Hallo zusammen,
wie Ihr merkt, komme ich jobbedingt im Moment mit dem Schreiben nicht hinterher und frage mich nun, ob so ein Messebericht vier Wochen nach Ende der Veranstaltung überhaupt noch irgendeine Relevanz für irgend jemanden hat. Naja, egal, ich wollte zumindest noch kurz etwas zu ein paar persönlichen Messehighlights loswerden, danach kann ich hier ja einfach noch unkommentiert ein paar Bilder posten.
Highlight 2019: Gryphon Kodo
Das gehört nun eigentlich so gar nicht mehr hier her, weil schon vier Jahre her. Aber da ich es weiter oben beim positiven Bericht über die Børresen M6 schwärmend erwähnt hatte, will ich doch wenigstens noch ein paar Bilder zeigen. Von fraglicher Qualität zwar, weil damals nur mit dem Handy geknipst, aber trotzdem. Das hier war jedenfalls für mich der Oberhammer bei meinem ersten Besuch der Warschauer Show vor vier Jahren:
Sveda Audio / Lampizator / J.Sikora
Weiter geht es mit einem vielleicht etwas unerwarteten Highlight. Beim ersten Besuch der Warschau-Schau hatte ich nämlich ein Aha-Erlebnis bei einer der Vorführungen im Golden Tulip. In einem der nicht ganz so großen Säle hatten sich die drei polnischen Hersteller Lampizator, J.Sikora und Sveda Audio für eine Vorführung zusammen getan, die für mich vor vier Jahren ganz, ganz weit vorne dabei war.
Das ganze fand wie gesagt in einem nicht ganz so großen Raum statt, der allerdings immer noch deutlich über Hotelzimmergröße lag und damit der Anlage Luft zum Atmen ließ. Es spielte damals großes Besteck von Lampizator (ich glaube, es war der Pacific DAC in der Pre-Out Version) und halt ein Aktivlausprecher von Sveda Audio, die Blipo Home. Dabei handelt es sich um einen zwar nur ca. 60 cm hohen und 22 cm breiten, aber dafür auch satte 50 cm tiefen Aktivlautsprecher mit zwei 18 cm Papier-Teifmitteltönern und einer 2,5 cm Seidenkalotte, beide von Scanspeak.
Sveda Audio?! Ja, sagte mir bis dahin auch nichts. Den Hersteller gibt es aber wohl schon seit 2012. Der Kopf dahinter heißt Arkadiusz Szweda, und der ist wohl schon seit rund zwanzig Jahren im Bereich Lautsprecherentwicklung aktiv. Sveda Audio startete ursprünglich im Studiobereich und ist angeblich in Polen ähnlich stark in Studios vertreten wie hierzulande Geithain oder Neumann. Dementsprechend sind die meisten Lautsprecher im Programm aktiv. (
https://sveda.audio)
Jedenfalls hat mich damals die Vorführung wirklich begeistert, zumal ich die Blipo auch noch bildhübsch finde — damals in Rotmetallic wie auch auf der Website zu sehen.
Dementsprechend bin ich dieses Jahr mit durchaus hohen Erwartungen dort aufgelaufen. Es war wieder der gleiche Raum, wieder die gleiche Herstellergemeinschaft. Es spielte allerdings nicht die Blipo, sondern ein kleineres Modell, die Neon. Die ist zwar mit ca. 10k€ kaum günstiger als die Blipo, macht aber optisch erst einmal nicht ganz so viel her.
Aber meine Herren, was spielte die Kette auf! Sehr auflösend, dynamisch, mit viel Attacke, dabei trotzdem sehr musikalisch. Im Vergleich zu einigen anderen Anlagen im Golden Tulip wirkt die Kette auf den ersten Blick erst einmal bodenständig und überrascht dann total mit ihrem sagenhaften klanglichen Auftritt. Allerdings täuscht der Schein auch etwas. Ich zitiere mal den entsprechenden Text von Hifi Statement:
»
Auch hier wird es teuer und es werden mehrere europäische Premieren gefeiert. Die Aktivlautsprecher „Neon“ von Sveda Audio sind mit 10.000 Euro noch vergleichsweise günstig. Der Lampizator Poseidon DAC kostet 28.300 Euro, und für die Stromkabel sind pro Stück 9.340 Euro zu zahlen. Der Sikora Reference Plattenspieler samt KV12 Zirconium Max liegt bei rund 46.000 Euro. Alles in allem kommt der Raum auf über 200.000 Euro und schrammt knapp an 1.000.000 polnischen Złoty vorbei«
(
https://www.hifistatement.net/event/ite ... -2?start=3)
Dann ging plötzlich das Licht an und es gab ein Gruppenfoto für die polnische Audio-Presse. Hier sind sie also, traut vereint: Lukasz Fikus von Lampizator, Arkadiusz Szweda von Sveda Audio und Robert Sikora von J.Sikora.
