Truesound hat geschrieben:
Ich selber möchte es am liebsten so das die Quellen so wenig wie möglich einen Eigenklang haben.
Sven, dem kann ich eigentlich nur zustimmen.
Dann die "guten alten Pressungen"..... ein Glück habe ich nicht mehr so viel von den hochgelobten alten Pressungen...
Die sind sagen wir mal vor ca. 1968 gepresst nämlich schlechter als ihr Ruf.....Die Schneidetechnik hat im Laufe der Jahrzehnte nämlich auch technische Fortschritte erzielt die über einen sehr guten Plattenspieler abgehört förmlich ins Ohr fallen und die qualitativ besten LP Pressungen stammen aus dem Zeitalter als die CD schon vor der Tür stand oder bereits im Raum als Konkurrent vorhanden war.....
Die Normänderung des Schneidwinkels für VTA von 15° auf 20° war gerade vollzogen. Die ersten 10 Jahren Erfahrung mit Stereovinyl hatten manche Kuriosität hervorgebracht, wie die Versuche, die geometrisch bedingte Verzerrung beim Abtasten mit sphärischer Nadel im Signal vor dem Schneiden mit gegensinniger Verzerrung zu kompensieren, was zu elliptischen Abtastnadeln nicht passte.
Ölkrise - Radfahrer auf leeren Autobahnen, Autofahrverbote - Grundmaterialien wurden knapp, Preise stiegen, LPs wurden von 180g auf Magerkost gesetzt. Sie verzogen sich bereits, wenn man sie im Sommer unter dem Arm nach Hause trug.
Gegen Ende der Vinyl-Ära wurde dann unverkauftes Vinyl rezykliert, geschreddert, granuliert und bei Neupressung beigemischt. Ich habe eine Stones_LP, wo ein rotes Teilchen in der Fasrbe der markanten Zunge vom Labelaufdruck im schwarzen Rillenbereich zu sehen ist.
!968 hatte ich mein erstes Tonbandgerät, Telefunken M75 (war leider nicht 5mal so gut wie M15).
1968 führte Ray Dolby sein professionelles Rauschverminderungssystem ein. 1972 baute ich mir nach Elektor einen dynamischen Rauschverminderer, angelehnt an eine Philips Idee, DNL Dynamic Noise Limiter. Aber Rauschpumpen ist schlimmer als konstantes Hintergrundrauschen, das berücksichtigen auch die Zeitkonstanten bei der Störgeräuschmessung.
CBS Klassik, insbesondere Klavieraufnahmen bis1972, standen auf meiner nicht wieder kaufen Liste, das Grundrauschen störte kolossal, aber auch die Klavieranschläge waren wie in Watte gehüllt - was ich später als Modulationsrauschen zuordnen lernte, gewiss nicht ein Fehler, der dem Vinyl anzulasten war, sondern der schlechten Bandmaschine.
Selbst mein TFK M75 hatte schon beim AW-Kopf die Rolle, die den Bandlauf beruhigte, das hatte Telefunken erfunden, um M15 noch bandlängsschwingungsfreier laufen zu lassen, aber gerade die dort nicht benutzen bandsparenden kleinen Geschwindigkeiten für den Hausgebrauch profitierten von der Rolle. Wer hats erfunden? Die Schweizer - nicht! Revox A/B77 spielten bei höheren Geschwindigkeiten hörbar flüssiger, besonders deutlich bei A700, wo man 9,5/19/38 umschalten konnte. Ein blinder Freund hatte eine ASC6000 (mit serienmäßiger Bandberuhigungsrolle), die bei 9,5cm/sec schon so gut klang wie Revox A77 mit 19.
Eine Schallplatte, mit 38cm auf A700, Scotch/Revox 207 Band aufgenommen klang selbst per Hinterbandkontrolle für meine Ohren besser als das Original Vorband, unglaublich, und bis heute nicht verstanden.
Will sagen; Modulationsrauschen lässt sich mit Dolby nicht unterdrücken, da hilft nur eine mechanische Vermeidungsstrategie wie die Rolle mit ihrer Trägheit am Band nahe der Köpfe. Und beim Vinyl wird es nicht anders sein: alle Modulationskomponenten, ihre Einflüsse in Form von Seitenbändern müssen niedrig gehalten werden. Eine eiernde Motorwelle muss nicht sein, aber Laadegard zeigt schon den deutlichen Einfluss der Tonarmresonanz in der Spektralanalyse und plädiert für einen Arm mit geringer bewegter Masse. Ich interpretiere dort hinein, dass diese Schwingung auch schneller abklingt, die Störung dadurch in der Zeitebene weniger Gewicht hat.
Aber ein leichter Revox Tangentialarm gehört nicht zu meinen Favoriten, zu stark ändert sich der VTA/SRA bei welligen Platten und ich habe den Verdacht, dass Lagerspiel beim bewegten und leichten Schlitten auf den Schienen dem guten Klang abträglich ist. Im Hörvergleich war bei identischem Nadelträger im gleichen System ein konventineller leichter Arm dem Revox in klanglicher Hinsicht, Lebendigkeit, Differenziertheit deutlich hörbar überlegen (Thorens TD115 mit Rubinlagern, TP70, AKGP8ES).
Es gibt riemengetriebene Plattenspieler, die vom Motor aus per Riemen eine Schwungmasse antreiben, dann von dort die Übertragung auf den Plattenteller (z.B. Simon Yorke), 47 Laboratory geht mit dem
Koma sogar so weit, mit einem gegenläufigen zweiten Teller auf derselben Achse Kreiselkräfte und Vibrationen kompensieren zu wollen
Es ist schon ein hörbarer Unterschied ob eine Matrize mit einer Neumann AM 30, VMS 66 oder VMS 82 geschnitten wurde....
Das Presswerkqualitäten deutlich mit reinspielen ist auch noch klar.
Als User kennt man vielleicht die "schlechten" Pressungen aus Italien, Spanien, Frankreich, bei denen die Presswerkzeuge durch große Stückzahlen abgenutzt waren und eine U-förmige Rille statt (V-Form) geliefert wurde.
Aber einen Vergleich verschiedener Schneidemaschinen kann der User nicht machen, denn idR wird von einem Interpreten ein Werk nur einmal geschnitten und davon dann viele Abgüsse gewonnen.
Wenn Neumann gegenüber Ortofon bei der Bewegung des Schneidstichels variiert, welche Methode ist als richtiger einzustufen?
Welche Bewegung des Schneidstichels kommt der möglichen Nadelbewegung näher? Und dann kommt man zur Frage, welche Nadelträgerlänge beim System sich mechanisch den Gegebenheiten besser fügt. Der Schweizer
luigi Andreoli plädiert in HiFi-Szene 17 und 18 für Denon DL103 mit Rundnadel. Ein lesenswerter Artikel - A. schreibt fundiert und unterhaltsam zugleich. Wenn Klemperer die ersten Schnitt mit Rundnadel gehört hat, unter 15° geschnitten, und diese so abgesegnet hat, sollte man diese Pressung ebenso abhören...
Man sollte die Rechnung nicht ohne den Wirt machen.
Grüße Hans-Martin