uli.brueggemann hat geschrieben:Nun, nehmen wir die nächste Dimension dazu: Abstrahlverhalten. Das gleichmäßigste Abstrahlverhalten hat doch ein Rundumstrahler. Falls nicht, bitte ich um Korrektur.
Korrektur.
"Gleichmäßig" meint in der Regel nicht
über alle Raumwinkel gleich, sondern
über alle Frequenzen gleich. Das heißt, die Stärke der Bündelung ist mit "gleichmäßig", oder "stetig" oder "konstant" gar nicht beschrieben.
Das heißt, ein Lautsprecher der frequenzneutral abstrahlt, kann ein beliebiges Bündelungsmaß besitzen. Ein idealer Kugelstrahler, ein Halbraumstrahler, ein echter Dipol, ein unendlich langer Linienstrahler erzeugen alle ein frequenzneutrales Abstrahlverhalten. Nur mit völlig unterschiedlichem Bündelungsmaß.
Man kann das Verhalten im Raum grob so charakterisieren:
Niedriges Bündelungsmaß:
- kleiner Hallradius
- bei größeren Hörabständen diffus, "pseudoräumlich", instabile Lokalisation
- Entfernungseindruck = Lautsprecherabstand
Hohes Bündelungsmaß:
- großer Hallradius
- direkt, stabile Lokalisation
- Entfernungseindruck = zwischen Lautsprecher und Kopf
Ist nun der Rundumstrahler der optimale LS? Falls ja, warum? Falls nein, warum?
Nein, er ist nicht ideal. Zumindest nicht in typischen Wohnräumen. Denn da erzeugt er viel zu starke Reflexionen, um auf größeren Abständen zu hören. Hier ist meist mehr Bündelung zielführender.
Als grobe Richtlinie gilt: die Abklingzeit des Raumes und das Bündelungsmaß des Lautsprechers gleichen sich in gewissen Teilen gegenseitig aus. Also
langes Abklingen entspricht niedrigem Bündelungsmaß und umgekehrt. Das hilft zumindest, für seinen Raum einen passenden Lautsprecher auszuwählen oder ihn selbst zu konstruieren.
Noch eine Dimension dazu: wie Peter angemerkt hat, fügt der Hörraum dem Musiksignal seine eigene Prägung auf. Eine Stradivari auf dem stillen Örtchen klingt nach wie vor wie eine Stradivari, aber auf dem stillen Örtchen. Muss mein Raum nun ein Konzertsaal sein? Oder eine Echokammer, damit ich die Rauminformation der Aufnahme optimal mitbekomme?
Die Rauminformation sollte optimalerweise auf der Aufnahme vorhanden sein. Es reicht also, wenn der eigene Raum das nicht überlagert. Das klappt aber eben nur, wenn die Abklingzeit gering und/oder das Bündelungsmaß hoch ist. Ansonsten hört man immer den eigenen Raum mit.
Gruß
Nils