The Beatles - Love (Pop)

[Rossi]

And now to something completely different...



The Beatles - Love

Das im Jahre 2006 erschienene Beatles-Album "Love" mag auf den ersten Blick vielleicht zwiespältige Reaktionen hervorrufen. Schließlich handelt es sich um so etwas wie einen Remix der bekannten Beatles-Lieder, für manchen eingeschworenen Fan (wozu ich mich zähle) die Blasphemie schlechthin. Ich denke man muß die Scheibe aber wesentlich differenzierter betrachten.

"Love" ist der Soundtrack des gleichnamigen Musicals, das seit 2006 vom Cirque du Soleil im Hotel Mirage in Las Vegas aufgeführt wird. Ja, es handelt sich dabei um einen Remix alter Beatles-Lieder, aber erstens war es kein Geringerer als Beatlesproduzent George Martin himself (zusammen mit seinem Sohn Giles), der an die Songs Hand angelegt hat. Und zweitens wurden für diese Abmischung ausschließlich Beatles-Songs verwendet, also keine neuen Synthesizer-Klangteppiche à la Moby einfach übergestülpt. Einem Beatles-Fan kommt somit alles irgendwie bekannt vor, nur hört er eben bekannte Elemente an für ihn neuen Stellen bekannter Lieder (ich hoffe ihr versteht, was ich ausdrücken will ).
"Love" bietet sich meiner Meinung nach daher auch besonders für den Beatles-Kenner an, da nur er diese neuen Mischungen wirklich erkennen kann. Außerdem hat er alle andere Platten längst im Regal, wenn ihm mal nach dem "reinen" Orginal ist. Für alle anderen, mit den Beatles nicht so vertrauten Hörer, ist "Love" einfach eine gute Pop-Platte mit großzügigen 26 Songs.

Ganz klar auf der Haben-Seite steht auf jeden Fall auch der hervorragende Klang dieser CD. Ich empfehle diese CD einmal in einem Stück durchzuhören, Lautstärke etwas höher, eventuell den Raum abdunkeln. Wen das kalt läßt, bei dem ist eigentlich alles zu spät.

Gruß, Stefan

[Ralph]

Hallo Stefan,

danke für die Vorstellung dieses wirklich schönen Werkes. Ich bin auch ganz begeistert von der musikalischen Intensität, welche durch die leichte Veränderung und Durchmischung der Songs entstanden ist. "While My Guitar Gently Wheeps" lediglich mit Stimme Gitarre und den Streichern vorgetragen ist ein Gänsehautkracher. Die Qualität der Wiedergabe habe ich bisher von den Beatles so nicht gekannt: sauber mit ordentlicher Auflösung und ordentlichem Bass. Die Arbeit der Martins ist spitzenklasse. Wer die Beatles mag, wird von dieser Zusammenstellung sicherlich überrascht sein, viele werden es mögen. => Ich bin begeistert...

Bleibt zu hoffen, das der ganze Katalog diesen hervorragenden Remix erfahren darf.

Gruß,
Ralph

[Franz]

Also, ich bin da sehr gespalten. Einerseits ist "Love" zweifelsohne eine sehr gelungene Aufnahme - so könnten die Beatles heute klingen - andererseits bin ich den "alten" Sound gewöhnt. Und der hat mir einfach gefallen. Die neue Abmischung empfinde ich ein wenig befremdlich. Aber das liegt wohl an mir.

Was ich übrigens auch sehr mag, ist diese Aufnahme hier:



Dabei handelt es sich um eine Annäherung an die ursprüngliche Fassung der Platte Let It Be, bevor der Produzent Phil Spector die Aufnahmen mit Orchester- und Choraufnahmen versah. Viele dieser Lieder zirkulierten bereits seit den frühen 1970er Jahren auf diversen Raubpressungen.

Die Reihenfolge der Stücke wurde verändert und die damalige Get Back-Single-B-Seite Don't Let Me Down mit aufgenommen. Maggie Mae und Dig It sind nicht mehr vertreten. Das Album enthält eine zusätzliche CD Fly On The Wall, auf der Lied- und Gesprächsausschnitte der Filmaufnahmen von 1969 enthalten sind.

