Liebe Kabelfreunde,
meine Tests sind in der Zwischenzeit weitergegangen und ich will versuchen, meine Ergebnisse einigermaßen nachvollziehbar darzustellen.
Ich muss vorweg schicken, dass alle Vergleiche, die jetzt kommen, wesentlich schwieriger waren als die vorherigen. Zwischen diesen Kabeln sind keine Welten. Nachdem ich mich aber hineingehört habe und immer wieder verschiedene Musikstücke verglichen habe, so kam ich am Ende doch immer zu klaren Ergebnissen. Ich stelle die Unterschiede plakativ dar, aber da liegen keine Klassenunterschiede vor. Mit jedem dieser Kabel könnte ich zufrieden Musik genießen und – wer weiß – vielleicht wird das bei anderen Komponenten, die ich verbinden will, auch nochmal ein Thema für mich und führt mich auf andere Bewertungen.
Und ich möchte danke sagen an Winfried (darwols)! Du hast mich in den letzten Wochen immer wieder besucht und mit Dir zusammen konnte ich jeden Schritt verifizieren. Das war sehr spannend - vom einfachsten Klingeldraht angefangen. Dank aber auch an Dich, Frank (frankl). Durch Deine Kabel kam ich überhaupt erst auf das schmale Brett, dass man da selbst was basteln kann, was man auch hören mag. Und Du, lieber Hans-Martin hast mich auf diesem Weg begleitet, mir sehr viele praktische Tipps gegeben und mit HM-grün gleich am Anfang konkret demonstriert, was möglich ist.
Ausgehend von dem letzten Test mit und ohne Schirmung war klar, dass es auf das richtige Maß an Abschirmung ankommt (immer in Bezug auf meinen Anwendungsfall / meine Testkette – das habe ich
weiter oben alles beschrieben). Der bisher zuletzt beschriebene Test war mit einfach-Klingeldraht gemacht und ich wollte wissen, wie sich hochwertigere Teflon-isolierte Aderleiter verhalten. Man ist dann schnell wieder bei einer Vielzahl von Varianten. Aber da musste ich eben durch.
Wieviel Masse darf's denn sein bei Teflon-isolierten Kabeln?
Erste Runde: die dünneren Aderleiter
Bisher habe ich die Kabel zwar im Text beschrieben und auch Bilder beigefügt. Aber das würde jetzt unübersichtlich. Vor allem sehen die Bilder bei gleichfarbig isolierten Materialien doch sehr ähnlich aus. Ich will die Kabel daher jeweils mit einem kleinen "Steckbrief" charakterisieren. Fangen wir mit dem 9er an.
9er Black
- Aderleiter: Alpha Wire 5855 22AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,38 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, 19 Litzen, silberplattiniert
- Isolator: PTFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 3
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 3
Also besteht das 9er aus 9 Leiter-Verbindungen, jeweils 3 für + und - sowie eben 3 für die Signalmasse.
Die Herstellmethode ist immer die gleiche. Wenn mehr als zwei Leiter pro Pin verwendet werden, wird die doppelte Länge genommen, der Leiter halbiert, in der Mitte abisoliert und gekrächt / zusammengebogen. Diese Stelle wird an den Stecker angelötet. Ist ein dritter Leiter erforderlich – wie hier beim 9er – kommt ein weiterer Einzel-Leiter dazu. Dann werden die Leiter für jeden Pin verdrillt – beim 9er also also jeweils als dreier-Drill. Und schließlich werden die drei resultierenden Stränge zum Zopf verflochten. Eigentlich eine langweilige Beschäftigung, aber ich will ja auch mal was selbst machen.
Aus dem gleichen Material habe ich ein 7er hergestellt, bei dem ich für die Signalmasse nur einen Leiter verwendet habe.
7er Black
- Aderleiter: Alpha Wire 5855 22AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,38 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, 19 Litzen, silberplattiniert
- Isolator: PTFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 3
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 1
Mit von der Partie war wieder das,
weiter oben schon beschriebene „Black“, das als 6er für jede Verbindung jeweils zwei Aderleiter verwendet.
6er Black
- Aderleiter: Alpha Wire 5855 22AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,38 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, 19 Litzen, silberplattiniert
- Isolator: PTFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 2
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 2
Hier nochmal das Bild vom 6er Black
Nun wie hören sich diese Kabel im Vergleich an? Beim Vergleich des 6er mit dem 9er gewinnt für mich das 6er. Das 6er bringt mehr Details und ist feiner auflösend. Das 9er macht ein kohärenteres, kompakteres Klangbild, was auch etwas für sich hat, liefert aber eben weniger Details.
Beim Vergleich zwischen dem 6er und dem 7er gewinnt für mich klar das 7er. Das 7er macht ein klareres Klangbild und bringt noch etwas mehr Details als das 6er. Also ist das 7er der Ausgangspunkt für die weiteren Tests.
Halbfinale: Dünnere vs. dickere Aderleiter
Jetzt ging es darum, das etwas dickere Material 0,62 mm² Leiterquerschnitt zu verwenden und mit dem Ergebnis der dünneren Aderleiter zu vergleichen. Dreifach kann ich den Leiter dann nicht mehr nehmen, das schaffe ich bei den Lötkontakten nicht. Aber zweifach geht – ich hatte das wie
weiter oben beschrieben schon gemacht bei dem Trikolore 5, das ein 6er ist.
Nach den
Tests mit PVC-isoliertem Material hatte ich herausgefunden, dass ein 5er dieser Machart einem 6er überlegen ist. Es ging also darum, das 5er aus dickerem Material gegen das o.g. 7er Black, dem Klassensieger aus dünnerem Aderleiter, zu vergleichen.
