Aktives Vintage: Philips MFB 586 Optimierung
Verfasst: 19.06.2015, 19:41
Nicht, dass Ihr glaubt ich werde jetzt ein MFB-Fan, aber nachdem ich mich vor Kurzen mit einer Instandsetzung einer Philips MFB 544 beschäftigt habe und ich Anfang der 90er selber ein paar MFB 587 besessen habe, ist die Neugier in mich geweckt worden, zu eruieren was Philips mit diesen Boxen geleistet hat.
Die MFB 58x Serie kam 1978 auf den Markt und repräsentiert die 3. Generation der MFB Reihe bestehend aus der MFB 585, 586 und 587. Aus meiner Sicht die konsequenteste Umsetzung der Aktivtechnik dieser Aktivboxen, denn z.B. besitzt jedes Chassis einen eigenen Verstärker, was z.B. in den vorherigen Generationen nicht immer der Fall war, wie ich an dem Beispiel der MFB 544 erläutert habe, die eigentlich eine teilaktive Lösung ist.
Wie auch immer, ich habe in eBay ein Paar MFB586 ersteigert und war eigentlich darüber überrascht, denn ich bekam sie für einen Spottpreis ( nicht fragen ) und nun steht das Paar bei mir.
Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei diesen Lautsprecher um eine 2-Wege Konfiguration, bestehend aus einen 20er Tief- Mitteltöner und einen 25mm Kalotte, mit einer Trennfrequenz bei 1.5kHz.
Schaut man sich die Box etwas näher an, dann fällt den Einen oder Anderen auf, warum ich sagte, die konsequenteste Umsetzung der Aktivtechnik der Philips MFB Aktivboxen.
Wenn man sich das Bild etwas genauer anschaut wird man links neben der Hochtonkalotte Schalter finden, die es erlauben Ortanpassungsfilter zu aktivieren. So gibt es ein Filter für wandnahe oder Seitenwand Aufstellung, wie auch auf dem Boden, was bei dieser kleinen Box ( 26 x 38 x 20cm, B x H x T ) eher kein Sinn macht, aber immerhin.
Beschäftigt man sich etwas genauer mit der Box, wird man einige andere Besonderheiten entdecken und feststellen, dass Philips solide Arbeit geleistet hat. So z.B. werden die Vorstufensektionen durch geregelte Spannungen versorgt ( +15V / -15V, -14V ). Zwar werden meistens als Vorstufen Transistoren benutzt, aber zum Beispiel werden die Endstufen mit diskret aufgebauten Differenzverstärken angetrieben. Eine Besonderheit sticht jedoch hervor, und weil hier im Foren lange darüber gesprochen worden ist, finde ich es noch interessanter, die MFB 58x Boxen besitzen alle Subtraktionsweichen
Die Subtraktionsweichen sind zwar nicht so aufwendig aufgebaut wie es z.B. unser „Fortepianus“ Gert oder „KSTR“ Klaus schon mal ausführlich besprochen haben, aber wenn man sich vorstellt, dass wir von einer Entwicklung der 70er sprechen, ist es schon sehr bemerkenswert.
Aus diesem Grund habe ich mich im Vorfeld mit der MFB 856 etwas näher beschäftigt und die Filtersektion auch per Simulation etwas genauer unter die Lupe genommen.
Die Weiche arbeitet nach dem Prinzip HP = 1 – HP, wie ich sagte die einfachste Implementierung, aus der resultiert, dass das Signal, das aus der Subtraktion gewonnen wird prinzipbedingt eine 6dB Charakteristik besitzt und das ist auch in den Übertragungsfunktionen der einzelnen Wege in der Simulation zu sehen.
In diesen Fall wird ein Butterwoth 12dB Hochpassfilter bei 2 kHz ( grüne Kurve ) aufgebaut und aus der Subtraktion vom Eingangssignal ergibt sich der Tiefpass ( blaue Kurve ). Das subtrahierte Signal besitzt bekanntlich einen Überschwinger. Addiert man beide Signale ( rote Kurve ) ergibt das wieder ein phasenstarres Summensignal, was ja eins der Merkmale dieser Implementierung ist.
Wie gesagt, das ganze ist diskret aufgebaut, sprich statt OPs werden Transistoren benutzt und somit lässt sich das Ergebnis mehr als sehen. Interessehalber, habe ich die Simulation mit Standard-OPs mal durchgeführt und dabei erhält man folgenden Verlauf:
Wie man sieht, auch mit „Uralttechnik“ erreicht man aus praktischer Sicht gute Ergebnisse.
