Hallo, zusammen!
Seit einigen Tagen habe ich den unDAES-O von Atterotech am heimischen Netzwerk am laufen und bin mehr als zufrieden damit
Zuerst das Technische:
Rechner: MacPro mit 10.8.5, also nicht aktuelles Betriebssystem (derzeit 10.11 oder 10.12).
Netzwerk: Cat6 und Cat7-Kabel, einzelne Segmente mit Gigabit-Switches (Netgear) verbunden (drei Stück).
unDAES-O: Geht nur bis 96 kHz (vermutlich Brooklyn I), hat aber 44.1, 48 und 88.2 kHz (letzteres fehlt dem Simple-IP-8D von Arrakis, sonst hätte ich den gekauft). Zwei Anschlüsse für AES/EBU. Externe Stromversorgung (24V) über PWS-04-B-T (Funk Tonstudiotechnik).
Im Wohnzimmer:
Nach dem unDAES-O digital per XLR (Kabel von Funk, hat 18m Länge) weiter zum DAS (Digitalverteiler) => Mutec MC3+USB (reclocking) => HD2, ab da an die sechs Verstärker.
Vergleich mit Logitech Transporter (Zuspielung über Netzwerk mit Logitech Media Server) => DAS => Mutec => HD2.
Alle XLR-Kabel Schirmung auf Gehäusemasse, Pin 1 offen.
USB-Vergleich:
unDAES-O direkt per Ethernetkabel an zweiter Ethernetschnittstelle, AES/EBU => Lynx Hilo => Stax SRM-1/MK-2 mit Lambda Pro Kopfhörer.
bzw.
USB-Kabel (5-Volt-Leitungen von mir aufgetrennt und mit Kondensatoren (Polymer + Folie + Glimmer) aufwändig gefiltert) => Hilo => Stax
Installation:
Der Hinweis auf das nicht aktuelle Betriebssystem ist wichtig, da es etwas schwierig war, sowohl das Programm Virtual Sound Card als auch die Controllersoftware für 10.8 zu finden und zu installieren. Die Installation selber hat mich fast zwei Stunden gekostet mit mehrfachem De- und Installieren, bis der Dämon ConMon nicht mehr abstürzte. Was im Netzwerk ebenfalls von grundauf geändert werden musste war die Topologie: Ein recht altes DSL-Modem als DHCP-Server zwischen Rechner und unDAES-O bremst die Übertragung merklich aus, ebenso eine Funkstrecke zwischen Erdgeschoß und erstem Stock. Zuviele Aussetzer während der Übertragung, Latenzen über 10 ms, also Ersatz der Funkstrecke durch ein Kabel. Mit reiner Kabelverbindung liegen die Latenzen stabil bei 1 ms, selten mal darüber.
Hörvergleich Dante vs. USB
Daniel Barenboim's CD
On my new piano in Clementine (free ware player für MacOS) geöffnet und über USB an den Hilo weitergereicht. Beim Umschalten auf Dante (geht sehr schnell: VSC per Mausklick stoppen, Dante verschwindet als aktives Ausgabegerät und USB ist sofort aktiv) hört man sehr schnell, dass die Lokalisation erheblich besser wird gegenüber USB. Anschlag und Ausklingen einzelner Tasten sind mit Dante räumlich homogen zusammen, bei USB hat man den Eindruck eines etwas diffuseren Klangbilds. Frappierend ist auch, wie sich mit Dante der Raum von eher eindimensional auf deutlich zweidimensional öffnet! Das Piano steht jetzt deutlich klarer umrissen im Raum. Tonal sind mir keine Unterschiede aufgefallen.
Dante vs. Streaming
Es ist überhaupt kein Problem, Streaming für den Transporter und Dante parallel durch das Netz zu schicken, denn die Bandbreite reicht offenbar voll aus. Umschalten am DAS zwischen Dante und Transporter ermöglicht daher bestens A/B-Vergleiche (mit ein paar Zehntel Sekunden Verzögerung wegen Synchronisation vom Mutec).
Ergebnis: Dante ist in diesem Setup hörbar besser als das Streaming vom Media-Server
Der Unterschied ist zwar nicht ganz so groß wie zwischen Dante/USB, aber so deutlich, dass meine Frau problemlos die Varianten im Blindtest erkannte. Die Verbesserung besteht auch hier in der besseren Lokalisation, die das Klanggeschehen deutlich aufgeräumter erscheinen lässt. Es werden bei komplexeren Aufnahmen auf einmal Details hörbar, die früher nicht bewusst aufgefallen sind. Trotzdem wirkt das Klangbild keinesfalls analytisch.
Fazit:
Dass Dante USB deklassieren würde, hatte ich erwartet (ist auch im headfi-Forum in epischer Länge diskutiert worden). Dass Dante allerdings auch den Logitech Media Server plus Transporter so deutlich überflügelt, hätte ich nicht erwartet. Dabei gäbe es sogar noch Optimierungspotential im Dante-Setup: Umzug auf die andere Seite des Zimmers zu den anderen Geräten, aus 18m Kabel werden 0.90m. Clementine ist vielleicht auch nicht das Topprogramm zur Musikwiedergabe (ist allerdings iTunes deutlich überlegen!). Die Unterschiede könnten also noch zunehmen.
Lohnt sich der Aufwand?
Zugegeben, die Dante-Variante kostet summa summarum fast 900 Euro, aber der Zuwachs an Klanggewinn ist (in meiner Anlage) pro Euro erheblich größer als viele andere Maßnahmen wie z.B. Kabel. Würde ich heute meine Anlage neu konzipieren, würde ich keinen Streamer mehr kaufen, sondern schlicht einen MacMini und ein Dantegerät daran (z.B. den HD2 in der High-End-Version inklusive Dante-Karte).
Nachteile?
Durchaus: Ich kann per Controller die Sample Rate umstellen (neu booten notwendig!), bringt aber nichts, da im Midi-Controller fix 48kHz angezeigt werden und nichts anderes. Es bleibt leider stumm, wenn die SR auf etwas anderem wie 48kHz steht. Ich vermute allerdings, dass dies mit den nicht aktuellen Programmversionen (sowohl MacOS als auch die Danteprogramme) zusammenhängen könnte. Die fixe SR bei 48kHz ist für mich aber überhaupt kein Thema, da meine gerippten CDs wegen der FIR-Filter im HD2 sowieso auf 48kHz hochgerechnet sind. Wiedergabe von 44.1 oder anderen SR geht trotzdem, da wohl im Rechner eine SRC läuft.
Wie geht es bei mir weiter?
unDAES und Stromversorgung müssen noch in ein Gehäuse eingebaut werden, dann kann das Teil ins Rack umziehen.
Für den Hilo ist eine Dante-Karte angekündigt. Die ist für mich schon so gut wie gekauft, denn der Unterschied zu USB ist einfach zu groß! Ich werde dann als Erstes diverse Stereo-SACDs neu rippen (mit meinem gemoddeten Denon 4010), denn wenn die Wiedergabe über USB nicht optimal ist, wird die Aufnahme auch nicht das Bestmögliche sein.
Vielleicht kann Matthias (Matty) auch mal seine Höreindrucke schildern? Ich bin ja nur zweiter hier in Sachen Dante
Helge