Hallo Horst.
Die Anleitung ist ja derweil nicht nur fertig sondern hat ja auch noch das eine oder andere Feintuning erfahren. Und auch wenn an anderem Ort schon mehrfach besprochen, auch auf dieser Welle nochmals ein herzliches Dankeschön.
Nun aber zu dem Thema/ der Fragestellung: Windows im RAM - Die Krönung?
Ich kann es von meiner Seite nun mit einem ganz eindeutigen JA(!) beantworten.
In den letzten Wochen habe ich mir den "Spass" erlaubt (nein, es war teilweise überhaupt kein Spass!) drei verschiedene Rechnerkonfigurationen aufzusetzen. Angefixt durch den Thread von Gabriel habe ich angefangen an meiner alten Kiste wieder zu schrauben. Erst wurde die SOtM USB Karte durch eine JCAT ersetzt, dann das USB Kabel und auf einmal hatte mich der alte Virus wieder. Denn die Veränderungen haben gezeigt, mein Rechner bietet sehr wohl noch ordentlich Luft nach oben, auch wenn ich immer dachte, das ist jetzt der Zenit der Audio-Technik.
Also, zurück auf Los... alles neu.
Und so kam es, dass ich insgesamt drei Rechner aufgesetzt habe. Einer mit top aktueller Hardware, DDR4 RAM mit niedrigen Latenzen, Gamer Board mit m.2 SSD und hoch potenter 8-Core CPU... einer mit nicht weiter selektierten Bauteilen (quasi eine Resteverwertung von einem älteren Spielerechner mit i7 CPU, SATA III SSD und DDR3 Gamer RAM... und ein Rechner basierend auf einem alten Workstation Board mit XEON CPU und DDR3 ECC RAM. Das die Hardware.
Zum Vergleich kamen drei verschiedene Rechnerkonfigurationen, was das Betriebssystem angeht. Windows 10 (Rel. 1909), Windows 2019 Essential Edition und Windows 2016 Server Edition. Alle drei Rechner waren übrigens mit 2x 8GB RAM ausgerüstet, bei allen Rechnern wurde neben dem AO auch noch Hand an den laufenden Diensten angelegt, wobei ich hier nicht bis ins Letzte gegangen bin. Hierzu gibt es ja auch einen anderen Thread. Da Windows 10 - anders als die Server Betriebssystemvarianten - in Bezug auf einen Audio-PC einen Haufen unnützes Zeug und Dienste mit installiert, habe ich zudem vor der manuellen Optimierung mit DWS 2.2.2.2 (
https://chocolatey.org/packages/dws.portable/2.2.2.2) erst einmal sämtlichen Ballast (Cortana, Shop, Apps, etc.) runter geschmissen, so dass man von einem brauchbaren Betriebssystem ohne "ET will nach Hause telefonieren" sprechen kann. Ich glaube also, ich habe mein Bestes getan um möglichst fair bei meiner Urteilsfindung zu bleiben.
Auch wenn man mit Tools wie DWS und O&O ShutUp10 (
https://www.oo-software.com/de/shutup10) arbeitet, so werden einem trotzdem bei Windows 10 deutlich mehr Steine in den Weg gelegt Dienste zu deaktivieren, als bei den Server-Betriebssystemen. Da ist Windows 10 eine richtige Zicke und es benötigt aktive Eingriffe in die Registry. Und im Vergleich der Server Betriebssysteme liess sich Windows 2016 einfacher auf wenige Dienste reduzieren als die Windows 2019 Essential Edition.
Was man als Fazit für alle Betriebssysteme festhalten kann: Je mehr Dienste man deaktiviert, desto besser klingen sie in der Regel. "Besser klingen" bedeutet hier: Mehr Tiefenstaffelung, mehr Ruhe, mehr Dreidimensionalität.
Eine Erfaharung, die ich zudem machen durfte ist, dass Microsoft und Intel scheinbar einen Deal miteinander abgeschlossen haben, dass man auf aktuellen Mainstream- oder Gamer-Boards kein Server-Betriebssystem mehr installieren soll. Sprich, der implementierte Intel-Chip für den Netzwerkanschluss wird von den Server Betriebssystemen nicht unterstützt. Hier sind einige Hacks notwendig, den doch zum Laufen zu bringen. Aber es geht, und die Latenzen sind in meinem Fall davon auch nicht in die Höhe geschnellt.
Bevor ich nun zu meinem Fazit komme, vielleicht noch eine nicht unerhebliche Bemerkung meinerseits: Ich streame nicht und ich nutze keinen HQ-Player. Von daher betreffen die Hardwareanforderungen lediglich die Unterstützung von JRiver als Player und Acourate Convolver. Mit dem Tool hwmonitor konnte ich vor dem Einsatz des AO ganz gut erkennen, wieviel CPU Last überhaupt bei der Wiedergabe von HiRes Files benötigt wird. VOR dem AO deshalb, weil der AO das Steping der CPU deaktiviert.
