Neuer Audio-Codec: Meridian MQA

pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo Tom

habe soweit mal die Marketingaussagen von Bob Stuart verifiziert, was eben heute für mich möglich ist.
Na ich warte und warte und warte ja auf den Dekoder...

Und ja die Aussage ist nicht wissenschaftlich verifiziert, ist nur mal mein Hörtest. Auf wissenschaftliche Verifizierung warte ich dann auch noch.

Insofern halt mal eine Beurteilung der Aspekte die heute bekannt und testbar sind.

Gruss

Peter
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never
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Beitrag von never »

MQA-Zwischenstand:

Hallo zusammen,

MQA ist ein Lehrbeispiel dafür, dass die Umsetzung von technischem Fortschritt keineswegs nur von der physischen Machbarkeit einer Entwicklung abhängt, sondern an entscheidender Stelle durch juristische und wirtschaftliche Erwägungen und Einflussnahmen begleitet, behindert oder beschleunigt werden kann.

Wenn man den Weg verfolgt, den MQA seit ca. 2014 genommen hat, fällt die große Bandbreite von Einsatzmöglichkeiten auf auf, mit der die Entwickler jonglieren. So z.B.:

• die Produktion von neuen, klanglich überlegenen Musikaufnahmen unter Anwendung des MQA-Verfahrens
• die Anreicherung bereits existierender Musikaufnahmen mit solchen klangrelevanten Informationen, die bislang nur auf dem Master vorliegen
• die Möglichkeit der Wiedergabe durch den Endverbraucher auf einem Medium seiner Wahl
• die Möglichkeit, auch über Streaming-Plattformen eine hochwertige Klangqualität anbieten zu können, ohne durch unpraktische Dateigrößen Handhabungskomfort einzubüßen.

Hierzu die Infos der offizielle MQA-Website:

http://www.mqa.co.uk/customer/how-it-works

http://www.mqa.co.uk/customer/how-to-get-it

Diese unterschiedlichen Wege zum Musikendverbraucher bedeuten, dass Hardware-und Softwarelösungen angedacht und entwickelt werden müssen, die den Endverbraucher in die Lage versetzen sollen, die von ihm gekauften und gelagerten Dateien mit bestmöglicher Qualität abspielen zu können. Momentan bedeutet das wiederum, dass die MQA-angereicherten Dateien auch von der Hardware des Verbrauchers entschlüsselt werden können und dieses zusätzliche Klangpotenzial beim MQA-Kunden hörbar wird. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass eine derart angereicherte MQA-Datei nur dem mehr zahlenden MQA-Kunden diesen Mehrwert bietet, aber dennoch (mindestens) in Standard-CD-Qualität auch für alle anderen Musikfreunde abspielbar bleibt. Reine Software-Dekoder sind noch nicht für den Endverbraucher verfügbar.

Die technische Umsetzung scheint inzwischen beherrschbar zu sein, wie ein Blick auf die (noch recht kleine) Liste der MQA-Partner zeigt: http://www.mqa.co.uk/customer/our-partners

Hier nochmals mein Hinweis auf relevante Links, die Höreindrücke, Meinungen und Infos aus unterschiedlichen Quellen bündeln. Zu den bislang vorliegenden Höreindrücken und aktueller Planung sind besonders zu erwähnen:

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 44#p113944

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 27#p113527

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 76#p113476

Auch hat TIDAL als Streaming-Plattform bereits MQA-Dateien zu Testzwecken verwendet und äußert sich zum weiteren Vorgehen im Forum von ROON. TIDAL und ROON arbeiten übrigens eng zusammen. Etliche Macher bei ROON waren vorher bei Meridian in relevanten technischen Positionen tätig. Dass Meridian-Produkte als erste Geräte MQA-fähig gemacht wurden, liegt nahe: https://community.roonlabs.com/t/tidal- ... 6/5408/305

Das Haupthindernis für einen eventuell erfolgreichen Einsatz am Markt liegt aber weiterhin im zögerlichen Verhalten der großen Tonträger-Konzerne und ihrer Musikverlage. Hier gibt es immer noch keine wichtigen Vertragspartner, die mit MQA lizenzrechtlich zusammenarbeiten wollen. 2L.no als einziger Partner von MQA hat keine Bedeutung in markttechnischer Hinsicht. Selbst TIDAL mit seiner grundsätzlich positiven Einstellung und Vorarbeit in Richtung MQA-Nutzung auf seiner Streaming-Plattform scheint das Fehlen einer lizenzrechtlichen Vereinbarung zwischen MQA und den Musikkonzernen als derart gravierend einzustufen, dass man sich noch stark zurückhält.

