Liebe Forenten,
aus gegebenem Anlass möchte ich dieses Thema noch mal aus der Versenkung holen:
Am 03.10.2015 traf ich Uli (Brüggemann) zufällig bei den Westdeutschen HiFi Tagen in Bonn. Uli war dort nur "normaler" Besucher (anders als 2016, wo er die ABACUS Jungs unterstützte - der Abacus Preamp 14 CleanVolver war 2015 noch nicht erfunden -). Uli sicherte sich bereits 45 Minuten vor einer Vorführung von Matthias Böde (STEREO) einen Platz in der Mitte der ersten Reihe. Die Vorführung schien im sehr wichtig zu sein. Es war in der Tat auch der interessanteste "Workshop", den Herr Böde jemals machte. Es handelte sich um einen Vergleich zwischen dem digitalen High Res Master und der aus diesem ohne jegliche weitere Bearbeitung geschnittenen Analog-Platte. Das ganze fand auf einer sehr hübschen EUR 100.000,-- Kette im Salon Einstein statt. Allein der Plattenspieler kostete rund EUR 60.000,-- , soweit ich mich erinnere. Ich gehörte übrigens zu den rund 50% der Hörer, denen die Analogplatte signifikant besser gefiel als das Original. Hatte mir allerdings auch vorgenommen, relativ "open mindet" an den Vergleich ranzugehen. In meinen Ohren spricht also womöglich einiges für analoge Schallplatten bzw. gleich für "Flow", dass ja eine der Unzulänglichkeiten einer Analogplatte (nämlich die nachlassende Signaltrennung) in die Ausgangsdateien hineinconvolvt...
Ich nutzte natürlich die Gelegenheit zu einem kuren Plausch mit Uli, weil ich ja auch irgendwann mal mit dem Convolving anfangen möchte...
Lange Rede, kurzer Sinn: Uli hatte anders als der typische Besucher der Westdeutschen HiFi-Tage, der ja etwa 20 kg Prospekte mit sich rumschleppt, lediglich ein einiges schwarzes Faltblättchen in der Hand:
Den Prospekt der Firma xivero.
Xivero Algorithm Engineering ist eine junge Firma, die Software herstellt. Sie hatten sich, glaube ich, einen oder zwei qm in dem Pioneer Zimmer gemietet.... Mit dem Analysetool Musicscope - the music microscope ist es möglich bis zu einer Abtastfrequenz von 384 kHz und 32 Bit beliebig tief, bis auf Bitebene in eine Aufnahme hineinzuschauen. Das ist vor allem geil, um High Res Audio Analyse (Fälschung oder Studiomaster) zu betreiben, Dynamik-Messungen vorzunehemen (Stichwort: Loudness Range), Inter Sample Peaks zu erfassen, periodische Störungen zu Identifizieren oder die Stereoabbildung zu messen.
Jochen hat geschrieben:
bevor es keine Garantie gibt, dass das WIMP-flac nicht nur hochgepäppeltes mp3 ist, lohnt es sich nicht, ein Verdikt über flac-Streams auszusprechen
Ich habe da einen entsetzlichen Verdacht: Am Wochenende erstmals ("Beginners Mind" läßt grüßen!) viele, wirklich viele Stunden Musik über einen der großen Streamingdienste gehört. Ein Kumpel stellte mir seinen Sonos inkl. Streaming-Account zur Verfügung, verriet mir aber nicht, ob er das mp3 (EUR 9,99/ Monat) oder das flac - abo (EUR 19,99/Monat) besitzt. Das gehört zu unserem Spiel.... Wie ich ihn kenne, hat er sich als Audiophiler aber das teurere Abo geleistet (Zumindest vermute ich es stark).
Alles was ich jetzt schreibe steht also unter der Prämisse, dass ich tatsächlich files des teuren flac-Abos gehört habe - das sei hier zunächst zugegeben.....
Meine Goldöhrchen sagten mir, dass da im Vergleich zur entsprechenden CD (gerade mal EUR 50,-- oder so teurer Aldi- DVD-Spieler!) weit weit mehr Unterschiede vorhanden sind, als zwischen lokaler NAS und Internetstream oder von mir aus CD und Internetstream eigentlich auftreten dürften. Eigentlich immer ging es
an der verwendeten Kette zu Gunsten des Billigstplayers aus! Von vielleicht 100 gehörten Musikfiles hatte ich lediglich bei zweien das Gefühl hier in zumindest CD Qualität zu hören, nämlich bei folgenden beiden Stücken: Kinderspiele (von Ester Ofarim gesungen) und der Vivaldi Einspielung von Nemanja Radulovic - (The 5 Seasons), die in der Tat besser geklungen hat, als praktisch alles, was ich bisher im klassischen Bereich je gehört habe.
Wenn mein Verdacht sich erhärten sollte und der eine oder andere vielleicht per Coputeranalyse die auch flac anbietenden Streaming-Dienste Deeze, Qobuz und /oder Tidal überführen könnte, wäre das eine verdammt große Sache.
Jochen hat Recht hat mit dieser Aussage:
Allenfalls macht es einen fragwürdigen Sinn, mp3 nach 44/16-wav zu wandeln und dann erneut mit flac zu komprimieren. Aber dabei käme ich mir als Kunde ziemlich genasführt vor.
Nun, der fragwürdige Sinn bestünde, falls "genasführt" würde im generieren von Umsatz und Gewinn!
Könnte es eventuell sein, dass die drei großen "High End" Streaming Dienste Deeze, Qobuz und Tidal betrügen? Oder habe ich schlechte Ohren?
Werden solche Tools wie das oben genannte ausreichen, um nicht nur High Res Download Files, die angeblich natives 96 kHz / 24 bit oder 192 kHz / 24 bit besitzen, in Wahrheit aber auf schlichhtem 44,1 / 16 Material basieren zu überführen, wie es ja ständig (zum Beispiel in amerikanischen Foren) geschieht;
sondern auch ausreichen das nicht gerade seriöse Gebaren
in einen 44,1 kHz / 16 FLAC-stream schlichtes "aufgemotztes" mp3 hineinzupacken - wobei es egal ist, ob man FLAC jetzt als Container (was in der Tat unzutreffend wäre) oder als was auch immer bezeichnet - zu überführen?
Interessant in dieser Hinsicht ist ja auch die Tatsache, dass kein CEO bei Tidal es länger als 6 Wochen aushält. Das nährt natürlich den heftigen Verdacht, dass jemand an so exponierter Stelle selbstverständlich mitbekommt, was da im Streamingbereich überhaupt abgeht und einfach keine Böcke darauf hat die juristische Verantwortung zu übernehmen für das, was da wohl früher oder später kommen könnte, solange die Dienste es tatsächlich mit der Wahrheit so genau nähmen wie Donald Trump (Ereignisse in Schweden
), und zwar:
Ein mächtiger, mächtiger und so gar nicht audiophiler
Knall!
Gruss,
Thorsten
PS: Das Programm Musiscope hat damals EUR 29,-- gekostet
https://www.xivero.com/musicscope/ Also nur voran, ihr computeraffinen Aktivisten.
PPS: Wie kommen die Streamingdienste, die FLAC anbieten eigentlich an Ihre Audiodatein?
Darüber lohnt es sich nachzudenken!