Hörbericht Geithain RL 800K bei Claus Bücher in Taunusstein
Die RL 800 K wurde von den Teilnehmern des Geithain-WE bei Claus Bücher ausnahmslos mit höchsten Loorbeeren versehen. Das lies mich mit grossen Erwartungen nach Taunusstein reisen und ich war mehr wie neugierig, wie sich der dritte im Bunde deutscher Spitzenlautsprecher anhören würde.
Ich kam um 10.30 h bei Claus Bücher an und nach einer kurzen Führung durch seine 4 Studios, wobei mich, als Kineasten, das Heimkino-Studio so beeindruckte, dass ich am liebsten dableiben wollte um die vorzügliche DVD des Neujahrskonzertes 2007 mit Zubin Mehta zu sehen und zu hören.
Aber halt, ich bin ja wegen der neuen Geithain gekommen, also schnell ab in den "Blauen Salon", wo das "Objekt der Begierde", die RL 800 K, aufgebaut war. Der Raum hat eine vorzügliche Akustik, beste Sprachverständlichkeit fiel mir sofort auf, und die Elemente an den Wänden, mit der diese Akustik erreicht wird finde ich sehr formschön (habe gleich mal 10 davon bestellt ). Claus hat auch die Decke bestens präpariert (siehe Bilder).
Hier die Aufstellung der 800er:
Und hier die "Akustikdecke" (die würde so manchem Konzertsaal gut stehen):
Die 800er wurden im Raum optimal aufgestellt und haben so ein "GO" vom Hersteller zur Kundenvorführung bekommen. Zum Abhören habe ich die gleichen Einspielungen verwendet, wie am Tag zuvor bei Johannes Krings zum Test der FM 701 (
siehe mein Bericht zur 701), wobei ich nur die ersten zwei Scheiben ausführlich hören konnte (ein Teil der verfügbaren Zeit gehörte dem Heimkino, in dem kleinere Geithains in 7.1 Anordnung ganz vorzüglich spielen).
Ich werde nun einige meiner - natürlich absolut subjektiven - Höreindrücke bei einigen dieser Stücke beschreiben. Dabei muss man sich aber immer im Klaren darüber sein, hier spielen Lautsprecher auf höchstem Niveau und zum Preis eines bestens ausgestatteten Mittelklasseautos. Bei keinem der 3 deutschen Boliden habe ich den geringsten Zweifel, dass sie Vieles schlagen, was weitaus teurer daherkommt und natürlich all die anderen, "als noch bezahlbar" geltenden, Lautsprecher.
Wir reden also hier über die absolute "Luxusklasse", selbst unter "HIFI-Verrückten".
Canadian Brass
eines der besten Blechbläserensembles, bestehend aus 2 Trompeten, Horn, Posaune und Tuba. Wie hier im Forum schon des öfteren beschrieben, benutze ich diese Scheibe seit langem zum Einpegeln und Justieren meiner Geräte, ich habe jeden Ton im Ohr, kenne die Sitzordnung bei der Aufnahme und für mich ist diese "das Messgerät" schlechthin.
- Zuerst hörte ich die Tracks 8, 9 und 10. Die 800er bildeten den Aufnahmeraum in der Tiefe sehr gut ab, es fehlte aber an "Raumhöhe". Präzision, und die typische Klangfarbe der Hoch-B Trompete, des Hornes und der Tuba, war längst nicht so ausgeprägt wie ich es bei der FM 701 hören konnte. Ich spielte Track 10 auch mal sehr laut, und schon nach 2-3 Minuten drehte ich wieder leiser, da vor allem die Trompeten lästig wurden.
Nach den bisherigen Berichten zur 800er war ich schon etwas enttäuscht und habe Claus meine ersten Höreindrücke auch so geschildert. Er war keineswegs überrascht, sondern sagte nur, da tauschen wir den VV. Meine Antwort: Ach lass mal Claus, da werden wohl keine grossen Unterschiede sein... Claus räumte trotzdem ein Regalfach leer, ich durfte den Bongiorno in die Hand nehmen und in dieses Fach wuchten ... allein das Gewicht, das dieser VV aufweist, beeindruckte mich schon sehr, ein respektables HIFI-Gerät!
Nach diesem Umbau begann der Test von Neuem und als ich die ersten Takte hörte, dachte ich spontan, da spielen andere Lautsprecher. Nie hätte ich gedacht, dass ein Wechsel im VV solche Auswirkungen auf die Wiedergabe hat. Ab sofort spielte die RL 800K mit viel mehr Präzision, die typischen Klangfarben aller fünf Instrumente waren sehr gut auszumachen, die Hoch-B Trompete konnte man nun sehr laut hören, es wurde nicht im geringsten lästig. Im Tubaspiel von Charles Daellenbach waren die "tiefschwarzen Bässen" wieder da, kein Mulmen und kein Verwischen des, links daneben, spielenden Horns. Beim Einsatz der Posaune war das "weiche Blech" von Eugene Watts wieder sehr gut zu vernehmen. Das Horn, der Röhren-VV hatte es eher verdeckt, war klar halb links hinten und neben der etwas weiter rechts spielenden Tuba zu orten.