Der Lizenzbereich aber ist der entscheidende Kosten- und Nutzungsfaktor. Dazu jedoch halten sich alle Seiten völlig bedeckt und solange MQA keine relevanten Partner aus der Musikbranche gewinnen kann, ist die technische Entwicklung vorerst noch ohne echte Bedeutung.

Kurz zur Bewertung der bislang vorliegenden Höreindrücke: Alles als PR abtun zu wollen, ist naiv und sachlich nicht zielführend. Chris Connaker, Michael Lavorgna und John Atkinson, um einige der beteiligten HiFi-Experten zu nennen, besitzen aufgrund ihrer langjährigen und – wo angebracht - auch kritischen Arbeit für diverse Medien und Plattformen mit Sicherheit mehr Reputation und Glaubwürdigkeit als so manche Kritiker in diversen Foren, die sich von einer Vorurteilsschablone zur anderen hangeln. Dennoch fehlt natürlich noch ein vertiefender und umfassender sowie vergleichend kritischer Testansatz in vertrauter Umgebung. Die ersten Ansätze sind hoffnungsvoll und benennen auch z.T. Erfahrungen, die ganz normale Endverbraucher gemacht haben wie z.B. im Meridian-Forum. Insgesamt vermeidet man aber, durchgängig oder pauschal von sensationeller Verbesserung zu sprechen, wie es natürlich von MQA auf deren Website getan wird:

http://www.meridianunplugged.com/ubbthr ... Post246342

Bezüglich einer MQA-Anwendung im HiFi-Bereich verfolge ich vor allem die Entwicklung bei den Streaming-Plattformen. Grundsätzlich interessanter und weitreichender aber ist vor allem die Auseinandersetzung oder Kooperation zwischen Technikentwicklern und Rechteinhabern, wenn neue Technik alte Rechte infrage stellt.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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Buellerich
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Beitrag von Buellerich »

Moin Udo,

danke für die recht gelungene, sachliche Zusammenfassung.

Interessant ist aus technischer Hinsicht dieser Thread:

http://www.meridianunplugged.com/ubbthr ... Post246823

Kurz zusammengefasst:
Ein Benutzer bekam MQA mit einem Explorer2 nicht zum laufen, was an den Farben der LED's sichtbar ist.
Nach langem hin und her stellte sich heraus, dass der Grund darin bestand, dass der Volume Slider in Foobar nicht auf 100% stand. Durch das DSP der digitalen Volume wurde also nicht bitgenau gestreamt. Wenn das Signal also DSP-mäßig weitervearbeitet wird, ist offensichtlich Schluß mit MQA. Für alle, die also Raumkorrektur On the Fly machen wollen, ein NO-GO. Das bestätigt Uli's These. Ich gehe nicht davon aus, dass eine Batch Konvertierung des Files daran was ändert.

Gruß

Sascha
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never
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Beitrag von never »

Buellerich hat geschrieben: Durch das DSP der digitalen Volume wurde also nicht bitgenau gestreamt. Wenn das Signal also DSP-mäßig weitervearbeitet wird, ist offensichtlich Schluß mit MQA. Für alle, die also Raumkorrektur On the Fly machen wollen, ein NO-GO. Das bestätigt Uli's These.
Hallo Sascha,

das hatte mich beim damaligen Lesen auch nachdenklich gemacht.

