Verfasst: 21.12.2015, 16:52
Hallo Hans-Martin,
Außerdem wollte ich zeigen, wie man mit ganz einfachen Mitteln in bestehenden Schaltungen solche Korrekturen vornehmen kann, ohne gleich die Keule eines parametrischen EQs auspacken zu müssen, der auch wieder nicht ganz neutral ist, wenn er auf Null steht, weil er jede Menge zusätzliche Elektronik in den Signalweg bringt.
Viele Grüße
Gert
P.S. Sehe gerade erst Eure Beiträge, Sven und Jochen. Ja, schon möglich, dass die Senke damals sozusagen am Mischpult schon ausgebügelt wurde, was Harald natürlich nicht gemacht hat. Aber, wie gesagt, man wird nun die Badewannenkorrektur einfach rein- und wieder rausstecken können.
die Badewanne im FG, die mir allerdings mit 1,6dB Tiefe nicht gerade für ein Vollbad, sondern allenfalls für ein Fußbad geeignet scheint, ist laut Peter einzig und allein dem Wiedergabeverstärker geschuldet:Hans-Martin hat geschrieben:es stellte sich mir hier die Frage, ob der Ansatz beim Wiedergabeverstärker angemessen ist.
Peter per Mail hat geschrieben:Die Badewannenkurve ist zum allergrößten Teil dem WV geschuldet. Der Aufnahmeverstärker hat lediglich die Funktion, einen konstanten AK-Strom über den gesamten NF-Bereich zu erzeugen. Das heißt, dass hier - im Gegensatz zum WV - keinerlei Entzerrung stattfindet (bis auf die beiden justierbaren Höhensteller natürlich, die bei der Aufzeichnung eine Teilkompensation der Abtastverluste übernehmen). Wegen dieser relativ einfachen Aufgabe besitzt der AV auch keine Einstellpotis für die Tiefen.
Per Hinterbandkontrolle mit genau dem Band-Typ, auf den die Maschine penibel eingemessen ist. Der Aufnahmeverstärker nimmt keine Entzerrung in dem Frequenzbereich, um den es hier geht, vor. Für die Korrektur dieser Senke muss man also am Wiedergabeverstärker ansetzen.Hans-Martin hat geschrieben:Der von Harald uns hier vorgelegte FG ist vermutlich der A-W-FG per Hinterbandkontrolle, nicht der W-FG vom Bezugsband.
Und da bleibt eben diese für die M15A typische kleine Senke, über die sich Peter schon lange ärgert. Er hat mir erzählt, dass er schon vieles probiert habe, um den FG des WV besser hinzukriegen, und inzwischen davon überzeugt sei, dass man da nur durch eine solide und umfassende Simulation der Schaltung weiterkommen könne. Genau das habe ich gemacht. In der Simulation dann mit kleinen Korrekturen rumzuspielen ist viel schneller und einfacher als mit dem Lötkolben.Prinzipiell, pedantisch betrachtet, wird ein Bezugsband aufgelegt und das Über-Alles-Verhalten von Band-vorgegebenem Signal über Kopf und W-Verstärker bis Ausgang auf perfekt Linear eingestellt.
Das ist bereits alles ausgereizt und bestmöglich genau für diesen Bandtyp eingestellt.Falls danach die Aufnahme-Wiedergabe-Eigenschaften Abweichungen vom Wunsch-Linear-FG zeigen, stehen dann der Einstellbereich des A-Verstärkers und die Vormagnetisierung zur Verfügung. Vorband / Hinterband sollten idealisiert nun keinen Unterschied mehr machen.
Schon vor der Modifikation war laut Harald kein störendes Rauschen da. Da hast Du im Prinzip schon recht, aber man kann es auch so sehen: Durch den Buckel wird bei Mitte 2,6kHz um 1,6dB breitbandig angehoben und die Musik wird dadurch ein klein wenig lauter wirken. Stellt man also die Lautstärke um vielleicht 1dB oder so tiefer ein als zuvor, hat man den gleichen Lautheitseindruck wie vor der Korrektur. Damit sinkt auch das Bandrauschen wieder um 1dB.Der "Buckel" (im Bereich Mitteltöner/Hochtöner-Übergangsbereich bei LS) im W-Verstärker bringt das Bandrauschen stärker raus, ausgerechnet im empfindlichsten Hörbereich, das lässt befürchten, dass der Dank der Leiterplatte-Modifikationen gesteigerte Rauschabstand der Elektronik so wieder geopfert wird.
