträgt den linken und rechten Kanal über eine Leitung entsprechend dem spezifizierten Code.
  2. wenn beide Kanäle identisch sind, wird daselbe biphase mark signal in jedem Subframe übertragen, d.h. dass wohl auch der Jitter ähnlich sein dürfte (welcher anschliessend so gut wie möglich unterdrückt werden sollte)
  3. wenn ein DAC-Chip 2 sauber aufgebaute Kanäle hat, dann sollten die beiden Ausgänge auch identisch sein. Bei Subtraktion sollte die Differenz = 0 sein (sollte = Idealfall).
  4. wird ein Kanal invertiert, so ist die binäre Darstellung aber anders, die Subframes unterscheiden sich deutlich.
  5. wenn der DAC-Chip sauber Jitter unterdrückt und behandelt, dann würde die Addition der Ausgänge = 0 ergeben (würde = ideal)
  6. ergibt sich ein Ergebnis <> 0 dann arbeiten die Kanäle nicht identisch. Gleichbedeutend mit: das Stereo-Phantombild wird hinsichtlich der Lokalisierung beeinflusst
  7. die anschliessende Verstärkung des Ergebnisses zeigt die Restspuren auf, man kann sie klar nicht dem einen oder anderen Kanal zuordnen, was aber nicht wichtig ist. Je kleiner das Ergebnis umso besser der DAC hinsichtlich Kanalgleichheit und Jitterunterdrückung. Das Ergebnis lässt sich mit Oszi oder auch Kopfhörer untersuchen, was man nimmt, ist im Prinzip egal.
  8. wichtig: die Testschaltung muss sorgfältigst aufgebaut werden und nicht ihrerseits Fehler verursachen. Ist nicht unbedingt einfach.
  9. ein bisheriger Versuch zeigt: die Differenz ist nicht Null, man kann den Track (nachverstärkt) wunderbar hören. Es geht also nicht um:
    Hans-Martin hat geschrieben:Sie ergeben auch kein zusammenhängendes Hör-Bild, weil das Ohr darauf einzuschwingen gar keine Zeit hat. Mit einem minimalen Rauschen können wir nichts oder nur wenig anfangen.
    Allerdings scheint die Testschaltung selbst noch Einfluss zu nehmen (Summenbildung rein passiv per Widerstandsnetzwerk, dabei ein Trimmer, um den DAC Ausgangspegelunterschied links/rechts abzugleichen).
Grundsätzlich also der Gedanke: ein idealer DAC würde das Ergebnis 0 liefern. Je schlechter, desto größer das Ergebnis. Ein DAC ohne Jitterunterdrückung liefert klar ein schlechtes Signal.
Quelle: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 466#p54466

Die Idee stammt von Uli, und sie leuchtete mir sofort ein. Ich habe vor meinem Urlaub noch in aller Eile eine kleine Plastikschachtel zusammengebastelt, in der ein batterieversorgter OP auf seinen virtuellen Masseknoten am invertierenden Eingang des linken und rechten Kanal summiert. Die Gewichtung ist zum Abgleich evtl. vorhandener Kanalasymmetrie mit einem 20Gang Spindeltrimmer einstellbar, die Verstärkung schaltbar mit x1, x10 und x100. Damit sollten Artefakte, die auf die DA-Wandlung und die nachfolgende Elektronik zurückgehen, hörbar gemacht werden können. Ich taufte das Schächtelchen daher Artefax.

Schnell zeigte sich, dass die Kiste bei hoher Verstärkungseinstellung enorm störanfällig ist. Auch geerdete Kupferfolien innen drin halfen da nur ungenügend weiter, und während meines Strandurlaubs, der mich ja bekanntlich mit anderen Ideen ausfüllte, hat Uli die Elektronik in ein Metallgehäuse verfrachtet. Das erzählt aber vielleicht am besten Uli, wenn er mag.

Viele Grüße
Gert
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Tja, der erste Grundgedanke war, was denn passiert, wenn ein DAC mit Stereokanal mit identischen Signalen links/rechts gefüttert wird. Wenn der Chip selbst eine saubere parallele Innenschaltung aufweist, so sollte doch dasselbe rauskommen.

