Simon,
ich glaube, du bist auf dem Holzweg.
Die "richtige" Ausrichtung hatten wir
hier diskutiert.
Es gibt Kabelpolierer, die von glatten Oberflächen besseren Klang versprechen. Neuere Forschungen zur Elektronenbewegung über Korngrenzen hinweg zeigten auf, dass ein Teil der Elektronen einen Bogen um die Stoßstelle machen, dabei eben auch durch das Isoliermaterial müssen.
Die dielektrische Absorption des Isoliermaterials ist eine bekannte Größe, Teflon-isolierte Kabel klingen generell besser als PVC-ummantelte. Ben Duncan hat bei umgekehrter Laufrichtung Unterschiede im HF-Rauschen durch Messung festgestellt, leider nur bröckchenweise veröffentlicht, da er seine Studie lieber verkauft als verschenkt, ähnliches galt wohl auch für ein Interview mit ihm, wenn ich Lucio Caddedu (Kopf von TNT-Audio) Glauben schenken darf.
Die gemessenen Unterschiede bei Laufrichtungsumkehr eines Digitalkabels, die Robert Harley beschrieben und
konkret gemessen hat, die Ergebnisse von Ben Duncan, alle im HF-Bereich, zeigen für mich eindeutig auf den Bereich, wo Isoliermaterial an die Leiteroberfläche grenzt. So mit den Jahren verdichtet sich bei mir ein Eindruck, dass es die Verarbeitungsrichtung ist, die die Laufrichtung prägt, indem das aufgespritzte Isoliermaterial quasi schuppig aufgelegt wird, eine Schräglage über die vorhergehende. Die Homogenität von Vakuum oder Luft wird mit dieser Materia nicht erreicht. Was Kryogenisieren im Isoliermaterial verändert, weiß ich nicht, kann nur feststellen, dass meine kältebehandelten Kabel einfach besser klingen, und der Laufrichtungsunterschied gering ist, aber immer noch wahrnehmbar.
Am deutlichsten zeigt er sich in der Gestalt der Phantomschallquellen - der Abstand zwischen Solist und Begleitband, die vorn-hinten Staffelung und die Fokussierung geraten in einer Richtung besser.
Wer diffus und breit für besser hält, als abbildungsscharf und sauber, wird vielleicht keine Wert auf Kabel legen.
Gert schrieb von Dispersion bei Kabeln, für uns ist es schwer vorstellbar, dass dieser vor allem im HF-Bereich wichtige Aspekt sich auch im NF-Bereich niederschlagen soll. Da aber die Messungen in diesem HF-Bereich so eindeutig ausfallen und und Vergleichbares im NF-Breich offenbar fehlt, bleibt nur die schlussfolgernde Übertragung, bis irgendwann die Forschung auch für diesen Bereich entsprechende Methoden hervorbringt.
Über die Auswirkung von HF am Verstärkereingang, den Halbleitereffekten wie Demodulation vom Amplitudenmodulations (AM)-Anteilen, der zumeist für NF ausgelegten Überallesgegenkopplung, die womöglich HF-Anteile mehr verstärkt als dem Klang zuträglich ist, hat Audiolab vor 25 Jahren Klangunterschiede bei Verstärkern erklärt. Ich erinnere mich an Verstärker von Sharp (Optonica-Serie) die immer kurz vor dem Schwingen waren, was dem Klang zu ihrer Zeit eine offene und transparente (wenngleich auch diffuse) Charakteristik gab, im krassen Gegensatz zu dem Quad405.
Seit Inkrafttreten der CE-Bestimmungen für ElektroMagnetische Verträglichkeit 1996 sind die Geräte zwangsweise weniger HF-empfindlich konstruiert. Auch wenn das spürbare Veränderungen mit sich brachte, sind die Kabelprobleme damit allein nicht gelöst.
Ob 2 räumlich (durch Isoliermaterial) getrennte Leiter in einem symmetrischen Kabel noch HF-Unterschiede auf beiden Innenleitern aufweisen, hängt von der Schlagzahl der Verdrillung ab, wie gut die Gleichtaktunterdrückung des Eingangs mit HF funktioniert, bei den heute seltenen Übertragern kein Problem.
Zu der Antennenwirkung kommt noch die Ausgleichsstrombelastung, die auf beiden Enden Potenzialunterschiede in Ursache und Wirkung hat, in NF und HF.
Bei der Vielfalt von Einflussgrößen, ihrer unzureichenden Unterdrückung und dem vermutlich unterschiedlichen Verhalten der nachfolgenden Eingangsstufe, ist es kein Wunder, wenn Kabelunterschiede und ihre Auswirkungen kontrovers diskutiert werden.
Es geht die Sage, dass Kabel mit ihrem ersten Anschluss richtungsmäßig "geprägt" werden. Als Kabelklanghörer habe ich diesen Aspekt zugegeben argwöhnisch in Frage gestellt.
Am Beispiel einen bekannten geflochtenen Lautsprecherkabel mit PVC Isolation habe ich den frisch von der Rolle genommenen Abschnitt an geheimer Stelle für die Abwickelrichtung markiert und paarweise in Abwickelrichtung zwischen Verstärker und Lautsprecher angeschlossen, dann ein zweites Paar (unter der Steckerhülse) markiert und in Gegenrichtung angeschlossen. Die Lautsprecher mit Bi-Wiring Terminals wurden also mit Kabel in gegensinnigen Laufrichtungen angesteuert, täglich wechselte ich Bass und Hochtonanschlüsse, sodass die Kabel im Verlauf einer Woche gleichberechtigt angesteuert wurden, die Frequenzbereiche strommäßig alternierend gleichartig, täglich ein gleichmäßiger Mix von sinfonischer Klassik und meinen favorisierten Pop/Rock/Jazz Stücken, nachts Rauschen vom UKW-Tuner.
Am 7. Tage kam für mich die Stunde der Wahrheit, die Kabel wurden zum Vergleich im Single-Wiring Betrieb am Hochtöner angeschlossen, der Bass über die Originalbrücken verbunden.
Beide Kabel wurden in beiden Laufrichtungen gehört und in der bevorzugten Laufrichtung abgelegt und kreuzweise verglichen.
Am Ende kam heraus, dass der Klangunterschied zwischen den Laufrichtungen durch Einspielen größer geworden war, bei beiden Sätzen lag die bevorzugte Richtung entgegen der Abwicklung von der Rolle.
Bei der bevorzugten Richtung waren beide Kabelsätze gleichwertig.
Da die angeblich prägende Einspielzeit für beide Kabel gleichlang war, die Präferenz bei beiden der gleichen Abwickelrichtung galt, verweise ich die Prägung des ersten Anschlusses in das Reich der Mythen. Eine Woche Dauerbetrieb reichte zur Prägung nicht aus, fertigungsbedingte Vorgaben der Kabel setzten sich dagegen hörbar durch.
Die Deutlichkeit des Laufrichtungsunterschieds nahm mit der Einspielzeit offenbar zu, das ist letztlich die positive Erkenntnis aus meinem Experiment.
Grüße Hans-Martin