Es wird Zeit, dass Bob Stuart endlich den technischen Fragenkatalog beantwortet, der bei ComputerAudiophile für ihn bereitsteht: http://www.computeraudiophile.com/f8-ge ... mqa-27412/

In dem von Dir angesprochenen Zusammenhang wäre auch interessant zu wissen, ob diese Einschränkung selbst dann auftreten könnte, wenn TIDAL tatsächlich eines Tages bereits dekodierte MQA- Dateien streamen sollte.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

never hat geschrieben:In dem von Dir angesprochenen Zusammenhang wäre auch interessant zu wissen, ob diese Einschränkung selbst dann auftreten könnte, wenn TIDAL tatsächlich eines Tages bereits dekodierte MQA- Dateien streamen sollte.
Wenn Tidal MQA-Dateien dekodiert streamt, dann klappt es nicht mit dem de-blurring der nachfolgenden DAC-Hardware.
Und wenn Tidal für die nachfolgende DAC-Hardware de-blurrt streamt, dann klappt es nicht mehr mit irgendeinem der Dekodierung nachfolgenden DSP-Processing und sei es eine digitale Lautstärkenregelung.

MQA = Fachausdruck für geschlossenes System

Best grooves
Uli
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never
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Beitrag von never »

Hallo Uli,

Deine Einschätzung – so unangenehm sie auch für manche HiFi-Enthusiasten wäre – würde durchaus mit dem anvisierten Gesamtkonzept von MQA übereinstimmen, denn es geht dort in letzter Konsequenz keineswegs um die Besteigung des audiophilen Olymp. In einem Gespräch mit John Darko von der australischen Plattform DAR (Digital Audio Review) findet sich folgende Passage:

“Spencer Chrislu (Director of Content Services at MQA) told me at CES that MQA are not interested in becoming a plaything for the audiophile niche. They are seeking much broader adoption of their (de-blurring) encapsulation process, one that can be authenticated by any suitably MQA-equipped end user … It remains to be seen just how MQA intend to win hearts and minds beyond Tidal Hifi subscribers. Perhaps they have plans for the considerably more popular lossy streaming user base? Spencer Chrislu alluded to as much during our CES meeting (but I remain hazy on the specifics). Perhaps only when MQA usurps Ogg Vorbis, AAC or MP3 as the transmission method of choice by Spotify, Apple Music and Pandora will it be a game changer in the truest sense: improving mass market sound quality and not just in the audiophile space.”

http://www.digitalaudioreview.net/2016/ ... -everyone/

Dazu passt dann zusätzlich der Umstand, dass MQA bereits seit 2015 mit dem Bereich Multiroom Streaming Solutions liebäugelt und dafür als Lizenzpartner u.a. auch eine „Media-Saturn Group“ erwähnt wird:

http://audioxpress.com/article/Imaginat ... ology.html

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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never
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Beitrag von never »

HIGH-RESOLUTION-AUDIO is going mainstream!

Hallo zusammen,

vielleicht sollte ich meine letzten Beiträge zur MQA -Thematik noch etwas abrunden, um die Hauptzusammenhänge klarer hervorzuheben.

MQA ist mit großer Wahrscheinlichkeit keine Aktion eines Einzelkämpfers, der sich mit seiner Firma irgendwo zwischen Heldentum und Harakiri bewegt. Bob Stuart und MQA vertreten voll den aktuellen Trend, wie ihn z.B. der Dachverband amerikanischer Produzenten „ALMA“ auf der diesjährigen CES sowie auf dem ebenfalls zeitnah ablaufenden „ALMA International Symposium & Expo (AISE)“ betont hat: „High-resolution audio is going mainstream!“

Kleiner Einschub an dieser Stelle: Wer oder was ist ALMA?

Dieser Dachverband sagt über sich selber:

“ ALMA- The Association of Loudspeaker Manufacturing and Acoustics, International is a not for profit association of loudspeaker and electro-acoustics professionals who join ALMA to make connections, expand their knowledge, share experiences , and help to advance themselves and their businesses by participating in our industry and the association.

ALMA is The Source of standards, news, networking, and education for technical and business professionals in the acoustics, audio, and loudspeaker industry.”
http://www.almainternational.org/about_us

Worum geht es grundsätzlich?