Nimmt man das invertierte Signal auf einem Kanal, so hat die digitale Signalübertragung andere Flanken und wenn dann Jitter ins Spiel kommt, so müssste es am Ausgang zu finden sein. Auf diese Art und Weise sollten denn auch unterschiedliche spdif-Kabel Unterschiede aufzeigen (mich hat hier auch Gert's Jittermessung inspiriert, welche aber eine aufwändigere Schaltung braucht).

Am liebsten würde ich direkt hinterm DAC am Stromausgang messen, dann spielt die nachfolgende Schaltung nicht mit rein. Allerdings kommt man zumeist schlecht an diesen Ausgang, dagegen stehen Cinch-Ausgänge immer zur Verfügung. Zumindest muss man damit rechnen, dass die Verstärkung nicht identisch ist, dann ergibt sich bei der Differenzbildung aber nicht Null. Daher muss ein Nullabgleich durchgeführt werden.

Wie Gert beschrieben hat, gehen linker und rechter Kanal über zwei Widerstände und zwei Elkos auf einen virtuellen Masseknoten eines OPs. Ein Zweig enthält derzeit ein Poti, so dass damit ein Nullabgleich machbar ist.

Die hohe Verstärkung Faktor 100 macht die Schaltung sehr empfindlich. Daher das Metallkästchen.

Nun die bisherige Erfahrung:
auch mit dem Poti kann man kein Nullsignal erreichen. Wenn Musik gespielt wird (Monosignal auf links/rechts gelegt, dabei ein Kanal invertiert), ist am Ausgang per Kopfhörer immer noch Musik zu hören.
Vertauscht man die Kanäle (per Umstecken), dann ändert sich das Gehörte. Es liegt also eine gewisse Asymmetrie beim DAC vor. Spannend wird es auch bei niederfrequenten Rechtecksignalen. Die Subtrahierung der Flanken äussert sich als Pulse (Knacks). Die übrigens bei Anschluss an einen AD-Wandler (hohe Samplerate) auch als Pulse aufgezeichnet werden. Es ergibt sich für mich die Frage, ob da nicht evtl. linker und rechter Kanal nicht genau zeitgleich wandeln.

Wie geht es weiter? Zielgedanke ist es, ein Gerät zu bekommen mit dem man dann z.B. Jitter "erhörbar" machen kann, also Einfluss diverser Kabel. Oder auch das Verhalten unterschiedicher DACs.

Derzeitiger Stand: es bedarf noch weiterer Untersuchungen/Anpassungen ...

Grüsse
Uli
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Uli und Gert,

Das ist ja sehr spannend! Danke für diesen Thread, die Arbeit und die Berichte! :cheers:

Falls sich die gefundenen Li/Re-, Pegel- u. Zeit-Wandlungsunterschiede bestätigen sollten, wittere ich Tuningpotenzial für die meisten DACs... :mrgreen:

Bleibt dran Leute! :cheers:

Gruß,
Winfried

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Koala887
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Beitrag von Koala887 »

Hallo Zusammen,

ist ja ne interessante Idee. Bin gespannt was dabei raus kommt.
Fortepianus hat geschrieben: Schnell zeigte sich, dass die Kiste bei hoher Verstärkungseinstellung enorm störanfällig ist. Auch geerdete Kupferfolien innen drin halfen da nur ungenügend weiter, und während meines Strandurlaubs, der mich ja bekanntlich mit anderen Ideen ausfüllte, hat Uli die Elektronik in ein Metallgehäuse verfrachtet.
Ein Metallgehäuse ist da denk ich mal ein muß. Auch die Meßleitung sollte bis zur Meßstelle verdrillt und abgeschirmt sein. Bei mir sind die letzten 10 cm getrennt geschirmt und selbst da habe ich teilweise Störeinstrahlungen, wenn die beiden Enden weit auseinander liegen...
uli.brueggemann hat geschrieben: Spannend wird es auch bei niederfrequenten Rechtecksignalen. Die Subtrahierung der Flanken äussert sich als Pulse (Knacks).
Bei Rechtecksignalen habe ich bei mir auch noch kleine Impulse, Sinussignale werden aber ganz gut unterdrückt. Hier bringt vielleicht ein sauber symetrisch getrennt geschirmt aufgebauter Eingangsbereich noch was. Oder der Op ist nicht schnell genug... :wink:

