Seit es den A-Bass 12 von ABACUS gibt, habe ich mit dem Gedanken gespielt, wie ein Double Bass Array damit spielen würde. Die Herren Sonder haben mich in meinem Forschungsdrang unterstützt und mir insgesamt 4 A-Bässe 12 zum Test zur Verfügung gestellt. Damit habe ich eine funktionierende Bass-Gegenbass-Konfiguration hinbekommen und hierüber möchte ich im Folgenden gerne berichten.
Bei meinen Experimenten mit den A-Bässen habe eine Reihe von Tests gemacht, deren Bericht im Einzelnen länglich würden. Bevor ich auf das gut funktionierende Setup eingehe, möchte ich meine Schlussfolgerungen aus diesen Experimenten kurz zusammenfassen in Form zweier Regeln:
1. Bass und Gegenbass dürfen keine Phasenverschiebungen gegeneinander aufweisen. Entweder also über gesonderten Ausgang an den Haupt-LS (hinter der Frequenzweiche) und gesonderten Eingang bei den Gegenbässen (unter Umgehung der Frequenzweiche) dafür sorgen, dass durch Frequenzweichen oder Filter (z.B. Hochpass) keine Phasendrehungen zwischen Bass und Gegenbass auftreten (so wie ich das mit Gerts Platine bei meinem Setup mache, siehe
hier und
hier) oder aber man verwendet Subwoofer in Parallelschaltung (so wie ich das mit den A-Bässen im Folgenden beschreibe).
2. Mit Subwoofer am Boden als Hauptbass habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ideal ist ein zweidimensionales Array (woher der DBA seinen Namen hat) sowohl bei Haupt- als auch bei Gegenbässen mit dem Ziel, jeweils eine ebene Welle zu erzeugen. Das aber geht nur mit mindestens 8 Subwoofern. Bei 4 Subwoofern muss man darauf achten, dass sie sich in derselben Höhe befinden. Ich habe in meinem Raum gute Erfahrungen damit gemacht, sie auf ein Podest in Höhe von ca. 60-80 cm zu stellen. Das muss man aber umfangreich testen (der Allison-Effekt lässt grüßen).
Aufbau
Alles Cinch-Verbindungen. Hinter der Quelle habe ich ein Cinch Y-Kabel verwendet, um die Hauptbässe und die Gegenbass-Steuerung mit einem identischen Signal zu versorgen. Die Idee ist nun, dass alle Subwoofer auf dieselben Parameter eingestellt sind.
Hochpass-Ausgang: Der A-Bass 12 besitzt einen Hochpass-Ausgang an den ich die Haupt-Lautsprecher (in meinem Fall die AGM 5.4) angeschlossen habe. Dieser Hochpass ist werkseitig fest eingestellt mit 80 Hz Trennfrequenz bei einer Steilheit von 12 dB/Oct.
Low-Pass-Frequency: Der A-Bass 12 Treiber wird via Tiefpass versorgt, diesen habe ich auf dieselben Parameter eingestellt, wie sie der Hochpass-Ausgang von Haus aus besitzt: 80 Hz, 12 dB/Oct.
Die Bass-Volume-Regler habe ich auf 2 gestellt, Low-Cut-Frequency auf 16 Hz und Distance Correction jeweils auf 0m.
Test und Feinjustage der Subwoofer
Die Haupt- und Gegenbässe habe ich übereinandergetürmt, so dass die Chassis der Haupt und Gegenbässe in ca. 15 cm Abstand direkt gegenüber standen. Dann habe ich Sinus-Signale eingespeist und den Behringer auf Verzögerung 0 aber auf Inversion gestellt. Damit waren Bedingungen für einen akustischen Kurzschluss gegeben. Ich liebe Null-Durchgänge beim Einstellen. Nix hören ist manchmal das Beste!
Auf dieser Basis konnte ich den Pegel der Gegenbässe feinjustieren. Insbesondere die Balance links/rechts. Der Einfachheit halber habe ich das am Behringer gemacht und mir die betreffenden Werte gemerkt (linker Kanal war 2,4 dB lauter als der rechte). Man kann diese Justage aber auch an den Volumenreglern der A-Bässe vornehmen.
Zweiter Nutzen durch den provozierten akustischen Kurzschluss: Ich konnte prüfen, ob sich nicht doch eine Phasenverschiebung eingeschlichen hat. Siehe da, einer der Regler für die Steilheit des Tiefpasses stand bei 18 dB pro Oktave. Das ist bei diesem Verfahren sofort aufgefallen.
Einmessen des Gegenbasses.