Um den Audio-Sektor stärker und erfolgreicher am Markt der Zukunft zu platzieren, orientiert man sich nicht zuletzt am Erfolg von HD-TV und HD-Video und möchte unter dem oben bereits genannten Motto „High-resolution audio is going mainstream!“ durchstarten:

„High-resolution audio is going mainstream and all the major consumer electronic (CE) companies are betting on its marketing potential to propel the audio industry, much in the same way as HDTV and now Ultra-HD is doing on the image side. And similarly, audio experts agree that, much in the same way as we always had an “ultra-high-definition” medium on film, audio has a great foundation of analog masters and high-end audio equipment, which is finally able to be translated to digital in high-resolution … Currently, the industry is able to design and send to market much higher quality audio products but that doesn’t necessarily mean that the average sound quality consumers' listen to is better – but there is a good reason to encourage consumers to aim for that better experience. We have products with much better specifications and technologies able to reproduce much higher quality signals, but and we are only measuring a small fraction of the chain and we basically estimate what they should be able to do. Independently of the high-resolution audio debate, industry experts agree that we need to improve the standards by which we currently design and evaluate the solutions that are being introduced to the market.”
http://audioxpress.com/article/A-Bridge ... udio-.html

Meine Schlussfolgerung:

Wenn wir auf das Thema MQA blicken, was wohl überwiegend aus der Perspektive von High-End-Nutzern erfolgen dürfte, sollten wir uns nicht einbilden, dass Bob Stuart seine Entwicklung exklusiv für unsere Zielgruppe vorangetrieben hat! Wir dürfen wohl eher dabei behilflich sein, MQA praxistauglich und weitgehend fehlerbereinigt zu machen, bevor die Hauptzielgruppe, nämlich der Massenmarkt, beglückt werden kann.

Ich erinnere hier nochmals an den folgenden Sachverhalt, den ich schon vor kurzem beschrieben hatte:

„Dazu passt dann auch wieder der Umstand, dass MQA bereits seit 2015 mit dem Bereich Multiroom Streaming Solutions liebäugelt und dafür als Lizenzpartner u.a. auch eine „Media-Saturn Group“ erwähnt wird:“ http://audioxpress.com/article/Imaginat ... ology.html

Ob diese Zielrichtung Massenmarkt die Besitzer der Rechte am musikalischen Content für eine vertragliche Regelung gewinnen kann? Bis jetzt jedenfalls noch nicht.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Udo,

nicht nur, dass sich mir der Sinn für die Notwendigkeit eines Codecs wie MQA überhaupt nicht erschließt, wozu braucht der Mainstreammarkt bitte Highres Audio? Der Mainstreammarkt ist mir MP3 bereits glücklich und bestens versorgt. Selbst CD Qualität kann problemlos gestreamt werden, ein Massenphänomen ist das aber auch nicht. Außerdem sind dIe meisten Aufnahmen (vor allem des Mainstreammarktes) so schlecht, dass es nicht einmal 16/44.1 braucht, um diese reproduzieren zu können. DxD Audioformate wurden auch schon reichlich diskutiert und mit PCM Formaten verglichen. Auch das ist alles andere als Mainstream. Hat kaum jemand, es gibt kaum Musikmaterial und meiner Ansicht nach braucht das auch niemand. Höchstens die Industrie, um mal wieder alten Wein in neuen Schläuchen zu vermarkten.

Grüße Jürgen
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never
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Beitrag von never »

Hallo Jürgen,

wie wir in allen Konsumbereichen immer wieder feststellen können, werden oft Impulse gesetzt, um den Umsatz in einer Branche zu fördern. Ob man das als Anlass für eine grundsätzliche Kapitalismuskritik nehmen möchte oder darin eher flexibles Reagieren von Marktteilnehmern sieht, ist jedem selbst überlassen.

Wenn eine Branche bereits zum Jahresanfang den Trend dieses Jahres verkündet, dann können wir wohl mit Recht auch massives Wunschdenken der Anbieterseite dafür verantwortlich machen. Wenn diese Impulse auch warenseitige Unterstützung finden, dann hat der potenzielle Käufer wenigstens die „Qual der Wahl“. Wenn die Anbieterseite aber ihre Ankündigungen nicht konkret mit der vollen Produktpalette untermauern kann, wird es schwierig, in die Erfolgsspur zu kommen. Wenn also die Technik für bessere Klangqualität auch für den Massenmarkt existiert, der Interessent aber die Ware Musik nicht in dem Umfang oder nicht zu einem für ihn akzeptablen Preis bekommen kann, dann dürfte aus dem Trend des Jahres schnell der Flop des Jahres werden. Beispiele für entsprechende Fehlspekulationen dürfte jeder kennen. Ich würde mich z.B. ernsthaft fragen, ob die vor einigen Jahren höchst aufwendig beworbene 3D-Fähigkeit von Fernsehgeräten wirklich einen nachhaltigen Kaufrausch auslösen konnte oder ob dem Käufer heute andere Fähigkeiten oder Qualitäten wichtiger sind.