Und bei allem gilt halt:
Wer misst, misst Mist :cheers:

Schöne Grüße
Daniel
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mm2
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Beitrag von mm2 »

Hallo Uli,

spannende Idee, wird sehr interessant heraus zu bekommen woher die Unterschiede kommen
und welche Ursachen es auf der
- Digitalseite
- im DAC und
- Analogseite
geben kann ?
uli.brueggemann hat geschrieben:... Gerät zu bekommen mit dem man dann z.B. Jitter "erhörbar" machen kann
Da links und rechts aus der gleichen Clock versorgt werden, sollte der Jitter links und rechts
immer synchron verlaufen und sich daher bei diesem Verfahren leider mit aufheben ?

Viele Grüße
Maximilian
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

mm2 hat geschrieben: Da links und rechts aus der gleichen Clock versorgt werden, sollte der Jitter links und rechts
immer synchron verlaufen und sich daher bei diesem Verfahren leider mit aufheben ?
Hallo Maximilian
wieso "leider"? Ich denke, dass ist die Hilfe, um den wandlereigenen Jitter auszuschalten und nur die Differenz im eingehenden Signal zwischen L/R aufzuzeigen.
Grüße Hans-Martin
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Hi,

bei DAC-Chips mit Stromausgang müsste man beide Outputs (so sie single-ended sind) direkt verbinden können und damit die kanalgetrennte I/V-Wandlung vor dem Subtrahieren umgehen können, d.h. die I/Vs arbeiten schon auf der Differenz, und das Delta zw- beiden I/Vs ist auch isolierbar.

Jedoch, ich glaube nicht dass man damit sauber den Effekt vom Jitter (des Eingangssignals) ggü. allen anderen Ungleichheitsfaktoren wird trennen können, aber das ist eigentlich auch egal, Fehler bleibt Fehler.

Grüße, Klaus
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

KSTR hat geschrieben:bei DAC-Chips mit Stromausgang müsste man beide Outputs (so sie single-ended sind) direkt verbinden können und damit die kanalgetrennte I/V-Wandlung vor dem Subtrahieren umgehen können, d.h. die I/Vs arbeiten schon auf der Differenz, und das Delta zw- beiden I/Vs ist auch isolierbar.

Jedoch, ich glaube nicht dass man damit sauber den Effekt vom Jitter (des Eingangssignals) ggü. allen anderen Ungleichheitsfaktoren wird trennen können, aber das ist eigentlich auch egal, Fehler bleibt Fehler.
Ja, direkt am Stromausgang wäre schön, da kommt man aber nur als Bastler dran. Letztendlich schliessen wir ja bei einem vorhandenen Dac hinten an den Ausgangsbuchsen an.

Und da käme dann bei Addition eben idealerweise 0 raus. ALLE Abweichungen von 0 sind Abweichungen vom Ideal. Und nicht tolerierbare Abweichungen sind Fehler.

Wenn der DAC per spdif gefüttert wird, kann man ja z.B. Kabel tauschen. Wenn sich dann der "Schmutz" am Ausgang ändert, ist eben die Änderung des Kabels die Ursache. Das Kabel mit dem geringsten "Schmutz" passt dann am besten.

Grüsse
Uli
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Hallo zusammen,
das funktioniert so nicht :wink: Diese Vergleichtests mit Anschauen, ob Differenzsignal gleich oder ungleich Null, mache ich ja auch ganz gerne. Das liefert aber nur in der digitalen Welt ein aussagekräftiges Ergebnis, weil wir nur hier das ideale Ergebnis perfekt geliefert bekommen können, also bei identischen Signalen und phasengedrehter Addition genau Null rauskommt.

Die Toleranzen elektronischer Bauteile sind nicht unendlich klein. Ein Spindeltrimmer ist auch kein unendlich genaues Stellglied und bei solch einem Differenztest liefert schon die kleinste Abweichung nur im Pegel schon ein signifikantes Differenzsignal. Beispiel: Addiert mal digital zwei identische Signale phasengedreht. Ergibt Null, klar. Jetzt ändert bei einem von beiden den Pegel um nur 0,1 dB... und schon sind bestimmt -70dB o.ä. da.

