Verfasst: 26.09.2016, 18:12
Hallo alle miteinander,
das XTC-Thema ist in der Tat spannend und ich habe dazu etwas probiert was ich euch nicht vorenthalten möchte.
Der eine Ansatz war eine Lösung mit Acourate. Alle Angaben sind entsprechend auf das jeweils andere Ohr übertragbar. Mit einer Mikrofonkapsel im linken Ohr habe ich zunächst den Frequenzgang des linken Lautsprechers gemessen. Mit der Kapsel im rechten Ohr dann das durch den Kopf abgeschattete Signal des linken Lautsprechers. Die Differenz R-L ergibt dann mit der Korrekturdatei des Rechten LS gefaltet, verpolt und um 0.2ms verzögert, den vom rechten Ls abgestrahlten Antischall, um den auf das rechte Ohr entfallenden Teil des linken Ls auszulöschen.
Das Ganze habe ich dann noch zweimal weiter getrieben, um jeweils den Antischall des anderen Lautsprechers wieder auszulöschen. Das Ergebnis war allerdings eine nur um Nuancen breitere Staffelung und insgesamt nicht großartig besser, wenn auch ohne Verfärbungen, wie bei den ohne individueller kopfbezogener Übertragungsfunktion erhältlichen VST XTC Plug-ins. Vielleicht habe ich ja auch einen Denk- oder Messfehler gemacht.
Jedenfalls habe ich dann mal die „mechanische“ Methode probiert und muss absolut empfehlen, diese selber mal auszuprobieren. Eine Matratze zwischen die Knie und vor die Nase zu halten ist auf Dauer etwas anstrengend und entspanntem Musikgenuss abträglich. Daher baute ich mir diesen optisch von mir nicht wahrnehmbaren XTC-Schirm (bitte nicht lachen! Oder doch?). Dieser schirmt zumindest über und hinter dem Kopf Schallanteile vom rechten Ohr ab 1000 Hz besser ab.
Einmal ohne Buch:
und einmal mit Buch, um auch von seitlich vorne abzuschirmen (bitte nur unhörbar lachen!)
Auch ohne Buch vor der Nase wird der Pegel des um den Kopf gebeugten Schalls teilweise abgeschwächt. Ich vermute, dass es vorteilhaft ist, dass der Verlauf des rechtsohrigen Frequenzgangs dem des linken Ohres ähneln sollte: nur dann werden über alle Frequenzen gleiche Pegeldifferenzen wahrgenommen und damit die Phantomschallquelle und deren Obertöne an immer dem gleichen Ort lokalisiert.
Den hörbare Effekt in meinem Hörraum mit stark bündelnden Lautsprechern
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=37&t=6959
und sehr geringen seitlichen Reflexionen möchte ich (von sehr hohem Niveau ausgehend) als eine große Verbesserung bezeichnen:
- Schlagzeugbecken sind vergrößern sich nicht übermässig.
- Dabei sprühen sie wunderbar fein-metallisch, und nerven dennoch nicht.
- Die berühmten s-Laute sind noch dezenter.
- Streicher schärfeln auch bei lauten Stellen überhaupt nicht mehr.
- Die ganze Wiedergabe ist noch runder und entspannter und räumlich äußerst stabil.
- Zunächst dachte ich, daß da doch die Höhen fehlen, aber was weniger wurde sind nervige Kammfilter-Klänge durch das Übersprechen. Höhen sind natürlicher da und besser eingebunden. Es klingt weniger nach „Stereo“ und mehr so wie aus dem Kopfhörer aber eben mit natürlicher Räumlichkeit. Die Abbildung wandert dabei nicht generell auf den Hörer zu, nur die Tiefenstaffelung ist noch ausgeprägter, so dass ein Sänger je nach Aufnahme manchmal näher am Mikrofon zu stehen scheint.
- Vor allem seitliche Phantomschallquellen haben mehr Körper und sind noch plastischer anzuhören. Man meint um das Instrument herumhören zu können. Vor allem seitlich aufgenommene Klaviere gewinnen enorm.
- Der Obertonanteil eines Klanges wandert kein bisschen, wenn sich die Tonhöhe verändert, was bei Streichquartetten (1.Geige) schön zu hören ist.
- Die Stereobasis verbreitert sich bei entsprechenden Aufnahmen, aber nicht generell.
Mit dem Buch vor der Nase verstärken sich diese Effekte noch bis zur Verbreiterung auf 180 Grad. Oft klingt es mir dann aber zu space-ig. Die Aufnahmen wurden ja wohl meist ohne XTC abgemischt.
In einem Setup mit stärkeren lateralen Reflexionen und bei gleichmäßigem Bündelungsverhalten wird der zusätliche positive Effekt natürlich weniger dramatisch ausfallen, da das Übersprechen durch die Reflexionen überlagert wird. Nachteil ist aber m.E, daß in diesem Fall im Gegensatz zum Hören in einer reflexionsarmen Zone vom Aufnahmeraum nicht mehr so viel übrig bleibt.
Die Flow- Einstellungen in Acourate musste ich natürlich neu anpassen. Hohe Frequenzen finden sich jetzt ohne Korrektur weiter innen, nur tiefe Frequenzen mussten nach aussen geschoben werden.
Datei von filehorst.de laden
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Die Messergebnisse suggerieren, daß der Schirm ohne Buch nur partiell wirkt, doch bildet er in möglicherweise wichtigen Frequenzbereichen den linksohrigen Frequenzgang besser nach. Eine weitere Vergrößerung des Schirms brachte weitere subtile Verbesserungen, scheiterte aber an wohnästhetischen Hürden (bitte nicht lachen!).
Jetzt freue ich mich auf eure Erfahrungen mit Vorrichtungen spezieller Art zum Musikhören.
