HF-Noise - ein Problem für jede Audioanlage
Verfasst: 13.10.2016, 16:24
Hallo zusammen,
da ich mich inzwischen fast täglich über das Thema „HF-Noise“ unterhalte, will ich hiermit mal versuchen, einen größeren Kreis mit einzubeziehen. Insbesondere nach dem Testaufbau zur Bewertung unterschiedlicher Quellen beim Forumstreffen scheint es mir ein guter Zeitpunkt. Ich finde, in der heutigen digitalen Welt sollte sich jeder mit einer Musikanlage im Heim damit auseinandersetzen, und gemessen daran, ist es erstaunlich wenig Thema.
Mein Erfahrungsschatz zu diesem Thema ist reichhaltig und reicht weit zurück in Zeiten zu denen ich noch nicht einmal an Hardwareentwicklung dachte. Zum Teil erkenne ich die Effekte aber auch erst heute als zum Thema gehörig. Die wichtigsten Dinge sind hier zusammengefasst (seht mir bitte die Hersteller bezogene "Färbung" nach, kann ja jeder einordnen und trotzdem steht denke ich viel allgemein Interessantes drin. Bis Seite 3 ist zugegeben viel Afi+USB drin, ab Seite 4 wird es allgemeiner):
http://www.artistic-fidelity.de/Docs/HF-Noise.pdf
Zugegeben habe ich auch dazugelernt seit Afi+USB auf dem Markt ist. Natürlich habe ich sofort Ursachenforschung betrieben, als erste Berichte über unterschiedlich klingende USB-Kabel kamen. In Kürze zusammengefasst ist mein derzeitiger Stand aller Untersuchungen: Ja, der direkte Pfad, der durch den Afi+USB sehr effektiv entkoppelt wird und wodurch man mit wenig Aufwand bereits sehr gute Ergebnisse erreichen kann, ist die mit Abstand wichtigste Größe beim Thema Klangeinfluss von Rechner. Leider ist der Rechner aber trotzdem nicht ganz raus aus der „Rechnung“, auch wenn der direkte Pfad entsprechend behandelt wird, einfach dadurch dass der Rechner im gleichen Raum existent ist, Stichwort EMV.
Das Ergebnis des Tests beim Forumstreffen war mir folglich eigentlich bereits im Vorfeld klar: Ja, man wird bestimmt Unterschiede zwischen den Quellen hören, auch wenn vielfach Afi+USB benutzt wurde. (Wobei die Ketten hier teils unterschiedlich waren: Ein USB-Modul direkt am Afis und ein Afi+USB per RJ45 am Afis angeschlossen sind nicht identische Signalflüsse! Also keine volle Vergleichbarkeit.)
Jedes der Quellgeräte machte sein eigenes Feld elektromagnetischer Strahlung über die Luft und leitungsgebunden zurück ins Stromnetz. Dann hatten wir eine relativ komplexe Verkabelung, Audio analog, Audio digital und Stromnetz. Dazu erschwerend noch einige ungeschirmte Audiokabel, was immer die Zerstörung des Schirmkonzeptes mit sich bringt. Es wäre alles in allem also ein Wunder gewesen, wenn hier nicht etliche HF-Sender auf empfangsbereite Abnehmer getroffen wären. Klangunterschiede waren dann wenig überraschend.
Ich besitze beispielsweise einen DAC – ausdrücklich nicht die Eigenentwicklung – und ob der eingeschaltet oder ausgeschaltet ist, kann ich mit dem HF-Spektrum-Analyzer an den Cinch-Buchsen des Vorverstärkers messen! Nun ist der DAC noch nicht einmal ein Computer – wenn auch mit DSP drin – und somit vermutlich deutlich harmloser als jeder Rechner. Spätestens da sollte dann aber jeder Zweifel verflogen sein, ob HF sich der Audiowiedergabe überlagert, auch direkt auf der analogen Seite.
Aus meiner Sicht kann man keine digitalen Zuspieler bewerten ohne das Thema HF auf dem Schirm zu haben. Letztlich spricht das Ergebnis hier im konkreten Fall dann zwar trotzdem für die Quellen die sich gut behauptet haben, weil die in dieser Hinsicht ihre Sache mutmaßlich gut gemacht haben; wenn auch wie gesagt leider mit der Unsicherheit, dass der Signalfluss nicht identisch war. Es sagt aber dennoch m.E. nur sehr bedingt etwas darüber aus, wie sich Quelle A oder B im heimischen Wohnzimmer verhält. Wenn wir von elektromagnetischer Wechselwirkung ausgehen, gab es einfach zu viele Parameter völlig im Dunkeln bzw. zufällig gewählt. Es könnte auch zufällig die Quelle am besten tönen, die am weitesten vom Vorverstärker weg war oder die beste Stromversorgung und/oder Masseverbindung hatte. In einem solchen Rahmen mit dieser Menge an Quellen für wirklich vergleichbare Verhältnisse zu sorgen, ist denke ich eine große Herausforderung.
