Hallo zusammen,
nachdem Winfried bereits etwas zu unserem Treffen geschrieben hat und mir damit dankenswerter Weise eine perfekte Steilvorlage geliefert hat
, nun auch von mir ein Erfahrungsbericht zur Mutec MC-3+.
Vorgeschichte
Angefangen hatte alles vor 3 Jahren, als ich mit einem Techniker von Mutec sprach - auf der Suche nach einem preiswerten Reclocker. Die damaligen Clock-Modelle von Mutec besaßen diese Funktion nicht. Er sagte damals, dass eine solche Clock mit Reclocker-Funktion in Planung sei. Man kann daran auch erkennen, wie lange Entwicklungszyklen von der Idee bis zur Realisierung brauchen, bis ein fertiges Gerät in den Handel kommt.
In der Zwischenzeit versah der Apogee Big Ben diese Dienste zu meiner größten Zufriedenheit - zumal nach meinem Upgrade in Bezug auf Netzteil, direktverlötete reflektionsarme 5m WydeEye-Kabel und Mikrofonie-/Resonanzbedämpfung durch Quartzsand und Bitumen.
Ein folgenreicher Besuch
Nun ergab es sich, dass mich Winfried (wgh52) als einer der ersten Besitzer der neuen Mutec-Clock MC-3+ letzten Donnerstag Nachmittag besuchte, um gemeinsam die Mutec MC-3+ im Vergleich zum Big Ben zu hören. Bereits im Vorfeld seines Besuchs bot er mir netterweise an, die Clock ein paar Tage bei mir beherbergen zu können, um mir ein fundiertes Urteil zu bilden.
Doch bereits nach zwei Stücken gemeinsamen Vergleichshören zwischen meinem Big Ben und der Mutec-Clock MC-3+ stand für mich fest, dass er seine Clock am Ende unseres Besuches gleich wieder mitnehmen konnte - so deutlich war nicht nur für mich sondern auch für ihn der Unterschied zu hören. Nach ein paar Malen Hin- und Herstecken von Big Ben und Mutec-Clock blieb es zum weiteren Musikhören bei der Mutec-Clock, nach dem Motto: "Warum soll man sich bewusst den schlechteren Klang antun."
Mehr zur Klangbeschreibung weiter unten.
Kaum dass sich Winfried nach einigen Stunden gemeinsamen Hörens (schön war's, Winfried!
) wieder auf dem Heimweg befand, setzte ich mich an den PC und orderte bei Europas größtem Musikalienhandel eine Mutec-Clock, die pünktlich zum Wochenende bei mir eintraf. Dadurch hatte ich nun ein paar Tage Zeit, meinen ersten Eindruck zu vertiefen und im folgenden darzustellen:
Die Mutec Smart-Clock MC-3+
Quelle: http://www.mutec-net.com
Lieferumfang:
- Das Gerät selbst - verpackt in soliden Kunstschaumprofilen
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
- Kugelschreiber mit Mutec-Aufdruck, mit dem man gleich seine Klangeindrücke notieren kann
Verarbeitung:
Das Gerät selbst macht einen soliden Eindruck, und zwar nicht nur dort, wo man gleich hinschaut, nämlich auf das Frontpanel mit 3 Drucktastern und zahlreichen LEDs in silberner gebürsteter 3mm Frontplatte, sondern ebenso bemerkenswert sind z.B. die Absorber-Füße, die eine gewisse Sobotane-Anmutung haben und damit gute Entkoppelungseigenschaften aufweisen.
Offenbar herrscht bei den Entwicklern Konsens darüber, dass auch Gehäuseresonanzen Einfluss auf eine Clock haben.
Zur Clock selbst: Auf 196 x 42 x 156 mm Gehäuseabmessungen beherbergt die Clock einen 1GHz-Oszillator, der gegenüber einen herkömmlichen Oszillator im 2-stelligen MHz-Bereich einen möglichen Clockjitter in den runtergerechneten Sampleraten geringer sein lässt.
Anschlüsse:
Quelle: http://www.mutec-net.com
Auf der Rückseite sind Anschlüsse in solider Studio-Ausführung zu finden. Im Unterschied zum Big Ben, der 6 einzeln konfigurierbare Wordclock-Ausgänge aufweist, sind bei der Mutec-Clock sind 6 Ausgänge zu 3 Paaren angelegt, die sich einzeln konfigurieren lassen. Das sollte allerdings nur für Benutzer von Interesse sein, die die Clock als echten Wordclock-Verteiler verwenden.
Für die audiophilen Nutzer interessanter sind da schon die digitalen Ein-und Ausgänge für jeweils SPDIF (optisch und koaxial), sowie AES3/11, die sich damit alle im Reclocking-Betrieb entjittern lassen.
Daneben gibt es auch eine weitere BNC-Buchse zum Anschluss einer externen Wordclock bzw. eines 10MHz Clocksignals, wie man es beispielsweise aus einer hochgenauen RB-Clock gewinnen kann. Zur Erinnerung: Herbert aus unserem Forum beispielsweise setzt eine solche ein. Nach seinen Erfahrungen lässt sich dadurch die Genauigkeit und damit das Klangergebnis nochmals steigern.
Überzeugend auch der rückwärtige Netzschalter, der ein wenig schwergängig zwar, aber mit einem kraftvollen Einrasten keine Zweifel an einer zuverlässigen Kontaktnahme mit dem Netzstrom aufkommen lässt.