Erkennen konnte man recht gut, dass die CPU auch mit HiRes-Files und mit Acourate Convolver eher im Langeweile-Modus vor sich hindümpelt. Die Anforderungen an die CPU sind also gering und 2GHz mit 4 Kernen scheinen vollkommen auszureichen.
Kommen wir zu meinen höchst persönlichen und subjektiven Hör-Ergebnissen, ohne jede einzelne Soft- und Hardwarekonfiguration dezidiert zu beschreiben:
Kurz... während ich die Unterschiede in der Hardware als - so überhaupt - marginal bezeichnen möchte (ich konnte beispielsweise keinen Einfluss von CPU hören oder einen Unterschied zwischen DDR3 oder DDR4 RAM), so ist der Einfluss der Software gravierend!!! Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich ist die Hardware von Relevanz... und insbesondere eine saubere Stromzufuhr... aber hier geht es um die Frage "Windows im RAM - die Krönung". Und hier muss ich sagen, die Unterschiede zwischen den drei Betriebssystemen und Betriebsarten (SSD oder RAM) sind gravierend. Und zwar so gravierend, dass es teils nur wenige Takte Musik brauchte um ein Ergebnis so deutlich wie die rote Wange nach einer Ohrfeige zu erzeugen. Sprich, geht es um Tuning, so sollte jeder zunächst einmal bei der Software anfangen, bevor er für sehr viel Geld in Hardware investiert. Aber damit renne ich hier im Forum vermutlich eh offene Scheunentore ein.
Was also war meine Hörerfahrung:
Auch mit allen Tricks hat mich Windows 10 nicht befriedigt. Für mich klang es irgendwie immer gehetzt, nervös und zappelig. Recht krisp und über frisch. Ich weiss nicht, ob man mit meiner Beschreibung etwas anfangen kann. Aber im Vergleich der 3 Probanden das definitiv schlechteste Betriebssystem. Das mag bei einem anderen Release von Windows 10 anders sein, bei mir war es so.
Da ich von der Hardware keine gravierenden Unterschiede habe ausmachen können, konzentrierte ich mich daher final auf den Vergleich zwischen Windows 2019 Server von der SSD und Windows 2016 Server im RAM, hier auf der gleichen Hardware-Plattform. In diesem Fall auf Basis XEON CPU auf Workstation Board und ECC RAM. Denn wenn schon Server, dann auch auf der richtigen Hardware.
Ich will nicht länger um den heissen Brei reden:
The winner is... Windows 2016 im RAM. Und zwar für mich sehr eindeutig.
Den Unterschied zwischen den beiden Systemen möchte ich wie folgt beschreiben: Windows 2019 von der SSD spielt in etwa wie eine Canton Box. Sie ist spritzig und dynamisch, gefällt auf Anhieb. Nur zu hause will sich kein Langzeit-Wohlgefühl einstellen. So zumindest erging es mir einmal mit einer Canton Reference DC Lautsprechern.
Windows 2016 hingegen klingt sofort deutlich ruhiger, analoger und langzeittauglicher. Auf den ersten "Blick" meint man sogar "langweiliger". Aber es zieht einen förmlich in das Klanggeschehen rein und man geniesst nach kurzer Zeit einfach nur noch die Musik, ohne sich über das wie einen Kopf zu machen. Musik ist einfach da. Man ist im Musikgeschehen. Es verliert auch den letzten Anschein einer digitalen Musik-Reproduktion oder Musik-Konserve... so die Aufnahmequalität mitspielt.
Wechselt man zurück auf Windows SSD, so klingt es auf einmal nicht mehr so natürlich. Es klingt wie gesoundet. Irgendwie deutlich mehr digital. Das mag für den einen oder anderen das bessere Klangbild sein, für mich war/ist es das nicht.
Also, das meine Antwort auf die Frage "Windows im RAM - Die Krönung?". Für mich eindeutig ja! Und es zeigt mir vor allen Dingen, es muss nicht immer NEU NEU NEU sein. Und NEU bedeutet schon gar nicht automatisch besser.
Auf diesem Weg also nochmals ganz herzlich Dankeschön für die viele tolle Arbeit, Horst. Das und der ganze Aufwand hat sich für mich wirklich gelohnt. Ich habe jetzt ein System, mit dem ich erneut bestimmt wieder 10 Jahre genussvoll und zufrieden Musik hören kann. Das zumindest mein Plan.
Gruss
Martin