Salvador hat geschrieben:
1. Heisst das, dass mit diesem neuen USB-Modul ein normaler PC dann genauso gut klingen könnte/wird wie ein Highend-Audio-PC?
2. Wird der kleinere afi dann als reines USB-Interface auch noch eine Reclockingfunktion haben, ggf. an- und abschaltbar?
Hallo Andi,
zu 1.: Das ist die Idee hinter dem Konzept. Schon seit lange bevor ich nur daran dachte, eine eigene Lösung zu entwickeln, treibt mich folgende Frage an: Also nahezu jedes heute erhältliche USB-Interface arbeitet eigentlich asynchron. Manchmal ist es vielleicht etwas undurchsichtig. Aber es gibt auch genug Lösungen auf dem Markt, wo definitiv eigene Oszillatoren für die Audio-Clock im Interface untergebracht sind und z.T. das Teil dann auch sogar per eigenes Netzteil mit Strom versorgt wird. Nun kann man ja leicht überprüfen und feststellen – zumindest wenn ein Digitalausgang dran ist – dass eigentlich immer die richtigen Daten rauskommen.
Man muss sich also finde ich schon mal die Frage stellen, wo denn überhaupt die klanglichen Unterschiede herkommen sollen, die man bei verschiedenen Maßnahmen am PC so feststellt. Es sind ja prinzipiell nur zwei Einflussgrößen denkbar: die Daten und der Takt. Die Daten sind nachweislich richtig – und das ist ja gerade das Schöne an Digitaltechnik, zwischen richtig und falsch gibt es keine weiteren Zwischenzustände für ein besser oder schlechter. Die einzig technisch erklärbare Größe ist dann noch die Taktinformation. Aber wenn das Interface nun einer eigenen Taktreferenz gehorcht, so sollte das ja eigentlich vom Rechner unabhängig sein. Rein formell ist es das auch. Man braucht sich nur Referenz-Designs von XMOS oder anderen anzuschauen. Eigentlich läuft der Ausgang auf dem Oszillator des Interfaces und der Takt hat nichts mit dem Rechner zu tun.
Meiner Meinung nach bleibt als einzige Erklärung für die vielfältigen Phänomene eigentlich nur das Thema HF-Noise. Ich habe diesbezüglich lange Erfahrung. Angefangen hat das noch mit dem alten, eigentlich sehr soliden Pyramix-System, das damals noch auf eigenen DSP-Karten lief; zwar sehr teuer aber im Vergleich zum nativen PC mit Samplitude und Sequoia davor war es ein Befreiungsschlag, denn die ganzen Merkwürdigkeiten hinsichtlich Klangbeeinflussung durch Rechneraktivität hatten nach Umstellung auf Pyramix schlagartig ein Ende.
Später kam dann bei Merging Technologies bzw. Pyramix eine Umstellung der DSP-Architektur auf Einbindung der Rechner-CPU. Zwar endlich deutlich mehr Leistung und das auch noch für wenig Geld, aber der ganze Mist vom nativen System fing jetzt wieder an. Das hat sich irgendwann so zugespitzt, dass ich zeitweise ganz gelegentliche Clicks im Audio hatte. Zu selten, um eine Ursache finden zu können, aber so häufig, dass es im Studioalltag ernsthaft Probleme machte, mal eine Mischung ohne Clicks aufzunehmen.
Dann stieß ich durch Zufall in einem Datenblatt eines alten Crystal AES/EBU-Chips, also eines Vorläufers des heutigen Cirrus Logic CS8406 bzw. 8416 auf einen Absatz, wo sinngemäß dringend der Einsatz von Übertragern empfohlen wurde, weil ansonsten die Digitalsignale die empfindlichen Analogsignale negativ beeinflussen könnten; laut Crystal von der AES empfohlen und von der EBU sogar vorgeschrieben. Dann habe ich aber rausbekommen, dass Merging auf ihren eigentlich genügend teuren AES/EBU-Karten eben gerade keine Übertrager verbaut. Meine damaligen Wandler hatten welche, aber keine besonders guten. Also habe ich mir ein paar zusätzliche Kästchen gebaut, mit zusätzlichen Übertragern für die Pyramix-Seite. Sehr gute, die gerade durch zusätzliche Schirmwicklungen eine geringe HF-Kopplung machen. Das war der mit Abstand größte Qualitätsgewinn durch eine Einzelmaßnahme, den ich je gesehen habe. Zu der Zeit habe ich noch mit Analogpult gearbeitet und 24 Einzelausgänge in bis zu 24/192 aus dem PC ausgespielt. Somit viel Potential für ein Stören von Analogsignalen durch HF-Noise aus der PC-Welt.
Das war das für mich nachhaltig prägende Erlebnis in Sachen Klangbeeinflussung durch HF. Das war auch die Geburtsstunde des GISO. Denn bei Netzwerkkomponenten und Klang bleibt eigentlich auch nur das Thema HF als Erklärungsansatz.
HF-Noise ist nun im Rechner reichlich vorhanden. Eine solche Maschine macht ja eigentlich nichts anderes, hohe Taktfrequenzen, schnelle Rechtecksignale überall und zahlreich. Somit nicht weiter verwunderlich, dass die Anzahl der Prozesse, die Prozessorlast etc. das von der Maschine generierte HF-Spektrum beeinflussen. Erreicht nun dieses HF-Noise die Audioweilt, kann es die Analogelektronik entweder direkt beeinflussen, oder eben auf die Digitalelektronik hinsichtlich Jitter einwirken und damit indirekt die Analogsignale beeinflussen.