Die Raumabbildung war ebenfalls nochmals etwas besser, wenn auch die geradezu "holographische" Raumabbildung der FM 701 nicht erreicht wurde. Auch die feinen, allein durch Details in der Bauart, wie Legierung/Stärke des Blechs, Ziehverfahren (gehämmert oder gewalzt), Elastizität des Schalltrichters und Beschichtung, Mechanik der Ventil-Maschine, etc., bedingten Unterschiede macht die RL 800K nicht in der Auflösung deutlich, wie ich das am Vortag auf der FM 701 hören konnte. Beim Dämpfereinsatz konnte ich die feinen Unterschiede zwischen Harmon-, Straight- und Cupdämpfer ebenfalls nicht so deutlich raushören.
Hier ist die 800er eher mit der BM 35 und deren Darstellung vergleichbar, es klingt weiter entfernt, die Bühne wirkt grösser. Apropos Bühne: Bei der 800er hatte ich den Eindruck, dass diese zwar tief ist, aber nicht hoch, irgendwie wurden die Spieler samt ihrer Instrumente "verkleinert", ich hatte das Gefühl, die Boxen müssten nach hinten geneigt, oder ca. 0,5 m höher gestellt, werden.
Gustav Mahlers 3. Symphonie
gespielt vom Bayerischen Staatsorchester unter Zubin Metha im Grossen Saal des Wiener Musikverein am 16.9.2004. Die Einspielung liegt als SACD in 5.1 im Vertrieb von FARAO Classics vor. Sie kann aber auch in Stereo auf normalen CD-Spielern zu Gehör gebracht werden. Gehört wurden Track 1 bis 3, unter Zuhilfenahme der Partitur:
- Die berühmte Einleitung, die ersten 5 Takte werden allein unisono von 8 Hörnern gespielt, Mahler schreibt hier "Kräftig. Entschieden" vor, und die 800er konnte mich hier voll überzeugen. Die Hörner waren sehr schön halblinks hinten zu hören.
Ab Takt 6 setzen die Streicher, Fagott und Contrafogott, Posaunen und Kontrabasstuba, sowie die Pauken mit einem doppelten Forte ein. Die einzelnen Stimmen in diesem Forteschlag werden sehr gut hörbar differenziert, die Geithains gehen hier voll zu Werke, ein weiterer Beweis für die hervorragende Akustik des "Blauen Salons".
Ab Takt 14 wird ein Triller der Cran Cassa mit 2 Schwammschlägel vorgeschrieben, spätestens hier zeigt sich, zu welcher Präzision ein Lautsprecher in der Bassauflösung fähig ist. Die 800er reproduzierte die einzelnen Anschläge klar und deutlich als Einzeltöne. Die Anschläge waren weich, da wurde kein Holzschlägel verwendet, sondern, wie Mahler es vorschreibt, der Schwammschlägel. Es war nichts verschwommen, kein einheitliches "Grummeln" wie so oft an dieser Stelle zu hören.
Auch die folgenden Triolen (ab Takt 25) der Cran Cassa kamen überaus präzise und sehr gut im Raum ortbar.
Die Streicher wurden wunderbar chorisch wiedergegeben, und die Anordnung im Raum (erste Geigen mitte bis links aussen, zweite rechts, Chellis dahinter und die Bässe ganz hinten) war absolut stimmig, sowohl bei leisen wie bei den Fortepassagen (3-faches Forte in den Takten 90 -93)
Dieses 3-fache Forte kam mit solcher Wucht aus dem Lautsprecher. Wir haben den Schalldruck nicht gemessen,aber so um die 110 bis 115 dbs werden es schon gewesen sein. Die beteiligten Instrumente waren auch bei dieser Lautstärke klar, deutlich und verzerrungsfrei hörbar.
Anmerkung zur FM 701 und BM 35
Die Unterschiede möchte ich wie folgt chrakterisieren:
- Die FM 701 spielt, wie es wohl Zubin Mehta während seines Dirigats hörte.
- Die BM 35 spielt, wie ich es im Parkett in der 12. Reihe Mitte hörte, auch die Dimension der "Höhe" des Grossen Saales im Musikverein wird eindrucksvoll wiedergegeben.
- Die RL 800K kann das nicht ganz so gut, die Saalhöhe wirkt zu klein (siehe oben).
Nochmals herzlichen Dank an Claus für seine Gastfreundschaft und beeindruckende Vorführungen.
Zum Kino-Studio, möchte ich noch die folgende Bemerkung anfügen: Ich habe schon viele Heimkino-Händlervorführungen absolviert, aber ein Heimkino wie bei Claus Bücher konnte ich auch bei den selbsternannten "Maybach-HK-Händlern" nicht erleben. Hier stimmt alles, ob PJ, motorgetriebener Anamorphot, LW und Maskierung, LS, Raumakustik etc!
Gruss Sigi
PS: Ab jetzt weiss ich, warum Franz seinen Röhren-VV gegen das Edelteil Bongiorno ausgetauscht hat, für mich DER beste VV den ich hören konnte...ev. ist ja Peters "Eigenbau" nochmals eine Ecke besser, müsste man mal dagegen antreten lassen.