Yamaha NS-1000 M Generalüberholung
Verfasst: 06.10.2016, 19:03
Hallo zusammen,
Ich liege schon seit längerem auf der Lauer nach einem Paar Yamaha NS-1000M Lautsprechern. Diese sind mittlerweile - zu angemessenen Konditionen - schwer zu ergattern und steigen seit Jahren ständig im Wert.
Besagte Lautsprecher haben heute einen absoluten Kultstatus und sind für viele Leute eine Ikone der goldenen Hifi-Ära; lange vor meiner Zeit.
Eines Tages sah ich ein Angebot welches meinen Vorstellungen entsprach.
Hier ein paar Fotos aus dem Inserat:
Der Zustand der Lautsprecher war dem Alter entsprechend, nicht aussergewöhnlich gut oder schlecht.
Ein Problem gab es jedoch.
Artikelstandort: Berlin
Ich fragte den Verkäufer ob es irgendeine Möglichkeit gäbe die Lautsprecher nach Bayern zu befördern. Wie es das Schicksal wollte, musste ein Freund des Verkäufers am darauffolgenden Tag - beruflich - nach München und erklärte sich bereit die Lautsprecher mitzunehmen. Dort holte ich sie ab.
Zuhause erstmal ein kurzer Funktionstest - Keine Höhen ... Hoffentlich die Weiche.
Oder doch nicht ...
Ganz schlechtes Zeichen ...
Zu allem Überfluss waren beide Hochtöner betroffen.
Der Verkäufer zeigte sich kooperativ und fair. So haben wir uns auf einen Preisnachlass geeinigt dessen Höhe sich am durchschnittlichen Preis der auf eBay verkauften JA-0513 Hochtöner orientierte.
Ich stellte mich darauf ein das nächste angebotene Paar zu ersteigern. Dennoch entschied ich mich die Hochtöner zu zerlegen und genauer zu inspizieren.
Wie erwartet, war die Schwingspule gerissen. Jedoch in beiden Fällen vor der Wickelung. Der Defekt konnte noch am gleichen Abend behoben werden.
Nun stand meinem eigentlichem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Die Restaurierung der Lautsprecher konnte beginnen. Dabei wurde kein Aufwand gescheut.
1.Generalüberholung der Chassis
1.1 Tieftöner
Nachdem die Gitter der Tieftöner entfernt wurden, kam folgendes zum Vorschein:
Massenhaft Dreck und eine völlig ausgeblichene Membran.
Nachdem die Membran gereinigt und neu beschichtet wurde, ergab sich ein anderes Bild:
1.2 Mitteltöner
Aus technischer Sicht gäbe es hier kein Handlungbedarf. Für die optische Wiederherstellung des Originalzustandes war neben dem Reinigen und Ausbeulen der Gitter, noch etwas anderes nötig: Sandstrahlen.
Ich habe den Aluplatten jedes Chassis erst einen feinen Schliff gegeben und sie anschliessend mit Glasperlen gestrahlt um die originale Texturierung wiederherzustellen.
Man erkennt den Unterschied ...
Nach dem Sandstrahlen wurden die Chassis nochmals von innen und aussen gesäubert, hinsichtlich Frequenzgang, Klirr und IMD messtechnisch überprüft und bei Bestehen wieder mit den ausgebeulten Gittern und Gummiringen vereint.
1.3 Hochtöner
Selbe Prozedur wie bei den Mitteltönern.
2. Frequenzweiche
In folgenden Punkten sind sich alle einig:
- Elektrolyt-Kondensatoren haben im Signalweg nichts zu suchen. Auch parallel sollen sie sich lieber nicht blicken lassen.
- Das Design der Weiche - ungeachtet der Bauteilqualität - ist nicht schlecht.
- Die originalen Terminals sind Mist.
Bei Ferritspulen gehen die Meinungen auseinander. Ich entschied mich daher die originalen Spulen beizubehalten. Alle Kondensatoren wurden durch Jantzen MKPs ausgetauscht.
Cross-Cap parallel zum Tieftöner, Z-Standard für alles andere.
Die alten Terminals mussten weg, einschliesslich der dahinterligenden Klingeldrähte.
Danach:
Selbstverständlich wurden alle L-Pads mit Kontaktreiniger behandelt. Die komplette Innenverkabelung wurde durch feinadriges OFC Kabel von Sommer Cable ersetzt.
3. Gehäuse
Die Restauration der Gehäuse war wohl, von allem, am aufwändigsten bzw. langwierigsten.
Das Furnier war in einem ausreichenden Zustand. Einige tiefere Macken mussten gespachtelt werden.
Nach dem Schleifen entstand eine ebenmässige Fläche. An den gespachtelten Stellen fehlt natürlich die Maserung, das fällt jedoch nach den Lackieren absolut nicht mehr auf.
4. Feinheiten
Die alten, oxidierten Schrauben können den frisch gestrahlen Alu Rändern nicht das Wasser reichen. Daher wurden diese durch neue V2A Schrauben, Spannringen und Unterlegscheiben ersetzt.
Die abgenutzten Dichtungsringe wurden durch “maßgeschneiderte” Zellkautschuk-Ringe ersetzt: im CAD gezeichnet, in Echtgrösse auf Haftpaier gedruckt, aus den Matten ausgeschnitten - hier kommen die Skills aus dem Kindergarten zum Einsatz.
5. Fertigstellung
Nach der Endmontage ...
... ergibt sich folgendes Bild:
Das waren sechs Wochen Arbeit - keine Angst, nicht durchgängig -, zusammengefasst in einem Beitrag.