5er Trikolore 5
- Aderleiter: Alpha Wire 5856 20AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,62 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, 19 Litzen, silberplattiniert
- Isolator: TFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 2
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 1
Der Testausgang 7er Black gegen 5er Trikolore 5 war ein ziemliches Kopf-an-Kopf-Rennen. Das 7er war weniger genau aber in sich stimmiger, während das 5er etwas genauer und packender war aber andererseits etwas weniger gut in der räumlichen Darstellung. Dennoch dem 5er gebe ich den Vorzug. Ob dieses 5er aber jetzt „mein“ Kabel sein sollte – da musste noch ein Test gemacht werden...
Zwischenspiel 2: Was passiert bei Gewebeschlauch?
Bevor ich zu meinem letzten Test komme, erst noch ein "Rand"effekt, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Die geflochtenen Kabel aus Aderleitern sind zwar nicht schlecht, aber für den harten HiFi-Alltag wünschte man sich doch ein Gewebe drum herum. Ich habe mir einfaches, dünnes, schwarzes, gut gewebtes, flexibles Gewebe bei der Nadel besorgt, das wohl gerne für solche Zwecke verwendet wird. Damit habe ich das o.g. 7er Black sowie das 5er Trikolore 5 ummantelt. Das ist zwar ein zusätzlicher Arbeitsschritt, aber es macht das resultierende Kabel widerstandsfähiger.
Nach kurzem Hören mit dieser Konstruktion wurde aber sehr schnell klar, dass diese Maßnahme kontraproduktiv ist. Die Kabel klangen – im Vergleich zu den bisherigen Erfahrungen – geradezu verhangen. Feindynamik ging verloren und das änderte sich sofort, als ich den Gewebeschlauch aufgeschnitten und entfernt hatte. Ganz offensichtlich hat nicht nur die Isolation zwischen den Aderleitern ihren Einfluss sondern auch das, was außen herum passiert. Auch wenn es das resultierende Kabel mechanisch empfindlicher macht und man noch viel besser darauf aufpassen muss, für mich war sofort klar, dass ich ohne den Gewebeschlauch weitermachen werde.
Finale: Solid Core vs. Litzenleiter
Nun aber zu meinem letzten Test. Wie ich oben geschrieben habe, wurden bei den Teflon-isolierten Aderleitern bisher immer Leiter verwendet die aus 19 Litzen zusammengesetzt sind. Alpha Wire stellt aber auch Aderleiter her, die nur aus einem zylindrischen Kupferleiter bestehen – also Solid Core ausgeführt sind. Auch dieses Solid Core ist silberplattiniert. Der Querschnitt ist ein bisschen kleiner bei sonst gleichen elektrischen Eigenschaften wie beim Litzenkabel. Aus diesem Material habe ich also ein 5er hergestellt, denn das war die Konstruktion, die sich am besten bewährt hatte.
5er Big Black Solid Core
- Aderleiter: Alpha Wire 2856/1 20AWG
- Leiterquerschnitt je Ader: 0,52 mm²
- Leitermaterial: Kupfer, solid core, silberplattiniert
- Isolator: PTFE (Teflon)
- Anzahl der Leiter für Hot (+, Pin 2) und Return (-, Pin 3) jeweils: 2
- Anzahl der Leiter für die Signalmasse (Pin 1): 1
Auf den Vergleich mit dem 5er Litze (5er Trikolore 5, s.o.) war ich besonders gespannt. Denn ich hatte schon viel Gutes über solid core Kabel gehört, hatte aber zunächst keinen solchen Aderleiter gefunden mit Teflon-Isolation.
Im ersten Moment – als ich das 5er solid core gehört habe – war ich etwas erstaunt und verwirrt. Die Aufnahme, die ich immer als Referenz genommen hatte, zeigte zum ersten Mal Schwächen in der räumlichen Darstellung. Details waren alle da, die Darstellung sehr schön kohärent, alles fein lokalisierbar. Aber der Gesamteindruck war so unspektakulär, wo war die Finesse geblieben, die ich von den bisherigen Kabeln kannte?
Zurück auf das 5er Trikolore wurde klar, dass dieses leicht verfärbt (nur leicht, auf sehr hohem Niveau). Was dabei herauskommt, ist leicht geschönt – nicht richtig in meinen Ohren. Nach dem Vergleich mit anderen Aufnahmen war klar: das 5er solid core ist nochmals besser als alle bisherigen Kabel. Und dabei völlig unspektakulär – wie immer, wenn es richtig gut ist.
Fazit: Das 5er solid core ist mein Sieger. Ich werde von dieser Konstruktion weitere herstellen, um die Tonbandmaschine mit dem Dolby-Dekodierer und den Dolby-Dekodierer mit dem Vorverstärker und den Vorverstärker wiederum mit den Lautsprechern zu verbinden. Insgesamt habe ich 12 Testkabel, die ich behalten werde und mit denen ich – abhängig von den zu verbindenden Geräten – austesten kann, ob Natürlichkeit und Detailreichtum bei anderen Verbindungen als zwischen Bandmaschine und Vorverstärker mich nicht doch eine andere Konstruktion bevorzugen lässt.
Mit ca. 70€ für 30m Aderleiter und den ca. 14 € für die XLR Stecker habe ich eine unglaubliche Qualität hinbekommen. Besser geht sicher. Aber selten habe ich eine solches Preis-Leistungsverhältnis erlebt.
Viele Grüße
Harald