MQA als wichtiges Transportmittel für High-Res-Audio in kompakter Größe könnte schon ganz gut in ein entsprechendes Gesamtkonzept in Richtung höherwertige Wiedergabequalität im Massenmarkt passen – wenn denn neben dem technischen Rahmen auch die Musikdateien zur Verfügung stünden und wenn dem potenziellen Kunden dieses neue Marktsegment auch als problemlos erlebbar demonstriert werden könnte.
Und damit wären wir wieder beim bekannten Kernproblem dieses Themas.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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never
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Beitrag von never »

Hallo MQA-Interessenten,

die Medienpräsenz von MQA hat nachgelassen. Obwohl MQA auch auf seiner Website und bei Facebook eine kurze Vorankündigung hinsichtlich einer Vorführung auf der traditionellen Bristol-HiFi-Show in der letzten Februarwoche machte, wurde alles eher low-key gehalten und im Gegensatz zur CES-Vorführung verzichtete man sogar auf einen eigenen Stand auf der Ausstellung und überließ es Pioneer und Onkyo, ein wenig MQA zu demonstrieren. Berichte dazu sind fast nicht-existent. Im folgenden Messebericht http://www.insideci.co.uk/articles/revi ... -2016.aspx findet sich als Randbemerkung: „There was High Res Audio on hand too, after a fashion. Pioneer went two-channel for its demo this year, utilising the High Res Audio XDP-100R portable as a source for its gorgeous new A70-DA stereo amplifier (pictured below). While the player incorporates the latest volume-improving firmware update, it didn’t have the native MQA update ready. Instead the portable was running MQA software through a stop-gap app able to decode/unfold MQA on the fly. If you're interested in high quality music, the results are not to be missed”.

Wenn man MQA betrachtet, fällt immer stärker auf, dass die technische Umsetzung zurzeit eher eine Nebenrolle spielt. Wie schon früher von mir angedeutet, setzt man bei MQA vor allem auf TIDAL als Zugpferd für den angepeilten Markterfolg im Streaming-Sektor. Ohne einen ernstzunehmenden Partner unter den Streaming-Plattformen und ohne die immer noch fehlende Einigung mit den Rechteinhabern wäre MQA wohl eine Totgeburt.

Leider hat TIDAL seit der Übernahme von WiMP nicht den wirtschaftlichen Erfolg eingefahren, den man sich erhofft hatte. Man hat außerdem im letzten Jahr – aus welchen Gründen auch immer – mehrfach die Topmanager gewechselt, was vermutlich nicht auf eine konstante Zukunftsplanung schließen lässt. Gerüchte lassen vermuten, dass MQA momentan nicht ganz oben auf der Prioritätenliste bei der TIDAL-Führung steht.

TIDAL hat zudem sein selbstfabriziertes „faires“ Abrechnungsimage als künstleraffine Plattform durch einige Rechtsstreitigkeiten lädiert.

Was aber den Markt hauptsächlich interessiert, sind die Vermutungen, ob TIDAL tatsächlich kurz vor einer Übernahme durch Samsung, Google, Apple oder Spotify steht. Gerüchte dieser Art werden gerne in Krisenzeiten gestreut – können aber trotzdem durchaus wahr sein …

Die angekündigten vertiefenden Hörtests einiger renommierter Tester sowie die Frage-Antwortaktionen mit Bob Stuart lassen ebenfalls noch immer auf sich warten. Man könnte wohl vermuten, dass weder MQA noch der Wunschpartner TIDAL zurzeit wissen, ob sie eine echte Zunft haben und mit welchen Partnern und zu welchen Bedingungen das sein könnte.

Zur Situation bezüglich TIDAL hier noch einige Links:

http://nypost.com/2016/02/25/samsung-re ... ion-talks/

http://www.musicbusinessworldwide.com/t ... -24-hours/

http://www.musicbusinessworldwide.com/t ... ringement/

http://finance.yahoo.com/news/can-kanye ... 56470.html#

http://www.nytimes.com/2015/11/14/busin ... utive.html

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

hoffen wir dass wir bewahrt bleiben vor MQA....mögen sich die Gelehrten doch noch lange streiten....
Es gibt nichts was ich heute vermissen würde, HighRes haben wir, Surround auch.
Eine weitere Technologie habe wir nicht nötig.