Kommentare sind erwünscht.
Ich liege schon seit längerem auf der Lauer nach einem Paar Yamaha NS-1000M Lautsprechern. Diese sind mittlerweile - zu angemessenen Konditionen - schwer zu ergattern und steigen seit Jahren ständig im Wert.
Besagte Lautsprecher haben heute einen absoluten Kultstatus und sind für viele Leute eine Ikone der goldenen Hifi-Ära; lange vor meiner Zeit.
Eines Tages sah ich ein Angebot welches meinen Vorstellungen entsprach.
Hier ein paar Fotos aus dem Inserat:
Der Zustand der Lautsprecher war dem Alter entsprechend, nicht aussergewöhnlich gut oder schlecht.
Ein Problem gab es jedoch.
Artikelstandort: Berlin
Ich fragte den Verkäufer ob es irgendeine Möglichkeit gäbe die Lautsprecher nach Bayern zu befördern. Wie es das Schicksal wollte, musste ein Freund des Verkäufers am darauffolgenden Tag - beruflich - nach München und erklärte sich bereit die Lautsprecher mitzunehmen. Dort holte ich sie ab.
Zuhause erstmal ein kurzer Funktionstest - Keine Höhen ... Hoffentlich die Weiche.
Oder doch nicht ...
Ganz schlechtes Zeichen ...
Zu allem Überfluss waren beide Hochtöner betroffen.
Der Verkäufer zeigte sich kooperativ und fair. So haben wir uns auf einen Preisnachlass geeinigt dessen Höhe sich am durchschnittlichen Preis der auf eBay verkauften JA-0513 Hochtöner orientierte.
Ich stellte mich darauf ein das nächste angebotene Paar zu ersteigern. Dennoch entschied ich mich die Hochtöner zu zerlegen und genauer zu inspizieren.
Wie erwartet, war die Schwingspule gerissen. Jedoch in beiden Fällen vor der Wickelung. Der Defekt konnte noch am gleichen Abend behoben werden.
Nun stand meinem eigentlichem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Die Restaurierung der Lautsprecher konnte beginnen. Dabei wurde kein Aufwand gescheut.
1.Generalüberholung der Chassis
1.1 Tieftöner
Nachdem die Gitter der Tieftöner entfernt wurden, kam folgendes zum Vorschein:
Massenhaft Dreck und eine völlig ausgeblichene Membran.
Nachdem die Membran gereinigt und neu beschichtet wurde, ergab sich ein anderes Bild:
1.2 Mitteltöner
Aus technischer Sicht gäbe es hier kein Handlungbedarf. Für die optische Wiederherstellung des Originalzustandes war neben dem Reinigen und Ausbeulen der Gitter, noch etwas anderes nötig: Sandstrahlen.
Ich habe den Aluplatten jedes Chassis erst einen feinen Schliff gegeben und sie anschliessend mit Glasperlen gestrahlt um die originale Texturierung wiederherzustellen.
Man erkennt den Unterschied ...
Nach dem Sandstrahlen wurden die Chassis nochmals von innen und aussen gesäubert, hinsichtlich Frequenzgang, Klirr und IMD messtechnisch überprüft und bei Bestehen wieder mit den ausgebeulten Gittern und Gummiringen vereint.
1.3 Hochtöner
Selbe Prozedur wie bei den Mitteltönern.
2. Frequenzweiche
In folgenden Punkten sind sich alle einig:
- Elektrolyt-Kondensatoren haben im Signalweg nichts zu suchen. Auch parallel sollen sie sich lieber nicht blicken lassen.
- Das Design der Weiche - ungeachtet der Bauteilqualität - ist nicht schlecht.
- Die originalen Terminals sind Mist.
Bei Ferritspulen gehen die Meinungen auseinander. Ich entschied mich daher die originalen Spulen beizubehalten. Alle Kondensatoren wurden durch Jantzen MKPs ausgetauscht.
Cross-Cap parallel zum Tieftöner, Z-Standard für alles andere.
Die alten Terminals mussten weg, einschliesslich der dahinterligenden Klingeldrähte.
Danach:
Selbstverständlich wurden alle L-Pads mit Kontaktreiniger behandelt. Die komplette Innenverkabelung wurde durch feinadriges OFC Kabel von Sommer Cable ersetzt.
3. Gehäuse
Die Restauration der Gehäuse war wohl, von allem, am aufwändigsten bzw. langwierigsten.
Das Furnier war in einem ausreichenden Zustand. Einige tiefere Macken mussten gespachtelt werden.
Nach dem Schleifen entstand eine ebenmässige Fläche. An den gespachtelten Stellen fehlt natürlich die Maserung, das fällt jedoch nach den Lackieren absolut nicht mehr auf.
4. Feinheiten
Die alten, oxidierten Schrauben können den frisch gestrahlen Alu Rändern nicht das Wasser reichen. Daher wurden diese durch neue V2A Schrauben, Spannringen und Unterlegscheiben ersetzt.
Die abgenutzten Dichtungsringe wurden durch “maßgeschneiderte” Zellkautschuk-Ringe ersetzt: im CAD gezeichnet, in Echtgrösse auf Haftpaier gedruckt, aus den Matten ausgeschnitten - hier kommen die Skills aus dem Kindergarten zum Einsatz.
5. Fertigstellung
Nach der Endmontage ...
... ergibt sich folgendes Bild:
Das waren sechs Wochen Arbeit - keine Angst, nicht durchgängig -, zusammengefasst in einem Beitrag.
Kommentare sind erwünscht.