spf hat geschrieben:Es ist eine Sammlung von Thesen und Informationen und einem Stück - ohne Dir zu nahe treten zu wollen - Selbstbeweihräucherung in Bezug auf Dein aus Deiner Perspektive einzigartiges Wissen.
Wenn Du der einzige sein magst im Bereich "Wellenwiderstandsthemas" und "Parametern der für angemessen gehaltenen Steckerverbindungen" würde ich vorschlagen all das mal in ein Thesenpapier zu verpacken und alle möglichen Technologiekonzerne der Welt zu senden. Das müsste vermutlich einschlagen wie eine Bombe.
Stephan, irgendwas hast du hier falsch verstanden. Deshalb wiederhole ich noch einmal bzw. fasse zusammen:
Für SPDIF ist eine 75 Ohm Verbindung, für AES/EBU eine 110 Ohm Impedanz vorgeschlagen, nur die Gerätehersteller und auch viele Kabelhersteller nehmen, was sie bekommen können, was auf die Leiterplatte passt oder was sie sonst für richtig halten, aus welchen Gründen auch immer. Ich kann da allerdings auch einige wenige Beispiele nennen, wo mustergültige Lösungen gewählt wurden, billig waren die Geräte jedenfalls nicht.
Ich schreibe das alles auch im Hinblick auf das Thread-Thema: USB-Kabel unter Aspekten von Musikdatei-Digitalübertragung. Ich prangere an, dass selbst bei den seit 25 Jahren etablierten Verbindungen ganz offensichtlich noch Handlungsbedarf bei der Einhaltung der Normen besteht und Zulieferer wenig auf Anfordernisse von Normen Rücksicht nehmen. Da meine Kritik sachlich begründet, nachvollziehbar und berechtigt erscheinen sollte, kann ich naürlich die Gegenfrage stellen, ob es sinnvoll ist, dass man den Kritiker abstraft, oder vielleicht doch besser denjenigen, der den Missstand nicht abstellen will.
Irgendwann ist Wissen im Ursprung immer einzigartig gewesen, bis es verbreitet wurde. Viel häufiger als einzigartiges Wissen findet man aber einzigartige Ignoranz. Das liegt in der Natur der Sache, und diese lässt sich durch Lernen aber leichter ändern als einzigartiges Wissen zu generieren. Ich habe weitgehend von fremdem Wissen partizipiert und mit vielen Experimenten eigene Erfahrungen generiert. Deshalb bin ich geneigt, denen zu glauben, dass sie hinter dem stehen, was sie sagen/schreiben, sofern sie spezifische Erfahrungen im Experiment gemacht haben. Besonders einfach ist es, demjenigen zu glauben, dem ein hörbarer Unterschied nicht herausgekommen ist.
Zurück zum Hersteller: In einer Zeit, wo Billigstangebote aus Fernost mit unübersehbaren Plagiaten den soliden Markenproduzenten den Markt verderben, stehen Absatzzahlen und Wirtschaftlichkeit von bewährten Konzepten weiter oben auf der Prioritätenliste als die definierte Einhaltung des Wellenwiderstandes beim undefinierten XLR. Und beim USB wird dieser Aspekt kabeltechnisch genauso relevant sein, aber noch weniger Ansprechpartner finden, solange wir unsere Computer aus Fernost beziehen. Mit Plagiateuren braucht man über Fortschritt nicht diskutieren. Sie basteln ein erfolgreiches Produkt wie Neutrik optisch nur nach.
Wenn Datenraten bei USB3 von bis zu 500 MBytes/s. übertragen werden, sollen die Anforderungen geringer sein als bei den lächerlichen 2,8 Mbps bei 44,1 kHz Abtastrate im SPDIF Kabel? Wenn USB so gut ist, warum nicht USB-Kabel nehmen statt SPDIF? USB schafft mit weniger Aufwand ein vielfaches Übertragungsvolumen als SPDIF, aber gänzlich ohne Beeinträchtigungen?
Wenn von Klangunterschieden berichtet wird, schreien die einen sofort, ein Blindtest müsse her, die anderen wittern Bestechlichkeit. Ich sage, es gibt auch messbare Unterschiede. In dem Beitrag zum
Tuning von USB-Kabeln hatte ich auf den im letzten Juli veröffentlichten Artikel der HiFiNews & RecordReview verwiesen: Dieses Magazin (mir liegt die gedruckte Ausgabe vor)
hat einen Blindtest bei USB Kabeln gemacht, auf s.43-51 gehörte Klangunterschiede beschrieben und messtechnisch untermauert. Die Testkabel hatten Anstiegszeiten zwischen 11 und 27,6ns, gemessen zwischen 10% und 90% Signalamplitude. Es gab Unterschiede in der Anstiegsflanke, der Signalform und im überlagerten Rauschen.
Ich würde einen Kasten Bier und ein ordentliches Steak wetten, dass in einem echten Blindtest ein 15 Euro USB Kabel von einem 500 Euro Wunderkabel nicht zu unterscheiden ist.
Die Behauptung, es gäbe keine Blindtests, oder, Blindtests würden keine Unterschiede zutage fördern, verlangt natürlich als Ausweichargument, die Tester seien bestechlich gewesen.
Paul Miller (unter
http://milleraudioresearch.co.uk/avtech kann man sich Messwerte zu den getesteten Geräten herunterladen) hat eine so differenzierte Messtechnik, und veröffentlich seine Messwerte auf eine Weise, die wirklich wenig Zweifel an der Ernsthaftigkeit lässt.
Nun, in diesem USB-Kabel-Vergleich war ein 1,5m Kabel deutlich besser als die 3m Variante desselben Kabeltyps, das längere Kabel zeigte deutlich mehr Rauschen und ein früheres Einbrechen der Anstiegsflanke, näherte sich dem Schlusslicht des Kabelvergleichs an. Sehr aufschlussreich.
Rot/schwarz die 1,50m Version, grün/blau die 3m lange Version
Miller beschreibt den üblichen Aufbau der USB-Kabel, grün und weiß isoliertes verdrilltes Datenpaar mit 90 +/-15 Ohm Impedanz und 0,08mm2 jeweiliger Drahtstärke, rot und schwarze nicht verdrillte + und - Leitung mit 0,08-0,5mm2 Querschnitt, alles AluFolien- und CuZnGeflecht-geschirmt mit 0,08mm2 Ableitdraht. Die Variation der Kabel lag in den Isoliermaterialien und ggf. Silber statt Kupfer, das aufwendigste Kabel war aus 4 Koaxkabeln aufgebaut.
Das beste Kabel im Test, 11ns Anstiegszeit, wenig Rauschen
Das am wenigsten überzeugende Kabel, aber auch nicht billig, 27,5ns, deutlich mehr Rauschen
Beipackstrippe mit sichtlich mehr Rauschen
Blind-Hörtests wurden mit dem Musical Fidelity M1S-DAC als asynchronen USB-Empfänger und SPDIF-Konverter zum Devialet D-Premier Digitalverstärker durchgeführt, Quelle war Sony Vaio Laptop mit Foobar2000, Thesycon V1.56 asynchroner USB-Treiber. Die Messungen zeigen deutliche Unterschiede, aus Zeitgründen habe ich auf mehr verzichtet, auch befürchtet, es wäre doch nur
Perlen vor die Säue geworfen.
Grüße Hans-Martin