Wie schon erwähnt braucht die Welt besser Aufnahmen und hochqualitatives Abmischen mit Sachverstand. Mögen die Marketingfritzen doch auch aussen vorbleiben. Der Loudness-War scheint doch auch abgenommen zu haben.

Peter
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

ist ja interessant, Tidal ist der Piraterie angeklagt Musik zu verbreiten ohne die Rechteinhaber zu bezahlen...
Und es gilt natürlich die Unschuldsvermutung...

Peter
It’s not been a great 24 hours for Jay Z.
First, it was revealed that his TIDAL streaming service is being sued for $5m as part of a class action lawsuit related to unpaid mechanical royalties.
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never
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Beitrag von never »

Hallo MQA-Interessenten,

nur der Vollständigkeit halber hier ein kurzes Zitat von Bob Stuart zur „gegenwärtigen“ Situation von MQA, das in der aktuellen Ausgabe von "Sound & Vision" zu finden ist:

“S&V: Where does MQA stand now?

Stuart: We’ve been in deep discussions with three major labels and several of the big independents, including Japan, Korea, and Europe. [The Scandinavian label 2L announced support for MQA at CES] and we hope to have all three majors by Easter. That’s all preceding very well. We have good buy-in from independents and we’ve been talking to retailers. We’re also in preliminary discussions with a whole variety of streaming and download services. Last year, Tidal announced that they’re going to be supporting MQA.
A bunch of companies are involved in building the infrastructure. A dozen or so companies so far have announced they’re doing MQA and showing product—everything from those Onkyo and Pioneer portable players to high-end products and everything in between, including small wireless speakers, DACs, and USB DACs. And, of course, it also runs on your phone, so there are software players for mobile.”


Read more at http://www.soundandvision.com/content/a ... E4E0Gr0.99

Problem dabei: Das umfassende Interview – was nicht datiert ist – bietet in dem kurzen Abschnitt bezüglich MQA nur unverbindliche Hoffnung statt konkrete Fakten. Seine Aussage bezügliche Ergebnisse bis Ostern werden wir ja bald überprüfen können. Das gesamte Interview ist aber trotzdem lesenswert, wenn man mehr über Bob Stuarts Werdegang und seine Entwicklungen erfahren möchte.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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never
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Beitrag von never »

Hallo MQA-Interessenten,

manchmal kann ein Blick zurück sehr aussagekräftig sein!

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag Bob Stuarts eigene Formulierung hinsichtlich der aktuellen Entwicklung von MQA 2016 in den relevanten Marktsegmenten zitiert hatte, möchte ich euch nicht vorenthalten, was bereits vor beinahe einem Jahr, im Mai 2015, nach der Münchener High-End-Show verkündet wurde:

MQA Support Continues to Grow at High End 2015
May 21, 2015by Joao Martins

MQA (Master Quality Authenticated), the ground-breaking music technology originated by Meridian Audio, is now in active discussions with over 100 potential business partners. Speaking at the High End MQA keynote, Bob Stuart – MQA inventor - announced this latest milestone in MQA’s development. The MQA ‘supporters’ list includes many prominent audio brands, including Arcam, Onkyo, and TIDAL, the Jay-Z-owned high-resolution audio streaming service. The list of companies discussing how they can help bring MQA to market also counts record labels, as well as further content and hardware providers.

Bob Stuart also announced that MQA is to be established a business entity in its own right, entirely separate to Meridian Audio. This move enables the newly formed MQA Ltd to focus fully on licensing its innovative technology, working directly with MQA supporters, while Meridian Audio continues to concentrate on product innovation. Bob wound-up his address by identifying this year’s IFA show, to be held in Berlin early September, as the venue for the next wave of major MQA reveals.