Funktionalität:
Die Funktionalität im Reclocking-Betrieb ist einwandfrei: Nach dem Einschalten vollzieht sich ein Selbsttest mit vielen bunten Farbspielen der LEDs, wie man es auch vom Big Ben kennt (Stichwort Weihnachtsbaum), nach 5 Sekunden ist sie startklar. Das Synchronisieren der Clock auf das eingehende SPDIF-Signal vollzieht sich hingegen in weniger als einer Sekunde - deutlich schneller als mit dem Big Ben. Das Umschalten der Samplerate geht in Sekundenbruchteilen - egal von welcher Rate zu welcher Rate. Alle beschriebenen Vorgänge vollziehen sich übrigens vollständig lautlos, ohne Knacksen o.ä. - sehr angenehm. Das Gerät wird im Dauerbetrieb maximal handwarm.
Klang
Was sowohl Winfried als auch mir im Vergleich zum Big Ben besonders auffiel:
- Der Bassbereich klingt sauberer und konturierter und mit mehr Druck.
- Im oberen Mittenbereich und den Höhen präziser, lebendiger, offener und absolut stressfrei.
- Das Klangbild ist insgesamt lebendiger, perlend wie ein Glas Champagner.
- In puncto Bühnenbreite herrschte Gleichstand im Vergleich zum Big Ben, aber es passiert in der Mitte zwischen den Lautsprechern mehr. Instrumente, die weit links oder rechts lokalisiert waren, rücken ein kleines Stück in die Mitte, aber vor allem "weht" der Hall aus der jeweiligen Ecke deutlicher über die Mitte auf die andere Seite, sodass ein präziserer Raumeindruck entsteht
- Das Klangbild steht fester und klarer im Raum (Lokalisationsschärfe)
- In Verbindung damit treten die Lautsprecher stärker in den Hintergrund.
Das Zurückschalten zum Big Ben offenbart die Unterschiede noch deutlicher. Rein gefühlsmäßig schon macht es weniger Spaß, die Stücke genauso zu Ende zu hören wie mit der Mutec-Clock. Letztere involviert mich stärker in das musikalische Geschehen und klingt offener, lebendiger und natürlicher.
Um eine Vorstellung von der Größenordnung des klanglichen Unterschieds zwischen Big Ben und Mutec MC-3+ zu geben: Gegenüber dem "nackten" Fireface ohne Reclocker schafft der Big Ben etwa 60% der Optimierung welche die Mutec-Clock bewirkt. Und es handelt sich hier wohlgemerkt um einen Big Ben, der nochmal klangoptimiert wurde. Diese Angaben mache ich, um bisherigen Besitzern vom Big Ben eine Vorstellung zu geben, ob sich ein Umstieg lohnen könnte.
DAC-Upgrade durch externes Reclocking
Der für die meisten aber viel wichtigere Vergleich ist die Frage, in welche klanglichen Regionen man mit seinem DAC in Verbindung mit einer externen Clock (im Reclocking-Modus) kommen kann. Ich hatte es an anderer Stelle bereits beschrieben: Wenn ich das nackte Fireface vergleiche mit Fireface plus vorgeschaltetem Big Ben, dann erreiche ich damit eine Qualität der D/A-Wandler-Sektion eines DACs die deutlich über der von DACs aus der Preisklasse bis 2.500 Euro liegt. Ich nenne diese Preis-Grenze, weil ich bislang keine teureren DACs im Direktvergleich gehört habe.
Umso größer wird die erzielbare Steigerung mit der Mutec-Clock ausfallen.
Ich spreche hier übrigens ausdrücklich allein von der Wandlersektion, weil sich in meinen Klangvergleichen mit DACs aus dieser Preisregion deutlich gezeigt hatte, dass deren analoge Ausgangsstufen (vor allem vom NAD M51 und vom T+A DAC8) eine viel bessere Durchzeichnung, mehr Prägnanz und Druck aufweisen als das Fireface UC. Ich hatte darüber in meinem V-Thread berichtet und als Konsequenz zwischen Fireface und Lautsprecher einen Amp (quasi als überdimensionierten Linetreiber) gehängt, der diesen Umstand perfekt kompensiert. Siehe dazu hier:
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 452#p68452
Die klangliche Steigerung der Wandlersektion durch Reclocking vollzieht sich übrigens bei jedem DAC um etwa den gleichen Faktor. Gute DACs profitieren davon also ebenso wie sehr gute DACs - letztere dann natürlich auf höherem Niveau. Beispiel T+A DAC 8: Auch wenn dieser ein internes zweistufiges Reclocking des SPDIF-Eingangssignals durchführt, so bedeutet dies nicht, dass es dem DAC egal ist, wie die Qualität des SPDIF-Eingangssignals beschaffen ist. Die Rekonstruktion des Taktes basiert nämlich stets auf der Eingangsinformation. Durch Übersprechphänomene bleibt immer auch ein Stück der Ungenauigketen im reclockten Ausgangssignal hängen. Ich konnte dies seinerzeit mit dem Big Ben verifizieren, von dem alle DACs (Mytek DSD 192, T+A DAC 8, NAD M51, Musical Fidelity M6, Wired4Sound DAC2) profitieren konnten. Umso mehr dürfte dies mit der Mutec-Clock MC3+ gelingen.
So denke ich, dass z.B. ein T+A DAC8 oder ein NAD M51 mit ihren guten Ausgangsstufen zusammen mit der Mutec-Clock ein Ergebnis erbringen, das aus meiner Sicht nur von wesentlich teureren Wandlern zu toppen sein dürfte.
Fazit
Bei einem Preis von knapp 700,- € sollte die Mutec Clock MC-3+ für hochwertige D/A-Wandlung ein Standard-Vorschaltgerät darstellen. Ich kenne keine Maßnahme, die für einen solchen Preis eine qualitative Steigerung der D/A-Wandlung in dieser Größenordnung bewirken würde.
Grüße
Fujak