Das Ganze gibt also wunderbar Gelegenheit, die Thematik etwas zu erweitern. Ich verfolge ja weiterhin das Ziel, den Computer ganz aus dem klanglichen Einflussraum rauszunehmen. Afi+USB bleibt auch sicher weiterhin mein wichtigster Baustein. Der Rechner ist aber leider schwer rauszuhalten, schlicht weil er da ist. Also inzwischen auch aus meiner Sicht weiterhin Raum für optimierte Rechner oder spezielle Audiorechner bzw. Streamer. Wobei das Beispiel DAC zeigt, dass „Rechner“ zu eng gefasst ist. Im Prinzip gilt das für jedes Digitalgerät. Ich will nicht ausschließen, dass vielleicht ein Audiostreamer schlimmer als ein Tablet sein könnte… Wir müssen uns aber wohl damit abfinden, dass es keine digitale Welt ohne HF-Noise gibt. – Und wir sprechen jetzt noch nicht einmal darüber, dass es in Großstädten schnell mal 15 verfügbare WLAN-Netze im Wohnzimmer gibt und Mobilfunk noch obendrauf. – HF ist dann immer eine komplexe Angelegenheit. Je mehr Verständnis für die prinzipiellen Wechselwirkungen aber vorhanden ist, je besser lassen sich Wechselwirkungen reduzieren oder vielleicht dann doch ganz vermeiden.
Das Thema sollte man außerdem ganz ausdrücklich nicht nur auf die digitale Seite beschränken. Das Schirmkonzept und dessen strikte und effektive Umsetzung auf der analogen Seite ist genauso entscheidend; genauso Netzfilter & Co. Ein strahlender Computer ist erst einmal kein Problem. Zum Problem wird er erst, wenn die Strahlung irgendwo einkoppeln kann oder sein ins Stromnetz rückgespeistes Noise-Profil andere Geräte beeinflusst. Eine optimal konfektionierte symmetrische Strippe mit XLRs statt eine unsymmetrische Cinch-Verbindung zur Anlagenverkabelung kann vielleicht mehr bewirken als ein hochoptimierter Rechner… Vielleicht ist diese Seite auch noch viel wichtiger, denn das alles hilft auch gegen WLAN und Mobilfunk.
Viel Vergnügen bei der Diskussion und hoffentlich auch eigenen Experimenten!
Viele Grüße
Ralf
da ich mich inzwischen fast täglich über das Thema „HF-Noise“ unterhalte, will ich hiermit mal versuchen, einen größeren Kreis mit einzubeziehen. Insbesondere nach dem Testaufbau zur Bewertung unterschiedlicher Quellen beim Forumstreffen scheint es mir ein guter Zeitpunkt. Ich finde, in der heutigen digitalen Welt sollte sich jeder mit einer Musikanlage im Heim damit auseinandersetzen, und gemessen daran, ist es erstaunlich wenig Thema.
Mein Erfahrungsschatz zu diesem Thema ist reichhaltig und reicht weit zurück in Zeiten zu denen ich noch nicht einmal an Hardwareentwicklung dachte. Zum Teil erkenne ich die Effekte aber auch erst heute als zum Thema gehörig. Die wichtigsten Dinge sind hier zusammengefasst (seht mir bitte die Hersteller bezogene "Färbung" nach, kann ja jeder einordnen und trotzdem steht denke ich viel allgemein Interessantes drin. Bis Seite 3 ist zugegeben viel Afi+USB drin, ab Seite 4 wird es allgemeiner):
http://www.artistic-fidelity.de/Docs/HF-Noise.pdf
Zugegeben habe ich auch dazugelernt seit Afi+USB auf dem Markt ist. Natürlich habe ich sofort Ursachenforschung betrieben, als erste Berichte über unterschiedlich klingende USB-Kabel kamen. In Kürze zusammengefasst ist mein derzeitiger Stand aller Untersuchungen: Ja, der direkte Pfad, der durch den Afi+USB sehr effektiv entkoppelt wird und wodurch man mit wenig Aufwand bereits sehr gute Ergebnisse erreichen kann, ist die mit Abstand wichtigste Größe beim Thema Klangeinfluss von Rechner. Leider ist der Rechner aber trotzdem nicht ganz raus aus der „Rechnung“, auch wenn der direkte Pfad entsprechend behandelt wird, einfach dadurch dass der Rechner im gleichen Raum existent ist, Stichwort EMV.
Das Ergebnis des Tests beim Forumstreffen war mir folglich eigentlich bereits im Vorfeld klar: Ja, man wird bestimmt Unterschiede zwischen den Quellen hören, auch wenn vielfach Afi+USB benutzt wurde. (Wobei die Ketten hier teils unterschiedlich waren: Ein USB-Modul direkt am Afis und ein Afi+USB per RJ45 am Afis angeschlossen sind nicht identische Signalflüsse! Also keine volle Vergleichbarkeit.)