D.h. ein DAC braucht nur eine klitzekleine Pegeldifferenz zwischen L und R zu haben - und die hat er ganz sicher - und schon ist ein Differenzsignal da. Der DAC kann aber dennoch beide Kanäle so identisch behandeln, dass es klanglich fern jeder wahrnembarer Größenordnungen liegt. Eine Pegeldifferenz von 0,1 dB zwischen L und R ist beispielsweise sicher völlig bedeutungslos.
Das gilt genauso natürlich auch für DAC-Chips, weil auch hier eine analoge Schaltung im Spiel ist. Die im Chip implementierte wird zwar erheblich kleinere Toleranzen aufweisen als eine komplette Schaltung in einem fertigen Gerät, aber identisch können beide Pegel nicht sein. Ein Differenzsignal liefert also keine Aussage über die Qualität des DAC(-Chip)s.
uli.brueggemann hat geschrieben: Und da käme dann bei Addition eben idealerweise 0 raus. ALLE Abweichungen von 0 sind Abweichungen vom Ideal. Und nicht tolerierbare Abweichungen sind Fehler.
Sorry, das stimmt somit nicht. Eine kleine Pegeldifferenz zwischen L und R ist doch beispielsweise keine ernste Abweichung vom Ideal. Trotzdem ergibt sich nicht ein Differenzsignal Null.

Viele Grüße
Ralf
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Zwischenzeitlich habe ich einige Messungen und Hörtests gemacht, dir Ralf bestätigen.
Mit einem auf R inverierten 20kHz Sinus habe ich auf dem Oszi keine Zeitdifferenz bei meinen Wandlern feststellen können, einer mit Upsampler, der andere mit PLL-Eingangsbaustein.
Bei meinem alten Tektronix 2235 gibt es eine Invert Taste und eine Add-Funktion, ich kann also die Differenz darstellen und die Eingangempfindlichkeit in üblichen Stufen aber auch stufenlos einstellen. Eine saubere Null gibt es nicht, wenn man die Empindlichkei durch alle Bereiche dreht, allerdings zeigen die Eingangsverstärker irgendwann Clipping, bei 50mV/cm ist Schicht.
Ohne das Clipping sind die Kanaldifferenzen schon erstaunlich groß, eine unsymmetrische Oberwelle um die Nulldurchgänge, geschätzte 20mV von 2V Audgangssignal bei 20kHz.

Ein Interchannel-Zeitversatz war nicht erkennbar, bei 20kHz Sinus kann man schon schlussfolgern.
Die in der seriellen Digitalinformation versetzten Kanäle kommen heutzutage zeitgleich aus dem DAC.
Das mag in der Frühzeit anders gewesen sein.

An einem Verstärker mit gespreiztem Balanceregler habe ich bei guter Lautstärke diesen benutzt, um die maximale Raumtiefe der Abbildung einzustellen, dann habe ich mit reinem Monosignal (L nit Y-Kabel auf beide Eingänge) und dem Lautsprecher in der Brücke zwischen den Ausgängen die Null gesucht.
Wie erwartet, lagen beide Einstellungen sehr dicht beieinander. Damals habne ich miur gemerkt, dass die Schwelle bei 1/4 dB lag.Daraus ließen sich viele Schlussfolgerungen ziehen.

Die Mechanik der log. Stereopotis beschert uns am unteren Ende zunehmend Kanaldifferenzen, und über weite Bereiche ist ein Nachkorrigieren der Balance erforderlich, will man sauber ausnullen. Schleifer auf Granulat, Vorwärtsbewegung und reziproke Widerstandsänderung im Mikrobereich, da sind Stufenschalter mit ausgemessenen Widerständen besser.

Ein Vollverstärker (ohne Klangregler) lässt sich nicht vollständig ausnullen, das geht bei einer Frequenz, aber nicht mit Musi. Ich vermute, das gilt auch für Vorverstärker.
Ich vermute, das gilt auch für Filterstufen nahe dem Audiobereich.