During the Munich High End show MQA was demonstrated to the press and visitors, revealing some of the very first files encoded directly with the technology, including analogue masters from Frank Sinatra, and an astonishing Ella Fitzgerald and Louis Armstrong recording, as well as recordings directly originated in digital high resolution. Unfortunately no details have been revealed yet about the encoding process used to originate the MQA files and which is currently being applied already by major recording labels which have partnered with Meridian earlier on.

Following 7digital’s announcement of support in December 2014, the wave of support for MQA continues to grow with more music labels, hardware providers and content distribution companies. Other supporters include: Imagination Technologies and its Caskeid wireless multi-room audio IP platform; Onkyo, the Japanese electronics giant; and Arcam, the British hi-fi manufacturer.

Mike Jbara, Warner Music Group, stated that “In terms of impact in audio quality it’s a hugely important development and a big step forward. Meridian’s achievement is significant because it goes back to the source of the artists’ recording and provides studio master quality sound while not compromising on the convenience people expect.”

Commenting during the Munich Show, Bob Stuart said: “We’re delighted with the continued and overwhelming interest in MQA throughout the industry and the reactions at Munich High End have been extremely positive and highly encouraging.” Bob Stuart also observed “MQA is a philosophy and establishing MQA Ltd. as a separate ongoing business allows us to advance and progress all the activities involved in setting up this exciting new approach. Major announcements are planned in the build up to IFA in September at what will be a very significant event for MQA.”


Quelle: http://audioxpress.com/article/MQA-Supp ... -2015.html

Vergleicht man die Aussagen beider Texte, muss man sich wirklich fragen, worin denn der zählbare Fortschritt bestehen soll, der zwischen Mai 2015 und März 2016 erreicht wurde und der angeblich schon damals unmittelbar bevorstand. Andererseits darf man mit Sicherheit annehmen, dass Gespräche über Lizenzen, Kosten und juristische Details nicht auf dem offenen Markt oder in sozialen Netzwerken ausgetragen werden.

Ich möchte mit meinem Beitrag keineswegs die technisch erzielbare oder in einigen Hörsituationen tatsächlich erzielte Klangqualität von MQA anzweifeln. Ich hoffe aber, dass das von Bob Stuart ausdrücklich für Ostern 2016 angekündigte Überraschungsei: „we hope to have all three majors by Easter“ mehr Licht in die diffusen Hoffnungsschwaden bringen kann.

Eine Streamingplattform mit kompakten Dateien bei höherer Klangqualität als bislang geboten, wäre - wenn auch Auswahl und Preis stimmen sollten – durchaus eine willkommene Bereicherung auf diesem Sektor.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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never
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Beitrag von never »

Hallo MQA - Interessenten,

die angekündigten Erläuterungen von MQA-Chef Bob Stuart zu technischen, juristischen und wirtschaftlichen Aspekten der angeblich bevorstehenden Markterweiterung existieren auch weiterhin nur als hoffnungsvolle Ankündigung. Was aber konkret bevorsteht, ist eine umfassende Auseinandersetzung mit MQA durch Robert Harley, Editor-in-Chief von The Absolute Sound, wobei auch vertiefende Hörerfahrungen in seiner Referenz-Anlage gehören werden.

In seinem Blog führt Robert Harley aus:

„[Editor's Note: The May/June issue of The Absolute Sound, which mails to subscribers on March 30, includes a comprehensive evaluation of Master Quality Authenticated (MQA), a new digital technology that delivers better-than-high-resolution sound quality at a bit rate comparable to that of CD. My evaluation was informed by listening to hundreds of MQA-encoded tracks, decoded by the Meridian 808v6 CD player/DAC, over several weeks in my own reference system.

As part of that package of MQA coverage, which includes an explanation of the technology, FAQ about MQA, an examination of the claim that MQA can sound better than the original master, and reviews of the first MQA-capable decoders (the Meridian 808v6 CD player/DAC and Meridian Explorer2 DAC), I included the following editorial, entitled "MQA: The View From 30,000 Feet."]”


Ein Vorabdruck dieses Vorworts findet sich hier: http://www.theabsolutesound.com/article ... 0000-feet/

Bob Harleys Hörerfahrungen mit MQA scheinen sehr positiv zu sein. Ob das reicht, auch die Rechteinhaber für einen Einstieg in dieses Marktsegment zu gewinnen, bleibt allerdings abzuwarten.

Freundliche Grüße,
never (Udo)
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