Estelon / Accuphase
In einem der beiden ganz großen Säle gab es dann feines aus dem Baltikum. Der — sehr redselige — polnische Importeur von Estelon führte die 110k€ Estelon Forza an einer großen Accuphase-Kette vor. Hier war es erwartungsgemäß immer reichlich voll, trotzdem konnte ich länger auf der Pole Position (sic!) in die Anlage hinein hören.
Was soll ich sagen? Eine in jeder Hinsicht große Kette spielt in einem Raum, der von der Größe her ihrer gerecht wird.
Würde ich so nehmen.
Im direkten Vergleich war das nicht ganz so überwältigend wie die Kette mit der großen Børresen, ein Hauch weniger Spektakel — aber der Vergleich hinkt natürlich alleine schon wegen der sehr unterschiedlichen Räume. Ich glaube jedenfalls nicht, dass man irgend etwas vermissen würde, wenn man sich diese Kette so, wie sie da stand, hinstellen würde.
Man beachte auf dem ersten Bild die Stereoendstufe unten in der Mitte. Ein sogenanntes Soda-Gerät. Die stand nämlich einfach so da. Ohne Funktion, reine Deko. Würde ich mir ja auch als Zierde ins Regal stellen...
Nett wurde es dann, als plötzlich Alfred Vassilkov, der Kopf hinter Estelon, nach vorne kam und Details zum Lautsprecher und seiner Entwicklung erklärte. Da der Este offensichtlich kein Polnisch sprach, fand das ganze auf Englisch statt und ich konnte endlich einmal einem Vortrag folgen.
Jedenfalls steckt in den Dingern eine Menge an Know-How und Hirnschmalz, das ist deutlich mehr, als nur schöne Optik.
Ayon & Lumin White / Destination Audio & Jadis / Hornsolutions
Zum Abschluss sollen noch drei Vorführungen aus dem Golden Tulip erwähnt werden, die leider nicht zu meinen Highlights zählten.
Bei der Vorführung von Ayon und Lumin White war es schlicht immer so voll, dass ich keinerlei Chance hatte, da mal vernünftig rein zu hören. Schade, denn Lumin White finde ich nach wie vor sehr interessant.
Fotos gibt es hiervon übrigens auch nicht, denn die Messebauer haben es tatsächlich geschafft, einen großen, lebhaften Bildhintergrund aufzustellen, vor dem die große Lumen White Kamea mit ihrem todschicken Luxusfurnier in gleicher Färbung quasi einen Tarnanzug anhatte. In schwarzweiss ging da leider mal gar nix. Bilder in Farbe gibt es aber hier:
https://www.ayonaudio.com/audio-video-show-warsaw-2023/
Auch hier im Raum gaben übrigens Dirk Sommer und Gattin Hammer-Sommer wieder Lektionen zu ihren Labelpreziosen.
Bei Destination Audio bin ich — wie ich im Nachhinein sagen muss: »leider« — mehr so durchgerauscht. Es war eher voll, ein kurzes Reinhören auf einem guten Platz verfing nicht sofort, ich war recht schnell wieder draußen. Im Nachhinein habe ich mich gebissen, dass ich dem Raum mit der Destination Audio Nika an großer Jadis Elektronik nicht mehr Zeit gegeben habe. Aber gut, die Messe ist riesig, man kann nicht wirklich alles schafffen, auch in drei Tagen nicht.
Zum Schluss noch mal wieder ein Downer. Ebenfalls in einem der Säle im Golden Tulip gab es eine Vorführung von Hornsolutions. Es wurde eine Western Electric 15a Replica mit »Arschbacken«-Hochtonhorn sowie Unterstüzung eines riesigen Basshorns vorgeführt. Die Replicas von Hornsolutions kannte ich bisher nur von Bildern, ich war gespannt. Zumal ich eine ziemlich ausgereizte Kette auf Basis der italienischen WE15a-Replicas gut kenne.
Was soll ich sagen? Diese Vorführung war relativ weit von dem entfernt, was ich auf der Messe als Highlight bezeichnet hätte. Und es war Welten entfernt von der WE15-Kette, die ich aus dem privaten Umfeld kenne. Dat war leider nix.
Nachtrag
So, zum Schluss noch zwei Bilder, die absolut unspektakulär sind, für mich persönlich aber ein wichtiges Thema der Messe darstellen: Raumakustik. Es war auffällig, dass in wirklich vielen Räumen Raumakustische Maßnahmen ergriffen wurden. Diffusoren und Absorber gab es zuhauf. Ich habe fleißig Kärtchen von polnischen Herstellern gesammelt und fange gerade an, mich da weiter aufzuschlauen.
Und auch die Firma sto war vertreten und bietet vielleicht mit ihren Akustikputzen eine bezahlbare Lösung für raumakustische Themen außerhalb meines Hörraums. Schaumama.
So, das war es nun von meiner Seite zur »Warsaw Audio and Video Show 2023«. Ich stelle die Tage noch ein paar »Restbilder« ein, dann widme ich mich wieder anderen Themen.
Gruß,
Swen