Ein Null-Test am DAC fordert die strenge Bauteileselektion geradezu heraus.
Ich sah vor meinem geistigen Auge schon die LCR Messbrücke und die Lupenbrille, die Schächtelchen mit SMD-Bauteilen...die schrittweise Neubestückung nach dem Wandlerausgang, ergebnisorientiert und nicht-wissend, ob man nicht mit dem falschen Bauteil ein anders nur kompensiert.
Die praktischen Grrenzen dieses Tuns vor Augen, scheint es mir sehr ratsam, statt über die bequem zugänglichen Audioausgänge doch direkt die Wandlerausgänge anzuzapfen, mit einem geeignten Interface, abgestimmt auf die Methode.
Grüße Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ich seh die Argumente seitens Ralf und Hans-Martin schon ein. Stelle ja auch fest, dass das Musiksignal immer durchkommt.

Trotzdem:
Grundgedanke ist gewesen, festzustellen, ob sich etwas ändert, wenn sich das spdif-Kabel ändert. Alle anderen Komponenten bleiben dabei gleich. Was also so mancher hört (Kabelwechsel), soll nachgewiesen werden.

1. die beiden Digitalsignale ergeben in der Addition definitiv 0
2. die bi-phase mark Darstellung ist jedoch unterschiedlich. Leitungsreflektionen & Co. sind also unterschiedlich, nicht gleich. Unterschiedliche Kabel sollten sich hier bemerkbar machen.
3. die Hoffnung ist, dass der DAC-Chip bestmöglichst symmetrisch ist. Am liebsten würde ich direkt am Ausgang messen. Was aber einen Eingriff bedingt.
4. die nachfolgende Beschaltung wird wohl eher nicht ideal sein, mir ist klar, dass es da Kanalunterschiede geben wird.
5. es ist darauf zu achten, dass die Messelektronik nicht verfälscht. Insofern werden im Versuchsaufbau die beiden Kanäle rein passiv (Widerstand) addiert. Um Amplitudenunterschiede auszugleichen, kann ein Widerstand getrimmt werden.
6. der Kopfhörer hinter dem Messverstärker ist nur ein Versuch (es hat sich gezeigt, dass es nicht allzu sehr aussagekräftig ist). Besser ist ein Oszi, welches auch hochfrequente Anteile zeigt, die man eben nicht (mehr) hört. Oder wo man sich die Signalverläufe auch anschauen kann (und Spektrum und Seitenspektren ...). Leider habe ich keines.
7. man kann nun hören/aufzeichnen, was sich (bei bestmöglich abgeglichenem Messsystem) ergibt. Und dann die Kabel tauschen und schauen was sich verändert.
8. es wäre auch die Frage, ob unterschiedliche DACs unterschiedliche Resultate liefern

@Hans-Martin:
was zeigt das Oszi, wenn Du als Testsignal ein sauberes Rechtecksignal mit ungleichem Tastverhältnis verwendest? Wenn ein Amplitudenunterschied vorliegt, ergibt sich ja wiederum ein Rechtecksignal. Wenn Timingunterschiede vorliegen, dann würden an den Flankenwechseln Pulse im addierten Signal entstehen.

@Ralf:
eine Abweichung vom Ideal ist eine Abweichung. Oder überhaupt ist eine Abweichung eine Abweichung. Ich hab nicht von einer ernsten Abweichung gesprochen. Was ist da dran falsch?
Und: eine Abweichung ist für mich erst dann ein Fehler (oder ernst), wenn sie Toleranzgrenzen überschreitet (oder sich ernsthaft annähert).
Ich hatte mal einen m.E. sehr guten (und gerne philosophierenden) Prof. in der Messtechnik-Vorlesung. Und es ist wirklich spannend, wenn man mit ungenauen Messmitteln genau messen will (und auch misst).

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Uli
Rechteck mit 20kHz läuft, das andere ist in Vorbereitung, Ergebnis folgt.

Ich bin hier keineswegs angetreten, um deine Idee schlechtzureden, dafür bin ich schon zu oft für meine Kreativität angegriffen worden, wenn es darum ging, Effekte zu verifizieren. Wer immer nur die ausgetretenen Pfade betrampelt, findet kaum zur neuen Erkenntnis.
Ein gewisses Querdenkertum oder auch Querulantentum ist manchmal nicht weit auseinander.
Ich sehe nur gewisse Grenzen der Methode, die es herauszufinden gilt.