Gruß
Franz

[Rossi]

"Let it be... naked" ist natürlich auch eine klasse Scheibe, so etwas wie die Antipode zu "Love". Aber wie gesagt, ein echter Fan hat sowieso alle Platten.

Eine interessante Anmerkung noch zum Album "Let it be", das ja gemeinhin als letzte Platte der Beatles tituliert wird (was aufgrund des Titels ja auch einleuchtend erscheint). In Wahrheit war "Let it be" aber bereits Anfang 1969 fertig, also noch vor dem Erscheinen von "Abbey Road". Da die Beatles mit "Let it be" aber nicht zufrieden waren, wurde es zurückgestellt und kam erst nach der Überarbeitung durch Phil Spector (eine Premiere, bis zu diesem Zeitpunkt wurde alles von George Martin produziert und eine erste Überarbeitung des Materials durch Glyn Johns fand ebenfalls nicht den Segen der Fab Four) im Trennungsjahr der Beatles 1970 auf den Markt, wie Franz bereits geschrieben hat. Spector war es auch, der für die orchestrale Überarbeitung der Lieder verantwortlich zeichnet, während sich "Let it be... naked" wieder an die Urfassung aus dem Jahre 1969 annähert.

Ursprünglich sollte "Let it be" übrigens unter dem Namen "Get back" erscheinen und als Cover ein nachgestelltes Motiv des ersten Beatlesalbum "Please Please Me" im Treppenhaus des EMI-Gebäudes tragen. Dazu kam es zwar nicht, aber das nachgestellte Foto wurde später für das Best Of Album "The Beatles 1967-1970", besser bekannt als "Blaues Album" verwendet (und daneben auch auf der Rückseite von "The Beatles 1962–1966", aka "Rotes Album").

Gruß, Stefan

[Franz]

Richtig, Stefan. Finde solche Geschichten rund um eine Produktion immer interessant. Vielleicht sollten wir mal einen thread eröffnen, wo wir Hintergrundinfos zu einzelnen Platten mal weitergeben könnten, liest sich mitunter sehr interessant. Interessant übrigens auch, daß die drei anderen Beatles es Ringo erlaubten, jeweils nur ein Lied auf einer LP zu singen.

Gruß
Franz

[Rossi]

Richtig, Stefan. Finde solche Geschichten rund um eine Produktion immer interessant. Vielleicht sollten wir mal einen thread eröffnen, wo wir Hintergrundinfos zu einzelnen Platten mal weitergeben könnten, liest sich mitunter sehr interessant. Interessant übrigens auch, daß die drei anderen Beatles es Ringo erlaubten, jeweils nur ein Lied auf einer LP zu singen.

Gute Idee, bin dabei.

Aber das mit Ringo wird schon seinen Grund gehabt haben.
Wobei mir neu war, daß er immer nur ein Lied hat singen dürfen, ich dachte bislang immer, mehr hat er nicht singen wollen.

Apropos Ringo: Ich finde ja, daß er gar nicht so schlechte Platten gemacht hat, bzw. immer noch macht. Auf allen seinen Soloalben finden sich ein paar eingängige Nummern, die vielleicht nicht extrem anspruchsvoll sind, aber zumindest schön zu hören. In diesem Zusammenhang möchte ich allen aktiven Hörern sein wohl bekanntestes Werk, das 1973 erschienene "Ringo" ans Herz legen.



Ringo Starr - Ringo

Abgesehen von wirklich guten Liedern, ist "Ringo" schon fast eine Wiedervereinigung der Beatles. Zwar waren nie alle gleichzeitig im Studio, aber alle Ex-Beatles haben Lieder für diese Ringo-Platte geschrieben und John, Paul und George sind sowohl an den Instrumenten tätig, als auch bei einigen Liedern im Hintergrund zu hören.

Gruß, Stefan

[Franz]

Ja, Ringo wurde oft unterschätzt bzw. schlecht geredet. In Wahrheit hat er tatsächlich viel für die Gruppe getan. Ohne ihn wären sich John und Paul schon oft an die Gurgel gegangen. Er war mit Harrison - den ich persönlich für den "besten" Beatle hielt - mit verantwortlich dafür, daß die Gruppe sich nicht schon früher auflöste.

Gruß
Franz

[Höhlenmaler]

Dieses Doppelalbum Love ist auch als Langspielplatte eine sehr angenehme Angelegenheit.