Hallo phase_accurate,
dazu von mir ein paar Anmerkungen:
Es handelt sich hier der Wirkung nach hauptsächlich um eine "Schwereschicht" mit einer gewissen integrierten Eigendämpfung. Die Steifigkeit der Wände wird dadurch bewusst nicht erhöht.
Würde ich z.B. so eine Matte ganzflächig innen in das von mir beispielhaft vorgestellte kompakte Subwofergehäuse einbauen, dann würde Folgendes geschehen:
- Um gleiches Volumen zu erhalten wachsen die Gehäusedimensionen leicht an, was bereits zu einer Absenkung der Frequenz der tiefsten Eigenmoden führt
- Der Massezuwachs der Wände bewirkt ein deutliches Absenken der Eigenfrequenzen
Die Folge: Meine Eigenresonanzen um 220Hz, welche vorher noch deutlich im Sperrbereich des Tiefpassfilters gelegen haben, wandern jetzt evt. auf 140Hz herunter ... ohne dies jetzt genauer ausgerechnet zu haben: Da die Matten vergleichbar schwer oder schwerer sind als das MDF selbst, sollte das als Hausnummer etwa hinkommen, es geht hier zunächst um Tendenzen.
Die Eigenresonanzen rücken nun näher an den Übertragungsbereich und deren Unterdrückung durch das Tiefpassfilter des Subwoofers Filter nimmt extrem ab. Ich hätte dieses kompakte Gehäuse also mit dieser konkreten Matte
- verteuert sowie
- vergrößert und gleichzeitig
- von der hier relevanten Schalldämmung im Bereich 20Hz ... 200Hz her merklich verschlechtert
Soviel zu "probaten Mitteln": Ohne genau spezifizieren zu können, wofür ein Mittel genau eingesetzt werden soll, kann man es kaum "probat" nennen. Daß eine Schwereschicht hingegen die Massehemmung der Wand erhöht und vor allem im Mittelton die Schalldämmung erheblich verbessern kann, steht außer Frage ...
phase_accurate hat geschrieben:
...
Von den 2 erwähnten Problemen Abstrahlung durch Biegeschwingungen der Wände und Korperschallausbreitung im Gehäuse (anderegt durch das Chassis) ist das erste m.e. das Dominante.
...
Hier gehen m.E. die Logik und Kausalität der Argumentation volllkomen verloren:
- Biegeschwingungen/Biegewellen
sind eine Form von Körperschall
- Ohne Biegeschwingungen und den daraus resultierenden Eigenmoden - welche man als "Muster aus stehenden Biegewellen" sehen kann - gibt es keine resonante Schallabstrahlung durch das Gehäuse
- Der sich auf den Gehäusewänden ausbreitende
Körperschall verursacht also die unerwünschte Schallabstrahlung
Der logische Fehler und dadurch auch alle Folgefehler in der Argumentation beruhen hierauf:
Eine "Wirkung" kann ihre "Ursache" nicht "dominieren". Von "Dominanz" kann man innerhalb einer Wirkungskette nur sinnvoll sprechen, wenn es für eine Wirkung alternative Ursachen auf vergleichbarer Ebene in der Wirkungskette oder im Netzwerk gibt.
Das ist hier jedoch nicht der Fall: Biegeschwingungen - als Körperschall - verursachen(!) Schallabstrahlung. Gelänge es - als Gedankenexperiment - den Körperschall vollständig zu unterdrücken, dann würde auch die Schallabstrahlung durch das Gehäuse vollständig unterbunden.
phase_accurate hat geschrieben:
Die Gehäuseoberfläche ist um ein Vielfaches Grösser als die Membranoberfläche(n) und deshalb machen auch kleine Bewegungen viel aus. ...
Hier wiederum stimme ich grundsätzlich zu ... die Effizienz der Abstrahlung hängt dabei jedoch von der Koinzidenzfrequenz der Wände ab: Wenn die Biegewellen sich gleich schnell oder schneller auf einer Wand ausbreiten als Luftschall - Biegewellen sind dispersiv und haben eine frequenz- und materialabhängige Ausbreitungsgeschwindigkeit - dann wird die unerwünschte Schallabstrahlung "effizienter" bei ansonten gleicher Schwingungsamplitude auf der Wand.
phase_accurate hat geschrieben:
Das Gehäuse muss ... über seine Massenträgheit einigermassen frequenzunabhängig die Beschleunigungskräfte der Membran und der angekoppelten Luft aufnehmen. Und das passiert am effektivsten und am frequenzunabhängigsten wenn man das Chassis ohne Zwischenlage fest verschraubt, also die Körperschallübertragung maximiert. Ich weiss, dass es da auch andere Ansichten gibt aber die sind für mich meistens nicht nachvollziehbar.
Für die Nachvollziehbarkeit fehlt Dir hier eine Vorstellung oder eine Information als Bindeglied:
Die Kräfte, welche vom Magnetsystem her auf Chassis > Montageflansch > Schallwand wirken, führen zu einer periodischen Deformation der Schallwand, welche sich als Biegeschwingung fortpflanzen kann und auch andere Zonen des Gehäuses erfasst. Nur bei tiefen Frequenzen weit unterhalb der Eigenfrequenzen des Gehäuses bewegt sich das Gehäuse näherungsweise "am Stück" ähnlich wie ein Klotz, aber auch hier treten bereits Verbiegungen auf. Mit steigender Frequenz der Anregung (Vibration des Chassis) wirkt auch die Massehemmung des Gehäuses stärker und die deformierend wirkenden Kräfte nehmen zu.
Lautsprecherchassis mittels Gummipuffer u.dergl. gezielt von der Schallwand zu entkoppeln, entspricht daher - wie bei allen Feder-Masse Dämpfern - einer Tiefpassfilterung für Körperschall:
Man hindert ab einer bestimmten Frequenz Schwingungen daran, von einem Bauteil zu einem anderen überzugehen. Durch "lockeres Anschrauben" kann man das natürlich nur unzureichend erreichen:
Feder-Masse Dämpfer müssen auf ihre Aufgabe abgestimmt sein, dann können sie Dämpfungen von typischerweise 12dB/Oktave erreichen.Ich sehe keinen Sinn darin, diese in der Technk - vom Haus über die Eisenbahn bis zur gefederten Laderampe des Space Shuttle - übliche Technik von vornherein für den Bau von Lautsprechergehäusen auszuschließen ...
Man kann sie anwenden, wie andere Maßnahmen auch.
Grüße Oliver