Hallo,
ich versuch mal einen Erklärungsansatz. Das Zopfgeflecht erzeugt ein Unbonded Pair mit geringerer Kapazität zwischen den Leitern als eine eng verdrillte Leitung (Boded Pair). Die Augen, die sich zwischen beiden Signalleitern bilden, sorgen lokal für kleine Feldstärkeunterschiede je nach Einfallswinkel/Polarisationsebene der HF. Die + und - Leitungen sind zudem unterschiedlich orientiert gewendelt.
Ich hatte mich bisher auf
Gleichspannung Dielectric Bias konzentriert, womit quer zum Leiter das Isoliermaterial vorgeladen wird, aber die
elektrische Koerzitivfeldstärke kann man auch mit HF erzeugen.
Beim Zopf sind die Kapazitäten zwischen gleichstarken Doppelleitern gleich, gegenüber dem einzelnen Masselleiter vermutlich etwas geringer. Zwischen den Signalleitern liegt die doppelte Spannung an, gegenüber Signalmasse jeweils nur die einfache Spannung (Symmetrie).
Dieser auf die Masse der Signalquelle bezogene Ansteuerung steht die reine zwischen den Signalleitern bezogene Eingangsverarbeitung an, basierend auf das Potenzial der eigenen Signalmasse, irgendwie angekoppelt an die Empfänger-Gehäusemasse.
Quelleseitig findet man meist Ausgangskoppelkondensatoren, mit einem hochohmigen Widerstand nach Signalmasse, damit ist das Signal symmetrisch. Empfängerseitig greift die Gleichtaktunterdrückung von Störungen, idealerweise wird die reine SIgnaldifferenz verstärkt, Gleichtakt NF vollständig unterdrückt, wieweit das im HF-Bereich gelingen kann, ist fraglich.
Hier ist ein Bild der Kennlinien bei der HF-Vormagnetisierung der Magnetbandaufzeichnung:
Unten das NF Signal, welches mit dem HF-Signal gemischt ist,
Oben die Kennlinien: Hysteresiskurven und die resultierende Remanenzkurve.
Rechts das Gemisch nach Spiegelung an der Kennlinie.
Rechtsaußen das unverzerrte Resultat nach Wegfall der HF.
Prinzipiell gibt es zu jeder magnetischen Eigenschaft auch eine entsprechende elektrische Komponente.
Ärgerlich ist, dass es auf elektrischer Ebene so lange gedauert hat, bis die uns hier interessierenden Zusammenhänge allmählich formuliert wurden.
Die dielektrische Absorption von Isoliermaterialien hat
Bob Pease hier gut zusammengefasst.
Die Geschichte zur Vormagnetisierung bis zum Patent 1940 kann man
hier nachlesen, da gibt es einen großen zeitlichen Vorsprung, weil die magnetische Aufzeichnung am klirrarmen Ergebnis am magnetischen Speichermedium gemessen wird, bei Kabeln hingegen haben wir es mit einem in die Länge gezogenen Kondensator zu tun, wo Einspeisung und Abnahme räumlich maximal getrennt sind (bei der Magnetbandaufnahme ist es ein zeitlicher Abstand), aber das Dielektrikum ist nicht danach ausgesucht, maximal zu speichern, das Gegenteil ist der Fall. Hier geht es um den Mikrobereich, nicht um eine Klirrreduktion von anfänglich 10% auf unter 3%, wie einst bei der Magnetbandaufzeichnung, sondern um Größenordnungen im Bereich menschlicher Wahrnehmbarkeitsschwellen. Aber das genannte Zahlenverhältnis bei der Klirrreduktion könnte etwa hinkommen.
Vielleicht inspiriert mein Beitrag die Experten zu weiteren Schlussfolgerungen.
Grüße Hans-Martin