Stellt man nun klangliche Einflüsse seitens des Rechners auf Audio fest, bleiben aus meiner Sicht somit nur ungewollte HF-Signale als Erklärung für diese Phänomene. Deshalb hatte ich das Ziel, eine Audioanbindung an den Rechner zu entwickeln, die keinen Pfad für HF vom Rechner mehr offenhält und seitens Taktung garantiert ihr eigener Master ist. Denn dann müssten eigentlich die ganzen Einflüsse vom Rechner erledigt sein, so meine These.
Nun zeigt die Erfahrung, dass ein gewisses Maß Demut nie verkehrt ist, weil ich über die Jahre schon viel zu viele Dinge erlebt habe, die man auch theoretisch erst einmal für unmöglich gehalten hätte. Somit überlasse ich es der Bewährung im großen Stil, ob das Ziel zu 100% erreicht wird, oder nur zu 99% oder 98%. Die bisherigen Erfahrungen sind aber sehr vielversprechend. Im Prinzip klingt ein am USB-Interface angeschlossener DAC immer gleich, ob hochoptimierter Audio-PC, simples Laptop oder sogar Android-Handy. Das Designkonzept lässt da letztendlich auch relativ wenig Spielraum, wo Klangveränderungen noch herkommen können. Im Prinzip hat das Horst ja oben auch bestätigt. Er ist auch wirklich nicht der erste Tester mit solchen Berichten, nur eben der erste hier. Was da noch an Unterschieden festgestellt wird, kann theoretisch auch auf Sekundäreffekte zurückzuführen sein. HF ist eine tückische Sache. Unterschätzen sollte man beispielsweise nicht die Sendeantenne die ein USB-Kabel darstellen kann. Diesbezüglich verhalten sich gute Kabel bestimmt anders als billige schlechte. Auch nicht vernachlässigen sollte man beim PC denke ich das Noise-Spektrum das zurück ins Netz gespeist wird und dann vom Netz die Analogelektronik beeinflusst. Ich habe beispielsweise im Studio die Rechner komplett per Batteriepufferung per Online-USVs von der Analogtechnik getrennt (zweite Online-USV mit Batterie). Und alle „Mixed-Signal“-Komponenten, also Wandler sind wieder getrennt von den ganz rein analogen Geräten (dritte Online-USV mit Batterie). Dieses Rückspeiseverhalten ist ja in den EMV-Normen auch genau geregelt und wird überprüft, d.h. es findet definitiv bei allen Geräten – insbesondere der Digitalelektronik statt – und folglich ist eine Beeinflussung stets zu erwarten; wenn auch bei Erfüllung der Normen auf geringem Niveau. Das könnte aber durchaus ausreichen, um geringe Unterschiede noch zu erklären. Ein Betatester erster Stunde, der ziemlich viel Aufwand bezüglich Netzversorgung und Filterung macht, hat auf jeden Fall seinen hochoptimierten Audio-PC eingemottet und nutzt jetzt ein ganz normales Windows7-Laptop ohne weitere Optimierungen.
Wenn in Serie erhältlich, gibt es ja natürlich Testmöglichkeiten, dann kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden. Ich persönlich kümmere mich um den Rechner auf jeden Fall nun gar nicht mehr. Wenn ich über das USB-Interface höre, kann der alles machen. Das klingt immer gleich gut.
Zu 2.: Der kleine Afis bzw. der Afi wird, wenn mit einem herkömmlichen digitalen Audioeingang ausgestattet, eine PLL-Stufe haben. Bzw. weil es durchaus auch Fälle gibt wo die Signalfilterung alleine sehr nützlich ist und die PLL nicht viel bringt, weil die Quelle schon einen guten Takt liefert bzw. der DAC eine gute Taktrückgewinnung macht, kann die PLL gegen einen kleinen Preisnachlass weggelassen werden. Schaltbar wird das aber nicht sein.
Im Afis wird im Falle der Bestückung mit einem USB-Eingangsmodul die Schaltmatrix dahingehend verändert, dass bei Auswahl der USB-Quelle die PLLs umgangen werden. Der Ausgangstakt des USB-Moduls ist eben viel besser als der irgendwelcher ankommender Digitalsignale und somit macht eine weitere Behandlung per PLL wenig Sinn.
beltane hat geschrieben:Hallo Ralf,
ergänzend zu Andis Fragen würde mich der voraussichtliche Preis des USB Afis inkl. Reclockingfunktion interessieren.
Nun, wie es ebenso ist mit rundum guten Lösungen, die können selten auch noch billig sein, aber durchaus preiswert. Bitte seht mir nach, wenn es bis zur endgültigen Markteinführung vielleicht noch Veränderungen gibt. Derzeit anvisiert ist jedoch folgendes Preisgefüge: USB-Modul in bestehendem AFIS nachrüsten 430,- EUR; AFIS inkl. USB 1980,- EUR; AFIS 1770,- EUR; AFI-USB 980,- EUR; AFI 640,- EUR und ohne PLL 580,- EUR.
Viele Grüße
Ralf