es handelt sich zwar noch um ungelegte Eier, aber ich möchte hier doch einmal ein wenig spekulieren ...
Linn stellte im September 2016 für den Klimax eine komplett neue Streamer Architektur, die Katalyst DAC Architektur vor. Dies habe ich zum Anlass genommen, einmal nachzuschauen, wie lange es denn durchschnittlich dauerte, bis technologische Neuerungen beim Linn Spitzenmodell auch in die günstigeren Geräte (Akurate, Majik, Sneaky) hinein diffundierten. Nun, bei der Klimax DS Architektur dauerte es beispielsweise genau 11 Monate (Juli 2007 bis Juni 2008), bis die Neuerung nicht mehr exklusiv dem Spitzenmodell vorbehalten war, sondern bis zum Majik "runtergesickert" war (nachzulesen hier: http://docs.linn.co.uk/wiki/index.php/Majik_DS). Das läßt doch sehr konkrete Hoffnungen zu, dass die Katalyst DAC Architektur - zumindest in abgespeckter Form - ab 2017 oder 2018 auch in den günstigeren Modellen Akurate und Majik, vielleicht sogar im Sneaky zur Verfügung stehen wird.
Du, Gert, hast ja nun recht ausführlich dargestellt, aus welchen Bausteinen ein Streamer eigentlich besteht. Ich darf aus Deinem Blogeintrag über den Beginn des G-Akurate DS-1 DAC (Der G-ADS1 kommt aus dem Urlaub (das DAC Upgrade) vom 06.09.2012 zitieren:
Fortepianus hat geschrieben:So ein Streamer besteht grob gesagt aus:
1. Dem Prozessor mit Netzwerkanbindung, der auf Befehl Daten vom Netz zieht und diesen Datenstrom an die nachfolgende Digitalabteilung liefert
2. Der zugehörigen Software, die diese Datenauslese steuert und ihre Befehle dazu von extern (einem anderen Rechner, z. B. iPad) über's Netzwerk kriegt
3. Der digitalen Verarbeitung der Signale, die den Stream in das passende Datenformat (I²S, linksbündig, rechtsbündig etc.) bringt und evtl. ein Upsampling mit dazu gehöriger digitaler Filterung macht
4. Der zentralen Clock, die alles steuert
5. Dem DA-Wandler
6. Dem analogen Antialiasing-Filter, um die Samplingfrequenz zu entfernen
7. Der analogen Ausgangsstufe
8. Dem Netzteil
Linn selbst macht eine etwas gröbere Einteilung in 1. Inputs / 2. Creation / 3. Output stage
Das folgende bezieht sich auf die Bereiche 2. Creation und 3. Die analoge Ausgangsstufe - genau bei diesen beiden Bereichen setzt Linn an, um den Klang sauberer zu machen. Ich zitiere:
Der von Linn so genannte Bereich der "Creation" des digitalen Signals entspricht in Deiner Zählweise also vorwiegend der Nummer 3 und 4, nämlich der digitalen Verarbeitung der Signale, die den Stream in das passende Datenformat bringt und evtl. ein Upsampling mit dazu gehöriger digitaler Filterung macht sowie der Einbindung der Master Clock.Linn hat geschrieben:How Katalyst improves on previous designs
Katalyst delivers unparalleled precision thanks to five key areas of improvement.
Reference Level
Now completely isolated from noise to produce a high-stability Reference Level voltage that generates the signal’s amplitude without variation.
Independent Power Supplies
Independent, isolated power supplies are tailored for each process, so feedback from one process cannot influence the performance of another, resulting in far lower distortion.
Data Optimisation
Linn-designed data optimisation stage that prepares the digital signal for conversion with greater accuracy, minimising errors right at the start of the process.
Master Clock
A single high precision clock with its own independent power supply ensures greater timing accuracy throughout.
Output Driver
The new ultra-low distortion analogue output driver prepares the delicate analogue signal for transmission out of the device, making it less susceptible to noise and degradation.
Der von Linn "Output stage" genannte dritte Bereich ist beim Klimax Katalyst auch überarbeitet (analoge Ausgangs-Treiberstufen mit nunmehr ultra-niedrigen Verzerrungen) und entspricht Deiner Nummer 7.
Audio hatte den neuen Klimax Streamer in der November Ausgabe besprochen und die Katalyst-Architektur hat tatsächlich zu einer Reihe von Laborrekorden geführt. Das Rauschen lag um über 145 dB unter dem Nutzsignal, die einzige erkennbare Verzerrungskomponente k3 war niedriger als - 126 dB (k2 sogar niedriger als -135 dB), was weit jenseits von Gut und Böse liegt und was es so, außer vielleicht beim edlen Stage Tec Truematch Studiowandler (vgl. hier: http://www.professional-audio.de/test-d ... match-rmc/) bisher wohl in dieser Sauberkeit schlicht noch nie gab.
