Audio-GD Master HE-7 - Erfahrungsbericht
.
Quelle: Audio-GD
.
1. Einleitung
das vergangene Forumstreffen hat bei mir seine Spuren hinterlassen. Ich bin Andi (Salvador)sehr dankbar, dass er seinen Master HE-7 zum Treffen mitgebracht hatte, sodass ich meinen ebenfalls mitgebrachten Master 7 im direkten Vergleich hören konnte. Die Unterschiede waren so ohrenfällig, dass für mich klar war, dass es in Sachen DAC in diese Richtung weitergehen muss.
Was mir die Entscheidung erleichterte war die Initiative von Jürgen (shakti) für eine Sammelbestellung und damit bessere Konditionen. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank für Deinen Einsatz, Jürgen.
Nach vielen Wochen des Wartens (die Geräte der HE-Serie werden nur auf Anfrage gebaut) war es am vorvergangenen Wochende soweit: endlich traf der ersehnte Bolide mit seinen knapp 19 kg Kampfgewicht ein.
In den zweiten Stock wuchten, auspacken, aufstellen und anschließen war - beflügelt von meiner Vorfreude - quasi ein Arbeitsgang.
2. Konstruktion
Der einzige aber entscheidende Konstruktionsunterschied zum Master 7 ist die Stromversorgung. Wie Mr. Kingwa auf seiner Website (
http://www.audio-gd.com/en/) schrieb:
Mr. Kingwa, Audio-GD hat geschrieben:While audio is life , the Power supply is water , pure water create the wonderful life, clean power supply reproduce the beautiful sound.
Mr. Kingwa hat sich von der Überlegung leiten lassen, dass jedes noch so gut konstruierte Netzteil immer noch in besonderem Maße von der Qualität der eintreffenden Wechselspannung abhängig ist. Zudem hält er die 50/60Hz Frequenz für zu niedrig, um daraus eine saubere Gleichspannung für Audio-Zwecke zu erzeugen.
Die Konsequenz daraus zog er dahingehend, der bisherigen Stromversorgung eine eigene Stromaufbereitung vorzuschalten, die er "Regenerative Power Supply" nennt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Quelle: Audio-GD
Der Strom gelangt zunächst über einen Input-Transformator in eine Input-PSU, in der ein Filter die meisten Störungen aus dem Stromnetz filtert. Von dort geht die harmonisierte Wechselspannung in einen sogenannten "Balance Regenerative Waves Generator", in welchem eine eigene Wechselstromfrequenz von 400Hz erzeugt wird. Im Unterschied zu manchem "Power-Conditioner" wird die Frequenz analog erzeugt, weil laut Mr. Kingwa eine digitale Aufbereitung größere Verzerrungen und damit hörbar negative Auswirkungen aufweise.
Nach einer symmetrisch aufgebauten Verstärkerstufe gelangt das Signal in die 3 vertrauten Transformatoren (einer für den digitalen Teil, die anderen beiden für die beiden analogen Ausgangsstufen).
Das ganze sieht dann im geöffneten Gehäuse so aus:
Quelle: Audio-GD
Im Vergleich dazu der konventionelle Master 7:
Quelle: Audio-GD
Auf diese Weise kommt übrigens eine Gehäusetiefe von 48,5 cm (gegenüber 43 cm beim Master 7) zustande, die eine normale Racktiefe deutlich überragt. Die Platine mit den 3 R-Core Transformatoren konnte aufgrund der erweiterten Höhe des Gehäusess senkrecht eingebaut werden; sonst hätte die Gehäusetiefe 55cm erreicht.
Auf seiner Rückseite bietet sich das vertraute Anschlussfeld mit sechs digitalen Inputs (USB, I²S, sowie vier SPDIF-Varianten mit optisch, koaxial RCA, koaxial BNC und AES XLR). Dazu drei Outputs, nämlich symmetrisch XLR, unsymmetrisch RCA und ACSS (mehr zu ACSS findet sich in meinem Bericht über den
Master 7).
Quelle: Audio-GD
3. Klang
Ist das ganze nur eine schnöde Materialschlacht auf der Basis eines interessanten theoretischen Schaltungskonzepts oder kann sich der Aufwand klanglich legitimieren? Aus meiner Sicht eindeutig letzteres.