Jedes der Quellgeräte machte sein eigenes Feld elektromagnetischer Strahlung über die Luft und leitungsgebunden zurück ins Stromnetz. Dann hatten wir eine relativ komplexe Verkabelung, Audio analog, Audio digital und Stromnetz. Dazu erschwerend noch einige ungeschirmte Audiokabel, was immer die Zerstörung des Schirmkonzeptes mit sich bringt. Es wäre alles in allem also ein Wunder gewesen, wenn hier nicht etliche HF-Sender auf empfangsbereite Abnehmer getroffen wären. Klangunterschiede waren dann wenig überraschend.
Ich besitze beispielsweise einen DAC – ausdrücklich nicht die Eigenentwicklung – und ob der eingeschaltet oder ausgeschaltet ist, kann ich mit dem HF-Spektrum-Analyzer an den Cinch-Buchsen des Vorverstärkers messen! Nun ist der DAC noch nicht einmal ein Computer – wenn auch mit DSP drin – und somit vermutlich deutlich harmloser als jeder Rechner. Spätestens da sollte dann aber jeder Zweifel verflogen sein, ob HF sich der Audiowiedergabe überlagert, auch direkt auf der analogen Seite.
Aus meiner Sicht kann man keine digitalen Zuspieler bewerten ohne das Thema HF auf dem Schirm zu haben. Letztlich spricht das Ergebnis hier im konkreten Fall dann zwar trotzdem für die Quellen die sich gut behauptet haben, weil die in dieser Hinsicht ihre Sache mutmaßlich gut gemacht haben; wenn auch wie gesagt leider mit der Unsicherheit, dass der Signalfluss nicht identisch war. Es sagt aber dennoch m.E. nur sehr bedingt etwas darüber aus, wie sich Quelle A oder B im heimischen Wohnzimmer verhält. Wenn wir von elektromagnetischer Wechselwirkung ausgehen, gab es einfach zu viele Parameter völlig im Dunkeln bzw. zufällig gewählt. Es könnte auch zufällig die Quelle am besten tönen, die am weitesten vom Vorverstärker weg war oder die beste Stromversorgung und/oder Masseverbindung hatte. In einem solchen Rahmen mit dieser Menge an Quellen für wirklich vergleichbare Verhältnisse zu sorgen, ist denke ich eine große Herausforderung.
Das Ganze gibt also wunderbar Gelegenheit, die Thematik etwas zu erweitern. Ich verfolge ja weiterhin das Ziel, den Computer ganz aus dem klanglichen Einflussraum rauszunehmen. Afi+USB bleibt auch sicher weiterhin mein wichtigster Baustein. Der Rechner ist aber leider schwer rauszuhalten, schlicht weil er da ist. Also inzwischen auch aus meiner Sicht weiterhin Raum für optimierte Rechner oder spezielle Audiorechner bzw. Streamer. Wobei das Beispiel DAC zeigt, dass „Rechner“ zu eng gefasst ist. Im Prinzip gilt das für jedes Digitalgerät. Ich will nicht ausschließen, dass vielleicht ein Audiostreamer schlimmer als ein Tablet sein könnte… Wir müssen uns aber wohl damit abfinden, dass es keine digitale Welt ohne HF-Noise gibt. – Und wir sprechen jetzt noch nicht einmal darüber, dass es in Großstädten schnell mal 15 verfügbare WLAN-Netze im Wohnzimmer gibt und Mobilfunk noch obendrauf. – HF ist dann immer eine komplexe Angelegenheit. Je mehr Verständnis für die prinzipiellen Wechselwirkungen aber vorhanden ist, je besser lassen sich Wechselwirkungen reduzieren oder vielleicht dann doch ganz vermeiden.
Das Thema sollte man außerdem ganz ausdrücklich nicht nur auf die digitale Seite beschränken. Das Schirmkonzept und dessen strikte und effektive Umsetzung auf der analogen Seite ist genauso entscheidend; genauso Netzfilter & Co. Ein strahlender Computer ist erst einmal kein Problem. Zum Problem wird er erst, wenn die Strahlung irgendwo einkoppeln kann oder sein ins Stromnetz rückgespeistes Noise-Profil andere Geräte beeinflusst. Eine optimal konfektionierte symmetrische Strippe mit XLRs statt eine unsymmetrische Cinch-Verbindung zur Anlagenverkabelung kann vielleicht mehr bewirken als ein hochoptimierter Rechner… Vielleicht ist diese Seite auch noch viel wichtiger, denn das alles hilft auch gegen WLAN und Mobilfunk.
Viel Vergnügen bei der Diskussion und hoffentlich auch eigenen Experimenten!
Viele Grüße
Ralf