Wenn man sich nun Deine Punkte 3 bis 7 bei der neuen Katalyst-Architektur etwas genauer ansieht, so kann man in dem Bericht von audio auf Seite 33 (Artikel: "Das ist die Katalyst DAC Architecture") efahren, was zukünftig wohl alle Linn Streamer betreffen wird: Das Signal durchläuft zunächst einen Upsampler, der es auf 768 kHz/35 Bit umrechnet. Das so entstandene Signal geht dann mit 32 Bit Genauigkeit in einen Modulator, der es in ein 6-Bit-Signal mit 6,144 Megahertz Taktfrequenz umsetzt (Dein Punkt 3 - die digitale Vorverarbeitung der Signale -vor der eigentlichen Wandlung). Dieses Signal wird von 6 Einbitlern in ein Analogsignal gewandelt (Dein Punkt 5) und dann von einer extrem rauscharmen analogen Ausgangsstufe für die Weiterleitung aufbereitet (Dein Punkt 7).
Interessant hierbei ist natürlich, dass ein 6-Bit-DA-Wandler mit 6,144 MHz Taktfrequenz eine Auflösung bietet, die theoretisch 32 mal höher (5 statt 1 Bit) ist als die Auflösung von DSD 128 mit 5,6448-MHz-Takt. Der Aufwand, den Linn betreibt, um Störkomponenten aus der Versorgungsspannung rauszuhalten und die Referenzspannung des D/A-Wandlers und sein Taktsignal (Masterclock) Rausch- bzw. Jitterfrei zu halten wird so erst verständlich, denn erst dies macht den bei der digitalen Vorverarbeitung und der nachfolgenden Wandlung betriebenen Aufwand wirklich in Form von Sauberkeit/Klarheit/Schwärze des Hintergrundes - (ich muss dabei immer an Plasma- oder OLED-Fernseher denken!) hör- und erlebbar.
Meine Fragen an Dich, Gert sind nun:
1. Kann man diese neue Streamer Architektur bezüglich der Digitalen Signalaufbereitung auch als Zwitter aus PCM und Bitstream bezeichnen? Linn ist ja eigentlich kein Freund von Bitstream Technik (Lesenswert vielleicht dies hier: http://www.mojo-audio.com/blog/dsd-vs-p ... -vs-truth/), da das Format in der heutigen Zeit einfach seine Berechtigung verloren hätte (die Hoch-Zeit der 1-Bit DSD Technik war eigentlich um das Jahr 2000 herum...Sehr instruktiv dazu ein Forumsbeitrag eines Linn-Mitarbeiters aus 2013 der hier nachzulesen ist: http://forums.linn.co.uk/bb/showthread.php?tid=23096). Jetzt also doch, wenn auch dramatisch verbesserter 6-Bit Bitstream a la 2016?
2. Wird bei zukünftigen Modifikationen von Dir, wenn es denn bei Majik und Akurate so kommen würde, wie von mir vermutet, überhaupt noch Platz für den Burr Brown PCM1794A sein? Dieser benötigt ja 384 kHz Futter (und keines mit 768 kHz!), wenn sein 8-faches Oversampling deaktiviert wird.
3. Ist der Weg von Linn bezüglich Deiner Punkte 1 bis 5 (oder sogar 6) schon so gut, dass in diesem Bereich modifikationsmässig von Dir nichts mehr gemacht werden muss und für Dich eventuell nur noch Punkt 7 und 8 übrigbleibt - also zum Beispiel analoge Ausgangsstufen, die einfach noch etwas stabiler und grösser dimensioniert sein werden als sogar die Original - Katalyst Ausgangsstufen? Oder siehst Du auch bei Deinen Punkten 1 bis 5 noch ein zukünftiges Betätigungsfeld?
4. Kann es sein, dass die Jungs aus Glasgow deutschsprachige Spione eingesetzt haben, in diesem Forum heftig herumgelesen und Deine Ideen zur Klangverbesserung an Linn übermittelt haben? Es scheint jedenfalls (zumindest bis jetzt im Klimax Katalyst - Stand ab Sept. 2016) vieles von Deinen Ideen umgesetzt worden zu sein!
Wie gesagt, alles ungelegte Eier, aber trotzdem interessant zu erfahren, wie Du, Gert, die Zukunft Deiner Modifikationen siehst, wenn sich bei Linn die DAC Architektur der vierten Generation (seit 1991) und damit der ersten echten Nachfolgegeneration seit 2007 auch bei den Modellen Akurate und Majik durchgesetzt haben wird.
Immer nur das Beste,
Thorsten
(der immer noch keinen Oppo 105 D gekauft hat -und ihn Dir folglich deshalb nicht zum Umbau schicken kann-, weiter intensiv über die Anschaffung eines Majik DSM wegen wohl halbaktiver Zukunft (!) grübelt und glücklich ist, vor ein paar Wochen erfahren zu haben, dass Admin Harald auch aus Bonn stammt [und der sich deshalb schon auf ein privates Hör-Treffen mit Harald im Januar freut!])