Dem Tiefpassfilter folgt ein Shelving-Filter und wenn man diesen der Simulation hinzufügt ergibt das folgenden Kurvenverlauf:
Durch den geänderten Phasenverlauf den der Shelving-Filter verursacht bekommt man kein ideales Summensignal ( rote Kurve ) der einzelnen Wege mehr, was jedoch unter Berücksichtigung der akustischen Eigenschaften der einzelnen Chassis wieder anders ausschauen kann.
Das habe ich auch in der Simulation berücksichtigt und zwar so, dass ich die akustischen Eigenschaften des Hochtöners als Hochpass 2er Ordnung ( 12dB / Oktave ) und das Roll-Off Verhalten des Tieftöners als Tiefpass 2er Ordnung ( 12dB / Oktave ) angenommen habe. Fügt man das in die Simulation, erhält man folgende Verläufe.
Man sieht an den Summensignal ( rote Kurve ) dass unter Berücksichtigung der akustischen Eigenschaften der Chassis das Ergebnis durchaus linear ausfällt, wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Simulationen ohne Rückkopplung ( Open Loop ) durchgeführt worden sind und dass das Shelving-Filter wahrscheinlichh auch dazu genutzt wird den Baffle-Step der Gehäuse zu kompensieren. Des weiteren musste ich etwas mit dem Roll-Off des Tieftöners und dem Hochpasscharakter des Hochtöner probieren um ein bestmögliches Summensignal zu bekommen.
Nichts desto trotz, etwas Recherche im Web brachte mich auf einen alten Test von 1980 in der „FONO FORUM“ Zeitschrift, die auch Messungen der Philips MFB 586 beinhalteten.
Interessant, im Bereich von 2 kHz gibt es eine kleine Senke
Ich habe mich auch mit der Rückkopplung beschäftigt, wobei das nur auf theoretischen Level stattfinden kann. Wie wahrscheinlich Vielen bekannt ist, benutzen die MFB Boxen einen Beschleunigungsaufnehmer als Sensor. In diesen Lautsprechern hat Philips von der MFB4 Generation gesprochen, da die Sensoren über die Jahre immer wieder optimiert wurden sind. Wenn ich die Schaltpläne studiere, muss ich sagen, dass man das durchaus erahnen kann, denn die Rückkopplungsschleife ist in dieser Version sehr einfach gestaltet, im Prinzip ein P-Regler.
Ich glaube mich daran entsinnen zu können, dass „Fortepianus“ Gert mal den Aufbau der MFB Boxen kritisiert hat, da in der Rückkopplungsschleife Differenzier eingebaut waren. Das ist bei der MFB 58x Serie nicht der Fall, denn es wird ähnlich wie er es favorisiert, und schon davor Backes & Müller ( Friedrich Müller ) und Andere, das Eingangssignal integriert. Das muss bei einen Beschleunigungsaufnehmer zweimal geschehen, was in diesen Fall dadurch erreicht wird, dass der Summierer als Integrierer gestaltet ist und somit das Eingangs- und Rückkopplungssignal integriert werden, was eine zweifach Integrierung entspricht. So hat es auch „RPWG“ Roman wie er mir mal erzählt hat in den ersten Versionen seiner Monitor 1 gemacht, als noch ein Mikro für die Rückkopplung eingesetzt worden ist.
All das fand ich recht interessant und sehr gespannt war ich darauf wie diese kleinen Lautsprecher aufspielen und sofort nachdem ich sie bekam wurde natürlich Probe gehört.
Gefreut hat mich beim Einschalten, dass die Boxen überhaupt nicht Brummen oder irgendein störendes Geräusch von sich geben. Das mag für den Einen oder Anderen eventuell etwas verwunderlich klingen, aber bei so alten Gerätschaften kommt es doch sehr oft vor, dass z.B. ein Brummen vernehmbar ist.
Im Gegensatz dazu muss sagen, dass das erste Probe hören recht ernüchternd ausfiel, denn obwohl der Vorbesitzer einiges an den Boxen getan hatte, wie z.B. Potis und Schalter gereinigt, kam keine so rechte Freude beim Hören auf. Zum Einen hatte ich keine gut definierte Stereomitte, wie ich sie von meinen Musikstücken gewohnt bin, und zum Anderen stimmte der Bass nicht, ihn fehlte an Präzision, hörte sich weich an, ähnlich dem, wenn man Lautsprecher verpolt anschließt oder nur ein Tieftöner spielen würde …
Also musste gemessen werden und da zeigte sich das Unheil …
Unschwer zu erkennen ist, dass eine Box ( blaue Kurve ) einen ausgeglichenen Frequenzgang aufweist, während die Zweite ( rote Kurve ) unterhalb von ca. 1 kHz bis über 6dB im Pegel differiert.
Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als dem nachzugehen, denn obwohl sich der Pegel vom Tieftöner ändern lässt, erreiche ich auf die Schnelle keinen vernünftigen Abgleich.
Ich halte Euch auf den Laufenden
Die MFB 58x Serie kam 1978 auf den Markt und repräsentiert die 3. Generation der MFB Reihe bestehend aus der MFB 585, 586 und 587. Aus meiner Sicht die konsequenteste Umsetzung der Aktivtechnik dieser Aktivboxen, denn z.B. besitzt jedes Chassis einen eigenen Verstärker, was z.B. in den vorherigen Generationen nicht immer der Fall war, wie ich an dem Beispiel der MFB 544 erläutert habe, die eigentlich eine teilaktive Lösung ist.
Wie auch immer, ich habe in eBay ein Paar MFB586 ersteigert und war eigentlich darüber überrascht, denn ich bekam sie für einen Spottpreis ( nicht fragen ) und nun steht das Paar bei mir.
Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei diesen Lautsprecher um eine 2-Wege Konfiguration, bestehend aus einen 20er Tief- Mitteltöner und einen 25mm Kalotte, mit einer Trennfrequenz bei 1.5kHz.
Schaut man sich die Box etwas näher an, dann fällt den Einen oder Anderen auf, warum ich sagte, die konsequenteste Umsetzung der Aktivtechnik der Philips MFB Aktivboxen.
Wenn man sich das Bild etwas genauer anschaut wird man links neben der Hochtonkalotte Schalter finden, die es erlauben Ortanpassungsfilter zu aktivieren. So gibt es ein Filter für wandnahe oder Seitenwand Aufstellung, wie auch auf dem Boden, was bei dieser kleinen Box ( 26 x 38 x 20cm, B x H x T ) eher kein Sinn macht, aber immerhin.
Beschäftigt man sich etwas genauer mit der Box, wird man einige andere Besonderheiten entdecken und feststellen, dass Philips solide Arbeit geleistet hat. So z.B. werden die Vorstufensektionen durch geregelte Spannungen versorgt ( +15V / -15V, -14V ). Zwar werden meistens als Vorstufen Transistoren benutzt, aber zum Beispiel werden die Endstufen mit diskret aufgebauten Differenzverstärken angetrieben. Eine Besonderheit sticht jedoch hervor, und weil hier im Foren lange darüber gesprochen worden ist, finde ich es noch interessanter, die MFB 58x Boxen besitzen alle Subtraktionsweichen
Die Subtraktionsweichen sind zwar nicht so aufwendig aufgebaut wie es z.B. unser „Fortepianus“ Gert oder „KSTR“ Klaus schon mal ausführlich besprochen haben, aber wenn man sich vorstellt, dass wir von einer Entwicklung der 70er sprechen, ist es schon sehr bemerkenswert.
Aus diesem Grund habe ich mich im Vorfeld mit der MFB 856 etwas näher beschäftigt und die Filtersektion auch per Simulation etwas genauer unter die Lupe genommen.
Die Weiche arbeitet nach dem Prinzip HP = 1 – HP, wie ich sagte die einfachste Implementierung, aus der resultiert, dass das Signal, das aus der Subtraktion gewonnen wird prinzipbedingt eine 6dB Charakteristik besitzt und das ist auch in den Übertragungsfunktionen der einzelnen Wege in der Simulation zu sehen.
In diesen Fall wird ein Butterwoth 12dB Hochpassfilter bei 2 kHz ( grüne Kurve ) aufgebaut und aus der Subtraktion vom Eingangssignal ergibt sich der Tiefpass ( blaue Kurve ). Das subtrahierte Signal besitzt bekanntlich einen Überschwinger. Addiert man beide Signale ( rote Kurve ) ergibt das wieder ein phasenstarres Summensignal, was ja eins der Merkmale dieser Implementierung ist.
Wie gesagt, das ganze ist diskret aufgebaut, sprich statt OPs werden Transistoren benutzt und somit lässt sich das Ergebnis mehr als sehen. Interessehalber, habe ich die Simulation mit Standard-OPs mal durchgeführt und dabei erhält man folgenden Verlauf:
Wie man sieht, auch mit „Uralttechnik“ erreicht man aus praktischer Sicht gute Ergebnisse.
Dem Tiefpassfilter folgt ein Shelving-Filter und wenn man diesen der Simulation hinzufügt ergibt das folgenden Kurvenverlauf:
Durch den geänderten Phasenverlauf den der Shelving-Filter verursacht bekommt man kein ideales Summensignal ( rote Kurve ) der einzelnen Wege mehr, was jedoch unter Berücksichtigung der akustischen Eigenschaften der einzelnen Chassis wieder anders ausschauen kann.