Die auf dem Forumstreffen gehörten Unterschiede finde ich an meiner vertrauten Anlage noch deutlicher. Die folgenden Klangeindrücke beziehen sich damit ausschließlich auf den Vergleich zwischen beiden DACs. Wie sich der Master 7 gegenüber anderen bekannteren DACs seiner Preisklasse schlägt, habe ich in
seinem Thread bereits beschrieben.
Ganz grundsätzlich kann ich sagen, dass der Master HE-7 in allen Disziplinen seinen kleineren Bruder überrundet. Am auffälligsten ist der Zugewinn an Durchzeichnung, Dynamik und Basspräzision. Dadurch wirkt der DAC zum einen wärmer und wuchtiger, zugleich aber anspringender, lebendiger und exakter als der Master 7.
Doch auch in der Tugend Detailauflösung zeichnet er ein überragend differenziertes Klang-Bild. Ist dies beim Master 7 schon sehr gut ausgeprägt (besser als bei jedem anderen DAC, den ich seiner Preisklasse gehört habe), so stellt der HE-7 nochmals eine Steigerung dar. Man taucht mehr ein in das Musikgeschehen angesichts der Fülle an Musikinformation. Mir fällt bei einigen AUfnahmen auch auf, dass ich mit dem HE-7 mehr Nachhall bzw. Raum hörte als bisher. Bei anderen Aufnahmen wiederum war das Hintergrundrauschen am Ende von Stücken deutlicher vernehmbar, die nicht gefadet werden, sondern mit einem Schlussakkord enden, und wo man hören kann, wie zum Schluss der Gesamt-Pegel langsam runtergerregelt wird.
Die Schwester der Detailauflösung ist die Räumliche Abbildung; denn nur mit einer entsprechend hohen Detailauflösung kommen die Wiedergabedetails zum Tragen, die für die Ausleuchtung des Raumes von entscheidender Bedeutung sind. So auch beim HE-7: Das Klangbild atmet mehr als über den Master 7; die Fähigkeit, Instrumente in Breite und Tiefe an ihrem Ort zu identifzieren, hat zugenommen, was sich auch in einer größeren Stabilität der Phantommitte bemerkbar macht. Gerade diese Lokalisationsschärfe führt zu einem entspannteren Hören mitten im Geschehen.
Der klangliche Gesamteindruck ist von großer Natürlichkeit und musikalischem Fluss gekenzeichnet. Letzters kann man fast wörtlich nehmen: ähnlich wie bei einem Fluss nimmt man keine scharfen digitalen Ecken und Kanten wahr. Alles fügt sich ein und nimmt einen mit. Auch wenn es mit dem Einsatz der MC-3+ noch mal "analoger" klingt, so gibt es nichts, an dem ich hängenbleibe, weil es hier vielleicht noch ein bißchen zu schrill, oder dort etwas verhangen, oder da zu unpräzise klingt - nichts lenkt ab vom musikalischen Geschehen. Es bleibt der Eindruck: Genau so muss es klingen.
Um im Bild zu bleiben: In diesem musikalischen Fluss bade ich gerne und ausgiebig.
USB-Eingang:
Besondere Erwähnung verdient der USB-Eingang unter klanglichen Aspekten. Wie der aktuelle Master 7 ist auch der HE-7 mit dem neuen USB-Board der italienischen Highend-Schmiede Amanero ausgestattet:
Quelle: Audio-GD
Im Vergleich mit dem USB-32-Board von VIA hat das Amanero-Board eine wesentlich bessere Clock, die zudem von der besseren Stromversorgung des HE-7 profitiert.
Für mich dabei am interessantesten ist die Frage, inwieweit das Board klanglich mithalten kann mit einem externen DDC, der via SPDIF in den DAC gespeist wird. Denn das bisherige USB32-Board von VIA war klanglich der Kombination von externem DDC und Ansteuerung des DAC via SPDIF oder gar I²S unterlegen.
Als DDC habe ich meinen WaveIO-DDC verwendet, der vom klanglichen Level besser als die Gustard-DDCs (U10/12) aber in etwa mit dem Mutec-1.2 vergleichbar ist. Ich nenne diese DDCs, weil ich sie im Direktvergleich zu meinem DDC gehört habe.