Jetzt ist sogar das Netzkabel im kabelklangphoben Forum angekommen...

Ich werde vom Rechteck berichten, evtl erst Sonntag.
Da beide Kanäle offenbar von derselben Clock synchron getaktet werden, ob Upsampler oder PLL-Eingang, wird die externe Änderung sicher durchschlagen, dafür will ich auch nochmal schlechte Kabel basteln.
Grüße Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin,

es muss kein 20 kHz Rechteck sein, es kann auch niederfrequenter sein. Bei 20 kHz würde es auch schwierig, ein unterschiedliches Tastverhältnis zu bekommen (sofern Samplerate 44100). Eigentlich wäre es da auch schon kein Rechtecksignal mehr. Nein, es ist dann auch kein Rechteck.

Also besser ein 20 Hz-Rechteck. Oder besser ein Rechtecksignal 1000 Samples = 1, 500 Samples = -1 (ca. 29.4 Hz)

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Uli, die hohe Frequenz war ursprünglich gewählt, um das Timing im Wandler /Zeitversatz L/R zu prüfen. Da war keins, aber in der Anfangszeit der CD-Player wurde das Thema noch diskutiert.
Wenn L gegenüber R 1/88200 sec voreilt, wird man es nicht hören, in dieser Zeit legt der Schall keine 4mm zurück, so genau kann der Kopf den Sweetspot nicht halten.
Aber es könnte zu dauernden Signalen in der Differenz-Summe führen.
Ich werde jetzt 29,4Hz generieren und mal eine höhere Frequenz.
Grüße Hans-Martin
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Hans-Martin hat geschrieben:Bei meinem alten Tektronix 2235 gibt es eine Invert Taste und eine Add-Funktion, ich kann also die Differenz darstellen und die Eingangempfindlichkeit in üblichen Stufen aber auch stufenlos einstellen. Eine saubere Null gibt es nicht, wenn man die Empindlichkei durch alle Bereiche dreht, allerdings zeigen die Eingangsverstärker irgendwann Clipping, bei 50mV/cm ist Schicht.
Ohne das Clipping sind die Kanaldifferenzen schon erstaunlich groß, eine unsymmetrische Oberwelle um die Nulldurchgänge, geschätzte 20mV von 2V Audgangssignal bei 20kHz.
Hi,

Mit einer Subtraktion NACH der Verstärkung wird es immer schwierig. Das Tool der Wahl für solche Messungen (wenn man nichts groß selber bauen will) ist ein Tek AM502 Differenzverstärker-Modul, nachdem man es penibel bzgl. CMRR abgeglichen hat (mühsam!). Ralf hat natürlich Recht mit der üblichen Dominanz linearer Anteile die VOR der Subtraktion manuell durch komplexen Abgleich minimiert werden muss. Das muss man auch bei der Benutzung des AM502 machen (kleines Vorschalt-Kästchen mit Pegel-, Hochpass- und Tiefpass-Abgleichen), der jedoch durch seinen wählbaren Bandpass-Funktionen schon etwas stabiler misst.

Ausserdem empfiehlt sich sample-synchrone Mittelung im Zeitbereich um das Rauschen bzw alles nicht Signalkorrelierte zu reduzieren, wobei dessen Taktung heikel ist und höherfrequente Anteile wegpoliert wenn der Takt selber jittert weil zB gar analog auf dem Nutzsignal getriggert wird (wenn man die Mittelung eines DSO benutzt)

Durch eine trickreiche Erweiterung der Synchron-Mittelung mit langsam blockweise L/R-alternierendem Stimulus dürften sich nicht-jitter-induzierte Kanalunterschiede (zB Deltas bei reinem Pegel und innerer Nichtlinearität, letztere ist nicht austrimmbar) noch weiter reduzieren lassen.

Sei dem auch wie, ich gebe Uli recht dass wenn man durch Tauschen des SPDIF-Kabels eine Änderung in den Differenzresten sieht, wird diese eigentlich nur durch anderen Jitter gekommen sein, zumindest im Wesentlichen.
Antworten