Ja, genau das mache ich. Der FG vom Bezugsband hat eben diese kleine Badewanne in der Wiedergabe. Wir müssen auch ein wenig aufpassen: Diese Senke sieht man in der großen Spreizung der y-Achse, die Harald gemacht hat. Da entspricht eine Achsenteilung 1dB. So, wie die Frequenzgänge üblicherweise angegeben werden, mit 5 oder 10dB pro Teilung, sieht der FG jetzt schon fast wie ein mit dem Lineal gezogener Strich aus. Das sind doch die alten Tricks: Will man einen Kurvenverlauf möglichst glatt erscheinen lassen, wählt man zunächst eine doppellogarithmische Darstellung und macht dann die y-Achseneinteilung so lange gröber, bis die Kurve möglichst gerade und glatt aussieht. Hilft das immer noch nicht vollständig, kann man noch zusätzlich glätten. So zwingt man auch die Milchstraße am Nachthimmel auf eine Gerade .Hans-Martin hat geschrieben:Ein normgerechter W-FG nach Bezugsband sichert Kompatibilität beim Austausch aufgenommenes Band oder Maschine, auch wenn diese ist hier nicht vorrangig Haralds Ansinnen ist.
Jetzt kommt der Clou an der Sache: Ich brauche genau drei Schaltungspunkte für die kleine Modifikation, und die liegen alle drei an einer Steckerleiste an, auf die man auch eine kleine Telefunken-Zusatzplatine stecken kann, wenn man anstelle der CCIR-Entzerrung auf NAB-Entzerrung beim Wiedergabeverstärker gehen will. Dies kann nötig sein, wenn man entsprechend aufgenommene Masterbänder abspielen will. Ich habe deshalb zwei winzige Zusatzplatinchen für die Badewannenkorrektur gemacht, die man einfach aufstecken kann, und die sind bereits unterwegs zu Harald. So kann man mit und ohne Badewanne vergleichen und sich den Unterschied anhören. Sollten Deine Bedenken tatsächlich für den Badewannen- oder meinetwegen Fußbad-FG sprechen, kann man die Platinchen einfach draußen lassen. Aber es würde mich wundern, wenn ein FG mit besserer Linearität nicht besser klingen würde. 1,6dB breitbandig im oberen Präsenz- bis unteren Brillanzbereich sind durchaus hörbar, denke ich. Subjektiv müsste das Klangbild ein wenig frischer wirken, und das wäre, wenn ich Harald richtig verstanden habe, durchaus wünschenswert.Hans-Martin hat geschrieben:Das spricht ggf. gegen den Einsatz eines zusätzlichen anhebenden Filters im W-Verstärker, speziell, nachdem Peter die große Hochtonaussteuerbarkeitsreserve betont hatte, im A-Verstärker also noch vorhandene Reserven aktiviert werden könnte - hier vermutlich ohne Risiken und Nebenwirkungen bezüglich Rauschen bei der Wiedergabe.
Außerdem wollte ich zeigen, wie man mit ganz einfachen Mitteln in bestehenden Schaltungen solche Korrekturen vornehmen kann, ohne gleich die Keule eines parametrischen EQs auspacken zu müssen, der auch wieder nicht ganz neutral ist, wenn er auf Null steht, weil er jede Menge zusätzliche Elektronik in den Signalweg bringt.
Viele Grüße
Gert
P.S. Sehe gerade erst Eure Beiträge, Sven und Jochen. Ja, schon möglich, dass die Senke damals sozusagen am Mischpult schon ausgebügelt wurde, was Harald natürlich nicht gemacht hat. Aber, wie gesagt, man wird nun die Badewannenkorrektur einfach rein- und wieder rausstecken können.