Martin
das XTC-Thema ist in der Tat spannend und ich habe dazu etwas probiert was ich euch nicht vorenthalten möchte.
Der eine Ansatz war eine Lösung mit Acourate. Alle Angaben sind entsprechend auf das jeweils andere Ohr übertragbar. Mit einer Mikrofonkapsel im linken Ohr habe ich zunächst den Frequenzgang des linken Lautsprechers gemessen. Mit der Kapsel im rechten Ohr dann das durch den Kopf abgeschattete Signal des linken Lautsprechers. Die Differenz R-L ergibt dann mit der Korrekturdatei des Rechten LS gefaltet, verpolt und um 0.2ms verzögert, den vom rechten Ls abgestrahlten Antischall, um den auf das rechte Ohr entfallenden Teil des linken Ls auszulöschen.
Das Ganze habe ich dann noch zweimal weiter getrieben, um jeweils den Antischall des anderen Lautsprechers wieder auszulöschen. Das Ergebnis war allerdings eine nur um Nuancen breitere Staffelung und insgesamt nicht großartig besser, wenn auch ohne Verfärbungen, wie bei den ohne individueller kopfbezogener Übertragungsfunktion erhältlichen VST XTC Plug-ins. Vielleicht habe ich ja auch einen Denk- oder Messfehler gemacht.
Jedenfalls habe ich dann mal die „mechanische“ Methode probiert und muss absolut empfehlen, diese selber mal auszuprobieren. Eine Matratze zwischen die Knie und vor die Nase zu halten ist auf Dauer etwas anstrengend und entspanntem Musikgenuss abträglich. Daher baute ich mir diesen optisch von mir nicht wahrnehmbaren XTC-Schirm (bitte nicht lachen! Oder doch?). Dieser schirmt zumindest über und hinter dem Kopf Schallanteile vom rechten Ohr ab 1000 Hz besser ab.
Einmal ohne Buch:
und einmal mit Buch, um auch von seitlich vorne abzuschirmen (bitte nur unhörbar lachen!)
Auch ohne Buch vor der Nase wird der Pegel des um den Kopf gebeugten Schalls teilweise abgeschwächt. Ich vermute, dass es vorteilhaft ist, dass der Verlauf des rechtsohrigen Frequenzgangs dem des linken Ohres ähneln sollte: nur dann werden über alle Frequenzen gleiche Pegeldifferenzen wahrgenommen und damit die Phantomschallquelle und deren Obertöne an immer dem gleichen Ort lokalisiert.
Den hörbare Effekt in meinem Hörraum mit stark bündelnden Lautsprechern
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=37&t=6959
und sehr geringen seitlichen Reflexionen möchte ich (von sehr hohem Niveau ausgehend) als eine große Verbesserung bezeichnen:
- Schlagzeugbecken sind vergrößern sich nicht übermässig.
- Dabei sprühen sie wunderbar fein-metallisch, und nerven dennoch nicht.
- Die berühmten s-Laute sind noch dezenter.
- Streicher schärfeln auch bei lauten Stellen überhaupt nicht mehr.
- Die ganze Wiedergabe ist noch runder und entspannter und räumlich äußerst stabil.
- Zunächst dachte ich, daß da doch die Höhen fehlen, aber was weniger wurde sind nervige Kammfilter-Klänge durch das Übersprechen. Höhen sind natürlicher da und besser eingebunden. Es klingt weniger nach „Stereo“ und mehr so wie aus dem Kopfhörer aber eben mit natürlicher Räumlichkeit. Die Abbildung wandert dabei nicht generell auf den Hörer zu, nur die Tiefenstaffelung ist noch ausgeprägter, so dass ein Sänger je nach Aufnahme manchmal näher am Mikrofon zu stehen scheint.
- Vor allem seitliche Phantomschallquellen haben mehr Körper und sind noch plastischer anzuhören. Man meint um das Instrument herumhören zu können. Vor allem seitlich aufgenommene Klaviere gewinnen enorm.
- Der Obertonanteil eines Klanges wandert kein bisschen, wenn sich die Tonhöhe verändert, was bei Streichquartetten (1.Geige) schön zu hören ist.
- Die Stereobasis verbreitert sich bei entsprechenden Aufnahmen, aber nicht generell.
Mit dem Buch vor der Nase verstärken sich diese Effekte noch bis zur Verbreiterung auf 180 Grad. Oft klingt es mir dann aber zu space-ig. Die Aufnahmen wurden ja wohl meist ohne XTC abgemischt.
In einem Setup mit stärkeren lateralen Reflexionen und bei gleichmäßigem Bündelungsverhalten wird der zusätliche positive Effekt natürlich weniger dramatisch ausfallen, da das Übersprechen durch die Reflexionen überlagert wird. Nachteil ist aber m.E, daß in diesem Fall im Gegensatz zum Hören in einer reflexionsarmen Zone vom Aufnahmeraum nicht mehr so viel übrig bleibt.
Die Flow- Einstellungen in Acourate musste ich natürlich neu anpassen. Hohe Frequenzen finden sich jetzt ohne Korrektur weiter innen, nur tiefe Frequenzen mussten nach aussen geschoben werden.
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Die Messergebnisse suggerieren, daß der Schirm ohne Buch nur partiell wirkt, doch bildet er in möglicherweise wichtigen Frequenzbereichen den linksohrigen Frequenzgang besser nach. Eine weitere Vergrößerung des Schirms brachte weitere subtile Verbesserungen, scheiterte aber an wohnästhetischen Hürden (bitte nicht lachen!).
Jetzt freue ich mich auf eure Erfahrungen mit Vorrichtungen spezieller Art zum Musikhören.
Martin