Resultat: Das Amanero-Board kommt klanglich dicht an den WaveIO-DDC heran (bei letzterem entsprechend gutes SPDIF-Kabel oder I²S vorausgesetzt), holt ihn allerdings nicht ganz ein. Damit ist das Amanero-Board deutlich besser als das bisherige USB-32 Interface von VIA. Kommt jedoch noch ein Mutec-Reclocker MC-3+ hinzu, ist das Rennen eindeutig zugunsten der Kombination DDC plus Mutec MC-3+ entschieden.
Mittels des USB-Regenerators von Uptone kann man zwar noch ein wenig mehr aus dem USB-Anschluss herausholen, gleiches gilt allerdings auch für dessen Einsatz am WaveIO-DDC.
Wer also das Maximum aus der digitalen Signalkette herausholen möchte, wird trotz des deutlich besseren Amanero-Boards bei der direkten USB-Ansteuerung an eine Grenze stoßen. Ich werde also bei der bewährten Kombination aus WaveIO-DDC plus MC-3+ bleiben (zuzüglich natürlich zweier AQ-Jitterbugs und dem Uptone USB-Regenerator).
Der Direktvergleich von USB-Eingang und SPDIF-Eingang via DDC zeigt aber, dass die Audio-GD-DACs, die mit dem Amanero-Board ausgestattet sind, endlich auf einem klanglichen Level angekommen sind, die einen externen DDC von mittlerer bis gehobener Qualitätsstufe entbehrlich machen.
4. Fazit
Der Master HE-7 ist in meinen Ohren klanglich ein völlig anderer DAC als der Master 7. Die einzige Gemeinsamkeit ist sicher der besondere Klangcharakter der "antiquierten" Multibit-Wandler PCM 1704 UK, die dem Master 7/HE-7 eine unvergleichlich "analoge" Wiedergabecharakteristik verleihen. Ich meine damit die Abwesenheit jeglicher digitaler Schärfe oder Körnigkeit, die bei manch anderem Wandler im ersten Höreindruck oft die Anmutung von Detailreichtum oder Präzision vermitteln, auf Dauer aber ermüden oder im schlimmsten Fall anfangen zu nerven.
Damit hören aber die klanglichen Gemeinsamkeiten von Master 7 und Master HE-7 schon auf: In allen Disziplinen spielt der HE-7 deutlich besser. Auch wenn Mr. Kingwa in der ihm eigenen Bescheidenheit anmerkt, dass die Steigerung im Preis deutlich größer sei als beim erzielten klanglichen Gewinn, so muss ich ihm hier widersprechen: Man erhält für zusätzliche 1.150 USD einen mehr als angemessenen Gegenwert an klanglichem Zugewinn.
Leider haben sich alle Audio-GD Produkte durch den gegenüber dem Dollar schwachen Euro die deutlich verteuert. So muss man zuzüglich Mehrwertsteuer, Zoll und Versand für den Master 7 mittlerweile etwa 2.500,- € rechnen und für den Master HE-7 knapp 4.000,- € (beim Kauf über die EU-Importeure sieht es bis auf den holländischen nicht anders aus). Doch auch mit diesen Preisen haben die Audio-GD DACs aus meiner Sicht weiterhin ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.
Für bisherige Master 7 Besitzer, die sich mit dem Gedanken tragen auf den HE-7 aufzurüsten, gibt es m.E. übrigens eine bedenkenswerte Alternative, nämlich das Netzteil Audio GD HE-350, welches die weiter oben beschriebene "Netzstrom-Regeneration" in stärkerer Ausführung beherbergt. Damit kann man bis zu 1200 W versorgen, also neben dem Master 7 auch noch weitere Geräte - ggf. sogar kleinere Aktiv-Monitore. Die originale Version beherbergt 4 Steckdosen 120/220V mit US-Steckdosen (für die braucht man entsprechende Adapter); es kursiert aber auch eine Version mit zwei Schuko Steckdosen von Furutech (z.B. bei
http://www.audiophonics.fr). Mit dem HE-350 kann mann also auf einen Schlag mehrere Geräte qualitativ aufwerten.
Denn wie entscheidend eine gute Stromversorgung für die Wiedergabequalität ist, zeigt der Master HE-7 eindrucksvoll.
Grüße
Fujak