Ich bin nach dem hier:
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 120#p53612
beschriebenen Verfahren vorgegangen. Folgende Schritte habe ich ausgeführt:
1. Grobeinstellung entsprechend der Strategie, wie der Gegenbass feuern soll. Bei mir stehen die Haupt-Bässe
nicht an der Hauptwand. Die Gegenbässe dagegen stehen (zwingend) an der Gegenwand. Ich feuere zweimal (1) wenn die erste Wellenfront, die von den Hauptbässen direkt abgestrahlt wird, auf die Gegenwand/Gegenbässe trifft und (2) wenn die Wellenfront, die von den Haupt-LS nach hinten abgestrahlt wurde, an der Hauptwand reflektiert auf die Gegenwand/Gegenbässe trifft. Beide Werte habe ich eingetragen und 3dB Pegelabstand dazwischen vorgesehen (2) leiser als (1).
2. Nulldurchgänge Pegel Feuer (1)
3. Nulldurchgänge Pegel Feuer (2)
4. Nulldurchgänge Verzögerung Feuer (1)
5. Nulldurchgänge Verzögerung Feuer (2)
6. Test auf Balance rechts / links (Eingangssignal)
Wenn jede Änderung eines der Parameter zu einer Verschlechterung der Wirksamkeit des Gegenbasses führt, ist alles richtig einstestellt.
Messungen
Ich habe ein gematchtes Pärchen Rode NT5 Mikrofone aufgestellt. Einmal am Hörplatz (Kanal 1) in Hörrichtung ausgerichtet und einmal an der Rückwand (Kanal 2) zur Wand hin gerichtet. Die Mics habe ich mit dem Fireface verbunden und die Pegel über DIGICheck verglichen. Meine Fundamentalfrequenz von 36 Hz in Raumlänge hat folgende Situation ergeben - ohne Gegenbass:
Und mit Gegenbass:
Das ist eine Reduktion um ca. 14 dB bezogen auf die Resonanzfrequenz von 36 Hz.
Und wie klingt es?
Es ging um einen Proof of Concept. Das wurde erreicht und das ergibt sich schon aus den Mikrofon-Messungen. Das lässt sich natürlich auch hören: Bei kritischen Stücken kommt der Bass trockener und der Druck in den Ohren lässt nach. Bei der Fundamentalresonanz (bei mir 36 Hz) ist es eine deutlich hörbare Verbesserung durch den Gegenbass. Insgesamt kommt ein sehr schönes Bass-Fundament in den Hörraum. Hierzu zwei Hörbeispiele:
(1) Jacques Loussier Trio, the 50th Anniversary, 4. Stück, Vivace From Concerto In C Minor.
Hier geht es vor allem um die kräftige, ostinate Basstrommel. Wenn dieses Stück ohne Korrektur in meinem Hörraum ohne Gegenbass gespielt wird, wird die Fundamentalresonanz von 36 Hz so stark angeregt, dass man einen unangenehmen Druck in den Ohren verspürt. Mit dem Gegenbass ist die große Basstrommel trocken und druckvoll ohne zu neven.
(2) Mercedes Sosa - Misa Criolla, 1. Stück.
Die Rahmentrommel muss knochentrocken und abgrundtief kommen, räumlich gut differenziert sein und es muss auch ein Eindruck entstehen, wie groß diese Trommel ist und welches Ausschwingverhalten sie hat. Mit den vier A-Bässen 12 kommt die große Rahmentrommel sehr schön körperlich und gut differenziert.
Vergleich mit meinem Standard-Setup
Wenn ich den Bass-Gegenbass auf Basis der ABACUS A-Bässe 12 vergleiche mit meinem Standard-Setup (AGM 5.4 als Hauptlautsprecher und BM6en als Gegenbässe, Details siehe
hier), so wirkt mein Standard-Gegenbass besser. Der Bass ist bei kritischen Frequenzen noch trockener und präziser. Ich führe das u.a. auf folgende zwei Aspekte zurück.
(1) Die 5.4 bringen mit iherer Anordnung der Bass-Chassis von Haus aus einen zweidimensionalen Bass-Array mit, was offenbar zu einer besseren Annäherung an das Ideal der ebenen Welle führt und die Gegenbass-Architketur besser wirken lässt, auch wenn ich als Gegenbässe im Normalbetrieb nur zwei einzelne BM6en verwende (und eben kein zweidimensionales Array).
(2) Die sensorische Regelung der Bässe wie der Gegenbässe scheint mir den Bass insgesamt präziser zu machen. Dieser Vergleich tut den A-Bässen vom Aufwand her ein wenig Unrecht. Man muss sehen, dass ein A-Bass Subwoofer 1,25 k€ kostet und dafür mit seinem 30 cm Bass-Chassis und einer Leistungsaufnahme von 250W einen wundervollen Bass-Druck macht.
Soweit mein Bericht. Wenn Euch bestimmte Details interessieren, lasst es mich bitte wissen. Ich ergänze das gerne.
Beste Grüße
Harald