Das habe ich auch in der Simulation berücksichtigt und zwar so, dass ich die akustischen Eigenschaften des Hochtöners als Hochpass 2er Ordnung ( 12dB / Oktave ) und das Roll-Off Verhalten des Tieftöners als Tiefpass 2er Ordnung ( 12dB / Oktave ) angenommen habe. Fügt man das in die Simulation, erhält man folgende Verläufe.
Man sieht an den Summensignal ( rote Kurve ) dass unter Berücksichtigung der akustischen Eigenschaften der Chassis das Ergebnis durchaus linear ausfällt, wobei zu berücksichtigen ist, dass diese Simulationen ohne Rückkopplung ( Open Loop ) durchgeführt worden sind und dass das Shelving-Filter wahrscheinlichh auch dazu genutzt wird den Baffle-Step der Gehäuse zu kompensieren. Des weiteren musste ich etwas mit dem Roll-Off des Tieftöners und dem Hochpasscharakter des Hochtöner probieren um ein bestmögliches Summensignal zu bekommen.
Nichts desto trotz, etwas Recherche im Web brachte mich auf einen alten Test von 1980 in der „FONO FORUM“ Zeitschrift, die auch Messungen der Philips MFB 586 beinhalteten.
Interessant, im Bereich von 2 kHz gibt es eine kleine Senke
Ich habe mich auch mit der Rückkopplung beschäftigt, wobei das nur auf theoretischen Level stattfinden kann. Wie wahrscheinlich Vielen bekannt ist, benutzen die MFB Boxen einen Beschleunigungsaufnehmer als Sensor. In diesen Lautsprechern hat Philips von der MFB4 Generation gesprochen, da die Sensoren über die Jahre immer wieder optimiert wurden sind. Wenn ich die Schaltpläne studiere, muss ich sagen, dass man das durchaus erahnen kann, denn die Rückkopplungsschleife ist in dieser Version sehr einfach gestaltet, im Prinzip ein P-Regler.
Ich glaube mich daran entsinnen zu können, dass „Fortepianus“ Gert mal den Aufbau der MFB Boxen kritisiert hat, da in der Rückkopplungsschleife Differenzier eingebaut waren. Das ist bei der MFB 58x Serie nicht der Fall, denn es wird ähnlich wie er es favorisiert, und schon davor Backes & Müller ( Friedrich Müller ) und Andere, das Eingangssignal integriert. Das muss bei einen Beschleunigungsaufnehmer zweimal geschehen, was in diesen Fall dadurch erreicht wird, dass der Summierer als Integrierer gestaltet ist und somit das Eingangs- und Rückkopplungssignal integriert werden, was eine zweifach Integrierung entspricht. So hat es auch „RPWG“ Roman wie er mir mal erzählt hat in den ersten Versionen seiner Monitor 1 gemacht, als noch ein Mikro für die Rückkopplung eingesetzt worden ist.
All das fand ich recht interessant und sehr gespannt war ich darauf wie diese kleinen Lautsprecher aufspielen und sofort nachdem ich sie bekam wurde natürlich Probe gehört.
Gefreut hat mich beim Einschalten, dass die Boxen überhaupt nicht Brummen oder irgendein störendes Geräusch von sich geben. Das mag für den Einen oder Anderen eventuell etwas verwunderlich klingen, aber bei so alten Gerätschaften kommt es doch sehr oft vor, dass z.B. ein Brummen vernehmbar ist.
Im Gegensatz dazu muss sagen, dass das erste Probe hören recht ernüchternd ausfiel, denn obwohl der Vorbesitzer einiges an den Boxen getan hatte, wie z.B. Potis und Schalter gereinigt, kam keine so rechte Freude beim Hören auf. Zum Einen hatte ich keine gut definierte Stereomitte, wie ich sie von meinen Musikstücken gewohnt bin, und zum Anderen stimmte der Bass nicht, ihn fehlte an Präzision, hörte sich weich an, ähnlich dem, wenn man Lautsprecher verpolt anschließt oder nur ein Tieftöner spielen würde …
Also musste gemessen werden und da zeigte sich das Unheil …
Unschwer zu erkennen ist, dass eine Box ( blaue Kurve ) einen ausgeglichenen Frequenzgang aufweist, während die Zweite ( rote Kurve ) unterhalb von ca. 1 kHz bis über 6dB im Pegel differiert.
Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als dem nachzugehen, denn obwohl sich der Pegel vom Tieftöner ändern lässt, erreiche ich auf die Schnelle keinen vernünftigen Abgleich.
Ich halte Euch auf den Laufenden